Platz im Haushalt oder großer Wurf?

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Die Sorge um eine Deindustrialisierung Deutschlands wächst. Hohe Energiekosten, überbordende Bürokratie und Fachkräftemangel setzen Unternehmen unter Druck.

In den letz­ten Jahren hat sich eine düs­te­re Prognose in den Köpfen vie­ler Menschen fest­ge­setzt: Deutschland, einst eine indus­tri­el­le Supermacht, könn­te lang­sam sei­ne wirt­schaft­li­che Basis ver­lie­ren. Immer öfter hört man von Abwanderung gro­ßer Unternehmen, Standortschließungen und explo­die­ren­den Energiekosten. Doch wie rea­lis­tisch ist die Angst vor einer Deindustrialisierung wirk­lich? Und was sind die Gründe, die die­se Sorge befeuern?

Industrie im Wandel – Krise oder Neuausrichtung?

Deutschland ist stolz auf sei­ne Industrie. Ob Maschinenbau, Automobilproduktion oder Chemieindustrie – vie­le Branchen haben das Land wirt­schaft­lich stark gemacht. Doch in den letz­ten Jahren häu­fen sich die Warnsignale. Hohe Energiepreise, Fachkräftemangel, über­bor­den­de Bürokratie und eine sto­cken­de Digitalisierung set­zen vie­len Unternehmen zu. Einige Konzerne ver­la­gern ihre Produktion ins Ausland, weil es dort güns­ti­ger ist.

Aber bedeu­tet das auto­ma­tisch eine Deindustrialisierung? Oder ist es viel­mehr eine not­wen­di­ge Anpassung an neue Realitäten? Es wäre nicht das ers­te Mal, dass sich die Industrie grund­le­gend ver­än­dert. Die Umstellung auf kli­ma­freund­li­che Technologien, Automatisierung und neue Produktionsmethoden sind Herausforderungen – aber auch Chancen.

Teure Energie, lahme Politik – was läuft falsch?

Ein Hauptproblem für die Industrie sind die Energiepreise. Während Länder wie Frankreich mit güns­ti­gem Atomstrom punk­ten, müs­sen deut­sche Unternehmen mit hohen Strom- und Gaspreisen kämp­fen. Das belas­tet nicht nur die gro­ßen Industrieunternehmen, son­dern auch Mittelständler und Zulieferer, die unter Kostendruck gera­ten. Die Regierung ver­sucht gegen­zu­steu­ern, doch vie­le Unternehmen kla­gen über unzu­rei­chen­de Entlastungspakete und eine schlep­pen­de Umsetzung von Reformen.

Hinzu kommt die Bürokratie. Wer ein Unternehmen grün­den oder eine Fabrik moder­ni­sie­ren will, muss sich durch einen Dschungel aus Vorschriften kämp­fen. Genehmigungen dau­ern oft Jahre. In einer Zeit, in der Innovation schnell sein muss, kann das fatal sein. Während ande­re Länder Investitionen erleich­tern, blo­ckiert sich Deutschland oft selbst.

Die Rolle der Globalisierung – Abwanderung unvermeidlich?

Große Konzerne haben längst glo­ba­le Strategien. Wenn in China oder den USA bes­se­re Bedingungen herr­schen, war­um soll­te ein Unternehmen dann in Deutschland blei­ben? Tesla baut lie­ber in Texas als in Brandenburg, BASF inves­tiert Milliarden in China, und selbst deut­sche Maschinenbauer suchen ver­stärkt nach Alternativen im Ausland. Ist das ein­fach Marktwirtschaft – oder ein Symptom einer tie­fe­ren Krise?

Was tun? Eine echte Strategie muss her!

Anstatt nur über das Ende der Industrie zu kla­gen, braucht Deutschland eine lang­fris­ti­ge Strategie. Dazu gehört ein kla­res Konzept für bezahl­ba­re Energie, weni­ger Bürokratie, eine bes­se­re Infrastruktur und vor allem eine ech­te Förderung von Innovationen. Es geht nicht dar­um, die Vergangenheit zu ret­ten, son­dern die Industrie zukunfts­fä­hig zu machen.

Deutschland hat die Chance, eine Vorreiterrolle in neu­en Technologien ein­zu­neh­men – von Wasserstoff über KI bis hin zu nach­hal­ti­ger Produktion. Doch dafür muss die Politik muti­ger agie­ren und den Unternehmen mehr Freiräume geben. Sonst droht tat­säch­lich ein lang­sa­mes Abrutschen in die Bedeutungslosigkeit.

Wandel ja – Deindustrialisierung nein!

Die Gefahr einer Deindustrialisierung ist real, aber sie ist kein unaus­weich­li­ches Schicksal. Deutschland steht an einem Scheideweg: Entweder gelingt es, den Industriestandort zu moder­ni­sie­ren, oder es droht ein schlei­chen­der Abstieg. Was es jetzt braucht, ist eine ent­schlos­se­ne Politik, die wirt­schaft­li­che Vernunft mit Zukunftsvisionen ver­bin­det. Denn eines ist sicher: Stillstand ist in einer glo­ba­li­sier­ten Welt kei­ne Option.

Neue Entwicklungen: Sondierungen zwischen Union und SPD

Aktuell haben Union und SPD ein Sondierungspapier vor­ge­legt, das die Grundlage für eine mög­li­che Regierungskoalition bil­det. Dieses Papier ent­hält unter ande­rem Pläne für ein umfang­rei­ches Finanzpaket, das durch die Lockerung der Schuldenbremse ermög­licht wer­den soll. Konkret ist die Rede von zwei gro­ßen Schuldenpaketen: eines für die Bundeswehr und eines für die Infrastruktur, mit einem poten­zi­el­len Gesamtwert von bis zu 900 Milliarden Euro. Möglicherweise gehen die­se Schuldenpakete sogar wei­ter. Jedenfalls, was die Militärausgaben angeht.

Kritik von Fachleuten: Stimmen der Wirtschaftsweisen

Diese Pläne wur­den von füh­ren­den Ökonomen kri­tisch betrach­tet. Veronika Grimm, Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamt­wirt­schaft­li­chen Entwicklung, bezeich­ne­te die Vereinbarung als «gigan­ti­sches Unsicherheits-Paket». Sie warn­te davor, dass die geplan­ten Schulden nicht für zukunfts­ori­en­tier­te Ausgaben ver­wen­det wür­den, son­dern dazu dien­ten, Spielräume im Kernhaushalt zu schaf­fen, um wei­te­re Sozialausgaben und Vergünstigungen zu ver­an­kern oder auf­recht­zu­er­hal­ten. Dies könn­te zukünf­ti­ge Bundesregierungen und Generationen in eine aus­weg­lo­se Lage brin­gen. Frau Grimm fehlt also der Anreiz, an den ver­krus­te­ten Strukturen, unter ande­rem des Sozialstaates, Änderungen vorzunehmen.

Monika Schnitzer, die Vorsitzende des Sachverständigenrats, kri­ti­sier­te das Fehlen einer drin­gend erfor­der­li­chen Rentenreform und bemän­gel­te, dass trotz ange­spann­ter Haushaltslage Ausgabenerhöhungen wie die Erhöhung der Mütterrente, der Agrardiesel- … die Senkung der Mehrwertsteuer … . Sie beton­te, dass jetzt der rich­ti­ge Zeitpunkt gewe­sen wäre, der Bevölkerung zu zei­gen, dass alle auf etwas ver­zich­ten … soll.

Wer will das hören? Jedenfalls wäre das aus mei­ner Sicht eine Minderheit der Wähler. 

Entkräftung der Kritik: Perspektiven und Gegenargumente

Es ist wich­tig, die geäu­ßer­ten Bedenken ernst zu neh­men, jedoch gibt es auch Argumente, die die­se relativieren:

1. Investitionen in die Zukunft: Die geplan­ten Schuldenpakete zie­len dar­auf ab, die Bundeswehr zu moder­ni­sie­ren und die Infrastruktur zu ver­bes­sern. Diese Investitionen könn­ten lang­fris­tig die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands stär­ken und somit einem mög­li­chen Deindustrialisierungstrend entgegenwirken.

2. Sozialer Zusammenhalt: Wahrscheinlich kön­nen Maßnahmen wie die Erhöhung der Mütterr … oder die Senkung der Mehrwertsteuer … könn­ten den sozia­len Zusammenhalt stär­ken und die Binnennachfrage ankur­beln, was wie­der­um posi­ti­ve Effekte auf die Wirtschaft haben kann.

Gefahr von Inflation und Euro-Destabilisierung

Ein wei­te­res zen­tra­les Argument gegen die mas­si­ve Kreditaufnahme ist die Befürchtung, dass eine zu expan­si­ve Finanzpolitik die Inflation wei­ter anhei­zen und lang­fris­tig den Euro desta­bi­li­sie­ren könn­te. Die Geldmenge wür­de enorm stei­gen, was den Wert des Euro im inter­na­tio­na­len Vergleich schwä­chen könn­te. Zudem könn­te der Finanzdruck auf ande­re EU-Staaten zuneh­men, da Deutschland mit hohen Schulden neue Maßstäbe, ins­be­son­de­re für den Militärhaushalt, set­zen wür­de, die in ande­ren Volkswirtschaften mög­li­cher­wei­se nicht trag­bar sind.

Ein zusätz­li­cher Risikofaktor sind stei­gen­de Zinsen für Staatsanleihen. Wenn Deutschland mehr Schulden auf­nimmt, könn­te dies dazu füh­ren, dass Investoren höhe­re Zinsen ver­lan­gen. Dies wür­de nicht nur die Kosten für die Schuldentilgung erhö­hen, son­dern auch Auswirkungen auf den gesam­ten euro­päi­schen Anleihemarkt haben. Länder mit schwä­che­rer Bonität könn­ten stär­ker unter Druck gera­ten, was die Stabilität der Eurozone gefähr­den könnte.

Schuldenpaket: Diese Schuldenpakete gefähr­den unse­ren Wohlstand | ZEIT ONLINE

Am Donnerstag wird im Bundestag über eine Reform der Schuldenbremse und ein mil­li­ar­den­schwe­res Sondervermögen bera­ten. Sieben füh­ren­de Ökonomen war­nen vor einem Aufweichen der Schuldenbremse, da dies nicht nur öko­no­misch frag­wür­dig, son­dern auch sicher­heits­po­li­tisch ris­kant sei. Das geplan­te Schuldenpaket von CDU/​CSU und SPD könn­te die euro­päi­sche Finanzstabilität unter­gra­ben, die fis­ka­li­sche Handlungsfähigkeit ein­schrän­ken und die Verteidigungsfähigkeit Europas schwä­chen. Die Experten plä­die­ren statt­des­sen für effi­zi­en­te­re Verteidigungsausgaben, kla­re und begrenz­te tem­po­rä­re Verschuldung, kei­ne wei­te­ren Ausnahmen von euro­päi­schen Fiskalregeln, haus­halts­po­li­ti­sche Priorisierung und Strukturreformen, um lang­fris­tig Wohlstand, Stabilität und Verteidigungsfähigkeit zu stärken.

Quelle

Entkräftung der Kritik: Perspektiven und Gegenargumente

Es ist wich­tig, die geäu­ßer­ten Bedenken ernst zu neh­men, jedoch gibt es auch Argumente, die die­se wie­der­um relativieren:

  1. Investitionen in die Zukunft: Die geplan­ten Schuldenpakete zie­len dar­auf ab, die Bundeswehr zu moder­ni­sie­ren und die Infrastruktur zu ver­bes­sern. Diese Investitionen könn­ten lang­fris­tig die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands stär­ken und somit einem mög­li­chen Deindustrialisierungstrend entgegenwirken.
  2. Inflationskontrolle durch geziel­te Maßnahmen: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat Instrumente zur Inflationssteuerung. Falls die Inflation steigt, wird die EZB durch Zinserhöhungen gegen­steu­ern. Zudem könn­te eine geziel­te Kreditaufnahme, die in pro­duk­ti­ve Investitionen fließt, mit­tel­fris­tig wirt­schaft­li­che Stabilität schaf­fen und die nega­ti­ven Effekte der Inflation dämpfen.

Die zusätz­li­che Geldmenge ist aller­dings auf der ande­ren Seite so bedeu­tend, dass die übli­chen Maßnahmen (1 + 2) nicht zwin­gend die damit erhoff­ten Wirkungen erzie­len. Das Risiko ist beträcht­lich und ver­ant­wort­li­che Politik soll­te drin­gend dem Rat der Sachverständigen folgen. 


mehr Infos:

  1. Unzufrieden mit Schuldenpaket: Ifo-Chef Fuest: Genau davor haben wir Union und SPD gewarnt – n‑tv.de
  2. CDU/​CSU und SPD: Jens Südekum kri­ti­siert Pläne für 500-Milliarden-Schuldenpaket – DER SPIEGEL
  3. Bundesbank: Präsident kri­ti­siert Schulden von CDU und SPD und wirbt für Reformen

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