Medienkasper mit Hang zum Masochismus

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Leute, wie die Journalisten, die für den „Spiegel” Deutschland und die aktu­el­le Regierung fort­wäh­rend in die Pfanne hau­en, brau­chen wir gera­de dringend. 

Verantwortungslose Schreiber haben uns durch die Pandemie gebracht, mit all ihren Irrungen und Wendungen. Sie machen alles mies, tra­gen aber ande­rer­seits nie auch nur den Hauch von Verantwortung für ihre Worte. Das wäre aber doch das Mindeste, oder?

Ich den­ke auch an so Talkshow Kasper wie Markus Lanz, der sich unter dem Beifall eines wach­sen­den Publikums sicht­bar dar­in sonnt, Verantwortungsträger – egal wel­cher Partei – in den Senkel zu stel­len. Wenn es dann eini­ge die­ser Gepeinigten wagen, auf die Verantwortung der Medien zu spre­chen zu kom­men, lehnt er im Brustton der Überzeugung jede Verantwortung ab. Dabei kann sich jeder Beobachter selbst ein Bild davon machen, wel­chen Anteil die­ses dum­me Gequatsche am Erscheinungsbild Deutschlands und sei­ner Regierung haben dürfte.

Im ver­link­ten „Spiegel”-Beitrag wer­den zunächst ledig­lich Behauptungen in die Welt gesetzt, die zum einen in den letz­ten Wochen stän­dig wie­der­holt (und unbe­wie­sen) ver­brei­tet wur­den und die zum ande­ren nur bestä­ti­gen, dass die Redakteure zwar über Formulierungsgaben, dafür aber über kein Stück Vaterlandsliebe ver­fü­gen. Sonst wür­den sie mit die­sem Mist, der zum Teil aus Brüssel und Warschau kol­por­tiert wird, nicht ihre Leser belästigen!

Ich war­te bereits auf die Gesichter die­ser Journalisten, wenn sich für Emmanuel Macron am Sonntag im ers­ten Wahlgang die Probleme abzeich­nen, die lei­der im Bereich des Möglichen lie­gen. Sollte es spä­ter tat­säch­lich zu einer Präsidentin Marine Le Pen kom­men, ist die EU Geschichte. Die Dame und ihre Mitstreiter machen mir kei­nen zöger­li­chen Eindruck. Man mag es nicht zu Ende den­ken: Bald könn­te Trump erneut US-​Präsident sein.

Mit einem Deutschland, das (mit die­ser oder einer ande­ren Regierung) jenen tum­ben, nai­ven „Riesen” gibt, wird es ver­mut­lich kei­ne star­ke EU mehr geben. Eine star­ke EU hat­ten Politiker län­der­über­grei­fend aber doch stets als alter­na­tiv­los bezeich­net. Wie wol­len sich die euro­päi­schen Staaten gegen­über der auf­kom­men­den Übermacht aus Asien (nicht nur China!) und den USA ansons­ten behaup­ten. Dabei war nicht ein­mal dar­an gedacht, dass es eine mili­tä­ri­sche Konfrontation sein könn­te, die ein star­kes euro­päi­sches Bündnis gera­de­zu auf­zwin­gen. Alles Makulatur, wenn Frankreich von den Rechtsradikalen gewon­nen wür­de. Le Pen liegt in aktu­el­len Umfragen nur noch weni­ge Prozentpunkte hin­ter Macron. 

Jeder, der Lambrechts Geheimniskrämerei ver­nom­men hat, wird begrif­fen haben, dass die­se in der Sache abso­lut sinn­voll ist. Das spielt in der von der Presse am Kochen gehal­te­nen Diskussion kei­ne Rolle. Es geht um die Diffamierung und Diskreditierung der Verteidigungsministerin, die die fal­sche Frisur hat, die fal­schen Klamotten trägt oder ein­fach nur ein paar Jahre zu alt aus­sieht. Jedenfalls gehts NIE um die Sache. Oder glaubt jemand, dass die Verteidigungsministerin, gera­de ein paar Monate im Amt, dafür zur Verantwortung gezo­gen wer­den soll­te, dass die deut­sche Bundeswehr weni­ger Rüstungsmaterial in Reserve hat als die Streitkräfte viel klei­ne­rer EU- und Nato-​Länder? Es ist infam, was die Medien seit Wochen gegen Frau Lambrecht anführen.

Den Trick mit dem Direkteinkauf von Waffen bei der Deutschen Rüstungsindustrie könn­te hel­fen. Aber auch die­se Firmen schei­nen die rich­ti­gen Waffen für die Ukraine nicht auf Lager zu haben. Ob die als Lösungsansatz ange­bo­te­nen „Tauschgeschäfte” (Bundeswehr lie­fert an Ukraine, deut­sche Waffenschmieden fül­len Bestände auf) hel­fen kön­nen, ver­mag ich nicht zu sagen. Ob Journalisten mit ihren Verbindungen zu Lobbygruppen und anders inter­es­sier­ten Verantwortlichen hier zu einem rich­ti­gen Gesamtbild kom­men kön­nen? Nun, sie tun jeden­falls so.

Die grau­en­haf­ten Bilder aus Butscha, die Berichte über Vergewaltigungen, Morde und Plünderungen durch die rus­si­sche Soldateska, aber auch die immer faschis­to­ide­ren Töne aus Moskau haben in die­ser Woche den Druck auf Deutschland noch ein­mal mas­siv erhöht.

Spiegel, 8.04.2022

Dass der ukrai­ni­sche Außenminister Deutschland für die rus­si­schen Kriegsverbrechen ver­ant­wort­lich macht, wie es zuvor schon Selenskyj in Richtung von Angela Merkel getan ist, soll­te auch in unse­ren Medien zu Widerspruch füh­ren. Stattdessen schla­gen sie mit den Polen, Griechen und ande­ren euro­päi­schen „Freunden” auf die deut­sche Regierung ein. Das ist für mich abar­tig und ich fra­ge mich, wie es eigent­lich sein wür­de, wenn Deutschland selbst in einen Krieg ver­wi­ckelt wür­de. Sicher wäre auf unse­re Medien Verlass. Sie wür­den alle Fehler ein­sei­tig und locker vom Hocker einer deut­schen Regierung zuwei­sen, egal, wer sie gera­de stellt. 

Die Presse gibt sich mit Mutmaßungen ab, wie man das bei einem Dreckblatt wie der „Blöd”-Zeitung ver­mu­ten könnte: 

Warum also zau­dert Berlin dann? Weil die Regierung anders als Briten, Osteuropäer und Amerikaner gar nicht auf einen voll­stän­di­gen Sieg der Ukrainer setzt? Weil sie davon aus­geht, dass Putin an der Macht bleibt und man gesprächs­fä­hig blei­ben muss? Weil sich SPD-​Mann Scholz eben doch nicht voll­stän­dig von der fata­len Russlandliebe sei­ner Partei habe lösen kön­nen, wie man es in der Union vermutet?

Der „Spiegel” räumt ein, dass es sich auch um die Auswüchse des typisch deut­schen Bürokratismus han­deln kön­ne. Eine rea­lis­ti­sche­re Variante fällt die­sen ver­mut­lich zu hoch bezahl­ten Journalisten gar nicht ein. Dabei läge sie anhand unse­res Wissens über die Kampfkraft und Ausrüstung unse­rer Bundeswehr auf der Hand. Das Land mag ein rei­ches sein. Viele sei­ner Bürger und die Bundeswehr sind es gewiss nicht. Das soll­ten Journalisten doch auch wis­sen, selbst wenn sie per­sön­lich nie mate­ri­ell in Bedrängnis waren.

Dann kommt es im Text des „Spiegel” zu Schlussfolgerungen, die die Vorwürfe gegen die Regierung ad absur­dum führt:

Die ers­ten 20 Marder könn­ten inner­halb von sechs bis acht Wochen gelie­fert wer­den, sagt der Rheinmetall-​Chef, 50 wei­te­re inner­halb von fünf bis sechs Monaten. Doch noch hängt die Sache im Kanzleramt.

Spiegel

War es nicht so, dass die Ukraine die Waffen drin­gend bzw. sofort benö­tigt? Wie kann „Spiegel” unter die­ser Voraussetzung so dumm argu­men­tie­ren und die Aussage des Rheinmetallchefs als Beleg für die Bräsigkeit unse­rer Regierung darstellen? 

Für die Instandsetzung wür­den also Wochen und Monate ins Land gehen. Aber … die Sache hängt im Kanzleramt! Wie bescheu­ert sind die­se „Spiegel”-Redakteure eigentlich?

Ich habe hier vor Tagen ein­mal vor­ge­rech­net, wie viel Geld wir an die Ukraine gezahlt haben – auch über die EU. Ich ver­lin­ke das ein­fach noch ein­mal. Aber offen­bar zählt das für die ukrai­ni­sche Regierung nicht (mehr). Jetzt gehts um Waffen. Warum wir damit nicht die­nen kön­nen, gibt nicht nur dem „Spiegel” viel Freiraum für Spekulationen. Eine der Varianten ist, dass die SPD-​geführte Regierung aus alter Russlandliebe nichts lie­fern will oder – was auch an Geschmacklosigkeit nicht zu über­bie­ten ist – weil die­se Regierung denkt, der Krieg Russlands gegen die Ukraine ende­te schnel­ler, wenn Deutschland zöger­lich bleibt, also kei­ne „Hilfe” leistet.

Die Damen und Herren „Spiegel”-Redakteure las­sen uns wis­sen, dass die pol­ni­sche Regierung (in Person des Außenministers) zu einer „Generalabrechnung” aus­ge­holt habe. Der Umgang Deutschlands mit Russland sei naiv gewe­sen, die Korrekturen zu spät. Der Herr Außenminister bemüht sinn­ge­mä­ße Worte wie der ukrai­ni­sche Präsidenten, Selenskyj: „Die Bilder aus Butscha sind das Ergebnis die­ser Verspätung”. 

Ich hal­te die­sen Vorwurf für wider­wär­tig und kann nicht ver­ste­hen, dass die „Spiegel”-Leute ihn im Ton bei­fall­hei­schend wiederholen.

Aussagen aus Estland wer­den bemüht. Es heißt, dass man dort nicht ver­ste­he, dass die­ses Land Rüstungsgüter im Wert von über 220 Millionen Euro zur Verfügung gestellt habe. Dass Deutschland inzwi­schen für rund 183 Millionen Euro Waffen gelie­fert hat (zusätz­lich zu Milliardenbeträgen (s. Link)) wird im Artikel ein­fach verschwiegen. 

Berlin zwang den Süden Europas in der Eurokrise zu einer strik­ten Austeritätspolitik, die zu Massenarbeitslosigkeit führ­te. »Damals habe ich von mei­nen deut­schen Kollegen ein Sprichwort gelernt«, sagt Maçães dem SPIEGEL. »Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Was ist dar­aus geworden?



«

Nun müs­se Deutschland die Art von Anpassungen durch­füh­ren, zu der man die Portugiesen damals gedrängt habe, sagt Maçães. Es brau­che schmerz­haf­te Reformen und auch einen Gasboykott. Bis zum Sommer und nicht erst in zwei oder drei Jahren. »Bis dahin könn­ten Zehntausende oder Hunderttausende Ukrainer tot sein.«

Was für eine Revanche! Ich neh­me an, lin­ke Kräfte in unse­rem Land wer­den hef­tig nicken. Sollte das stil­bil­dend inner­halb die­ser EU sein, soll­te Deutschland sich viel­leicht über den etwa­igen Austritt Frankreichs freu­en und selbst fol­gen. Diese gra­na­ten­mä­ßi­gen Kritiker könn­ten allein wei­ter­ma­chen. Aber man darf ja nicht belei­dig­te Leberwurst spielen. 

Was für ein Glück, dass ich kein Politiker bin und (als Rentner sowie­so) nichts zu sagen habe. Ich für mei­nen Teil wün­sche mir die Bonner Republik zurück. Da gab es noch kei­ne euro­päi­schen Nachbarn, die unser Land unbe­dingt dazu benut­zen woll­ten, sich hin­ter ihm zu ver­ste­cken. Jedenfalls ver­hiel­ten sie sich anders.

Nun haben wir unse­re Lektion nach 1945 gelernt und uns eine gewis­se Neutralität ver­passt. Nicht den Reden nach, aber dem Denken. Es wird nicht nur in man­chen Redaktionen als Langsamkeit und man­geln­de Entschlossenheit gewer­tet. Unsere Politiker haben es viel­leicht auch ver­lernt, Risiken und Verantwortung ein­zu­ge­hen. Die Wirtschaftsmacht Deutschlands, für die pri­mär unse­re Bevölkerung gesorgt hat, ist nicht gleich­zu­set­zen mit mili­tä­ri­schem Gehabe und Stärke. Unsere Nachbarn schei­nen das immer noch nicht kapiert zu haben. Dass unse­re Medienleute das so völ­lig außer Acht las­sen, spricht nicht für ihre Qualität.


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