Mich überrascht die von Konstantin Nowotny bei Welt Online geäußerte Kritik am Klischee einer Generation von Nichtsnutzen nicht, weil es während immer schon Leute gab, die anderen Generationen wenig schmeichelhafte Attribute verpassten. Warum sollte es das nicht auch innerhalb einer Generation geben?
Wahrscheinlich spielt oft der Neid auf junge Menschen eine Rolle und vielleicht auch die traurige Erkenntnis, aus dem eigenen Leben zu wenig gemacht zu haben. Begleitet werden die Kritiken gern von der Aussage: „Früher war sowieso alles besser„.
Nowotny nahm den soeben erschienenen Gedichtsband der Poetry-Slammerin Julia Engelmann zum Anlass für seine Kritik und distanzierte sich ausdrücklich von der Orientierungslosigkeit einer ganzen Generation. Dabei tut er gerade so, als ob ein populärer Gedichtsband ein Beweis für die These wäre.
Es ist wirklich nichts Neues, dass der Blick auf jüngere Generationen nicht nur positiv ausfällt! Dabei sollten wir uns klar machen, dass es uns umgekehrt auch nicht gefällt, wenn manche Eigenarten/Errungenschaften, die älteren Generationen zugeschrieben werden, wie beispielsweise der so genannten 68er, in der Öffentlichkeit regelrecht verteufelt werden.
Wenn uns am Verhalten unserer Kinder und Enkel etwas nicht passt, müssen wir uns fragen, was wir bei ihrer Erziehung vielleicht falsch gemacht haben. Diese Verantwortung nimmt uns keiner ab. Keine Kita, kein Kindergarten, keine Schule. Es ist zu wenig, unseren Kindern nur sagen, was richtig und was falsch ist! Eltern müssen Vorbild sein. Vorbilder erreichen uns aber selten durch Reden, sondern weit stärker durch ihr Handeln.
Julia Engelmann nutzt ihre Gabe, sich anderen Menschen mitzuteilen. Man muss den Hype darum nicht gut finden. Aber mir ist es offen gestanden lieber, nachdenklichen Menschen zuzuhören und dann selbst über ihre Sichtweisen nachzudenken, als irgendwelchen erfolgreichen Karrieristen Anerkennung dafür zu zollen, dass sie sich auf den Weg gemacht haben, unserem Vorbild zu folgen.
Foto von: Sandra – CC BY-NC-SA 2.0
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