Zwischen Algorithmus und Authentizität: Warum Blogger nicht verstummen

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ChatGPT Image 20. Apr. 2025, 15 40 55

Blogger fürchten KI als Konkurrenz – doch vielleicht ist sie eher ein Prüfstein für Echtheit und Haltung als das Ende des Schreibens.

Woran es wohl liegt, dass Blogger sich so kri­tisch mit KI und ihrem Einsatz in Blogs aus­ein­an­der­set­zen? Gut, man­che fürch­ten, infol­ge der Veränderungen ihre Reichweite zu ver­lie­ren und weni­ger bis nicht mehr sicht­bar zu sein.

Das ist für Blogger, die davon leben, wohl ernst­zu­neh­men. Man liest viel dar­über, wie die Umstellung bei Google von rei­nen Suchergebnissen auf die Vorschaltung von Ergebnissen der KI wirkt und dass die­se Neuerung zum Tode vie­ler Text-Angebote füh­ren wür­de. Vielleicht tritt das ein, viel­leicht ist es aber auch ganz anders.

Die Angst ist greif­bar, bei­na­he kör­per­lich. Da sitzt man näch­te­lang am Text, über­legt jedes Wort, ringt um Haltung, Nuance, Wahrheit – und dann kommt eine KI und spuckt in Sekunden einen Absatz aus, der sich liest, als hät­te er Stil. Als hät­te er Substanz. Man fragt sich, ob der eige­ne Einsatz noch zählt. Ob das, was einen unter­schei­det, in die­ser neu­en Welt noch Gewicht hat.

Und doch, zwi­schen all den Zweifeln keimt auch eine ande­re Sichtweise. Vielleicht wird die KI ja gar nicht der Totengräber, son­dern der Werkzeugkasten, den wir nie hat­ten. Vielleicht kann sie unse­re Arbeit ergän­zen, den Alltag erleich­tern, uns Zeit schen­ken für das, was wirk­lich zählt: Denken, Zweifeln, Schreiben. Sie zwingt uns zur Konzentration auf das Echte – unse­re Erfahrung, unse­re Haltung, unse­re Stimme. Die KI hat kei­ne Biografie, kei­nen Zorn, kei­ne Liebe. Sie weiß nicht, wie sich Enttäuschung anfühlt, wenn ein gut gemein­ter Text igno­riert wird. Wir aber wis­sen das.

Natürlich kann sie rasch Informationen zusam­men­klau­ben, sie neu sor­tie­ren, sogar geschmei­dig for­mu­lie­ren. Aber sie hat kei­ne Haltung, kein Gedächtnis im mora­li­schen Sinne. Und viel­leicht ist es genau das, was uns bleibt und was zählt – wenn wir es denn pfle­gen und nicht zur Imitation grei­fen. Wer heu­te bloggt, tut das nicht, um mit­zu­hal­ten mit Maschinen, son­dern um Mensch zu sein. Der Leser merkt das. Vielleicht nicht sofort. Aber irgend­wann, wenn die Stille der Maschinen all­zu per­fekt klingt, wird man wie­der nach Stimmen suchen, die nicht nur gut klin­gen – son­dern echt sind.

Was man sich nicht alles ein­fal­len lässt, um Textdiebstahl ein­zu­schrän­ken oder gar zu vermeiden … 

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7 Gedanken zu „Zwischen Algorithmus und Authentizität: Warum Blogger nicht verstummen“

  1. Ja, für kom­mer­zi­el­le Seiten mit dem Geschäftsmodell «vie­le Leser, denen man Werbung zei­gen kann» wird es hart! Wobei das schon immer ein kri­tik­wür­di­ges Modell war, aus vie­ler­lei Gründen. Bei jenen, die sozu­sa­gen «halb­kom­mer­zi­ell» Reichweite brauch­ten, um ihre gehalt­vol­len Beiträge unters Volk zu brin­gen, merkt man schon deut­lich, wohin die Reise geht: Newsletter gewin­nen län­ger schon an Bedeutung, die dann auch Werbung für eige­ne Diensleistungen oder zusätz­li­che kos­ten­pflich­ti­ge Angebote ent­hal­ten. Einige schaf­fen es wohl auch, eine Art Abo-Community zu kre­ieren, die das jewei­li­ge Medium unter­stüt­zen (sehr ver­brei­tet bei Youtubern). 

    Wie auch immer: KI wird nicht wie­der ver­schwin­den und die Aversion von Menschen, Maschinen und Programme sowie Roboter zu nut­zen, ver­schwin­det genau dann, wenn der durch sie erlang­te Mehrwert deut­lich erkannt wird (das haben Forschungen erge­ben, deren Youtube-Quelle ich ver­ges­sen habe). Blogger erle­ben durch KI-Abrufe kei­nen spür­ba­ren Mehrwert, wohl aber die­je­ni­gen, die nach etwas suchen oder fra­gen – und das sind nun mal eine gan­ze Menge mehr.

    Es stellt sich also für Publisher die Frage: Sollen mei­ne Texte ins «Weltwissen» der KI ein­ge­hen oder drau­ßen bleiben?
    Für mich hab ich ent­schie­den: Na klar sol­len sie! 🙂 

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  2. Ich kann euch da nur zustimmen.

    Auch wenn ich trotz allem eine kri­ti­sche Stimme blei­ben wer­de. Aber die rich­tet sich ja nicht gegen LLMs per se, son­dern gegen den Hype dar­um, dass vor­geb­lich jetzt künst­li­che Intelligenzen da sind und bald mensch­li­che Intelligenz über­flü­geln und gar erset­zen werden.
    LLMs ver­ste­hen (in einem sinn­vol­len Sinn) Sprache nicht, sie sind und blei­ben «sto­chas­ti­sche Papageien». Nichtsdestotrotz sind sie inzwi­schen nütz­li­che und nutz­ba­re Werkzeuge, wenn man sie klug zu nut­zen weiß. 

    Ich habe mein Blog ges­tern für LLMs bes­ser «les­bar» gemacht, näm­lich das von Claudia erwähn­te Plugin instal­liert und die Chatbot-Ausschlüsse in mei­ner robots.txt und .htac­cess besei­tigt. Why not? Meine Blogbeiträge sind öffent­lich, sol­len sie doch in den Trainingsdaten-Schatz der LLMs ein­ge­saugt werden.

    Tue ich das nicht, gewin­ne ich dadurch auch kei­ne neu­en Leser, die das Web heu­te viel­leicht anders nut­zen als ich es gewohnt bin.

    Es geht auch nicht dar­um, dass wir Blogger damit dazu bei­tra­gen, dass sich irgend­wel­che Milliardäre als Betreiber sol­cher «KIs» noch mehr die Taschen mit Geld fül­len kön­nen. Das tun sie sowie­so, und wenn ich anfin­ge, all mei­ne Aktivitäten danach zu bewer­ten, wer sich am Ende damit die Taschen füllt und öko­no­mi­sche Macht akku­mu­liert, dann hät­te ich den lie­ben lan­gen Tag lang nichts ande­res mehr zu tun – und müss­te zuse­hen, mich irgend­wie völ­lig zu iso­lie­ren vom Lauf der Welt.

    So oder anders lan­den all unse­re Texte im uner­schöpf­li­chen Gesamtfundus des Internets und wer­den auf ver­schie­dens­te Weise gele­sen, rezi­piert, ergänzt, ver­ar­bei­tet, ge- und miss­braucht, von Computern und von Menschen. Das war für mich auch immer irgend­wie die Essenz des Netzes.

    Persönlich habe ich zudem das Glück, nie­mals eine Art «Geschäftsmodell» mit mei­nem Blog betrie­ben zu haben, das mir nun «KIs» mone­tär ver­mie­sen könn­ten. Mein Blog kos­tet mich Geld und hat bis­her nur Geld gekos­tet, zur Zeit rund 7 € jeden Monat – von denen es mir jeden ein­zel­nen Cent wert ist und immer war. 

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  3. Diese Diskussion ist so alt wie Blogs, Web 2.0, Social Plattformen, KI Influencer … 

    Man soll­te übri­gens erst­mal tren­nen, wer sich hier Sorgen macht – das sind jene, die auf Sichbarkeit ange­wie­sen sind oder sie wol­len und die sehen, dass KI ihre Informationen, Erkenntnisse und Recherchen abgrei­fen. Als «Stimme» bzgl Authentizität ver­lie­ren Blogs ihre Wichtigkeit nicht – auch, weil sie am Ende in der gan­zen Entwicklung der tech­no­lo­gi­schen Broligarchie unab­hän­gig und algo­rith­mus­frei sind.

    Die Frage ist eben nur: wie ent­de­cke ich sie – denn Leute suchen nicht aktiv danach. Im Gegensatz zu Beispielsweise Lösungen für Probleme, bei denen Blogs tra­di­tio­nell wegen guter SEO-Eigenschaften immer vorn lagen und jetzt eben abge­löst werden.

    Man muss auf­pas­sen, dass man hier nicht diver­se Dinge vermischt.
    Für mich als Experte in einem beson­de­ren Themenfeld ist mei­ne Website wich­tig gefun­den zu wer­den und mein Expertenwissen zu tei­len. Das wird abge­gra­ben. Für mich als pri­va­ter Blogger der ein­fach nur den «Kopf frei bloggt» ist das alles voll­kom­men egal – das bleibt in Zukunft auch meins.

    KI macht die Entdeckungsreisen schwe­rer; hier brau­chen wir Alternativen. Auf der ande­ren Seite flu­ten KI-Inhalte das Netz – hier spie­len Creator, egal auf wel­chen Plattformen oder Blogs – ihre Stärke bei Authentizität und Glaubwürdigkeit aus. 

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