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Welche Einflüsse machen das Altwerden erträglich?

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Ist man mit 71 alt? Komme mir jetzt bit­te kei­ner mit einem Bonmot wie: »Man ist so alt, wie man sich fühlt«. Es heißt, dass man an der Entwicklung der Kinder am bes­ten sehen könn­te, wie schnell die Zeit ver­geht. Das mag stim­men. Ich erken­ne die ver­flie­gen­de Zeit dar­an, dass heu­te schon wie­der Freitag ist.

Es ist wahr­schein­lich nor­mal, wenn ich mich bei sol­chen Gedanken mit gleich­alt­ri­gen Freunden und Bekannten ver­glei­che. Für Komplimente bin ich genau­so emp­fäng­lich wie mei­ne Frau. 

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Alter – Lebensbaum und Zeit

Es liegt bereits eine Weile zurück. Mein Großneffe frag­te mich in der Umkleide unse­res Hallenbades, wel­chen Geburtstag ich im Dezember fei­ern wür­de. Ein jun­ger Familienvater, der unse­ren Dialog mit­be­kom­men hat­te, wirk­te über­rascht und mein­te: »Dafür haben sie sich aber gut gehal­ten.« Das hört man doch gern, wenn man selbst auch Zweifel hat.

Solche Eitelkeiten sind nicht für alle rele­vant. Ob ich die Aussagen von ganz coo­len Altersgenossen aller­dings immer für bare Münze neh­men soll­te, sei ein­mal dahin­ge­stellt. Je nach Gusto nut­zen wir die mit dem Alter ver­bun­de­nen Gedanken und wie­der­ho­len so klu­ge Sätze wie: 

  1. »Altwerden ist nichts für Feiglinge.«
  2. »Altwerden möch­ten alle, aber kei­ner möch­te alt sein.« 
  3. »Altwerden ist wie berg­auf gehen – je älter man wird, des­to weni­ger Luft bleibt einem.«
  4. »Im Alter wird alles ein­fa­cher – außer das Aufstehen.« 
  5. »Alter ist wie Wein – die einen wer­den bes­ser, die ande­ren sauer.« 
  6. »Ich bin nicht alt, ich bin nur gut gereift.« 
  7. »Je älter ich wer­de, des­to mehr erin­ne­re ich mich an Dinge, die nie pas­siert sind.« 

    Wie auch immer man dazu steht, selbst alt zu wer­den. Es hilft aus mei­ner Sicht sehr, wenn man das gemein­sam mit einem Partner tun kann. Meine Frau und ich fei­ern im kom­men­den Jahr die Goldene Hochzeit. Wir erin­nern uns gern an die Zeiten, in denen wir uns ken­nen­ge­lernt haben. Sie waren unbe­schwert und häu­fig bedau­ern wir die Jungen, weil doch heu­te alles so ganz anders ist. 

    Die letz­ten zehn Jahre schei­nen in einem Tempo ver­gan­gen zu sein, das mir schon ein biss­chen Angst macht. Die Rente bekommt uns gut. Ich habe mich wun­der­bar damit ein­ge­rich­tet, kei­ne Verpflichtungen mehr zu haben. Meine Frau und ich emp­fin­den die durch das Alter erlang­te Freiheit als beson­de­res Geschenk. Wir ver­ste­hen uns gut. Wir erle­ben mit­un­ter, dass gera­de das nach so vie­len Jahren durch­aus nicht all­täg­lich ist. Es gibt Paare, die ähn­lich lan­ge zusam­men sind, die das ver­mut­lich auf Nachfrage auch ganz anders beschrei­ben wür­den – jeden­falls, wenn sie ehr­lich sind. 

    Ich erin­ne­re mich an eine Geschichte, die ich vor vie­len Jahren ein­mal in der Notaufnahme unse­res inzwi­schen geschlos­se­nen Krankenhauses erlebt habe. Ein betag­tes Ehepaar war­te­te auf ein Taxi. Er saß im Rollstuhl, sie stand auf wack­li­gen Beinen dane­ben. Die bei­den befan­den sich ent­we­der in einer Dauerfehde oder sie hat­ten aus irgend­wel­chen Gründen einen hand­fes­ten Krach. Jedenfalls maul­ten, genau­er gesagt, schrien sie sich an. Die Szenerie wirk­te trotz der in der Luft lie­gen­den Aggression eher mit­leid­erre­gend und vor allem hilf­los. Ich glau­be, bei­den ging es gesund­heit­lich nicht gut. Nach einer Weile kam das Taxi end­lich, und ich half den bei­den. Sie keif­ten sich wäh­rend­des­sen wei­ter an. 

    Ich wün­sche mir, dass das Verhältnis zwi­schen mei­ner Frau und mir wei­ter so gut bleibt und wir noch eine lan­ge Zeit mit­ein­an­der kör­per­lich intakt und see­lisch auf der Höhe erle­ben dürfen. 

    Diese Lebensnovelle von Robert inspi­rier­te mich zu die­sem Text. Aufmerksam auf Roberts Beitrag wur­de ich dar­auf durch Menachems Artikel.


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    4 Gedanken zu „Welche Einflüsse machen das Altwerden erträglich?“

    1. „Wir erin­nern uns gern an die Zeiten, in denen wir uns ken­nen­ge­lernt haben. ” Das wäre auch mal schön zu lesen, @Horst, wie es dazu kam. Bei mir und mei­ner jet­zi­gen 2. Frau sind es mitt­ler­wei­le auch schon wie­der 25 Jahre, die wir neben­ein­an­der her­tip­peln. Und bei mir war es Liebe auf den 2. Blick, und die hält, und hält, und.…. Fällt mir gera­de so ein, weil ich mich im Moment mit Merz beschäftige :))

      Freue mich für dich, dass ihr nächs­tes Jahr eure „gol­de­ne Hochzeit” fei­ern könnt. Bis dahin, bleibt bei­de wohl­auf und gesund.

    🪷 Geht sorgsam miteinander um.

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