Micropayment statt Monatsabo: Andere Wege im Online-Journalismus werden gesucht. Verschwinden harte Paywalls?

Moder­ne Bezahl­mo­del­le im Jour­na­lis­mus ent­wi­ckeln sich von star­ren Pay­walls zu fle­xi­ble­ren Sys­te­men wie Pay-per-Artic­le und dyna­mi­schen Zugängen.

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Über vie­le Jah­re beschäf­ti­ge ich mich immer wie­der neu mit der Fra­ge, wel­che Medi­en ich evtl. abon­nie­ren soll­te und auf wel­che ich ver­zich­ten kann. Mitt­ler­wei­le sind Pay­walls für die aller­meis­ten Ange­bo­te obli­ga­to­risch. Für den „Spie­gel“ o.ä. Ange­bo­te um die 20 EUR monat­lich aus­zu­ge­ben, ist mir zu teu­er. Ich möch­te mich nicht auf ein Ange­bot fest­le­gen. Vie­le sind ein­sei­tig, und das fällt mir auf. Ein­sei­tig­keit führt nicht wei­ter und vie­le Men­schen sind des­halb verärgert.

Ande­rer­seits weiß ich um die wirt­schaft­li­che Lage vie­ler Medi­en. Sie kön­nen ohne Abon­nen­ten ihre Ange­bo­te nicht auf­recht­erhal­ten. Ein Zwie­spalt, der viel­leicht nach Alter­na­ti­ven ruft? 

Ist das Ausland schneller? Wieder mal?

Ich weiß, dass es (im Aus­land jeden­falls mehr als bei uns) Ange­bo­te gibt, die über nor­ma­le Abos hin­aus­ge­hen. Man kann ein­zel­ne Arti­kel für „klei­nes Geld“ kau­fen. Bei­spiels­wei­se geht das bei der „Rhein-Zei­tung“. Dort kann man einen Arti­kel für 0,50 EUR kau­fen. Die „Süd­deut­sche Zei­tung“ ver­langt für ein Abo 29,99 EUR, dort kann man einen Tages­pass für 1,50 EUR kau­fen. Das scheint mir eine eini­ger­ma­ßen fai­re Lösung zu sein. Aller­dings inter­es­sie­ren mich per­sön­lich oft wirk­lich nur ein­zel­ne Arti­kel. Für die­se wür­de ich auch mehr als 1 EUR bezah­len. Man müss­te mal aus­ta­rie­ren, ab wel­cher Schwel­le es kri­tisch wird und die Leser nicht auf ein sol­ches Modell ein­stei­gen. Aber das ist ja auch nur die Kon­su­men­ten­sei­te. Natür­lich muss es sich im End­ef­fekt für die Medi­en­an­bie­ter rechnen.

Wikipedia1
Wiki­pe­dia-nach­fra­ge

Dynamische Paywalls würde ich vorziehen

Es gibt dyna­mi­sche Pay­walls. Sie basie­ren auf per­so­na­li­sier­ten Nut­zer­da­ten und pas­sen Beschrän­kun­gen indi­vi­du­ell an. Viel­leicht wäre das ein guter Weg? Aller­dings mei­den es ja doch vie­le Nut­zer, sich über­all einen Account zuzu­le­gen. Der Deut­sche an sich gehört wohl der Spe­zi­es an, die beson­ders ein­fühl­sam mit sei­nen eige­nen Daten umgeht – hört man jeden­falls manch­mal. Wohin die­se Vor­sicht führt, bekom­men Apple Nut­zer die­ser Tage ein­drucks­voll vor Augen geführt. Für EU-Euro­pä­er gibt es Apple Intel­li­gence erst ab April 2025. Aber das soll, wie ich bei den Daten­fe­ti­schis­ten las, alles gar nicht so schlimm sein. Mich nervt es und ich weiß nicht, ob die dahin­ter­lie­gen­de Ein­stel­lung beson­ders zukunfts­ori­en­tiert ist. Ande­re sehen das völ­lig anders und insis­tie­ren, weil der Zir­kus ihnen längst noch nicht reicht.

Die ers­ten Apple Intel­li­gence Fea­tures sind ab sofort als kos­ten­lo­ses Soft­ware­up­date mit iOS 18.1, iPa­dOS 18.1 und macOS Sequoia 15.1 ver­füg­bar und kön­nen welt­weit in den meis­ten Regio­nen genutzt wer­den, wenn Siri und die Gerä­te­spra­che auf Eng­lisch (USA) ein­ge­stellt sind.

Mac Anwender:innen in der EU kön­nen mit macOS Sequoia 15.1 auf Apple Intel­li­gence in Eng­lisch (USA) zugrei­fen. Im April wer­den die Apple Intel­li­gence Funk­tio­nen für Nutzer:innen von iPho­ne und iPad in der EU ein­ge­führt. Dazu gehö­ren vie­le der Kern­funk­tio­nen von Apple Intel­li­gence, dar­un­ter Schreib­werk­zeu­ge, Gen­mo­ji, eine über­ar­bei­te­te Siri mit bes­se­rem Sprach­ver­ständ­nis, ChatGPT Inte­gra­ti­on und vie­les mehr.

Quel­le

Inwie­weit sich aktu­ell die soge­nann­ten har­ten Pay­walls sowie neue­re Model­le wie Micro­pay­ment-Sys­te­me (via Wal­let, Apps) oder eben die Tages­pass-Model­le durch­set­zen, bleibt abzuwarten. 

Wissen Wikipedia – Nutzer die Enzyklopädie nicht zu schätzen?

Seit 2011 spen­de ich regel­mä­ßig klei­ne Beträ­ge an Wiki­pe­dia. Ich weiß, seit wann ich das mache, weil ich die­ser Tage eine Mail erhielt, in der ich dar­an erin­nert wur­de. Ich war über­rascht, dass angeb­lich nur 1 % der Nut­zer über­haupt spen­den. Des­halb habe ich via Pay­pal jetzt ver­an­lasst, dass die Leu­te von mir einen klei­nen monat­li­chen Bei­trag erhal­ten. Das ist in Sum­me deut­lich mehr, weil ich sonst nur ein paar EUR auf­grund der bekann­ten Anzei­gen­kam­pa­gnen (im obe­ren Teil der Wiki-Sei­te) über­wie­sen habe. Natür­lich muss das jeder selbst wis­sen. Aber 1 % sind schon deut­lich weni­ger als ich ange­nom­men habe.

Wie häu­fig ich wohl bei Recher­chen bei Wiki­pe­dia lan­de und wie stark ich das Por­tal nut­ze? Ich neh­me an, dass sie gleich hin­ter Goog­le kom­men. Die Ein­stel­lung der Such­sei­te mei­nes Brow­sers (Fire­fox) ist meis­tens auf Bing oder Goog­le ein­ge­stellt. Wie oft kom­men die brauch­bars­ten Such­ergeb­nis­se wohl von Wikipedia?

Natür­lich ken­ne ich die Vor­be­hal­te vie­ler Leu­te, denen Wiki­pe­dia an sich zu links daher­kommt und man denen schon des­halb nicht trau­en darf. Tat­säch­lich ist Skep­sis ange­bracht. Aber die wird sich seit dem ver­stärk­ten Ein­satz von KI ja wohl hof­fent­lich ohne­hin ein­ge­stellt haben – oder?

Wäh­rend ich hier (in Word­Press) mei­nen Text ein­tip­pe, nut­ze ich gern die Tas­ten­kom­bi­na­ti­on CTRL, Com­mand, D. Ich will dar­auf hin­aus, dass ich Wiki­pe­dia-Inhal­te auch dann nut­ze, wenn ich die Sei­ten gar nicht expli­zit auf­ge­ru­fen habe. Das wird ver­mut­lich bei den meis­ten von uns der Fall sein. 

Spre­chen die Erfah­run­gen von Wiki­pe­dia gegen Micro­pay­ment-Sys­te­me? Ich wäre eher bereit, ein­zel­ne Arti­kel (die mich sehr inter­es­sie­ren) zu bezah­len, anstatt mich für ein teu­res Monats­abo zu ent­schei­den. Dort, wo sol­che Ange­bo­te gemacht wer­den, habe ich sie teil­wei­se auch schon genutzt. Bei der SZ zum Bei­spiel. Ob da aller­dings genug Ein­nah­men zusam­men­kä­men, um die viel teu­re­ren Abo-Model­le kom­pen­sie­ren zu kön­nen? Das ist wohl zu bezweifeln.

und KI und (PiP)

P.S.: Ein Tipp für die Fire­fox – Nut­zer unter uns: Man kann ChatGPT in Fire­fox (für OS-Ver­si­on) inte­grie­ren, ohne Plug­in. In den Ein­stel­lun­gen unter „Fire­fox Labs“ las­sen sich die dies­be­züg­li­chen Ein­stel­lun­gen vor­neh­men. Ich fin­de das sehr prak­tisch, wenn man schnell mal eine „ein­fa­che­re (unver­schwur­bel­te) For­mu­lie­rung“ oder eine Zusam­men­fas­sung eines Tex­tes benö­tigt. Außer­dem wer­den Vide­os in der Bild-in-Bild-Ver­si­on auto­ma­tisch aus­ge­ge­ben, sobald man den Tab ver­lässt, aus dem her­aus das Video gera­de abge­spielt wur­de. Das ist übri­gens nicht nur prak­tisch, fin­de ich.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Paywall

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12 Gedanken zu „Micropayment statt Monatsabo: Andere Wege im Online-Journalismus werden gesucht. Verschwinden harte Paywalls?“

  1. Ich hat­te neu­lich erst eine Dis­kus­si­on zum sel­ben The­ma und wir waren uns einig, dass eine Zah­lung pro Arti­kel am leser­freund­lichs­ten wäre. Und ich ver­zich­te lie­ber ganz, als mich durch ein teu­res Abo zu bin­den. Ein Tages­pass wäre auch inter­es­sant. Und alles bit­te mög­lichst, ohne sich für jeden Sch… einen neu­en Account anle­gen zu müs­sen. Das hat weni­ger mit mei­nen Daten zu tun, als dass es mich ein­fach nervt.

  2. Ganz zu Anfang der pay­walls gab’s das schon mal; ein­zel­ne Arti­kel die man nicht nur frei­schal­ten, son­dern sogar als pdf spei­chern oder aus­dru­cken konn­te. Ich wäre bereit, je nach Arti­kel, dafür bis 1,50 Euro zu bezah­len. ich den­ke, das wäre ein fai­re Sache, denn natür­lich weiß ich auch um den Zwie­spalt Qua­li­täts­jour­na­lis­mus und eige­ne Brief­ta­sche 🙂 Mit dem Abo­zwang jeden­falls set­ze ich Archi​ve​.is ein und das noch ganz legal. Aus Soli­da­ri­täts­grün­den wür­de ich lie­ber bezah­len, aber dann wie erwähnt für das, was ich wirk­lich lesen will.

  3. Es gibt vie­le Sei­ten, deren The­men mich inter­es­sie­ren. Meis­tens kli­cke ich auf einen Arti­kel drauf, um fest­zu­stel­len, dass ich nur die ers­ten Zei­len lesen kann. Auch ich wür­de etwas für die­sen Arti­kel zah­len. Nur ein Abo wegen eines Artikels ????

  4. Ich habe mich kürz­lich über Hei­se geär­gert, weil ich den c’t-Arti­kel zur KI lesen woll­te. Wie du schon geschrie­ben hast, ist er nur im Monats­abo erhält­lich und 6,50 € für die gan­ze c’t woll­te ich auch nicht aus­ge­ben. Also habe ich es gelas­sen. Aber das Schick­sal mein­te es gut mit mir, denn das Heft lag zwei Tage spä­ter im Sau­na-Ruhe­raum aus. Seit einem Jahr unter­stüt­zen wir auch die Wikipedia.

  5. Mich wun­dert, nein, eigent­lich wun­dert es mich nicht, dass die Pres­se­bran­che nach inzwi­schen rund 29 Jah­ren WWW für alle immer noch kein funk­tio­nie­ren­des Publi­ka­ti­ons- und Bezahl­sys­tem für Zei­tung Online ent­wi­ckelt hat. Ok, die ers­ten 15 Jah­re hat man damit ver­plem­pert, das WWW für eine irrele­van­te Rand­er­schei­nung zu hal­ten und wur­de von der eng ver­ban­del­ten Poli­tik immer dar­in bestä­tigt. Und hat sich anschlie­ßend anstatt auf Jour­na­lis­mus online lie­ber auf eine end­lo­se Urhe­ber­rechts­de­bat­te inklu­si­ve Kri­mi­na­li­sie­rung der Inter­net­nut­zer kapriziert.

    Online-Abos für Zei­tun­gen und Zeit­schrif­ten inter­es­sie­ren mich nicht. Ich bin im Inter­net und muss mir kein Online-Pen­dant eines täg­li­chen Hau­fens Papier abon­nie­ren, damit ich lesen kann, was mich inter­es­siert. Das wäre der Bran­che viel­leicht ideell ange­mes­sen, aber eben zwei­fel­haf­ter Fort­schritt mit Opas Beißzange.

    Das ein­zi­ge Modell, das ich mir im Moment vor­stel­len kann, wäre eine Art Pres­se-Markt­platz, wo ich jeder­zeit über­blicks­wei­se alle aktu­el­len Bei­trä­ge (und auch eini­ge Tage zurück­lie­gen­de) teaser-mäßig sehen kann, zum kom­plet­ten Abruf aus­wäh­len und gesam­melt bezah­len kann. Z.B. aus­wähl­bar als PDF, ePub oder Plain-HTML.

    Und das ohne Regis­trie­rungs­zwang, denn ein sol­cher ist für Bezahl­vor­gän­ge unnö­tig. M.a.W.: Regis­trie­rung mög­lich, aber nicht notwendig.

  6. Eben. Wenn ich am Kiosk eine Zei­tung kau­fe, muss ich mich auch nicht vor­her beim Ver­band der Zei­tun­genAm­Ki­osk­Ver­kau­fen­den­Händ­ler als Kun­de registrieren.

    Das dient alles nur der Daten­samm­lung zwecks Wer­be­adres­sie­rung und Kun­den­pro­fil­bil­dung. Für Kauf­vor­gän­ge ist kei­ne Regis­trie­rung not­wen­dig, wie ich schon schrieb. Ich kau­fe bei zahl­rei­chen Inter­net­händ­lern ein, ohne jeweils einen Kun­den­ac­count zu haben.

    Wenn ich so über­le­ge, liegt das Pro­blem viel­leicht wo ganz anders:

    Nie­mand will einem heu­te ein­fach so etwas ver­kau­fen. Jeder will ein „Kauf­erleb­nis“ kre­ieren, strebt sofort Kun­den­bin­dung an, will mir, weil ich A gekauft habe, gleich auch B und C ver­kau­fen, weil Kun­den, die bis­her A gekauft haben, auch B und C gekauft haben. 

    Das hängt alles pene­trant wie Klet­ten an einem dran, am liebs­ten wür­den sie einem noch in die Woh­nung und in den Klei­der­schrank gucken.

    Wenn ich Zei­tungs­ar­ti­kel lesen will, will ich nicht gleich­zei­tig, dass mich der kauf­män­ni­sche Lei­ter des Ver­lags ken­nen­lernt, um zu erfor­schen, was er mir noch alles ver­kau­fen kann.

    Frü­her blieb man als Zei­tungs­le­ser wei­test­ge­hend anonym, und das war gut so.

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