Erinnerungen an die Badeanstalt: Nostalgie und Sommerfreuden

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In den 1960er Jahren war das Wort „Badeanstalt“ noch gang und gäbe. Es klingt heu­te fast anti­quiert, aber damals war es der gän­gi­ge Begriff für das, was wir heu­te schlicht „Schwimmbad“ nen­nen. Doch war­um eigent­lich Badeanstalt? Historisch gese­hen waren sol­che Einrichtungen nicht nur Orte des Vergnügens, son­dern dien­ten auch der Körperpflege und Hygiene. Volksbäder waren für vie­le Menschen ein wich­ti­ger Bestandteil des Alltags – eine Gelegenheit, sich zu rei­ni­gen und gleich­zei­tig etwas für die Gesundheit zu tun.

Mit der Zeit wan­del­te sich die Bedeutung, und nach dem Zweiten Weltkrieg setz­te sich zuneh­mend der Begriff „Schwimmbad“ durch. Das Schwimmen rück­te in den Vordergrund, und die Badeanstalt wur­de zum Freizeitparadies, beson­ders für Kinder. Die Bläck Fööss beschrie­ben die­ses Lebensgefühl 1979 in ihrem Lied „Schwemmbad“ so treffend:

„Mer jon en et Schwemmbad
denn wenn et schön wärm es em Sommer,
do jeit mer en et Schwemmbad,
dat es ein­fach su.“

Wer das Lied hört, spürt förm­lich die Sonne auf der Haut und das küh­le Wasser zwi­schen den Zehen – ein Stück Sommer pur! (Hier geht’s zur musi­ka­li­schen Zeitreise: Schwemmbad von den Bläck Fööss).

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unse­re bade­an­stalt in den 30er/​40er Jahren des letz­ten Jahrhunderts. Meine eltern haben sich dort kennengelernt.

Mein persönlicher Bezug: Ein Bademeister in der Familie

Für mich war das Schwimmbad in den Sommermonaten ein magi­scher Ort. Mein Patenonkel war Bademeister – ein Beruf, der heu­te fast schon nost­al­gisch klingt. Wer spricht denn noch vom „Bademeister“, wo doch über­all „Poolmanager“ oder ähn­li­che moder­ne Begriffe ver­wen­det wer­den? Damals war er jedoch eine Respektsperson: Auf sei­nem Hochstuhl thro­nend, hat­te er alles im Blick – die toben­den Kinder, die Schwimmer mit ihren ele­gan­ten Zügen und natür­lich auch die gele­gent­li­chen Regelbrecher. Und mein Onkel nahm sei­ne Aufgabe SEHR ernst! Das wer­den alte Bedburger, die ihn alle kann­ten, sofort bestätigen.

Von der Badeanstalt ins Berufsleben: Sommerferien ade!

1968 mar­kier­te für mich einen Wendepunkt. In jenem Jahr begann ich mei­ne Lehre – und mit ihr ende­ten die lan­gen Sommerferien abrupt. Statt unbe­schwer­ter Wochen im Freibad gab es plötz­lich nur noch 15 Arbeitstage Urlaub im Jahr. Das Lehrgeld betrug gera­de ein­mal 50 DM im Monat – ein Betrag, der heu­te kaum vor­stell­bar ist. Zum Vergleich: Mein Taschengeld lag damals bei beschei­de­nen 5 DM pro Woche. Es waren ande­re Zeiten, kei­ne Frage.

Doch trotz die­ser Einschränkungen gab es Momente vol­ler Leichtigkeit. Ich erin­ne­re mich an einen war­men Sommertag im Jahr 1968. Nach einem lan­gen Arbeitstag (ja, wir arbei­te­ten bis 17 Uhr!) tra­fen wir uns mit Freunden im Freibad. Die Bäder hat­ten damals groß­zü­gi­ge­re Öffnungszeiten – sie schlos­sen spä­ter und öff­ne­ten frü­her als heu­te. Wir saßen zusam­men, dis­ku­tier­ten über Musik und genos­sen den Abend.

Beatles-Diskussion am Beckenrand

Ein beson­de­res Gesprächsthema war die Single „Hello, Goodbye“ der Beatles, die im Herbst 1967 ver­öf­fent­licht wor­den war. Für uns war jedoch die Rückseite der Platte viel inter­es­san­ter: „I Am A Walrus“. Dieses Stück war so ori­gi­nell und anders – ein ech­tes Highlight in der Musikwelt! Fast 60 Jahre spä­ter kom­men mir sol­che Kleinigkeiten immer wie­der in den Sinn. Sie sind wie klei­ne Zeitkapseln, die mich zurück in die­se unbe­schwer­ten Tage versetzen.

Falls ihr euch selbst auf eine musi­ka­li­sche Reise bege­ben wollt: Hier ist der Song „I Am A Walrus“ – viel­leicht inspi­riert er euch genau­so wie uns damals.

Erinnerungen, die bleiben

Es ist fas­zi­nie­rend, wie bestimm­te Begriffe wie „Badeanstalt“ oder Berufe wie „Bademeister“ uns an ver­gan­ge­ne Zeiten erin­nern kön­nen. Sie sind mehr als nur Worte; sie sind Schlüssel zu einer Welt vol­ler Geschichten und Erlebnisse. Und manch­mal reicht ein Lied oder eine klei­ne Erinnerung aus, um uns zurück in die­se Welt zu holen – zurück an den Beckenrand eines Freibads an einem war­men Sommertag im Jahr 1968.

Habt ihr auch sol­che Erinnerungen an eure Kindheit oder Jugend? Vielleicht an einen beson­de­ren Ort oder ein Lied, das euch bis heu­te begleitet?


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6 Gedanken zu „Erinnerungen an die Badeanstalt: Nostalgie und Sommerfreuden“

  1. Ja, an die Badeanstalt, im wahrs­ten Sinne des Wortes, kann ich mich auch noch gut erin­nern, zu der Zeit, als uns ( 6 Personen incl. Opa und Oma ) nur ein Handwaschbecken für die kör­per­li­che Reinigung zur Verfügung stand. Aber dann kam ein Umzug mit einem Badezimmer und aus der Badeanstalt wur­de dann für mich das Hallenbad und als Mitglied im Schwimmverein war das dann auch finan­zi­ell erschwinglich.

    Anders das Freibad Neuwied, das 1962 eröff­ne­te und für uns Jugendliche in den Folgejahren der Treffpunkt wur­de. In den ers­ten Jahren muss­te sich mei­ne Mutter noch das Geld vom Munde abspa­ren, dass uns 2 Kinder eine Saisonkarte ermög­lich­te. Es waren sehr inten­si­ve, bis heu­te unver­gess­li­che Jahre. 

  2. Die Person am Becken heißt übri­gens aktu­ell Meisterin der Bäderbetriebe /​Fachangestellte der Bäderbetriebe (gelernt) bzw. Rettungsschwimmerin (unge­lernt). Umgangssprachlich bad­in­tern auch „Fachkraft” bzw „Rettungsschwimmerin”. Ältere Kolleginnen reden auch von „Schwimmmeistern”; Bademeister gab es offi­zi­ell am Beckenrand noch nie; Medizinische Bademeister waren immer die mit den Schlammpackungen und Massagen. 

    Die Umbenennung fin­de ich okay, weil zur Fachkraft noch eine gan­ze Menge an Technik- und BWL-Gedöns dazu­ge­hört, die man als Badegast eher nicht sieht.

    Gruß aus Europas größ­tem kom­mu­na­len Schwimmbadbetreiber, 

  3. Badeanstalt ist so ein Begriff aus alter Zeit, bis in die Zeit hin­ein, wo man auf die Bank ging wegen irgend­wel­cher Geldangelegenheiten und es dann dort mit „Bankbeamten” zu tun hat­te. Selbst mei­ne Mutter sprach noch in den Achtzigern von „Bankbeamten”.

🫶 Freundlichkeit ist Revolution im Kleinen.

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