Der Lebensraum, den wir „den anderen“ notfalls mit Gewalt verweigern

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Es wirkt wie pro­fes­sio­nel­le Geschäfts­mä­ßig­keit, die die Staats- und Regie­rungs­chefs der anwe­sen­den EU-Staa­ten ein­mal mehr her­un­ter­ge­spult haben. Wie oft haben wir in EU-Kri­sen­zei­ten etwas Ähn­li­ches schon erlebt und wie stark hat sich unse­re Über­zeu­gung von der ver­meint­li­chen Wer­te­ge­mein­schaft inzwi­schen miniaturisiert?!

Haben sich nicht vie­le von denen, die See­ho­fers Vor­stel­lun­gen und die der AfD unter­stüt­zen, von Errun­gen­schaf­ten wie Schen­gen gelöst? Offe­ne Gren­zen sind offen­sicht­lich nur dann etwas wert, wenn man selbst an der Gren­ze wegen des Rück­staus war­ten muss. Ansons­ten hel­fen Gren­zen ja so ziem­lich gegen alles. Gegen Kri­mi­na­li­tät, gegen Migran­ten und so weiter.

Zufrie­den ist kei­ner, was EU-Kom­mis­sar Gün­ther Oet­ti­ger zu dem Satz ver­lei­te­te: „Wenn alle unzu­frie­den sind, lie­gen wir rich­tig“. Das Umlen­ken der EU-Len­ker dürf­te trotz aller „Unzu­frie­den­heit“ im Lager der besorg­ten Ängst­li­chen, vor allem aber natür­lich der Rech­ten in ganz Euro­pas mit Befrie­di­gung zur Kennt­nis genom­men wer­den. Zuge­ben wür­den sie das aber aus Grün­den natür­lich nie.

Jetzt fol­gen (end­lich!) auch die rest­li­chen Staats­chefs der EU den Vor­stel­lun­gen der Visegrad-Staa­ten, die dem Vor­gip­fel vom letz­ten Sonn­tag osten­ta­tiv fern­blie­ben, um ihre Gegen­po­si­ti­on zu Mer­kel, Jun­cker und den ande­ren EU-Län­dern zu unter­strei­chen. Sebas­ti­an Kurz war wahr­schein­lich auch nur dort, weil Öster­reich die Über­nah­me der EU-Prä­si­dent­schaft nicht mit einem Eklat begin­nen wollte.

Bei Nichtgefallen Grenze zurück

Was die EU beschlos­sen hat, wird vie­len EU-Euro­pä­ern nicht gefal­len. Vie­le wer­den die Ver­ein­ba­run­gen jedoch als viel zu spä­te Bestä­ti­gung ihrer kri­ti­schen Hal­tung zur Migra­ti­on emp­fin­den. Dabei wer­den die alles in allem sehr vagen EU-Plä­ne ihnen aber längst nicht weit genug gehen. Das ist der schein­bar der ter­mi­nus ope­ran­di aller Oppo­si­ti­ons­par­tei­en. In die­sem Fall ganz sicher jedoch der der AfD. Erst wenn Deutsch­land migran­ten­frei ist, geben die­se Het­zer viel­leicht Ruhe.

Für vie­le Leu­te in Deutsch­land scheint die Welt erst wie­der in Ord­nung zu sein, wenn es mög­lichst über­haupt kei­ne Migran­ten mehr im Land gibt. Die sozia­len Medi­en geben ein bered­tes Zeug­nis, wie vie­le Deut­sche über Flücht­lin­ge im All­ge­mei­nen und die poli­ti­sche Füh­rung im Land urtei­len. Ich habe zuneh­mend Angst davor, dass die meis­ten so den­ken. Kein Huma­nis­mus bestimmt unser Han­deln, son­dern Ego­is­mus, Ras­sis­mus und all­ge­mei­ner Frem­den­hass. Alle, die da nicht „mit­spie­len“, sind die nai­ven links-grün-ver­siff­te Gut­men­schen. Und wer will das schon sein?

AfD wirkt.

Da gibt’s nichts dar­an herumzudeuteln.

Schön fin­de ich übri­gens, dass ich in mei­nem Blog nicht mit mei­ner Mei­nung hin­term Berg hal­ten muss. Er hat für mich the­ra­peu­ti­schen Wert.

Mein Blog als letzte Bastion sozusagen.

Frem­den­feind­lich­keit, Ras­sis­mus und die ande­ren Zuta­ten hat es, wie ich häu­fig hör­te, im Land immer schon gege­ben – sicher auch im Rest Euro­pas. Aber wir hat­ten uns wäh­rend der sie­ben letz­ten Jahr­zehn­te auf mul­ti­la­te­ra­le Wer­te ver­stän­digt, die – so hat­te ich es emp­fun­den – uns etwas bedeu­tet haben.

Jetzt spre­chen wir nur noch im „zwei­ten Hin­fas­sen“ davon – Ermah­nung mit geho­be­nem Zei­ge­fin­ger vor­aus­ge­setzt -, dass es Kriegs­flücht­lin­ge oder Asyl­be­wer­ber gibt, denen wir SELBSTVERSTÄNDLICH hel­fen müssen.

Dann jedoch tritt gleich der ers­te AfD-Jün­ger auf den Plan, der klar macht, dass „das alles doch kei­ne Flücht­lin­ge“ sind. Die wis­sen sowas ein­fach! Die wis­sen auch, dass die Kri­mi­na­li­tät gestie­gen ist, obwohl die offi­zi­el­le Sta­tis­tik etwas Gegen­tei­li­ges aus­sagt. Gut, Fake News sind halt modern.

So einen Satz mit „SELBSTVERSTÄNDLICH“ neh­me ich kei­nem Poli­ti­ker mehr ab! Denn ich weiß, dass sie auf Umfra­gen hören und auf die Stim­men der­je­ni­gen, die am bes­ten hör­bar sind.

Wir – aber ohne die Türken

Die lau­ten Schrei­häl­se unter Kol­le­gen, Jour­na­lis­ten, Blog­gern, Ver­wand­ten, Freun­den und Bekann­ten oder über­haupt unter denen, die die­se Volks­ge­nos­sen­schaft bil­den. Die Tür­ken übri­gens als größ­te Ein­wan­de­rungs­grup­pe mit unge­fähr 3 Mil­lio­nen Men­schen gehö­ren nicht mehr dazu. Wenn das je anders gewe­sen sein sollte.

Vor allem, weil sie Mus­li­me sind und weil die seit Anfang des Jahr­tau­sends durch dem Druck rechts­las­ti­ger Medi­en (doch, die gibt es zu Hauf!) stark an den Rand gedrückt wur­den. Vie­le von ihnen haben sich erlaubt, eine eige­ne Mei­nung zu haben. Sie äußert sich unter ande­rem in der gera­de­zu unglaub­li­chen Aus­sa­ge, dass wir, die Bio­deut­schen, ihnen nicht nicht auf Augen­hö­he begeg­nen wür­den. Es soll uns an Respekt feh­len. Wer glaubt denn sowas?

Jedes Recht

Wir füh­len uns im Recht. Wir sagen, Tür­ken müs­sen sich inte­grie­ren. Wir sagen nicht dazu, dass wir auch bereit sein müs­sen, sie in unse­re Gesell­schaft auf­zu­neh­men. Am meis­ten liegt es uns, wenn wir alle Ver­ant­wor­tung bei den Migran­ten ver­or­ten. Des­halb dür­fen wir sie für ihre Wahl Erdo­gans zum tür­ki­schen Prä­si­den­ten auch hef­tigst kri­ti­sie­ren und sie dazu auf­for­dern, unser Deutsch­land zu verlassen.

Ich habe mich mit mei­ner Kri­tik ja auch nicht gera­de zurückgehalten.

Vom Elend verschont

Am liebs­ten wäre es vie­len Deut­schen, sie wür­den von Flücht­lin­gen, Migra­ti­on und all dem Elend auf der Welt gar nichts mehr hören und sehen. Dann wär’ nämich der Min­dest­lohn und die Ren­ten höher, es gäbe genug Wohn­raum und die Kita­plät­ze wären aus­rei­chend vor­han­den. Ja! Das glau­ben viele.

Lebensretter werden als Vize-Schlepper diffamiert

Die­se dum­me und ja schon sehr eige­ne Sicht auf die Welt lie­fert mir immer­hin eine Erklä­rung, wes­halb die Lebens­ret­ter im Mit­tel­meer inzwi­schen zu Ver­bre­chern umeti­ket­tiert wur­den und Poli­ti­ker am liebs­ten dem aus­tra­li­schen Vor­bild nach­ei­fern würden.

Allen Ideen liegt der Wunsch zugrun­de, dass „die Flücht­lin­ge“ ver­schwin­den. Wenn es irgend­wie mög­lich wäre, hät­te der EU-Gip­fel ent­schie­den, sie auf eine Insel (ein­fa­ches Ticket) zu verfrachten.

Die Beschlüsse sind vage aber immerhin brutal menschenfeindlich

Die nord­afri­ka­ni­schen Län­der sind jedoch nicht bereit, Lager auf ihrem Ter­ri­to­ri­um ein­rich­ten. Zudem müss­ten die Men­schen doch auf­schrei­en, spä­tes­tens wenn sie Fotos und TV-Bei­trä­ge über die Zustän­de in liby­schen Lagern gese­hen haben. Aber was pas­siert? Nichts.

Die Unter­stüt­zer von Geflüch­te­ten haben sich ihren Schneid abkau­fen las­sen. Wie euro­päi­sche Län­der dazu über­re­det wer­den sol­len, sol­che Lager für so vie­le Men­schen ein­zu­rich­ten, ist auch voll­kom­men offen. Gera­de die armen ost­eu­ro­päi­schen Län­der, von denen jetzt die Rede ist, wer­den auf­grund etwa­iger poli­ti­scher Insta­bi­li­tät (Alba­ni­en z.B.) ver­mut­lich nicht „mit­spie­len“.

Wie wahn­sin­nig abscheu­lich ist der Gedan­ke der EU-Lea­der, bru­tal armen Län­dern dafür Geld zu bezah­len, dass sie Euro­pa die Men­schen, die vie­le von uns ja par­tout nicht haben wol­len, abneh­men und sie unter erbärm­li­chen Bedin­gun­gen in Lager einzusperren?!

Pervertiertes Asylrecht

Ich kann jede NGO, die mit dem The­ma Asyl irgend­wie zu tun hat, gut ver­ste­hen, wenn sie mit Vehe­menz gegen die Per­ver­si­on angeht, die die EU in ihrer aus­weg­lo­sen Lage aus­ge­tüf­telt hat. Es ist nicht zu erwar­ten, dass es nach all den Erfah­run­gen der jün­ge­ren Ver­gan­gen­heit eine wirk­sa­me Oppo­si­ti­on gegen die­se men­schen­un­wür­di­gen Ent­schei­dun­gen geben wird.

Offen­bar ist die Mehr­heits­mei­nung inzwi­schen die, dass uns ande­re Men­schen egal sein müs­sen, damit wir es wei­ter schön kusche­lig in unse­rem Deutsch­land haben. Alles was stört, muss also weg. Die sol­len sehen, wie sie klar kommen.

Die EU hat’s versaut, nicht Merkel

Statt mit aller Macht dafür zu sor­gen, die sich in wei­ten Krei­sen vor allem der deut­schen Bevöl­ke­rung fatal aus­wir­ken­de Unfä­hig­keit vie­ler Behör­den (Stich­wort: Staats­ver­sa­gen) schleu­nigst zu repa­rie­ren und somit für einen hand­lungs­fä­hi­gen Staat zu sor­gen, haben die EU-Staats­chefs auf­grund des ent­stan­de­nen öffent­li­chen Drucks zu Mit­teln gegrif­fen, die inhu­man und mit den „Wer­ten der EU“ schlicht und ergrei­fend unver­ein­bar sind!

Die­se EU will ich nicht. Sie kann mich mal.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: EU Europa Flüchtlinge Migration Solidarität

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4 Gedanken zu „Der Lebensraum, den wir „den anderen“ notfalls mit Gewalt verweigern“

  1. Sprichst mir aus der See­le, es ist ein­fach nur grus­lig, wie sich das alles entwickelt.
    [Für die AFD-Wäh­ler: Schon mit­be­kom­men, dass die AFD die gesetz­li­che Ren­te abschaf­fen will?]

    „Offen­bar ist die Mehr­heits­mei­nung inzwi­schen die, dass uns ande­re Men­schen egal sein müs­sen, damit wir es wei­ter schön kusche­lig in unse­rem Deutsch­land haben. Alles was stört, muss also weg. Die sol­len sehen, wie sie klar kommen.“

    Mal dahin gestellt, ob das die WIRKLICHE Mehr­heits­mei­nung ist: Alle, die die­se Poli­tik gut fin­den und des­halb ihre Ver­tre­ter von AFD (+alle Rechts­ra­di­ka­len) bis See­ho­fer ger­ne machen las­sen, ver­ste­hen eines nicht:

    Mit der Abwehr von Flücht­lin­gen wird das nicht aufhören! 

    -> Die Immi­gran­ten ohne deut­schen Pass sind die Nächsten,
    -> dann Men­schen mit dop­pel­ter Staatsbürgerschaft,
    -> am Ende auch die „Pass-Deut­schen“ mit ander­wei­ti­gen Wurzeln.
    Und zeit­gleich bzw. nur leicht ver­setzt geht es dann gegen alle ande­ren, die die ima­gi­nier­te Idyl­le stören:
    -> Obdach­lo­se, Bett­ler, Hart­z4-Emp­fän­ger – auch für sie bie­ten sich irgend­wann geschlos­se­ne Lager als „Lösung“ an.
    Doch auch das ist nicht das Ende:
    -> dann sind die Kri­ti­ker dran, die Links-grün-ver­siff­ten Gut­men­schen, die ja auch genug Daten­spu­ren hin­ter­las­sen haben, dass man ihrer leicht hab­haft wer­den kann.
    -> Schwu­le, Les­ben, Que­er – alles, was dem klas­si­schen Fami­li­en­ide­al widerspricht
    -> am Ende dann JEDER, der dem Regime, dem man im Lauf die­ser Ent­wick­lung zur Macht ver­hol­fen hat, nicht passt. Die Über­wa­chungs­struk­tur haben wir ja bereits, die es sehr ein­fach macht, jedem etwas anzu­hän­gen, der – tat­säch­lich oder ver­meint­lich – mit der Sys­tem gewor­de­nen Unmensch­lich­keit nicht ein­ver­stan­den ist. 

    Es ist schon erstaun­lich, dass trotz all der „Auf­ar­bei­tung“ und der bei­spiel­lo­sen Erin­ne­rungs­kul­tur offen­bar kaum jemand aus der Geschich­te gelernt hat.
    Nur das Wort „Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger“ wird man zu ver­mei­den suchen. Und natür­lich kein Gas nut­zen, son­dern „nur“ Ver­elen­dung und Sklaverei.

  2. Claudia 127 1. Juli 2018 um 10:14

    Zum wei­ter lesen auf „Flie­gen­de Bretter“:

    Eine Zäsur

    Es wird ekel­haf­ter, jeden Tag. Auch im All­tag. Sie ver­brä­men es längst nicht mehr, erst recht nicht ver­schämt. Die Tage erst, im Büro: Arbeits­lo­se und Flücht­lin­ge bekä­men Luxus-Zahn­ersatz gra­tis, wäh­rend wir unser sau­er ver­dien­tes Geld… Jede Gegen­re­de ist da sinn­los, ver­fängt nicht. 

    https://​flie​gen​de​-bret​ter​.blog​spot​.com/​2​0​1​8​/​0​6​/​e​i​n​e​-​z​a​s​u​r​.​h​tml

  3. Jake 3 1. Juli 2018 um 15:08

    Auch die xenophopisch/​rassistische/​etc. Ein­tracht des momen­ta­nen Ame­ri­ka­ners mit Mus­lim-Ban und Mexico/​South/​Central passt in den boess­ar­tig west­li­chen Rechtsruck.
    Beun­ru­hi­gend als auch beein­dr’ue­ckend ist die zuneh­men­de Geschwin­dig­keit die­ser bru­ta­len Entwicklung.
    Die­ser­art Geschich­te sehe ich eher als kon­ti­nu­ier­lich, mit Ver­schnauf­pau­sen in between.

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