Dass Tichy-Autor Alexander Wallasch Georg Restles Vorstoß sprachlos macht, hätte für sich genommen etwas geradezu Wundervolles. Aber leider war klar, dass seine Sprachlosigkeit wieder nur werteorientiertes Gerede war – wobei es selbstredend um seine Werte und die seiner Klientel geht.
Seine rigorose, unoriginelle Replik auf Anderstickende traf diesmal Georg Restle. Dieser schrieb ein Essay mit dem Titel: „Plädoyer für einen werteorientierten Journalismus“.
Wallaschs Antwort ist ein Abklatsch dessen, was wir seit gefühlten Ewigkeiten, nicht nur aber vor allem aus der nationalkonservativen bis rechtsradikalen Ecke, zu hören kriegen. Es nervt!
Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Nur — Restles Plädoyer sollte wieder falsch verstanden werden. Wallasch macht sich nicht die Mühe, über Restles Aussage nachzudenken.
Er macht sich stattdessen sofort daran, zum großen Gegenschlag auszuholen. Er spielt nach Regeln, die er selbst verurteilt. Er ist parteiisch und „meinungsstark“. Eigentlich soll es genauso sein!
Dass viele User dem Irrglauben verfallen sind, Journalismus solle prinzipiell neutral sein, verstehe ich ja noch. Aber dass Journalisten wie dieser Wallasch, kluge Köpfe wie Stefanolix und viele andere, die ich bequemlichkeitshalber im rechtskonservativen Lager verorte, sich nicht entblöden, dieser Meinung hinterzuschreiben, ist irritierend. Restle stellt im Thread seines Tweets klar: „Ich wehre mich gegen (ungewollten) Kampagnenjournalismus im Gewand falschverstandener Neutralität.“
Ich habe nie vergessen, als ein bekannter TV-Journalist in den 1970er Jahren behauptete, er sei stets neutral und nie manipulativ. Ich weiß nicht mehr, wer es war aber ich habe die Aussage nie vergessen, weil ich seine Aussage damals schon für absolut bekloppt hielt.
Kein ernstzunehmender Journalist oder Medienmensch sollte seinem Publikum so einen Schmarrn erzählen!
Es gibt sicher genug Beiträge und Artikel, in denen wir Neutralität oder ein sichtbares Bemühen darum finden können. Es gab immer auch Zeitungsartikel, die einen neutralen Überblick über einen Sachverhalt geben, ohne gleich darauf gestoßen zu werden, welche Meinung der Journalist dazu hat, der ihn geschrieben hat. Andersherum kann jeder Satz in einem Artikels klar erkennbar darauf angelegt sein, Menschen für eine bestimmte Richtung oder Sichtweise einzunehmen. Darüber kann man sich ärgern. Aber ich halte es für sehr normal, dass es so ist.
Ich glaube, neutrale Informationen sind eine Illusion.
Sie werden nämlich immer von Menschen zusammengestellt, aufbereitet und vorgetragen, die nicht automatisch aber natürlicherweise eine eigene Meinung zu den in den Beiträgen geschilderten Sachverhalten haben. Ob diese Menschen es wollen oder nicht, sie werden durch die Auswahl von Themen, durch den Sendeplatz, Formulierungen eine Wirkung auslösen. Bei Moderatoren passiert dies durch den Tonfall, den Augenaufschlag oder bestimmte Gesten. Ob gewollt oder nicht, Menschen sind so. Ich glaube nicht, dass man die Diskussion mit dem Argument führen kann, dass Unterschiede guten und schlechten Journalismus sichtbar werden lassen.
Uns hat man als Aufgabe die Erlangung der Medienkompetenz mitgegeben. Damit scheinen wir nicht so recht voranzukommen. Nicht wahr, Herr Wallasch?
Wir sind leicht manipulierbar. Gleichzeitig sind wir aber auch selbst manipulativ. Wir müssen nur die Wirkung ansehen, die Mode auf uns ausübt. Nicht jeder schaut ständig hinein in irgendwelche Modehefte. Trotzdem beeinflussen uns solche Sachen. Wer trägt heute schon noch die gleichen Jeansschnitte wie in den 70er oder 80er Jahren? Es sei denn, sie wären gerade wieder neu in Mode gekommen. 🙂
Problem nur, Wallschs Text befasst sich mit Monitorsendung, nur am Rande mit dem, was Sie hier erzählen. Hätten Sie aber bemerkt, wenn Sie Wallschs Text gelesen hätten. Haben Sie aber wohl nicht. ?
Wir haben offensichtlich zwei verschiedene Texte gelesen. Macht aber gar nix.