Die Forderung, sich erst einmal in Deutschland umzusehen, bevor man „die Lage“ beurteilt, ist ein guter Rat. Blöd, dass man nicht überall sein kann, wo etwas passiert.
Politiker erzählen Dinge, die wir nicht immer glauben. Manche trauen ihnen grundsätzlich nicht (mehr) über den Weg.
Vor allem dann, wenn sie beispielsweise Dinge sagen wie Ministerpräsident Kretschmer in Sachsen:
Er habe keinen Mob, keine Hetzjagd und kein Pogrom gesehen.
Die Rechten, die keine sein wollen, bestehen darauf, dass der Trauermarsch friedlich gewesen sei und dass es im Übrigen eine Frechheit sei, zwischen linken und rechten Demonstrationen so zu unterscheiden, wie die Systemmedien es ständig tun würden. Immer das Gleiche.
Ich war nicht dabei und habe ein paar kurze Sequenzen in verschiedenen Nachrichtensendungen gesehen. Es waren meistens die gleichen, soweit ich das beurteilen konnte.
Von einem Trauermarsch hatte ich bis dahin eine etwas andere Vorstellung. Aber gut, es gibt ja auch Gegenden auf der Welt, in denen die Menschen laut singend durch die Straßen ziehen, wenn sie die Toten ehren.
Warum bei dieser Gelegenheit also nicht mal ein paar Menschen jagen. Zumal es bei denen ja genau um „die“ ging, durch die die besorgten ChemnitzerInnen so in die Hinterhand gerieten. Wie man „die“ erkennt? Woran schon. Natürlich an der Hauptfarbe, am Anderssein.
Die wenigen Videosequenzen und Fotos überzeugen nicht alle. Selbst die Interviews mit Betroffenen beeindrucken nicht. Das Feindbild muss stimmen.
Sie sind die Opfer, die anderen die Täter. Ohne wenn und aber.
Deshalb ist Kretschmers viel zitierte Feststellung, es habe in Chemnitz keine Jagd auf Menschen anderer Herkunft gegeben, eine Steilvorlage. Gleichzeitig ist sie die sattsam bekannte Relativierung und Verharmlosung rechter Gewalt. Kretschmer kann sich noch so abmühen, so kann man dieser Bedrohung nicht beikommen!
Die Rechten leiten aus ihrer Wahrheit die Beweiskraft ab, der die „Lügenpresse“ ein weiteres Mal „überführt“ haben soll. Da springen rechte Journalisten gern bei, und sie geben – wie immer – wirklich alles.
Klaus Kelle wird bei Focus Online „Experte“ genannt. Merkwürdig, wo die Spezies „Experte“ im rechten Lager doch eigentlich völlig verbrannt schien! Aber gut, wenn es die „eigenen Experten“ sind, ist man halt großzügiger. Jedenfalls zieht Kelle über die Tagesschau her als gäbe es kein Morgen.
Alexander Gauland wünscht sich derweil schon mal ein ganz neues Land. Er verrät, dass bestimmte Leute in diesem neuen Land nicht mehr da sein würden. Wenn es die von ihm und denen Seinen herbeigesehnte „stille Revolution“ gäbe. Ich frage mich, was mit denen (den Volksfeinden) wohl passieren würde?
Es zeigt sich, wie sehr sich diese AfD als parlamentarischer Arm der rechtsextremen Gruppen und Nazis versteht, deren Verständnis von Trauer und Randale wir in Chemnitz vorgeführt bekamen.
Die rechtsradikalen Brüder und Schwestern im Geiste fallen im Internet ständig auf, weil sie offen über ihre feuchten Träume für die Zukunft „ihres Vaterlandes“ reden und schreiben.
Alexander Gauland ist nicht naiv. Er führt die schon bewährte Rolle des etwas tapsig wirkenden, nichtsdestoweniger üblen Demagogen vor. Er klopft auf den Busch, provoziert und – wird er zur Rede gestellt ob seiner unsäglichen Äußerungen, relativiert und verharmlost er alles. Das hat sich bewährt. Wir gehen ihm alle auf den Leim. Das ist wahr. Aber man kann solche Leute auch nicht alles sagen lassen, ohne dazu wenigstens Stellung zu nehmen.
Hoffentlich kapieren die Leute (#wirsindmehr) langsam, wohin die Reise führt, wenn sie doch der AfD ihre Sympathie und Stimme schenken. Dafür kann es keine Gründe geben! Kein Frust auf der Welt sollte das bewirken.
Ginge es nach der AfD und ihren Anhängern, landeten manche von uns direkt ins Umerziehungslager. Aber was könnte man dort wohl aus einem Gutmenschen schon Gescheites machen? Nicht, dass es später dann wieder heißt: Ich habe nichts davon gewusst.
Was die Mutter aller Probleme aus Menschen macht kann man hier ab ca. Minute 3 hören:
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