Zappen war gestern – jetzt wird gescrollt!

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von Horst Schulte

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Es läuft eine Blogparade (Blogparade #relevant – Linear oder gestreamt?), die genau diese Frage aufwirft: Schaut man heute noch klassisches Fernsehen, oder sind die meisten längst dazu übergegangen, bestimmte Programme zu streamen? Nun weiß ich nicht genau, wie #relevant diese Frage ist. Klar ist jedoch, dass sich die Sehgewohnheiten in den vergangenen Jahren stark verändert haben.

Interessant und normal zugleich finde ich in diesem Zusammenhang, dass die Menschen ihre TV-Geräte immer mehr als universelle Endgeräte nutzen.

Ob man Programme via Satellit, Kabel oder Cloud konsumiert, spielt eher eine untergeordnete Rolle – sollte man meinen. Nein, diese Entscheidung wird heutzutage vielfach mit einer Wertung des Programmangebotes verbunden. Ich kenne Menschen, die kein TV mehr schauen, weil sie – insbesondere den ÖRR – so hassen. Wegen des Framings und angeblich unwahrer Tatsachenbehauptungen. Es reicht bereits, wenn über ein bestimmtes Ereignis nicht berichtet wird, um Verschwörungstheorien zu entwickeln und – selbstredend – weiterzuverbreiten.

TV Gucker
TV Gucker oder Streamer?

Selbst die großen Nachrichtensendungen (Heute, Tagesschau, Heute Journal und Tagesthemen) genießen kein besonders hohes Vertrauen mehr. Mancher geht so weit, seine Informationen ausschließlich via YouTube zu erhalten. Ich sehe diese Möglichkeit durchaus als Instrument der Weiterbildung. Aber es läuft dort auch vieles, was man sich besser nicht antun sollte. Gut, das sollte jeder für sich entscheiden, und so ist es ja auch.

Insbesondere konservative und rechte Medien reiten aus ganz anderen Gründen auf der Seriosität des ÖRR herum. Ich glaube, sie tun das, um ihren Wettbewerb zu schwächen. Da kommen selbst in Auftrag gegebene Umfragen immer gelegen. Wenn also Springer den ÖRR gleichsam als unzumutbar darstellt, gibt sich der ÖRR selbst nach wie vor selbstbewusst.

Ich beziehe meine Informationen im Wesentlichen aus dem Internet, allerdings schaue ich die Nachrichtensendungen von ZDF und ARD sehr regelmäßig. Es schadet nicht, wenn man parallel ausländische Medien verfolgt. Interessant ist manchmal, wie groß die Unterschiede in der Beachtung und Kommentierung, speziell internationaler Ereignisse, sind.

Ich bekenne, dass ich Talkshows (politische vor allem) gern sehe. Ich finde Georg Schramms Erklärungen zu diesem Phänomen, die er in seiner unnachahmlichen Art einmal dargelegt hat, zwar durchaus zutreffend. Aber ich kann mich diesem Kram einfach nicht entziehen – schon gar nicht dauerhaft. Nur, wenns bei Lanz mal ganz schlimm wird, schaffe ich es, abzuschalten.

Ich zitiere mich ausnahmsweise mal selbst:

Es klingt einfach besser, zu sagen: „Ich sehe mir so etwas nicht an“, als zuzugeben, dass man sich doch wieder den üblichen Schlagabtausch gibt. Der Wunsch, sich abzugrenzen, schlägt die Realität. Und sonderlich ergiebig sind Talkshows schon eher selten. Mich erinnert das immer gleich an Georg Schramms schon jahrealten Vortrag von der emotionalen Pissrinne, also vom Sprechblasenentleeren bei Christiansen1 und Illner.
Quelle

Zurück zum Eigentlichen:

Filme und Serien streame ich. Dafür nutze ich zu viele Sender. Mit anderen Worten: Die Kosten gehen nach oben, die Qualität des Angebotes scheint mir nicht recht dazu zu passen. Die Verschiebung von Filmen von einem Anbieter zum anderen verführt bei starker Nutzung der Streaming-Angebote stark dazu, schon angesehene Filme oder Serien nochmals aufzurufen. Ärgerlich, vor allem, für die älteren Semester, deren Gedächtnis nicht mehr so ganz gut funktioniert. Ich könnte mir vorstellen, dass dies insbesondere bei älteren Leuten gar nicht so selten vorkommt, vor allem, wenn sie Vielseher sind.

Lineares Fernsehen hat seine Vorteile. Ich vergleiche es mal mit der Strukturierung des Tages, die man als Rentner ohne familiäre oder ehrenamtliche Aufgaben schnell zu verlieren droht. Da bietet es Orientierung, wenn um 20:15 Uhr – nach der Tagesschau – der Tatort losgeht. Ich halte es so, dass ich mir Sendungen, die ich gern sehen will, in meinen Kalender eintrage. Zugegeben, so oft passiert das auch nicht.

Mein Fazit ist, dass ich es zu schätzen weiß, lineare und gestreamte Angebote gleichermaßen konsumieren zu können. Wenn ich auf ein Angebot verzichten müsste, wüsste ich nicht, für welches ich mich entscheiden sollte.


Weitere Beiträge zu dieser Ausgabe der Blogparade:

  1. Linear oder Streaming – wie wir Fernseh schauen
  2. Linear oder gestreamt – Freiheit trifft auf Unterhaltung
  3. Streamen möchte ich möglichst vermeiden
  4. Linear oder gestreamt
  5. Streamen oder Fernsehen: weder – noch
  6. Linear oder gestreamt
  7. Linear oder gestreamt?
  8. Quiz statt Dschungel


Horst Schulte

Herausgeber, Blogger, Amateurfotograf

Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe auf dem Land.

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