Das Lied »Nein, meine Söhne geb’ ich nicht« von Reinhard Mey wurde 1986 veröffentlicht. Wenn wir auf das Jahr 2025 schauen, liegt die Veröffentlichung also 39 Jahre zurück. Hier eine neuere Version.
Für Carlo Masala, den Universalkriegsgelehrten, stellt das Lied ein Ärgernis dar. Er empfindet die Botschaft als paternalistisch und fragt, welches Menschenbild sich dahinter verberge. In seiner Familie scheint es Debatten dieser Art nicht zu geben.
1986 waren Bundeswehrsoldaten ausschließlich Männer. Frauen dienen dort erst seit Beginn des Jahrtausends. Ich erwähne das nur für den Fall, dass Meys Ansage ein Störgefühl bei Feministinnen ausgelöst haben könnte.
Ich glaube, beim ersten großen Krieg war die Begeisterung, mit der Väter und Söhne im Dienste des Vaterlandes fahnenschwenkend loszogen, erheblich größer als beim zweiten. Es gab nun einmal schon im Ersten Millionen Tote. Selbst der Mensch, der offensichtlich nicht in der Lage ist zu lernen, hatte angesichts des kurzen Abstands dieser beiden Menschheitskatastrophen die Nase vom Morden voll. Seitdem gab’s – bis zum Balkankrieg und Putins Scheißkrieg – einigermaßen Ruhe in Europa. Wir haben uns daran gewöhnt, und kämpfen wollen offenbar doch die wenigsten dafür, dass es so bleibt, wie es im Moment (noch) ist.
Es war wohl schon immer so, dass Eltern ihre Kinder nicht freiwillig in irgendeinen bescheuerten Krieg ziehen lassen würden. Das ändert nichts daran, dass sie (also die Kinder) diese Entscheidung letztlich selbst treffen müssen.
Für Pazifisten – und seltsamerweise auch für Nationalisten – kam es noch dicker, als der SWR den Titel jüngst angeblich aus der Hitparade (2000 Titel!) entfernt haben soll. Da war was los. Ich musste, schon im Interesse meiner persönlichen Heldenverehrung für Reinhard Mey, prüfen, ob das wirklich zutrifft. Ich kann Entwarnung geben: Das Lied liegt aktuell auf Platz 12 der Hitparade.
Es soll eine Pressemeldung des SWR gegeben haben, in der der Titel abfällig kommentiert wurde. Unerhört, dass es Menschen gibt, denen ein Lied von Reinhard Mey nicht gefällt. Ich habe allerdings nichts dergleichen finden können. Da mir Rechercheplattformen wie X (vormals Twitter) oder TikTok nicht zur Verfügung stehen, schränkt das meine Erfolgsaussichten ein – muss ich zugeben.
Der SWR hatte den Titel aus der Vorschlagsliste für die Hörer-Hitparade genommen, nicht weil man ihn für unpassend hielt, sondern wegen des Verdachts auf gezielte Wahlkampagnen. Behauptet wurde jedoch, es habe eine Stellungnahme gegeben, in der der Titel inhaltlich abgewertet wurde. Belege dafür habe ich – wie ausgeführt – nicht gefunden. Interessant ist, wie weit manche es mit der Bevormundung erwachsener Menschen treiben. Und der Begriff „Cancel Culture“ geht mir dabei natürlich nicht aus dem Kopf. Übrigens ist Kai Gniffke (früher ARD-aktuell) heute SWR-Intendant.

Hier im Blog werden bei Abgabe von Kommentaren keine IP-Adressen gespeichert! Deine E-Mail-Adresse wird NIE veröffentlicht! Du kannst anonym kommentieren. Dein Name und Deine E-Mail-Adresse müssen nicht eingegeben werden.