Inhalt
Interessant ist, wer heute wen zum Feind erklärt. Die Linien verlaufen längst nicht mehr zwischen rechts und links, nicht zwischen geografischen Gebilden wie Westen und Osten. Es geht um ein neues Machtgeflecht, eine internationale Allianz, die kapitalistische Interessen, religiösen Wahn und autoritäre Fantasien mühelos unter einem Banner vereint. Dass sie das Wort „Freiheit“ dabei unablässig im Mund führt, ist fast schon zynisch. Die neue „Wertegemeinschaft“ der Faschisten funktioniert global – ein Netzwerk aus Zynismus, Geld und Gewalt.
Feindbilder
In Washington werden die „neuen“ Feindbilder verkündet: China, Iran, Europa. Letztlich sind dies alle, die sich nicht dem Diktat der „neuen“ „Sicherheitsstrategie“ unterwerfen. Man könnte meinen, George Orwell sei zum Abteilungsleiter im Pentagon befördert worden. Dass sich Teile der AfD nahtlos in dieses Bild fügen, überrascht nicht. Früher nannte man solche Leute Vaterlandsverräter. Der Schulterschluss mit der extremen Rechten in Übersee erfolgt im Geiste gemeinsamer Feinddefinition – Klima, Gleichheit, Demokratie und vor allem: weiße Vorherrschaft. Das ist der neue ideologisch unterlegte Klang der Ablehnung.
Selbst die angeblich „patriotischen“ Kräfte Europas ziehen längst in dieselbe Richtung. Nigel Farage scharrt in London mit den Hufen, Le Pen übt in Paris die Miene der Präsidentin, und in Rom sitzt eine Vertreterin der Postfaschisten bereits im Palazzo Chigi und nennt es „Normalität“. In Deutschland wiederum spielt Merz den Vermittler zwischen den Welten – wirtschaftsliberal im Ton, autoritär in der Substanz. Und wenn er sagt, die Grünen hätten an allem Schuld, dann ist das nicht nur ein Wahlkampfsatz, den er heute mal auf einer Stippvisite den Freunden der CSU zuliebe rausgehauen hat, sondern ein Türöffner für jene, die noch deutlich weiter rechts stehen.
Sehnsucht nach was?
Neu hinzugekommen sind zwei weitere Zutaten dieser Bewegung: Erstens die algorithmische Machtübernahme – Plattformen, die gezielt Demokratiezweifel und autoritäre Sehnsucht verstärken. Zweitens die religiös-moralische Rückeroberung, die in den USA begonnen hat, sich nun aber in Osteuropa und Lateinamerika fortsetzt: Gott, Familie, Nation – mehr braucht es für die Wiederkehr des 20. Jahrhunderts nicht.
Und wer immer noch glaubt, Europa sei gefeit, der täuscht sich. In Polen ist der autoritäre Einfluss zwar gebremst, in Spanien und Portugal hält man die extreme Rechte noch in Schach. Doch in Österreich, Frankreich und Deutschland steht die Übernahme bevor. Während die einen noch auf Koalitionen hoffen, proben andere längst den Gleichschritt. Die Bewegung ist zurück.
Der Wind hat sich gedreht
Was wird also aus Deutschland, wenn sich der Wind weiter dreht? Am wahrscheinlichsten: eine Regierung, die sich liberal nennt, konservativ gibt und autoritär handelt. Eine Demokratie im Rückwärtsgang. Und eine Gesellschaft, in der sich Teile daran gewöhnen und erfreut zur Kenntnis nehmen, dass Härte wieder als Stärke gilt.
Fühlt man diesen rechten Kräften auf den Zahn, spürt man die Lüge und die Inkonsistenz ihrer Programmatik. In den USA möchte man die Antifa verbieten. Dabei schaffen die Verantwortlichen nicht einmal, die organisatorischen Strukturen ihres Gegners aufzuzeigen. Ja, ginge natürlich auch gar nicht. Antifa ist eine Weltanschauung, kein Verein, keine Partei, der man mit staatlicher Gewalt beikommt. Aber die Amis werden auch das (vielleicht) noch kapieren.



Hier im Blog werden bei Abgabe von Kommentaren keine IP-Adressen gespeichert! Deine E-Mail-Adresse wird NIE veröffentlicht!