ARD-Sommerinterview Baerbock: Wer zu spät interviewt wird, den bestraft das Thema

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Im Ver­gleich zu den Abschluss­fra­gen der ARD-Inter­views mit Laschet und Scholz war die­je­ni­ge, die an Baer­bock gerich­tet wur­de, schon eher eine Pro­vo­ka­ti­on. Sie ging aber nicht nur an die Adres­se der Kan­di­da­tin. Über­se­hen wird aller­dings, dass das Laschet – Som­mer­in­ter­view zu einer ganz ande­ren Zeit statt­fand. Dabei liegt auch die­ses erst 1 1/​2 Mona­te zurück. 

Spon­tan emp­fand ich die Fra­ge an Baer­bock als unfair. 

Die Schluss­fra­gen an die bei­den ande­ren Kanz­ler­kan­di­da­ten waren im Ver­gleich echt harm­los. Has­sels Fra­ge an Baer­bock war dafür im höchs­ten Maße poli­tisch. Von einer sexis­ti­schen Dop­pel­mo­ral weiß ich nichts. Jeden­falls habe ich sie nicht entdeckt.

Im Nach­hin­ein kann man die Fra­ge stel­len, wes­halb bei Baer­bock die­ser Maß­stab ange­legt wur­de. Womög­lich, weil er gewis­ser­ma­ßen selbst gewählt war?

Laschet könn­te die Uni­on um die Chan­ce brin­gen, erneut eine Regie­rung zu füh­ren. Er könn­te zum gro­ßen Ver­lie­rer wer­den, soll­te die Uni­on in die Oppo­si­ti­on müs­sen. Die Gestal­tungs­mög­lich­kei­ten wären für eine Legis­la­tur min­des­tens auf null gestellt. Man hät­te Laschet fra­gen kön­nen, wie er es den lie­ben Klei­nen, also sei­nen Kin­dern erklä­ren wür­de, wenn das Gestal­tungs­feld, samt der Pfrün­de, den Kom­mu­nis­ten über­las­sen würde.

Zum Zeit­punkt des Inter­views war die Lage für die Uni­on aller­dings noch eine völ­lig andere. 

Alle Insti­tu­te mel­de­ten noch knapp 30 %, wäh­rend die SPD noch immer bei 15 – 16 % lag. Die Grü­nen waren zu die­sem Zeit­punkt schon deut­lich abge­stürzt – sie hat­te Wer­te von um die 20 %. 

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Ich sehe in der Has­sel-Fra­ge kei­ne sexis­ti­sche Dop­pel­mo­ral, wie sie Cam­pact im Tweet attes­tier­te, son­dern ich betrach­te sie als die Fol­ge einer stark mora­li­sie­ren­den und aus­gren­zen­den Debat­te, die Grü­ne und FFF in sehr selbst­ge­rech­ter Art führen.

Die Fra­ge ist knall­hart. Hät­te Baer­bock nicht die­se Feh­ler gemacht, hät­te es etwas wer­den kön­nen. Die­se Ver­ant­wor­tung muss sie tra­gen. Die Fra­ge nach einer per­sön­li­chen Ver­ant­wor­tung hät­te jedem der Kan­di­da­ten gestellt wer­den kön­nen. Und das ist pas­siert. Nur nicht an einer so kri­ti­schen Stel­le der Inter­views. Und zu einem ande­ren Zeitpunkt. 

Dazu kommt, dass die am Ende des Baer­bock-Inter­views erzeug­te Bri­sanz, wahl­tech­nisch gese­hen, ver­mut­lich noch ein­mal eine nega­ti­ve Wir­kung auf die Umfra­ge­er­geb­nis­se haben könn­te. Wie­der ent­steht der Ein­druck, dass die Grü­ne Bla­se mit Kri­tik nicht umge­hen kann. Inso­fern ist die Auf­re­gung um Has­sels schon etwas infa­me Fra­ge kontraproduktiv. 

Außer­dem schlie­ße ich mich der Fra­ge bzw. dem Vor­wurf an, die in einem Tweet geäu­ßert wur­de: Has­sel wird Baer­bock doch nicht mit der Hys­te­rie über­rum­pelt haben, die die Grü­nen anfäng­lich erst in die­se Umfra­ges­phä­ren kata­pul­tiert haben? 

Der Rat der Stra­te­gen soll­te sein: Seid mal nicht so emp­find­lich. Schließ­lich tei­len Grü­ne und FFF in hef­ti­ger Manier aus, wenn jemand eine abwei­chen­de oder unlieb­sa­me Mei­nun­gen äußert. Man hät­te es umdre­hen kön­nen. Denn das Inter­view soll­te all denen vor­ge­hal­ten wer­den, die gern behaup­ten, dass ARD und ZDF links grün-ver­sifft seien. 


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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: ARD Baerbock Demokratie Deutschland Interview Wahlen

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4 Gedanken zu „ARD-Sommerinterview Baerbock: Wer zu spät interviewt wird, den bestraft das Thema“

  1. Gerhard 246 25. August 2021 um 11:52

    Ich sah die­se Fra­ge an Baer­bock zum 1. Mal und bin hoch verdutzt.
    „Wie erklä­ren Sie das ihren Kindern?!?““

    Ich bin erstaunt, was alles geht.

  2. Gerhard 246 25. August 2021 um 20:31

    So ein­fach ist das?!

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