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Vorschnelle Urteile: Die zwei Seiten der Amsterdamer Fangewalt

Die vorschnelle Berichterstattung über Gewalt gegen Maccabi Tel Aviv Fans in Amsterdam zeigt, wie einseitige Medienberichte zu falschen Schlussfolgerungen und Vorurteilen führen können.

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Dass es im Umfeld unseres geliebten Fußballs häufig zu roher Gewalt kommt, ist leider überhaupt nichts Neues mehr. Diese spielt sich nicht nur im Umfeld der Bundesligen ab, bis in die Kreisklassen hinein gibt es immer wieder Gewaltexzesse, in die nicht selten Migranten verwickelt sind. All das wurde im Land thematisiert, bloß geändert hat sich nichts.

Zunächst war die Nachrichtenlage eindeutig. Eindeutig falsch? Die Erwartungen schienen durch Medienberichte bestätigt zu werden. Danach waren es Migranten aus dem arabischen Raum bzw. Unterstützer Palästinas, die die Fans des israelischen Fußballklubs Maccabi Tel Aviv mit grober Gewalt angegriffen haben.

Die Bürgermeisterin von Amsterdam und der Regierungschef der Niederlande ordneten es ein: „Das ist einfach antisemitische Gewalt gegen Israelis.“ Netanyahus Regierung sprach folgerichtig von einem Pogrom. Obwohl der Amsterdamer Polizeichef schon am Freitagmittag auf eine Vorgeschichte hinwies, sickerten ergänzende Informationen erst nach und nach durch.

Bis dahin hatte sich längst in unseren Köpfen eines festgesetzt: Wieder einmal waren es die bösen Palästinenser, die Gewalt gegen Israels (friedliche Fußballfans in diesem Fall) ausgeübt haben. Ich schreibe das auch als Mahnung an mich selbst. Ich habe nicht einmal daran gedacht, dass hier auch Provokationen israelischer Fans verantwortlich gewesen sein könnten. So verengt sich durch Einseitigkeit im Handumdrehen die Perspektive.

Jetzt wird der Vorgang weiter untersucht und die Gemüter werden sich bis zu einem endgültigen Ergebnis wohl beruhigt haben. Allerdings dürften sich Vorurteile bereits festgesetzt haben. Machen wir uns nichts vor!

„Sie rissen eine Flagge von einem Haus am Rokin, und sie zerstörten ein Taxi“, sagte Holla1 in einer Pressekonferenz. „Auf dem Dam-Platz wurde eine palästinensische Flagge angezündet.“

[…]

„Fuck you, Palestine“, zeigten Transparente mit israelischen Kriegshelden und zündeten Feuerwerk. Wer sich dort traf, stand auf den vielen Aufklebern, die am Ort hinterlassen wurden: die „Maccabi Fanatics“, die Ultras des Clubs. Auf dem Weg zur U-Bahn riefen sie „Tod den Arabern“ und einen Schlachtruf, mit dem sie nicht ihr Team, sondern ihre Armee anfeuerten. In der U-Bahn sangen sie ein Lied mit der Zeile: „Es gibt keine Schulen mehr in Gaza, alle Kinder sind tot. Olé, olé, olé.“

Quelle

Sollte sich das so ereignet haben (vielleicht folgen weitere Details) darf man erneut Kritik an unseren Medien üben. Sie haben offensichtlich die Meldungen aus den Niederlanden übernommen und nicht für eine ordentliche Abklärung der Fakten gesorgt.

Wenn BSW-Mann Ernst bei „X“ über diese Ungenauigkeiten in der Berichterstattung schimpft, kann ich das nachvollziehen. Der opportunistischen Generalkritik an der Arbeit unserer Medien würde ich mich aber nicht anschließen. Das ist billig. Aber dafür sind die ja Populisten, nicht wahr?

Es ist nichts gewonnen, weil wir nach solchen einseitigen und dazu nicht korrekten Meldungen nämlich geradezu zwangsläufig eine weitere Verschärfung unserer Einstellung gegen Migranten aus dem arabischen Raum erleben.

  1. Ausschreitungen in Amsterdam: Ein hitziges Nachspiel | taz.de
  2. Amsterdam: Die Jagd auf Fans aus Israel hat eine Vorgeschichte
  3. Nach Ausschreitungen in Amsterdam: Paris will Fußball-Länderspiel gegen Israel massiv absichern
  4. Antisemitismus in Amsterdam: Wacht endlich auf! | ZEIT ONLINE ($)
  1. Holla ist der Polizeichef von Amsterdam ↩︎
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Horst Schulte
Herausgeber, Blogger, Autor und Hobby-Fotograf
Seit 2004 blogge ich über Politik und Gesellschaft – also seit die meisten noch SMS statt Tweets geschrieben haben. Mit 70 Jahren lebe ich immer noch im schönen Bedburg, direkt vor den Toren Kölns, und schreibe über alles, was die Welt bewegt (oder mich zumindest vom Sofa aufstehen lässt).

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Artikelinformationen:

Gesellschaft

Fußballgewalt, Medienkritik, Vorurteile

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