Kaum noch „neue“ Impfwillige?

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Da stehen jede Menge Menschen in langen Schlangen und möchten sich impfen lassen. Ich schau immer gebannt auf die Dashboards und erwarte, dass sich das in den Zahlen niederschlägt.

Aber das bleibt aus. Es bewegt sich wenig – zu wenig. Heute Morgen habe ich versucht, meinen Frust zu bewältigen, indem ich mir die Zahlen noch etwas genauer als sonst angesehen habe.

Meine ernüchternde Erkenntnis ist, dass die vielen Menschen in den Schlangen zum größten Teil zur Zweitimpfung oder zum Boostern angestanden haben müssen. Mit anderen Worten: Bei den Erstimpfungen hat sich seit Anfang dieses Monats kaum etwas getan. Das bedeutet, der harte Kern von Impfgegnern lässt sich von allem, was vorgeht, überhaupt nicht beeindrucken. Und die Politik leistet dazu ihren Anteil. Heute ist Bundesliga mit Zehntausenden von Spreadern. In Schulen (NRW) brauchen die Kinder keine Masken zu tragen. Laut Ministerin Gebauer, FDP, steigen die Zahlen. Aber offenbar genügt ihr das nicht, um umzudenken. Der NRW-Ministerpräsident findet ein volles Stadion beim FC Köln ganz ok. Wir sprechen über 50.000 Zuschauer. Kein Wunder, dass viele an solchen Politikern – und nicht nur daran – verzweifeln. Derweil laufen die Intensivstationen an immer mehr Stellen im Land Gefahr, im Chaos zu versinken. Beatmete Menschen werden in Großraumflugzeugen von Bayern nach NRW geflogen, weil die dortigen Kliniken die Patienten nicht mehr versorgen können.

Die Düsseldorfer Karnevalisten haben ihren Rosenmontagszug auf das Frühjahr verlegt. Das löste in Köln Empörung aus. Vielleicht lag es daran, dass der Chef des Festkomitee Kölner Karneval im Hauptberuf Bestatter ist? Einfach nur bekloppt und so kontraproduktiv. Wer sich die Frequenz auf den Einkaufsstraßen gestern zum „Blackfriday“ anschaut, kommt aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Es war so voll, dass man sich fragt, ob die Leute eigentlich den Knall nicht gehört haben.

Söder mag keinen landesweiten Lockdown ausrufen. Ich vermute, auch in diesem Land blockiert der Koalitionspartner. Und was wäre schlimmer, weil ja bald wieder gewählt wird, wenn die Wähler durch harte Maßnahmen verprellt werden? Das ist in NRW deutlich zu spüren. Die FDP zieht die CDU (Laschet wie Wüst) am Nasenring durch die Manege.

In diesen November-Wochen haben rund eine Million Menschen eine Erstimpfung erhalten, zwei Millionen ihre Zweitimpfung und rund sechs Millionen wurden bis 22.11. geboostert. Das sind dann die etwas mehr als 8 Millionen, die im November in Summe auf der Habenseite der Vernunftbegabten stehen. So können Bilder von langen Warteschlangen täuschen. Der Rest bleibt Schweigen.

Links:
Fragen? Antworten! – infektionsschutz.de
COVID-19 Impfdashboard

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Schlagworte: Corona Impfen impfpflicht

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3 Gedanken zu „Kaum noch „neue“ Impfwillige?“

  1. Wenn ich wie fast jeden Tag im Impfdashboard nachschaue, erkenne ich die Entwicklung u.a. daran, wie sich Hessen entwickelt: Hier gab es in den letzten Wochen vor dem neuerlichen stärkeren Anstieg der Impfquote eine tägliche Zunahme von knapp 0,1 % der Impfquote (Vollständig geimpfte).

    Seit ca. dieser Woche ist der Wert auf knapp 0,2 % täglich gestiegen. Es passiert also gerade was.

    Bei 18+ haben wir – Stand gestern – eine Impfquote von 79,0 %
    Addieren wir die 12 – 17-Jährigen dazu, ist die Quote 77,0 %.

    Selbst wenn sich das in der nächsten Woche auf vielleicht 82 % / 80 % steigern lässt (davon gehe ich mal aus), dann bleiben immer noch die Kinder bis 12 Jahre (9,2 Millionen oder ca. 11,3 % der Gesamtbevölkerung), die noch nicht geimpft sind.

    Selbst wenn also die Zahl der Impfunwilligen tatsächlich ziemlich klein ist, sind es immer noch so viele, dass sich die beobachtbaren Anstiege der 7-Tage-Inzidenz erklären lassen.

    In Frankfurt z.B. hatte es in den letzten 7 Tagen durchschnittlich 401 Neuinfektionen pro Tag.

    Bei unseren Oberspaßvögeln z.B. im dünn besiedelten LK Erzgebirgskreis mit 332.000 Einwohnern feiern sie gerade eine 7-Tage-Inzidenz von 2000,5, das waren in den letzten 7 Tagen im Schnitt knapp 949 Neuinfektionen pro Tag.

    Mehr als die doppelte Zahl Neuinfektionen bei deutlich weniger als der Hälfte der Bevölkerung (gegenüber Frankfurt am Main) — da erspare ich mir mal jeden weiteren Kommentar und denke mir ganz im Stillen, was ich von größeren Teilen der Bevölkerung dort halte… 😉

    Was ich allerdings im Moment für höchst bedenklich halte, ist, dass es offenbar in Politik (und Wirtschaftsvertretern) ein allgemeines Einschießen auf die Forderung nach der allgemeinen Impfpflicht gibt bei gleichzeitig massivem Willen zur Verhinderung von Lockdowns.

    Das ist eine rein (wirtschafts-) politische Entscheidung, die sich nicht aus der Infektionssituation herleiten lässt.

    Die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht hätte nämlich gar keine unmittelbare Auswirkung auf das Infektionsgeschehen, Lockdowns allerdings schon.

    Derweil muss z.B. hier in Frankfurt unter allen Umständen der Weihnachtsmarkt und zusätzlich noch das „Black Friday-Shopping-Weekend“ stattfinden. Das ist für mich nur noch unter konsequenter wirtschaftspolitischer Ignoranz gegenüber dem Infektionsgeschehen nachvollziehbar.

    Eine Impfpflicht übrigens würde sich erst in Monaten auswirken, und das auch nur unter der Voraussetzung, dass sich nenneswert viele ihr beugen und sich impfen lassen würden.

    Ich vermute aber, dass sich vielleicht die Hälfte der noch nicht Geimpften auch bei Pflicht nicht impfen lassen wird, weil sie einen „harten Kern“ von Imfgegnern darstellt.

    Die Drohgebärden diesen gegenüber von Seiten der Politik machen sowieso nur dann Sinn, wenn man – politisch sprachgeregelt – von „Impfpflicht“ spricht und tatsächlich in Konsequenz „Zwangsimpfung“ meint.

    Das allerdings wäre in der Wirklichkeit bloß eine politisch gewollte Zwangsmaßnahme gegen unliebsame „Abweichler“ und überhaupt keine effektive Maßnahme zur Pandemiebekämpfung.

  2. Juri Nello 470 28. Nov. 21 um 05:13

    In einer Pandemie in der Schlange stehen zwecks Impfung. Klingt nicht gut.

    „Wir sprechen über 50.000 Zuschauer.“

    Warum soll das da anders sein, als bei der Arbeit? „Je größer der Arbeitgeber, desto weniger die Virenlast“ wusste der Deutsche schon letztes Jahr.
    Tönnies hat jetzt wohl Bulgaren anstelle der Rumänen.

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