Vor ein paar Tagen habe ich mir einen alten Hollywood-Schinken mit Cary Grant und Deborah Kerr angesehen. Ich mag solche alten Streifen.
Ich will zum Inhalt nichts weiter sagen. Nur so viel: Es gab darin Szenen von New York aus den 40er Jahren. Eins ist mir dabei sofort aufgefallen. Nirgends gab es irgendwo ein Fitzelchen Graffiti zu sehen. Nirgends.
Natürlich habe ich mich gefragt, weshalb mir das in den wenigen Sekunden, die diese Szenen nur dauerten, gerade das aufgefallen ist. Der Film war spannend – wirklich unterhaltsam. An Langeweile hat es also nicht gelegen.
Die Antwort ist einfach, auch wenn sie nicht gleich auf der Hand liegt. Ich mag keine Graffitis. Auch dann nicht, wenn sie mit einer künstlerischen Anspruch daherkommen, der -jedenfalls von anderen- betont wird.
Ich weiß, die Kunstform Graffiti hat eine sehr lange Tradition. Und über Kunst oder Geschmack soll man nicht streiten. Das ändert aber nichts daran, dass ich dieses Missverständnis von Kunst, das in den von mir so geliebten 1970er Jahren eine ungeahnte Renaissance erfuhr (übrigens durch Punker, die ich ebenso wenig leiden kann wie Graffitis) bestenfalls für eine Kunst halte, die den Vandalismus quasi als unausweichliches Beiwerk mit sich bringt.
Mir ist klar, dass viele Kunstsinnige über meine Sicht den Kopf schütteln werden.
Wenn ich mir vorstelle, wie viel Geld für die Instandsetzung der ursprünglichen Fassaden und Hüllen irgendwelcher Gebäude, Züge, Bahnen oder was sonst noch mit Graffitis verunstaltet wird, ausgegeben wird, packt mich die Wut. Komisch, dass bei diesem immensen Schaden und den Unsummen, die das verschlingt, keiner auf die Idee kommt, diesem munteren Treiben durch die Verhängung harter Strafen gegen die Täter entgegenzuwirken.
Allein die Bahn kalkuliert mit Kosten von jährlich 30 Mio. Euro für die Instandsetzung von Graffitis und Vandalismus. Jährlich sollen die Kosten allein für Beseitigung der Graffitis in Deutschland ca. 200 Millionen Euro betragen. Aktuellere Schätzungen gehen von Schäden in einer Größenordnung bis 500 Mio. Euro aus.
Übrigens: Bestimmt werden auch daran die 68er die Schuld tragen.
Seit 2005 können Sprayer leichter strafrechtlich verfolgt werden: Sie können wegen Sachbeschädigung verurteilt werden, wenn das äußere Erscheinungsbild einer Hauswand oder eines Zugwaggons verändert wurde. Früher musste nachgewiesen werden, dass die Gebäudesubstanz erheblich geschädigt wurde.Quelle: Südwest: Bilanz: Graffiti: Mehr als 200 Millionen Euro Schaden – badische-zeitung.de | LINK
Seltsam, dass trotz hoher Strafen die Zahl der Taten nicht viel stärker rückläufig sind. Die Gesetzesänderung (Verschärfung) von 2005 hat scheinbar nicht viel bewirkt.
Vermutlich hängt auch das mit der bekannt schlechten Präsenz der Polizei zusammen. Die ziehen vorzugsweise Blitzmarathons durch und sind für so banale Aufgabenstellungen wie das Verhindern von Graffitis sicher auch zu hoch qualifiziert.
Die Polizeistatistik von 2010 wies ca. 126.000 Graffiti-Straftaten für Deutschland aus. 2009 waren es noch ca. 140.000.
Vielleicht sollten wir uns an den Strafen orientieren, die in Singapur verhängt werden. Dort darf man nicht mal einen Kaugummi auf der Straße ausspucken, viel weniger Fassaden mit Graffitis „verschönern“.
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