Heute hat er Geburtstag. Cat Stevens feiert seinen 75. In fünf Jahren bin ich, so Gott will, auch schon so alt. Er ist (für mich) einer der Künstler, deren Musik ich immer trau geblieben bin, die mich während meines Lebens begleitet haben. Ich habe alle Platten von 1970 bis 1977. Und ich kann viele der Lieder mitsingen, obwohl ich immer noch kein Englisch spreche.
Klar, Musik ist Geschmackssache. Es soll Leute geben, die ihn nicht mögen, spätestens seit er zum Islam konvertiert ist. 1995 begann er seine 2. Karriere als Yusuf Islam. Inzwischen firmiert er auf allen Streaming-Kanälen unter Yusuf / Cat Stevens. Das wird es in dieser Form wahrscheinlich nicht oft geben. Ich stelle mir vor, dass für diese „Klarstellung“ eine Menge Datenbankeinträge geändert werden mussten. Aber es hat sich offenbar gelohnt – nicht nur für den Künstler.
Nach einem Besuch 1986 in Peschawar, wo er sich mit der Situation der afghanischen Flüchtlinge vertraut machte, begann er eine Zusammenarbeit mit Abdallah Azzam, dem Dschihadisten und Mentor Osama bin Ladens. Das Magazin al-Jihad veröffentlichte Werbung für Stevens’ Hilfsorganisation, und Azzams Dienstleistungsbüro produzierte und veröffentlichte von ihm gesungene Dschihad-Hymnen
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Seine Einstellung und seine Aussage zur Fatwa gegen Salman Rushdie, die 1989 vom iranischen Revolutionsführer Ajatollah Khomeini, ausgesprochen wurde, ist kritikwürdig und befremdlich. Auch seine homophoben Äußerungen und seine Einstellung zu unverschleierten Frauen haben seinen Sympathiewerten verständlicherweise nachhaltig geschadet. Was ich in diesem Zusammenhang irritierend und doch auch interessant fand im Hinblick auf Stevens Sicht auf diese Dinge, war die Tatsache, dass er von der britischen Regierung nach den schweren islamistischen Anschlägen in London im Jahre 2005 in ein Beraterteam berufen wurde, um bei der Bekämpfung islamistischer Terrorangriffe mitzuwirken.
Von Anfang bis Mitte der 1970er hat seine Musik meine Frau und mich begleitet. Danach wurde es für viele Jahre still um ihn. Als er 1977 seine Karriere beendete, war ich einerseits enttäuscht. Andererseits bewunderte ich ihn dafür, dass er so konsequent diesen Weg ging.
Cat Stevens hat einen besonderen Lebenslauf, der ihn im Hinblick darauf von seinen Kolleginnen und Kollegen in der Musikbranche ziemlich unterscheidet. Ich lernte seine Musik erst zu schätzen, als er nach langer, schwerer Krankheit 1970 und 1971 gewissermaßen seine Debüt-Alben „Mona Bon Jakon“, „Tea for the Tillerman“ und schließlich und nicht zuletzt: „Teaser and the Firecat“ abgeliefert hatte. Seine durchaus bekannten älteren Stücke habe ich erst später in „mein“ Repertoire der Cat Stevens-Werke aufgenommen. Hierzu gehörten Stücke wie „The First Cut Is The Deepest“ und „Matthew & Son“.
Ein paar Freunde, meine Frau und ich haben am 2. Dezember 1975 sein Konzert in der Philipshalle in Düsseldorf miterlebt. Wir beide sind keine geübten Konzertgänger. Die Zahl unserer Konzertbesuche ist durchaus überschaubar. Trotzdem oder gerade deshalb vielleicht, stimmen wir überein, dass dieses Konzert eines der tollsten Konzerte unseres Lebens gewesen ist.
Die Siebziger waren unsere Jahre. Es war die Musik, die Atmosphäre. Viele Dinge waren neu erfunden oder jedenfalls kamen sie uns damals noch neu vor. Natürlich zählte auch die Popmusik dazu. Musik aus dieser Anfangszeit des Pop begeistert uns bis heute. Cat Stevens gehört dazu, trotz einiger Dinge, die ich nicht gerade zu seinen Haben-Posten hinzufügen könnte.
Damals habe ich frisurtechnisch zwischen Rod Stewart und Cat Stevens geschwankt. Beweise füge ich hier an.
Meine musikalische Prägung nahm auch anfangs der 70er Jahre ihren Beginn. Allerdings bin ich musikalisch bewusst aufgewachsen mit Progressive Rock (zu Beginn mit EL&P, Yes, Pink Floyd, King Crimson, später weiteren) und Hardrock (Deep Purple, Uriah Heep, Les Zeppelin u.a.). Bald, so knapp Mitte der 70er, kam Frank Zappa dazu. Nicht allzulange später lernte ich Jazz und Klassische Musik kennen.
Mit Liedermachern resp. Singer/Songwritern wie u.a. Cat Stevens hatte ich es eher nicht so. Und irgendwie mochte ich den Typ auch gar nicht, ich weiß nur nicht, warum eigentlich. Ich glaube mich zu erinnern, dass ich diese Art von Melancholie nicht mochte, da war für mich in der Person wie in seiner Musik nichts Positives, Optimistisches. Ich war mit so viel Musik umgeben, die mich begeisterte, weil sie neu war, weil sie in die Zukunft sah, weil sie Aufbruch vermittelte. Spannung auslöste, was als Nächstes kommen mochte.
Da siehste mal, wie unterschiedlich die Geschmäcker sind. Das ist schon deshalb gut so, weil wir auf diese Weise einen viel größeren Bogen guter Musik spannen können. Ich finde immer wieder mal Künstler bzw. ihre Musik, von der ich total begeistert bin. Gut, in letzter Zeit ist das leider weniger geworden. Liegt vielleicht am Alter 🙂
Ich bin ja eher ein Fan von ruhiger Musik. Und die darf dann auch etwas melancholisch sein, gern sogar. Die Bands, die du oben aufgeführt hast, habe ich auch sehr gern gehört. Heute ist Jazz mein Favorit. Allerdings der populäre, kein Experimenteller. Aber ich mochte (und mag) Miles Davis, John Coltrane und auch Keith Jarrett. Allerdings nicht alles. 🙂 Das war halt das Besondere an Cat Stevens. Ich kanne wohl alle Stücke und finde sie auch fast alle gut.