NRW ist da, wo Schüler und Lehrer was gegen verlängerte Ferien haben

Nachdem die NRW-Schulministerin, Frau Gebauer, FDP, endlich mal was richtig gemacht hat, in dem sie die Weihnachtsferien etwas (um wenige Tage) verlängerte, gibt’s doch tatsächlich schon wieder Zores.

Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen.

Karl Valentin

Diejenigen Lehrervertreter, die von “WDR Aktuell” dazu befragt wurden, beklagten sich alle der Reihe nach darüber, welche Punkte dagegen sprechen würden. Lehrer denken halt immer nur an die anderen. Also an ihre Schüler und an die Eltern der Schüler. Man kennt das ja gar nicht anders. ¯\_(ツ)_/¯

Dass sich Funktionsträger der Schüler- und Elternschaft auch auf dieses Pferd setzen, war für mich im Prinzip schon keine Überraschung mehr. Für die einen geht’s nicht, weil sie ohnehin, aufgrund von Corona, schon so viel Stoff versäumt hätten und für die anderen geht’s darum, dass die armen Eltern sich einmal mehr gar nicht um ihre Kinder kümmern könnten, weil sie doch ihrem Job nachgehen müssten. Letzteres kann ich aus meiner persönlichen Erfahrung überhaupt nicht mehr nachvollziehen. Dass sich aber sogar Schüler ein Veto zu eigen machen, finde ich lächerlich. Da sagte einer, dass man ohnehin schon so viel Stoff versäumt habe, dass man auf diese (wenigen!) Unterrichtstage nicht zusätzlich verzichten könne.

Unter anderem ist nach Ansicht der Lehrergewerkschaft GEW vor allem die Frage offen, wer die Kinder während der zusätzlichen Freizeit betreuen soll.

Bildung: Kritik an früheren Weihnachtsferien wächst | ZEIT ONLINE

In den Firmen, in denen ich gearbeitet habe, hatten die allermeisten Arbeitnehmer schon eine Woche vor Weihnachten Ferien und die zogen sich oft sogar bis ein, zwei Wochen nach dem Jahreswechsel. Man hatte sich so richtig gemütlich eingerichtet.

Dass es auch Menschen gibt, die sich ein paar zusätzliche freie Tage zwar gewünscht hätten, für die es das aber aus Gründen kaum einmal gab, ist schon klar. Aber die meisten dürften wirklich keine Probleme damit haben, sich vor und nach den Feiertagen um ihre Pänz zu kümmern. Man kann auch die Dinge so überbeanspruchen, dass Leute (jedenfalls ich als Rentner) kaum noch Verständnis für diese Kübel an Kritik haben, die manche über die Politik ausschütten.

«Die Ankündigung von NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer, die Weihnachtsferien vorzuverlegen, ist für Alleinerziehende eine Hiobsbotschaft.»

Nicola Stroop, Vorstand des Verbands alleinerziehender Mütter und Väter in NRW

Und ich bin wahrlich kein Fan von Frau Gebauer oder der FDP überhaupt.

Witzig fand ich, dass eine Moderatorin von “WDR Aktuell” einer Lehrerfunktionärin die Frage stellte, ob sie in der Lage wäre, auch einen konstruktiven Beitrag zur Corona-Problematik zu leisten. Da war Schweigen und ich hatte wenigstens ein bisschen Spaß.

Irgendwie schauen sich viel zu viele etwas von dem Aufrührertum ab, das die “Quertreiber” unsäglicherweise an den Tag legen. Auch diese Menschen leisten keinerlei konstruktiven Beitrag zur Lösung allfälliger Probleme rund um dieses Thema. Dass Lehrer und Schüler sich nun offenbar berufen fühlen, es diesen Idioten gleichzutun, macht mich rasend.

Ganz übel finde ich das Verhalten der SPD und Grünen. Es ist beklagenswert, dass (Stichwort: Solingen) hier parteipolitisches Gequengel in den Vordergrund rückt, statt gemeinsame Lösungen zu suchen und umzusetzen.

Google Foto: Kostenloser Speicher gehört bald der Vergangenheit an

Ab 1. Juni nächsten Jahres stellt Google keinen kostenlosen Speicher mehr zur Verfügung. Flickr hatte nach einem Eigentümerwechsel vor einer Weile ebenfalls die Konditionen dahingehend geändert. Kein kostenloses und verlustfreies Hochladen von Fotos und Videos mehr.

Ich hatte meine Konsequenzen gezogen und mein Konto bei nach vielen Jahren (2004-2019) gekündigt. Google schreibt im Newsletter, dass das Unternehmen inzwischen 4 Billionen Fotos und Videos gespeichert hat und dass Woche für Woche die irre Menge von 28 Milliarden Fotos und Videos hochgeladen würden.

Wie kann ich den Speicherplatz am besten nutzen? Am 1. Juni 2021 veröffentlichen wir ein neues Tool für das Speichermanagement, mit dem sich dunkle, verwackelte oder anderweitig unbrauchbare Inhalte ganz leicht auffinden und löschen lassen. Du kannst außerdem mehr Speicherplatz über Google One kaufen, sofern verfügbar.

Wichtiges Update zum Google Fotos-Speicher – Google Newsletter

Das liest sich ein wenig so, als ob Google deshalb die Notbremse treten würde. Vermutlich aber war – was ich dem Unternehmen nicht einmal übel nehme -, die Werbung mit kostenlosem Speicher nichts anderes als ein Lockruf für naive Nutzer. Denn es war wohl immer klar, dass kein Unternehmen auf Dauer solche Leistungen für umme zur Verfügung stellen würde. Wir erleben es in immer mehr Bereichen, dass die Nutzer an den Kosten für die jeweils offerierten Produkte beteiligt werden. Der Plattenspeicher kostet in meinen Augen nicht so viel, dass dies ein Problem darstellen sollte. Die Frage nach der Wettbewerbssituation stellt sich zum Beispiel bei den Medienhäusern inzwischen auch nicht mehr. Fast alle News-Anbieter liefern diese heutzutage nicht mehr kostenlos, sondern an zahlende Abonnenten. Leistung muss halt bezahlt werden.

Ich hatte schon vorgesorgt und meinen Speicher bei Google auf 2 TB (9,99 Euro/Monat) aufgestockt. So muss ich mich jetzt auch nicht über die aus meiner Sicht halt zu erwartende Teuerung ärgern, was ich übrigens bei Flickr noch lautstark getan hatte.

Mein Abo bei Microsoft (Office 365 zu 7,00 Euro im Monat) habe ich gekündigt. Damit verbunden war ein Cloudspeicher von immerhin 1 TB. Ich habe diesen bisher dafür genutzt, meine Originalfotos (RAW-Dateien) zu sichern. Genau gesagt, speichere ich meine Fotos auf einer Festplatte (1 TB), einem USB-Laufwerk (5 TB) und eben in der Cloud. Damit bin ich -hoffentlich- auf der sicheren Seite.

Wie hoch sind Ihre monatlichen Kosten für Tools? Finden Sie, dass meine Ausgaben unverhältnismäßig hoch sind bzw. welche Tools nutzen Sie so?

Sofern Sie selbst BloggerInnen sind, werden sie vermutlich zumindest einmal darüber nachgedacht haben, ein Tool wie “Evernote” oder “Pocket” zu nutzen. Für “Netflix” oder “YouTV” gibt es einige Alternativen. Und beim Musikservice “Spotify” ist das ja nicht anders. Es macht in meinen Augen keinen Sinn, die verschiedenen Wettbewerber parallel zu nutzen. Da denke ich an “Deezer” oder “Amazon Music” oder auch “Apple Music”. Mit “Spotify” bin ich einfach hochzufrieden und mehr als ein Anbieter zu nutzen, macht für mich keinen Sinn.

FDH wirkt

Ich erinnere mich nicht, wann das angefangen hat. Jedenfalls liegen Monate der Enthaltsamkeit hinter mir. (⊙_⊙;) Ganz so schlimm, wie es sich anhört, war es dann aber nicht. Irgendwie, ich schrieb schon mal darüber, ging es diesmal viel einfacher. Bis jetzt jedenfalls. Inzwischen habe ich mehr als 15 kg weniger.

Der Gewöhnungseffekt ist längst eingetreten und die Vorteile des Abnehmens empfinde ich körperlich weniger stark als zu Beginn meiner “FDH-Diät”. Ich trinke seit kurzem abends wieder ein Glas Wein, sogar eine Flasche Bier habe ich mir kürzlich erlaubt.

Seit dem Frühjahr (da nahm es den Anfang) habe ich keine Marmelade und überhaupt keine Süßigkeiten (also auch kein Dessert oder sowas) zu mir genommen. Außerdem habe ich monatelang abstinent gelebt. Wenn ich doch bloß den Hang hätte, mich etwas mehr zu bewegen. Ich könnte schon viel näher an meine Zielmarke herangerückt sein.

Alles in allem bin ich recht zufrieden. Kein Wunder, wenn man mit sowas Leckerem belohnt wird.

Was ausfällt, was uns einfällt

Der Ausfall des Start in die Karnevalssession 2021 wurde krass bedauert. Verstehe ich! Was leider etwas zu kurz gekommen ist, ist, dass die St. Martinsumzüge für die Kleinen ebenfalls ausfallen. Das mag für diejenigen, die mit Kirche wenig am Hut haben, nichts Bewegendes sein. Unsere kleinen Menschen dürften das ein wenig anders empfinden. Immerhin, bei Fynn – meinem Großneffen (6), gabs gestern in der Schule Weckmann zum Mitnehmen.

In den Kindergärten wurden “Alternativprogramme” erarbeitet. Meine Schwiegermutter (96) erhält als Hochbetagte von der Gemeinde jedes Jahr einen riesigen Weckmann. Diese kleine Tradition fällt wegen Corona in diesem Jahr ebenfalls aus.

Dafür erhielt Mutter diese im Brief erwähnte Zeichnung unserer Kindergartenkinder über die sie sich auch sehr gefreut hat. Meine Frau und ich auch. ❤

Meine Frau und ich hielten uns an eine Empfehlung, unsere Fenster mit Laternen zu schmücken, dass die Kinder wenigstens ein bisschen St.-Martinsstimmung mitnehmen können. Das haben wir auch gemacht.

Integration und Assimilation – bisher funktioniert davon an vielen Stellen nichts so richtig

Am 21.10. wussten es alle. Wer sich die Mühe macht, die Medienberichte über die Hintergründe für den Mord an einem Krefelder Touristen in Dresden zu recherchieren, erfährt, dass an diesem Tag geklärt war, dass die Tat einen islamistischen Hintergrund hatte. Am 4.10. griff ein einschlägig vorbestrafter 20jähriger Islamist, der 2015 aus Syrien nach Deutschland kam, mit einem Messer zwei Männer an. Einer starb, der andere wurde schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert.

Über zwei Wochen hat es gedauert, bis die Dresdner Staatsanwaltschaft die Ermittlungen an den Generalbundesanwalt übergab, weil angeblich erst zu diesem Zeitpunkt Klarheit über den terroristischen Hintergrund bestanden haben soll.

In der Zeit vom 5.10. bis 21.10. gab es eine Vielzahl von Pressemeldungen über die Mordtat. Diese Daten (Quelle: Google Trends) legen die Verteilung der Meldungen unter den infragestehenden Stichworten offen.

Richtig “interessant” wurde der Dresdner Mord also erst, als der Zusammenhang mit Islamismus offiziell bekannt wurde. Das ist auch typisch. “Einfache Morde” bringen nicht die Aufmerksamkeit wie eine derartige Kombination mit Terror oder Islamismus. Das wissen die Rechten auch und nutzen diese Besonderheit für ihre Zwecke.

An diesem Fall ist auch interessant, dass sich dieser Mord eines Islamisten in Sachsen ereignet hat. Warum haben Polizei und Staatsanwaltschaft die wahrscheinlich viel früher bekannten Zusammenhänge nicht öffentlich gemacht? Warum liegen zwischen der Tat und der Weitergabe des Falles an den Generalbundesanwalt ganze zwei Wochen?

Der 20jährige mutmaßliche Mörder hat seine Opfer nicht willkürlich ausgesucht, sondern er hat gesehen, dass es sich um homosexuelle Menschen handelte. Ich stelle mir die Frage, ob Homophobie unter der autochthonen Bevölkerung ebenso verbreitet ist wie unter Muslimen. Jedenfalls braucht es dafür nicht die Extreme, nicht den Sonderstatus des Islamisten.

Allerdings wird in diesem Fall wieder alles miteinander vermischt. Schließlich weiß ja jeder, dass Muslime, auch die, die nicht radikal sind, anders über Sexualität denken als liberale Bevölkerungsteile. Dass sich Konservative und Rechtsextreme, die ansonsten permanent ihre, versteckt und offen, ablehnende Einstellung zu Homosexuellen oder liberalen Lebensformen bezeugen, sich angesichts dieser Tat inspiriert fühlen, das Verbrechen auszuschlachten, ist ebenso typisch wie widerlich.

Andererseits ist es so, dass wir, wie die Franzosen zuvor, nach dem grausamen Mord am Lehrer Paty und den Morden von Nizza aus Erfahrungen Schlüsse ziehen müssen, auf die wir uns bisher nicht verständigen können. Da hilft es nur bedingt, wenn ein paar bekannte Grüne und Linke einräumen, dass “ihr Teil” unserer Gesellschaft auf die Gefahren des Islamismus bisher nicht adäquat reagiert hat. Leider heilt es aber keine Wunde, wenn irgendwie viel zu spät eingeräumt wird, dass unter den Hunderttausenden von hiesigen Muslimen solche leben, die sich aus Gründen radikalisieren und furchtbare Verbrechen verüben. Inwiefern radikale Muslime nicht auf einen gewissen Rückhalt, eine “heimliche Sympathie” oder “klammheimliche Freude” auch bei einfachen und eigentlich gesetzestreuen Muslimen treffen, ist kaum herauszufinden. Menschen sind wie sie sind.

Dass es darüber hinaus einen Wandel in unserer Gesellschaft gibt, der alarmierend ist, darauf weisen nicht nur Lehrer und Soziologen seit Jahren hin. Wir erleben, dass vor allem die vielen jungen Männer unter den hier lebenden Muslimen leider eine Tendenz zeigen, die mit unseren freiheitlichen Vorstellungen und Werten überhaupt nicht in Einklang steht. Es scheint keine Ausnahme zu sein, dass Lehrer selbst von jungen Schülern in einer Art und Weise angegangen werden, die jeden Respekt vermissen lassen. Es gibt muslimische Eltern, die Lehrkräfte derart krass unter Druck setzen, dass sich Betroffene hilfesuchend an die Öffentlichkeit gewandt haben. Wenn diese Eltern die Lehrpläne von Schulen massiv hinterfragen und versuchen, hierauf Einfluss zu nehmen, so ist dies nicht nur ein alarmierendes Zeichen. Vielmehr müssen wir solche Anliegen mit aller Macht zurückweisen!

Wirklich schlimm finde ich, dass die Entwicklungen zwar hier und da durchaus kritisch beschrieben werden, dass unsere Gesellschaft jedoch keinerlei Anstalten macht, Schlussfolgerungen aus solchen Entwicklungen zu ziehen. Bei allem Verständnis dafür, wie schwierig es ist, Maßnahmen aus solchen Erkenntnissen abzuleiten, so unverantwortlich ist es andererseits, dass Politik und Medien gemeinschaftlich so tun, als gäbe es überhaupt keinen Handlungsbedarf. Und ja, aus eigener Erfahrung weiß ich, wie reflexhaft Grüne und Linke auf solche Gedanken reagieren. Soweit geht ihre Einsicht nämlich nicht. Sie finden vielmehr ohne Mühe neue Entschuldigungen und Relativierungen, um das Thema von der Agenda zu tilgen.

Der bekannte Islamkritiker Abdel-Samad hat an Innenminister Seehofer geschrieben. Via Facebook-Post. Dieser Mann steht (in Deutschland) seit Jahren unter Polizeischutz, weil er von radikalen Muslimen bedroht wird. Seit ungefähr 10 Jahren gibt es eine Fatwa gegen Abdel-Samad, die von einer ägyptischen Gruppe ausgesprochen wurde. Der Mann verfügt über umfassende Kenntnisse der Potenziale islamistischer Bestrebungen und ist, wie einige andere MitbürgerInnen aus diesem Kulturkreis, in Deutschland als Warner vor den Auswirkungen auf unsere freie Gesellschaft bekannt geworden. Er war bis zu seinem FB-Post Mitglied der Deutschen Islamkonferenz. Er ist seit 10 Jahren Mitglied dieses Gremiums und hat nun erkannt, dass die politisch Verantwortlichen in Deutschland keine Lehre annehmen.

Als Vertreter des politischen Islam muss man den türkischen Präsidenten Erdogan benennen. Wie groß der Einfluss ist, den dieser Mann über die DiTib in Deutschland ausübt, ist längst kein Geheimnis mehr. Dennoch ändert die deutsche Regierung ihren Kurs nicht. Und das, obwohl doch Ansätze für eine entsprechende Absetzbewegung in den letzten Jahren erkennbar waren.

Bei der letzten öffentlichen Sitzung erklärte der DITIB-Chef, dass er Absolventen der Fakultäten für islamische Theologie der deutschen Universitäten nicht als Imame einstellen würde, weil diese die DITIB-Standards nicht erfüllen würden. Ich habe danach erwartet, dass die anwesenden Vertreter des Staates sich über diese Arroganz empören, doch dies ist nicht passiert. Stattdessen unterstützt der Staat nun, dass die DITIB und andere Vereine selbst ihre Imame ausbilden und zwar auf Kosten der Steuerzahler. Nein, ich mache nicht mehr mit. Denn die DITIB-Standards sind: Loyalität zu Erdogan und zum türkischen Nationalismus.

Sehr geehrter Herr Innenminister Horst… – Hamed Abdel-Samad | Facebook

Wie grandios einfach es sich diejenigen machen, die grundsätzlich eine andere Sicht auf dieses gesellschaftliche Thema haben, zeigt der Beitrag von Mohamed Amjahid, der Herrn Abdel-Samad idiotischerweise quasi als Alibi, als Handlanger der AfD oder anderer rechter Kreise hinstellt.

In diesem Fall sind Männer wie Hamed Abdel-Samad oder Akif Pirinçci der Token. Die machen pauschale Islamkritik und die Pegida-Anhänger sagen danach: „Dieser Moslem hat es doch geschrieben! Also muss es stimmen!“

Interview mit Mohamed Amjahid, Autor von „Unter Weißen“ – Rassismus – jetzt.de

Allein der Vergleich Abdel-Samads mit Akif Pirinçci ist an Frechheit kaum mehr zu überbieten.

Ahmad Mansour hat schon in 2014 die Deutsche Islamkonferenz verlassen. Er ist ebenfalls eine kritische Stimme und fordert von Deutschland ein klares Bekenntnis zu den eigenen Werten. Genau das geschieht aber höchstens in Ansätzen und ist oft nicht nachhaltig.

Wenn wir muslimische Jugendliche, wie die aus anderen Kulturkreisen, endlich als „unsere Jugendlichen“ begriffen und auch als solche behandelten, könnte die Gesellschaft insgesamt davon profitieren.

Blog: Ahmad Mansour referierte ǀ Antisemitismus unter Muslimen — der Freitag

Ich finde, da hat Mansour einen wesentlichen Punkt angesprochen. Diese Bereitschaft ist die selbstverständliche Basis für alles andere. Und sie ist leider vor allem deshalb nicht ausgeprägt, weil diese Gesellschaft sich für die Belange ihrer Minderheiten so gut wie überhaupt nicht interessiert. Obwohl sie bzw. Teile dieser Gesellschaft etwas ganz anderes vorgeben.

Statt unser Desinteresse weiter aufrechtzuerhalten sollten wir eine wichtige Voraussetzung zur Heilung der gegenseitigen Missverständnisse schaffen, in dem wir unsere gegenseitigen Vorstellungen klar und unmissverständlich benennen.

Damit meine ich also keine “Leitkultur” oder einen anderen technokratischen Unsinn dieser Art. Wir brauchen keine Lippenbekenntnisse zu unseren Werten oder zum Grundgesetz.

Was uns fehlt ist Begeisterung für die Möglichkeiten, die vielen von uns wohl einfach viel zu selbstverständlich geworden sind.

Wir leben in einer freien, pluralistischen, liberalen und auf garantierten Grundrechten fußenden Gesellschaft.

Hieraus ergeben sich selbstverständlich Rechte und Pflichten. Das ist die Basis für unser Zusammenleben. Wir sind auf ein unausgesprochenes Einverständnis aller hier lebender Menschen angewiesen. Ich finde, wir dürfen dieses voraussetzen.

Diejenigen, die – aus welchen Gründen auch immer – diese Basis unseres Zusammenlebens nicht anerkennen, haben in Deutschland keine Heimat. Sie müssen das Land verlassen. Das ist der Konsens, auf den wir uns statt eines technokratischen Konstruktes (Leitkultur) einlassen müssen!

Das müssen die BürgerInnen des Landes aussprechen, die offiziellen Stellen haben es umzusetzen!

Stattdessen machen wir es bisher so, dass wir den Anschein erwecken, Toleranz und Freiräume würden einen Prozess einleiten oder wenigstens begleiten, den wir Integration nennen. Dabei haben viele eher Assimilation im Kopf. Wenn wir wenigstens dieses Missverständnis ausräumen könnten, wäre viel gewonnen.

Corona vernebelt den klaren Blick

Wahrscheinlich spielt in meinen Gedanken über Corona mit, dass ich bald 67 Jahre alt bin. Nicht nur deshalb gehöre ich auch zur Risikogruppe.

Die Bilder von vollen Intensivstationen haben mir beunruhigt. Angst macht egoistisch. Allerdings mache ich mir auch Sorgen um meine Schwiegermutter (96) und Mutter (88). Das liegt insoweit in der Natur von uns Menschen. Warum das nicht für alle gilt, erschließt sich mir nicht. Es ist wohl eine Frage der Intelligenz.

Ich habe mich nie gefragt, welche Altersgruppen sich an den unseligen Quertreiber-Demos und Aktionen beteiligen. Sicher waren auch Leute dabei, die in meinem Alter oder älter sind. Damit scheint klar, dass das Alter allein als Trigger für eine vorsichtige, umsichtige Einstellung zum Virus nicht infrage kommt. Solidarität ist kein Wert, der allen in dieser Gesellschaft etwas bedeutet. Von diesen Leuten zu erwarten, in ihre Überlegungen die Lage in Nachbarländern einzubeziehen, ist offensichtlich zu viel verlangt.

Nicht genug Opfer?

Es gibt auch jetzt Länder, in denen hunderte bis über tausend Menschen an diesem Virus versterben – jeden Tag. Europa steht laut WHO derzeit im Zentrum der weltweiten Virus-Infektionen.

Die Zahl der Neuinfektionen treibt nicht nur in Deutschland Ärzte und Krankenschwestern- und Pfleger um. Es gibt schlimme Berichte aus Nachbarländern.

Es steht demnach zu befürchten, dass auch bei uns Engpässe bei Intensivbetten entstehen. Und zwar auch deshalb, weil zu wenig qualifiziertes Pflegepersonal zur Verfügung steht. Kein neues Problem also und eines, für das wir auch mit größten Anstrengungen keine kurzfristigen Lösungen finden werden, selbst dann, wenn die Regierung bzw. die dafür zuständigen Stellen verrentete Ärzte und Krankenpflegepersonal in größerer Zahl verpflichten können.

Ich habe einmal gelesen, dass in den vergangenen Jahren mehrere hunderttausend Kranken- und AlternpflegerInnen ihre für unsere Gesellschaft so wichtige Arbeit aufgegeben haben, weil sie nicht mehr daran glauben konnten, dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen etwas ändern würde. Das ist kein Ruhmesblatt für eine vorausschauende Politik.

Belastung der Intensivstationen – auch in Deutschland

In den letzten Tagen sind am Tag über 100 Menschen in deutschen Krankenhäusern nach einer Covid-19 Erkrankung gestorben. Am 6.11. verstarben in Deutschland 179 Menschen an Covid-19. Dieser Tageswert ist gar nicht weit von den täglichen Todeszahlen entfernt, die wir im Frühjahr dieses Jahres erlebt haben.

Mir leuchtet es ein, dass die massiv gestiegenen Infektionszahlen schlussendlich dazu führen, dass auch die Zahl der Menschen mit schweren Verläufen steigt und damit die Kapazitätsgrenze der Krankenhäuser unterschiedlich schnell erreicht werden könnte. Es gibt Notfallpläne, damit überlastete Intensivabteilungen durch das Auslagern von Patienten auf andere Krankenhäuser arbeitsfähig bleiben.

Es sollen über 45.000 Demonstranten in Leipzig protestiert haben, u.a. wurde “Merkel muss weg” skandiert. Für mich macht das deutlich, mit welchen Leuten wir es bei diesen Aktionen zu tun haben. Ja, ich hätte – anders als die Richter, die diese unnütze Veranstaltung erlaubt haben, dafür gesorgt, dass es nicht zu diesem neuerlich Affront gegen die Demokratie gekommen wäre. Unsere Richter sorgen ja auch dafür, dass die Veranstaltung mitten in Leipzig stattfinden konnte und nicht irgendwo in einem Außenbezirk. Dass die Polizei am gleichen Tag gegen linke Chaoten in Connewitz erheblich aktiver war als gegen die rechten Spinner und Verschwörungstheoretikern wurde (nur) von der taz thematisiert.

So viel zum Thema, was in Sachsen immer noch Sache ist. Landespolitik und Polizei sind, was rechte Aktionen anlangt, blinder als nur auf einem Auge.

Zuletzt hören wir häufig von Ärzten, die sich über die Wahrnehmungsdefizite der Corona-Leugner beklagen. Wer unter der täglich hohen Belastung durch die stark gestiegenen Zahlen von Corona-Erkrankten steht, kann kein Verständnis für solche Leute aufbringen, die die Ursache für diese Belastung glatt abstreiten.

Für sie bleibt das schlagende Argument, dass bisher keine signifikante Übersterblichkeit belegt ist. Das reicht vielen dieser Leuten als Argument. Hauptsache, es geht hart gegen die Maßnahmen der Regierung.

Präventionsparadox

Es ist verrückt, wenn solche Leute aus fadenscheinigen Gründen alle staatlichen Maßnahmen ablehnen und später dann anhand der auf dieser Basis erreichten kleineren Opferzahlen die Frechheit besitzen, diese als Bestätigung ihrer völlig abwegigen Ansichten zu benutzen.

Damit leben, dass Trump Präsident bleibt

Wahrscheinlich lassen wir Deutsche uns von unseren Medien stark beeinflussen. Wie sonst könnte man erklären, dass wir so emotional Anteil am Ausgang der US-Wahlen nehmen? Schließlich hat es für das Leben des Otto-Normalverbrauchers kaum Auswirkungen, egal wie’s ausgeht.

Es handelt sich um freie und demokratische Wahlen. Vor und während diesen Wahlen gab es, wie man von allen möglichen Seiten hören kann, kaum Zwischenfälle. Es wurden keine Leute daran gehindert, ihre Wahl zu treffen. Die Wahlbeteiligung ist sehr hoch. Die langen Schlangen und die Geduld der Wählerinnen und Wähler vor den Wahllokalen muten fast seltsam an. Wie WählerInnen in Deutschland wohl reagiert hätten, wenn das hier so ausgesehen hätte? Sicher mit erheblich weniger Geduld.

Was für ein unmöglicher Mensch

Ich bin ein granatenmäßiger Gegner von Donald Trump. Seinen Wahlsieg 2016 habe ich als Unfall betrachtet. Ich konnte und wollte mir nicht vorstellen, dass Massen von Menschen einen solchen Menschen zu ihrem Präsidenten, zum Oberbefehlshaber des US-Militärs machen könnten. Doch sie konnten.

Mit dem ersten farbigen Präsidenten wurde den konservativen offensichtlich zu viel zugemutet. Es ging weniger um Obamas-Politik, die man natürlich in Teilen kritisch sehen konnte, es ging darum, dass mit seiner Wahl etwas in Gang gekommen war, das die konservativen Kräfte, nicht hinnehmen wollten, diesem Trend musste etwas “Großes” entgegengesetzt werden. Das war schlussendlich dieser Mann, der schon vorher dafür bekannt war, dass er sein bisheriges Dasein als Kretin, Unhold und Lügner bestritten hatte. Trump sollte von vornherein gegen das politische Establishment des Landes installiert werden. Das bleibt auch richtig, obwohl die oberste Heeresleitung dieses Feldzuges gegen die US-Demokratie, längst von Trump höchstpersönlich kaltgestellt wurde. Ich denke da unter anderem an den ehemaligen Breitbart-Chef Steve Bannon.

Hass, Lügen und ein Selbstverständnis, das zum Himmel stinkt

Trump braucht keine Souffleusen. Seine breitbeinigen Hasstiraden kriegt er ganz allein hin. So war war es echt komisch mitzuerleben, wie er von einer Horde Evangelikaler die Hände aufgelegt bekam und er sich bei dieser Veranstaltung ein süffisantes Grinsen nicht verkneifen konnte. Dass er seine Kabinettsmitglieder Lobeshymnen auf ihn vortragen ließ, war nur eine weitere (skurrile) Peinlichkeit in den vergangenen langen und ätzenden vier Jahren dieser Präsidentschaft.

Ich gehe seit gestern davon aus, dass die Welt diesen Donald Trump vier weitere Jahre aushalten muss.

Was immer diese Zeit noch an miesen und zerstörerischen Ausfällen dieses Kretins bringen wir, wird abzuwarten sein. Vielleicht wird Trump, der sich nach den Wahlen sicherlich auch daran erinnern wird, wie eng die deutschen Freude ihm zur Seite standen (sinngemäß: “die Deutschen wollen mich weghaben”), wird uns binnen Kurzem sicher mit einigen Überraschungen beglücken. Freunde (besser Speichellecker) hat er in der EU genug. Ob nun die Slovenen, Tschechen, Polen oder Ungarn, diese Länder lechzen vermutlich nach mehr US-Militärpräsenz. Ich finde das persönlich auch voll in Ordnung. Hoffentlich denkt die deutsche Bundesregierung beim Umzug daran, auch die Atomwaffen mitzugeben!

Vernachlässigtes Land

In den USA haben sich in den letzten Jahren, vielleicht Jahrzehnten, die Leute von dem, was wir unter Regierung eines Staates verstehen, entfernt. Die Bindung war vielleicht nie auch nur ansatzweise vergleichbar mit dem, was wir darunter verstehen. Viele Leute (etwa die Hälfte?) in den USA wollen kein Regierung, die sich verhält wie etwa europäische Regierungen, vor allem aber die deutsche.

Ein fürsorglicher Sozialstaat ist ihnen schlicht ein Grauen. Sie bestehen auf Eigenverantwortlichkeit. Das passt zu der für uns kaum nachvollziehbaren Einstellung zu einer allgemeinen Krankenversicherung. Viele Amerikaner (die in den infrage kommenden Staaten) würden sich vermutlich nie das Recht nehmen lassen, eine Waffe oder mehrere zu besitzen und zu tragen. Was für uns schier undenkbar ist, wäre umgekehrt für viele Amis ein absolutes No-Go.

Was mir zu diesen Erklärungsmustern, die wir häufig in unseren Medien geboten bekommen, nicht zu passen scheint, ist die Tatsache, dass die Amerikaner allein die Regierung dafür verantwortlich machen, dass viele Arbeitsplätze im Rahmen der Globalisierung nach China und anderswohin verloren gingen. Gerade in den Gebieten, in denen Trump erhebliche Stimmenanteile gewonnen hat (also außerhalb der großen Küstenregionen) hat man sein plakatives “Make America Great Again” oder “America First“. Alle Nationalisten dieser Welt werden solchen Slogans viel abgewinnen können. Das erfährt man am schnellsten, wenn man hier bei uns darüber mit AfD-Leuten diskutiert.

Große Armut, ohne Hoffnung (nicht ausschließlich bei schwarzen Bevölkerungsteilen!)

Der Frust darüber, dass die verschiedenen Regierungen in den von großer Armut geprägten vormaligen Schwerindustriegebieten quasi keinen Support geleistet haben, scheint so nachhaltig und schwerwiegend zu sein, dass diese Menschen auch ihr letztes Vertrauen in staatliches Engagement verloren haben. Die Konsequenz daraus war: Trump!

Nimmt man sich die Entwicklung der letzten vier Jahre einmal vor, so muss man schlicht anerkennen, dass die Versprechen Trumps zu einem großen Anteil eben nicht, wie bei anderen Politikern (auch Obama!) sonst üblich, verraucht und vergessen wurden. Er nahm das bereits von Barak Obama mit gewaltigen finanziellen Mitteln eingeleitete Aufbauprogramm für die US-Wirtschaft als Basis für eine Steuersenkung, für die wir in Europa nur Häme und Kritik übrig gehabt haben.

Wer aber die Auswirkungen insbesondere dieser Maßnahme (bis zur Corona-Krise) genauer betrachtet, muss konstatieren, dass Trump hier viel geleistet hat. In den USA wurden Millionen von neuen Arbeitsplätzen geschaffen, und die Börse erlebte Hochzeiten wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Dass davon nicht ein paar Börsianer profitiert haben, sondern viele US-Amerikaner, die in diesem Metier erheblich versierter agieren als wir Deutsche, ist nicht groß zur Kenntnis genommen worden.

Supreme Court

Dass er im Gegensatz zu Obama geschafft hat, konservative Richter am Supreme Court (oberster Gerichtshof der USA) zu “platzieren” ist auch so eine Sache. In acht Jahren schaffte es Obama nicht (natürlich wegen der Probleme mit den Mehrheitsverhältnissen im Senat), die vakanten Stellen mit liberalen RichterInnen zu besetzen. Soweit ich es verstanden habe, hatten die Demokraten es für unmöglich gehalten, was Trump nun in den ersten 4 Jahren seiner Amtszeit hinsichtlich der Nominierung von 3 konservativen Richtern (ein Ersatz für einen Richter, den Ronald Reagan nominiert hatte, zwei neue Richter) geschafft hat.

Dass von diesem Erfolg auch die Evangelikalen profitieren, die eine gewaltige Wählergruppe von 80 Mio. Menschen stellen, ist ein weiterer Grund für Trumps Erfolge. Diese Menschen dürfen nun darauf hoffen, dass beispielsweise die liberale Handhabung von Abtreibungen gekippt würde. Was viele von uns erschrecken wird, ist für diese frommen Leute eine Herzensangelegenheit.

In den USA fürchten sich viele weiße, konservative BürgerInnen davor, dass sie in einigen Jahrzehnten aufgrund der demografischen Entwicklung, nicht mehr das Sagen im Land haben werden. Wir kennen diese Debatten, unterschätzen allerdings offenbar die dortigen Beharrungskräfte, die von der trumpschen Politik stark unterstützt wird. Und zwar auf eine Art und Weise, die wir als unmoralisch und vielleicht sogar ekelhaft empfinden. Nur müssen wir sehen, wie groß diese Gruppe von Menschen in den USA ist, die Trumps Lösungsangebote (z.B. Mauer nach Mexiko) als richtig betrachten.

Dass sich viele von den Demonstranten und Aussagen der BLM-Bewegung abgestoßen fühlen, hat vielleicht weniger mit dem immer wieder zu Recht betonten systematischen Rassismus weißer Bevölkerungsteile zu tun, als vielmehr damit, dass Menschen es (überall auf der Welt) nicht schätzen, in ihrem persönlichen Leben mit Gewalt und Zerstörung konfrontiert zu werden. Für diese Betrachtung wird es bei Linken hier in Deutschland wenig Sympathie geben. Geschenkt! Es ist eine Wahrheit, mit der auch alle leben müssen, die viele Hoffnungen in diese Wahlen gesteckt hatten.

Link: Heute wählen die USA. Was ist da nur los? | kinder-verstehen.de

Wenn Muslime aus religiösen Gründen morden nennen wir sie Islamisten

Wer sich selbst dafür kritisiert, dass er noch nichts Substanzielles zu diesem oder jenem Vorgang verlauten ließ, klingt schnell ungewollt kokett. So befassten sich ganze zwei Spiegel – Kolumnen (mit Reichweite) mit den vom anderen Lager angeblich vermissten Reaktionen des linken Lagers auf die bestialischen islamistischen Morde in Frankreich und Deutschland (Dresden). Sascha Lobo und Kevin Kühnert sprangen zeitgleich ein.

Unmissverständliche Ansagen

Ich bin der Meinung, dass es in Deutschland zu wenig unmissverständliche Ansagen auf den religiösen Wahnsinn gibt, dem freie und offene Gesellschaften prinzipiell ein unübersehbares NEIN auf die Stirn tackern müssten.

Aber ich will nicht gleich zu aggressiv formulieren. Schließlich soll genau das, also die Aggression zurückzunehmen, nach Meinung des Psychiaters und Theologen Manfred Lütz eine wichtige Voraussetzung dafür sein, die Polarisierung der Gesellschaft zu bekämpfen. Die Situation in den USA würde irgendwann auch bei uns anlanden. Damit wird Lütz wohl richtig liegen. Es ist längst mit Händen zu greifen.

Rechtsnationale Brunnenvergifter

Es reicht den nationalistischen Rechten, wie dem inzwischen zur schweizerischen NZZ übergelaufenen ehemalige Cicero-Reporter Dr. Alexander Kissler nicht, Linke dafür zu kritisieren, dass sie sich mit Stellungnahmen zu den Morden von Islamisten krass zurückhalten. Wenn es nach ihm ginge, sollte es sozusagen schmerzhaft sein, dass Linke so lange an ihren falschen Vorstellungen von Mitmenschlichkeit festgehalten haben und bis jetzt nicht einsehen können, dass DER ISLAM NICHT ZU DEUTSCHLAND GEHÖRT! Da kennen Leute wie Kissler oder die Schreiber um Broder und Tichy aber überhaupt kein Pardon.

Aus der Schweiz heraus lassen sich die Verhältnisse hier in Deutschland bekanntlich ganz besonders gut anprangern. Da dies sogar noch einen finanziellen Benefit für den neuen Arbeitgeber bringt, schaut man nicht etwa nur wohlwollend zu, sondern unterstützt eifrig auch seitens der Chefredaktion. Zum Beispiel, in dem man eigens einen Newsletter für das geneigte rechte deutsche Publikum herausgibt. “Der andere Blick” ist wie der Rest der Zeitung nicht nur für den ehemaligen Verfassungsschutzpräsidenten Maaßen sowas wie für die ehemaligen DDRler das gute alte Westfernsehen. Das Bild der Lügenpresse und der Systemmedien wird aus ökonomischen Gründen gepflegt und gehegt. Ein Vorgang, an dem viel zu wenig öffentliche Kritik in Deutschland geäußert wird.

späte Überzeugungen

Jetzt geht Kissler einen Schritt weiter. Indem er selbstzufrieden die geäußerten Statements von SPD-Leuten wie Kühnert, Maas und Chebli quasi als Kotau vor all dem interpretiert, was er und seine politischen Mitstreiter immer schon klar gesehen haben: Unsere Kultur und der Islam passen nicht zusammenpassen.

Kissler spart deutsche Kirchenvertreter nicht aus. Er moniert, dass beispielsweise der Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, nur die Taten an sich verurteilt hätte. Bätzing habe bewusst unterlassen, die Worte Islam und katholisch in seiner Stellungnahme zu verwenden.

Wer ist wir?

«Europa war und ist ein grosses Projekt des friedlichen Zusammenlebens. Diese Vision dürfen wir uns von Attentaten nicht zerstören lassen.» Wer ist «wir»? Und wer hat konkret den Frieden gestört? Ein Islamist war es, der christliche Gläubige ermordete. Bätzing will vom Generalangriff auf seine eigene Religion nichts wissen und relativiert ihn so.

Nach Attentat von Nizza: Die christlichen Kirchen schweigen

Erzbischof Schick aus Bamberg unterstellt Kissler, er betreibe Opfer-Täter-Umkehr:

Auch die Religionen müssen sich Freiheit und Toleranz gewähren. Beleidigungen von Religionen sind auszuschliessen.

Schick hatte auch ausgeführt:

Wir verstehen die Religionsfreiheit also keineswegs als Schutzrecht für bestimmte Religionen und ihre Gläubigen. Im Gegenteil: In der Logik universaler Freiheitsrechte gilt unser Einsatz der Glaubens- und Gewissensfreiheit aller Menschen.

Bischof Schick

Welche Aufgabe hat die Kirche, wenn nicht die zu vermitteln und Menschen zusammenzubringen?

Schließt Schick mit diesen Worten nicht ausdrücklich religionskritische Schriften oder Karikaturen ein? Was sollten die universalen Freiheitsrechte sonst enthalten? Ich möchte daran erinnern, wie die deutschen Rechten mit Schick und anderen schon vor Jahren umgingen und dass die Inhalte mancher Leserbriefe in der NZZ unter Kisslers Artikel schon wieder leicht in diese Richtung tendieren.

Dass Kissler, wahrscheinlich als Kath.net – Leser (^///^) mit dem Inhalt eines Tweets argumentiert, ist bezeichnend. Noch dazu einer, der irgendwie grammatikalisch verunglückt zu sein scheint.

Dass Bedford-Strohm seinen Teil der Kritik abkriegt, ist für Leute wie Kissler schlicht Ehrensache.

Auch wenn wir in vielen säkularen Staaten, Blasphemie als strafrechtliche Kategorie nicht mehr kennen (in Deutschland gibt es ihn immer noch – ich erinnere an die Erdogan-Affäre), man muss nicht alles machen, was denkbar und möglich ist. Vor allem dann nicht, wenn man weiß, welche Reaktionen man bei bestimmten Menschen damit auslöst.

Impulskontrolle

Aber es ist ja leider üblich geworden, echt fiese Cartoons und Texte über Menschen und Gruppen zu posten, die vielleicht von der Meinungsfreiheit gedeckt sind, die aber dennoch bei vielen Menschen gelinde gesagt, einigen Widerwillen auslösen.

Es wird hoffentlich nicht zur beliebten Freizeitbeschäftigung, dass sich alle, die sich in ihren “Freiheitsrechten” eingeengt fühlen, provozierender und beleidigender Exponate bedienen, um sich nicht später darüber zu wundern, dass ihr Handeln irgendwelche Mordbuben zu Taten herausgefordert hat. Nicht nur Worten folgen Taten. Ich erinnere mich an die Debatte, die noch nicht lange zurückliegt.

Angebliche und tatsächliche Alternativen in Sachen Corona-Bekämpfung

Alle Welt schwärmt vom schwedischen Modell. Auch die, so scheint es mir, die eigentlich nicht mal an das Virus glauben. Vielleicht sind es ja sogar vor allem die. Und natürlich die Freiheitsapostel, die sich von den Maßnahmen der deutschen Regierung so gegängelt fühlen.

Deutschen Medien wird indes gern vorgeworfen, sie würden die Maßnahmen des schwedischen Staatsvirologe Anders Tegnell negativ darstellen, um damit diejenigen der deutschen Regierung zu unterstützen. Wir haben es hier wohl auch mit einer Form von Verschwörungstheorie zu tun.

Geteilte Verantwortung = keine Verantwortung

Ob nun der legendäre partizipative Ansatz Tegnells einen übertragbaren, weil wünschenswerten Standard gesetzt hat, ist insofern längst nicht ausgemacht, als wir uns doch immer noch am Beginn der Pandemie befinden. Das Eigenartige an den Lobeshymnen, die an vielen Stellen zu lesen ist, ist insofern deren Voreiligkeit.

Schweden hat einen anderen Weg gewählt: So blieben die Grenzen für EU-Bürger stets offen – ohne Quarantäne. Ebenso ging der Unterricht in den Primarschulen normal weiter. Dennoch gelten im Land einige strikte Regeln: Während die Schweiz grosse Events wieder zuliess, hat Schweden die Vorschriften bis heute nicht gelockert. Versammlungen mit über 50 Personen bleiben verboten: Sei es in der Disco, im Sport oder der Kirche.

Die Schweden können Corona – NZZ am Sonntag – Blendle

Trotz der hohen Infektionszahlen in Deutschland liegt die Zahl der Todesfälle per Million Einwohner in Schweden ungefähr um das 4 1/2fache über dem deutschen Wert. Hätten wir die schwedischen Maßnahmen kopiert, könnten wir statt der bisher ca. 11.000 Tote bereits bei einer Zahl von über 50.000 Toten liegen.

Bevölkerungsdichte in Skandinavien

Nun haben bei der Frage, wie sich das Virus ausbreitet, wie wir längst wissen, sozialökonomische und andere Faktoren eine Bedeutung. Dazu gehört, gerade was die Verbreitung des Virus anlangt, vermutlich auch die Bevölkerungsdichte. Diese ist in Schweden im Vergleich zu fast allen EU-Ländern sehr niedrig. Es gibt nur ein Land mit einer noch geringeren Bevölkerungsdichte (Finnland).

Der schwedische Lebensstandard gehört zu den weltweit 10 höchsten. Interessant finde ich, dass die Folgen der Corona-Epidemie gerade in den Ländern weniger dramatisch ausgefallen sind, die eine eher geringe Bevölkerungsdichte vorweisen. Dazu gehören neben Finnlande, Neuseeland auch Kanada und Australien. Wir sehen bei den Ländern mit hoher Bevölkerungsdichte im Hinblick auf Corona eine besonders starke Betroffenheit. Hierzu zählen die Niederlande, Belgien, Luxemburg oder Großbritannien und Italien. Deutschland zählt ebenfalls in diese Kategorie, Spanien weniger. Insgesamt wissen wir also immer noch wenig über die Gründe, weshalb in manchen Ländern die Verbreitung viel stärker ist als in anderen.

Witterung

Was ich interessant finde, ist, dass der hohe Anstieg der Corona-Neuinfektionen auch in den Ländern stark ist, in denen die Witterung bisher im Vergleich zu Deutschland eher noch mild ist. Ich denke an Italien, Spanien oder Iran und Mexiko. Wieso sind auch diese Länder so stark betroffen, obwohl es dort noch milde Temperaturen gibt? Eine These bezüglich der Verbreitung des Virus lautete doch immer, dass es in geschlossenen Räumen während der kalten Jahreszeit besonders aktiv sei. Dazu passt nicht, dass sich die Menschen in wärmeren Gefilden doch (vermutlich) immer noch vorwiegend draußen aufhalten.

In dem skandinavischen Land gilt weiter keine Maskenpflicht, von Maßnahmen wie einer nächtlichen Ausgangssperre ist keine Rede. Einige Empfehlungen zum Umgang mit der Pandemie haben die schwedischen Behörden zwar verschärft, zugleich wurden Maßga­ben für Senioren aber gelockert.

Kein Richtungswechsel in Schweden trotz zweiter Coronawelle

Die Lebensumstände in Ländern wie Italien und Spanien, in denen ebenfalls ein sprunghafter Anstieg der Infektionen festzustellen ist, unterscheiden sich von denen bei uns vor allem darin, dass dort oft mehrere Generationen in Häusern und Wohnungen zusammenleben. Unsere Wohnungsnot rührt u.a. daher, dass die jüngere Leute die Selbstständigkeit suchen und wohl viel häufiger Singlehaushalte gründen, als dies in Italien und Spanien üblich ist. Vielleicht hat das auch mit den weniger leistungsfähigen Sozialsystemen zu tun. Die Jugendarbeitslosigkeit in diesen Ländern ist sehr hoch und führt sicher ebenfalls dazu, dass die Familien zusammenrücken, um sich gegenseitig zu unterstützen.

Wirksamkeit von Masken, die 1.300ste

Eine Aussage von Tegnell finde ich besonders interessant. Er stellt die Wirksamkeit von Masken infrage.

Am 10. August 2020 sagte Tegnell der Bild vor dem Hintergrund in Schweden stark gefallener Infektionszahlen zu einer allgemeinen Maskenpflicht:

Das Resultat, das man durch die Masken erzeugen konnte, ist erstaunlich schwach, obwohl so viele Menschen sie weltweit tragen. Es überrascht mich, dass wir nicht mehr oder bessere Studien darüber haben, welche Effekte die Masken tatsächlich herbeiführen. Länder wie Spanien oder Belgien haben ihre Bevölkerung Masken tragen lassen – trotzdem gingen die Infektionszahlen hoch. Zu glauben, dass Masken unser Problem lösen können, ist jedenfalls sehr gefährlich.

Tegnell, schwedischer Staatsvirologe

Obwohl die Neuinfektionen auch in Schweden stark ansteigen, gibt es keine Anstalten, die Maßnahmen zu verschärfen.

Schweden zählt zu den wenigen Ländern, die nicht das Tragen eines Mund-Nasen-Schut­zes zur Eindämmung des Coronavirus empfehlen. Die Gesundheitsbehörde sieht für eine Schutzwirkung der Masken keine ausreichenden Belege.

Kein Richtungswechsel in Schweden trotz zweiter Coronawelle

Was die Asiaten wohl von solchen Aussagen halten? Dort haben sich Masken als eine der Hauptschutzmaßnahmen längst etabliert. Immerhin weiß ich jetzt, woher der Präsident der deutschen Ärztekammer seine Weisheiten hat. Er wird sich Tegnells Sichtweise angeschlossen haben. Mich erinnert das alles an die Anfangszeit der Epidemie. Schon damals wurde behauptet, die Masken brächten nichts. Die Gründe dafür waren allerdings andere. Das Fehlen evidenzbasierter Belege hinsichtlich ihrer Wirksamkeit wurden jedenfalls nicht angeführt.

Strategie gegen einen unbekannten und unsichtbaren Feind

In den folgenden Wochen und Monaten wurde unsere Regierung vor allem deshalb kritisiert, weil sie nicht den Pandemieprotokollen gefolgt war, die die Beschaffung von Millionen von Masken erfordert hätten. Heute erzählen uns manche, dass wir die lästigen Dinger doch eigentlich gar nicht gebraucht hätten. Inzwischen gibt es so viele Tests, die die Wirksamkeit bestätigen, dass man angesichts mancher Äußerungen, zumal als Laie, nur mit dem Kopf schütteln kann.

Am vergangenen Donnerstag verkün­dete die Regierung von Stefan Löfven Einschränkungen für Nachtclubs und nahm zu­gleich überraschend die seit Beginn der Pandemie geltende Empfehlung zurück, Men­schen ab 70 Jahren sollten zu Hause bleiben. Als Grund wurde das Risiko genannt, dass die Senioren wegen ihrer Isolation Gesundheitsprobleme wie Depressionen bekommen. Bereits Anfang Oktober war das Besuchsverbot in Altenheimen aufgehoben worden. Es zählte zu den wenigen strengen Restriktionen in Schweden. Weiterhin verboten sind An­sammlungen von mehr als 50 Menschen, bei Kultur- und Sportereignissen wurde die Ober­grenze jüngst auf 300 Zuschauer angehoben.

Kein Richtungswechsel in Schweden trotz zweiter Coronawelle

Spezifische Maßnahmen

Obwohl sich die Maßnahmen durchaus unterscheiden, sind alle zielgerichtet und wurden aufgrund der spezifischen Voraussetzungen im jeweiligen Land getroffen. Dass die schwedischen Maßnahmen immer wieder – ich glaube vor allem zum Zwecke der Verunsicherung – instrumentalisiert werden, geht mir allmählich auf die Nerven.

Richtig wäre, wenn sich alle lernfähig erwiesen oder zumindest von positiven Erfahrungen lernen würden. Dann würde man Maßnahmen weglassen, die sich als falsch oder ineffektiv erwiesen haben. Aber dieses ständige referieren darauf, dass dieses oder jenes besser wäre, als die eigenen Maßnahmen ist nicht hilfreich. Vor allem sind diese Mechanismen dazu geeignet, das Vertrauen der Bevölkerung zu untergraben. Die Medien müssten dies leisten.

Verantwortungsloses Gebrabbel kommt mir an den Ohren raus

Sie tun es nicht, sondern nehmen ihre Verantwortung wohl im Sinne einer ausgewogenen Berichterstattung, einmal mehr nicht wahr. DAS ist für mich eine Schande!

Die Verantwortlichen sollten sich weniger Gedanken darüber machen, ob sie noch halbwegs gut wegkommen in den Beiträgen, Podcasts und Videos irgendwelcher staatsfeindlichen, renitenten rechten Sektierer, die sich bei Sputnik, Rt deutsch, Tichy oder Broder finden, bloß weil ihnen die Destabilisierung unserer Demokratie nicht schnell genug vonstatten geht.

In Dresden wird ohne Maske protestiert und woanders werden Klagen gegen die Corona-Maßnahmen vorbereitet.

Was könnte man denen antun, die trotz der langsam sichtbar werdenden Wirkung ihrer scheiß Corona-Proteste auch weiterhin so tun, als wüssten sie es besser? Corona-Diktatur, Einschränkung der Meinungsfreiheit, Berufsverbote. Plärrt noch ein bisschen weiter, ihr Idioten.

Ich hielte es für angemessen, ihre Personalien festzustellen und wenigstens einige von denen – wenigstens die federführenden – im Bedarfsfall als Corona-Patient in eine der beiden Unikliniken zu einzuliefern, deren Intensivstationen in dem einem Fall überfüllt und im anderen Fall kurz davor sind.

Mit anderen Worten, diesen Leute sollte verdammt nochmal keine medizinische Behandlung zuteil werden, sofern sie auch schwer am Virus erkranken sollten. Sie werden das mit der bekannten Nonchalance quittieren und ganz sicher bestreiten, je Gefahr zu laufen, in diese Lage zu kommen. Traumtänzer wie die tun das nun mal.

Diese Leute sind in ihrer verblendeten Besserwisserei noch nicht einmal jetzt dazu in der Lage, unser aller Wirklichkeit (hier und weltweit), richtig einzuschätzen. Was mögen Ärzte und Krankenpfleger denken, wenn sie jetzt Tag für Tag um das Leben von Covid-Patienten kämpfen und mit diesem Müll konfrontiert werden, den diese Querdenker-Idioten verzapfen?

Sie leben immer noch in ihrer eigenen Welt. Mit ihrer selbstgewählten Beschränkung haben sie aus meiner Sicht ihr Recht auf medizinische Hilfe, falls es sie erwischen wird, verspielt.


Das, was ich hier geschrieben habe, ist genau die Art von Aggression, zu deren Bekämpfung der Psychiater Dr. Manfred Lütz empfiehlt, quasi also dem großen Ganzen zuliebe, auf die Polarisierung von Meinungen im Land einzuwirken. Und zwar dergestalt, in dem man die eigenen Aggressionen zurücknimmt und sich einer anderen Sprache befleißigt. Mir scheint das kein Konzept zu sein, das tragfähig ist. Für mich kommts nicht mehr in Frage. Idioten verstehen nur Tacheles.

Die Neunmalklugen nerven die Kollegen

Dr. Gassen (Kassenärztliche Vereinigung), Prof. Dr. Schmidt-Chanasit und Prof. Dr. Streeck haben ein Konzept vorgelegt, hinter dem sich auch viele Ärzte, also die Mitglieder der kassenärztlichen Vereinigung, versammelt hatten. Dass dieses sogenannte Konzept just an dem Tag das Licht der Öffentlichkeit erblickte, an dem sich Merkel und die 16 Länderchefs zum Wellenbrecher-Lockdown durchgerungen haben, hat ein Geschmäckle.

Wie neunmalklug dieses Konzept rüberkommt, erschließt sich schnell, wenn man es einmal durchliest. Die These enthält u.a. den Punkt, der an die schwedische Lösung erinnert. Er setzt auf Gebote, statt Verbote. Klingt sympathisch, ist jedoch anhand unserer Erfahrungen mit den Feierbiestern der Republik wohl eher illusorisch.

Es ist richtig, dass zum Beispiel heute noch keiner sagen kann, was eigentlich nach November passieren wird. Und zwar ganz unabhängig davon, ob die Neuinfektionszahlen nun zurückgehen oder – was Gott verhindern möge – keine signifikante Verbesserung eintreten würde. Das Virus wird immer noch da sein und so könnte es – je nach Verhalten der Menschen im Land – dazu kommen, dass der nächste Lockdown vorbereitet werden müsste.

  1. Abkehr von der Eindämmung alleine durch Kontaktpersonennachverfolgung.
    • Die Eindämmung beruht aber keineswegs allein auf der Kontaktpersonennachverfolgung. Es gibt leider nicht viele aber dennoch einige Maßnahmen (AHAL), die wichtig sind und die auch funktionieren. Übrigens im Gegensatz zu der Behauptung eines anderen Ärztefunktionärs! In anderen Ländern, die nicht wie Deutschland über dezentrale, bundesländerübergreifende Gesundheitsämter verfügen, sieht die Lage schon länger viel schlimmer aus als bei uns.
    • Jetzt ist der Punkt leider erreicht, an dem auch bei uns die Ressourcen nicht mehr ausreichen, um die Kontaktpersonennachverfolgung erfolgreich zu nutzen. Dahin müssen wir aber zurück.
  2. Einführung eines bundesweit einheitlichen Ampelsystems anhand dessen sowohl auf Bundes- als auch auf Kreisebene die aktuelle Lage auf einen Blick erkennbar wird.
    • Dr. Gassen konnte Frau Prof. Brinkmann in der gestrigen ZDF-Talkshow “Maybrit Illner” nicht wirklich erklären, wie eine solche Ampel, die durchaus wichtige andere Parameter berücksichtigen könnte, realisiert werden könnte. Ein schwaches Bild für einen der Mitinitiatoren dieser Offensive.
    • Brinkmann erläuterte Herrn Dr. Gassen freundlich aber bestimmt, dass alle handelnden Personen alle relevanten Zahlen permanent im Blick hätten. Dass neben den Neuinfektionen, die Werte aus der Divi-Intensivregister, die Zahl der Tests, die Zahl der Erkrankten und so weiter in der Bewertung eine Rolle spielten, sei selbstverständlich.
    • Allerdings wäre eine veröffentlichte Übersicht all dieser Zahlen, von mir aus in Form eines Ampelsystems, schon deshalb wünschenswert, weil dies für mehr Transparenz sorgen könnte.
  3. Fokussierung der Ressourcen auf den spezifischen Schutz der Bevölkerungsgruppen, die ein hohes Risiko für schwere Krankheitsverläufe haben.
    • Regelmäßige Schnelltests für Altenheime wären nötig. Sie können erst jetzt organisiert und angewendet werden, weil es diese bisher gar nicht gab. Die Kapazitäten von PCR – Test waren begrenzt, wie wir alle wissen sollten. Was sich die Gruppe genau unter einem spezifischen Schutz dieser Menschen vorstellt, bleibt vage.
  4. Es ist für die Unterzeichner unstrittig, dass der Fokus im weiteren Verlauf der Pandemie auf dem Schutz von Risikogruppen liegen muss. Gleichwohl müssen wir darüber nachdenken, wie eine Isolation ganzer Bevölkerungsgruppen gegen den eigenen Willen verhindert werden kann. Aus unserer Sicht wurde es über die Sommermonate leider versäumt, analog zu den Konzepten der Arztpraxen maßgeschneiderte und allgemeingültige Präventionskonzepte für vulnerable Gruppen zu entwickeln.
    • Ein Vorwurf, das die Zeit nicht genutzt wurde, ist vielleicht berechtigt, es ändert nur leider an den bestehenden Umständen in vielen Alters- und Pflegeheimen sowie Krankenhäusern nicht wirklich etwas. Außerdem hätten die Initiatoren ja die Zeit nutzen können, um konkretere Vorstellungen zu unterbreiten. Fehlanzeige!

Auf mich wirkt das Papier insgesamt schlicht naseweis, und es wurde leider zu einem Zeitpunkt veröffentlicht, der aus meiner Sicht voll daneben war. So wirkte die Veröffentlichung ein bisschen wie der Versuch, eine weitere Corona-Opposition zu etablieren. Sie wirkte dafür jedoch ziemlich substanzlos.

Damit wurde allerdings alles in allem all denjenigen in die Hände gespielt, die generell mit den Entscheidungen der Regierung ein Problem haben. Wären die Vorschläge substanziell gewesen, was sie jedoch ausdrücklich nicht sind, wäre dieser Vorgang in Ordnung gewesen. Aber das ist mitnichten so. Diese Wirkung ist nicht so banal, wie manche es vielleicht sehen möchten.

Allein die Tatsache, dass namhafte Ärzte und Wissenschaftler sich hinter diese Initiative gestellt haben, hat das Zeug dazu, die Polarisierung auch bei diesem so schwierigen Thema weiter anzuheizen. Dabei ist das Papier in meinen unmaßgeblichen Augen ziemlich dürftig und ohne wirkliche Substanz.

Ich fand, man konnte Frau Prof. Brinkmann in der erwähnten ZDF-Talkshow anmerken, dass sie von diesem Vorstoß ihrer Kollegen ziemlich genervt war. Ich kann das gut verstehen.

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