Die Kandidatenkür

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Jens Spahn wird gegen­über den ers­ten Umfra­gen bestimmt noch auf­ho­len. Jeden­falls läuft sein Wahl­kampf auf Hoch­tou­ren. Er sagt viel und die Öffent­lich­keit ist auf­nah­me­be­reit. Ob sich das in Stim­men ummünzt, bleibt abzuwarten.

Die Vor­stel­lun­gen und Erklä­run­gen der drei Kan­di­da­ten habe ich auf­merk­sam ver­folgt. Gro­ße Über­ra­schun­gen gab es nicht. Aller­dings hat Merz sich bis­her doch merk­lich zurückgehalten.

Ges­tern mach­te Jens Spahn ein paar kla­re Ansa­gen. Er sieht offen­bar noch Nach­hol­be­darf für ein geschärf­tes Pro­fil? Aus der Posi­ti­on des Gesund­heits­mi­nis­ters her­aus kann Spahn Öffent­lich­keit in einem ganz ande­ren Maß erzeu­gen, als das Kramp-Kar­ren­bau­er und vor allem Fried­rich Merz mög­lich ist. 

Merz ist ohne Man­dat und nicht ein­mal Mit­glied des Bun­des­ta­ges. Er ist im par­tei­in­ter­nen Wahl­kampf dar­auf ange­wie­sen, dass die Medi­en sei­nen The­men den Raum geben, den er für die Sta­bi­li­sie­rung sei­ner Wer­te, inbe­son­de­re im Ver­gleich zu Kramp-Kar­ren­bau­er, benö­tigt. Merz und AKK lie­gen in den Umfra­gen nahe bei­ein­an­der. Nur Spahn fällt dage­gen klar ab. Das gilt sowohl für das Wahl­volk ins­ge­samt als auch für die Mit­glie­der der CDU.

Spahn ist in den Medi­en sicht­bar und sei­ne Prä­senz wird sicher noch zuneh­men. Er setzt sich im Ver­gleich sehr pro­fes­sio­nell in Sze­ne und zwar nicht nur in den sozia­len Medi­en. Das ist ohne­hin ein Feld, auf dem er den bei­den ande­ren Kan­di­da­ten aus mei­ner Sicht eini­ges vor­aus hat. 

Ob Spahn höhe­re Sozi­al­bei­trä­ge für kin­der­lo­se Ehe­paa­re, ob er für mehr Ver­ständ­nis für die Posi­tio­nen des unga­ri­schen Minis­ter­prä­si­den­ten Vic­tor Orban wirbt oder den Abbruch der EU-Bei­tritts­ver­hand­lun­gen mit der Tür­kei, Spahn pola­ri­siert stär­ker als Anne­gret Kramp-Kar­ren­bau­er und Fried­rich Merz es (bis­her) tun.

Anne­gret Kramp-Kar­ren­bau­er trägt einen Teil des deut­schen Selbst­ver­ständ­nis­ses als öko­no­mi­sche Super­macht im Namen. 

Die Men­schen spü­ren besorgt, dass die kon­junk­tu­rel­le Hoch­zeit all­mäh­lich zu Ende geht und dass wir die Feh­ler, die nicht zuletzt durch eine ver­wal­ten­de aber nicht gestal­ten­de Gro­ße Koali­ti­on gemacht wur­den (Die­sel­skan­dal, Flücht­lings­po­li­tik, Ener­gie­po­li­tik, Ren­ten­po­li­tik) für die Zukunft weni­ger Gutes erah­nen lassen.

Ansichts sol­cher Befürch­tun­gen gibt es zwei wahr­schein­li­che Sze­na­ri­en, die dafür spre­chen, dass einer der Kan­di­da­ten bald aus dem Wett­be­werb aus­schei­den dürf­te. Ich den­ke, die­ser Kan­di­dat heißt Jens Spahn. Spahn wird ver­mut­lich schon auf­grund sei­nes Alters benach­tei­ligt sein. Dazu kommt sei­ne nicht gut ankom­men­de Aggres­si­vi­tät. Und zwar selbst dann, wenn es um Belan­ge (Flücht­lings­po­li­tik) geht, bei denen vie­le Bür­ge­rIn­nen sich durch­aus strik­te­re Regeln und ein restrik­ti­ves Regime wünschten.

Hät­te Fried­rich Merz nicht sei­nen Hut in den Ring gewor­fen, wäre Spahns Chan­cen jetzt bes­ser. Er steht für eine mehr kon­ser­va­ti­ve Aus­rich­tung, die offen­bar (Umfra­gen) doch viel weni­ger Zustim­mung in der CDU fin­det, als ich es erwar­tet hätte.

Fried­rich Merz weiß, dass die poli­ti­sche Mit­te genau die Gegend ist, die den meis­ten Deut­schen am sym­pa­thischs­ten ist. Bloß kei­ne Extre­me (der AfD zum Trotz) und mög­lichst kei­ne Experimente. 

War­um sonst war Mer­kels Poli­tik der ruhi­gen Hand so zu lan­ge so beliebt? Von den Effek­ten rund um den Herbst des Jah­res 2015 ein­mal abgesehen. 

Dass sich Merz in Rich­tung der Grü­nen offen­her­zig zeigt und er zudem eben kei­ne Anstal­ten macht, die Par­tei nach rechts zu rücken, dürf­ten ihm die meis­ten Punk­te ein­brin­gen. Das hat er jeden­falls aus­drück­lich gesagt.

Kramp-Kar­ren­bau­ers fes­te Hal­tung zur so genann­ten Homo­ehe wer­den sie bestimmt vie­le Sym­pa­thie­punk­te gekos­tet haben. Außer­dem zeigt sie – wie auch Jens Spahn – Ansät­ze einer rigo­ro­se­ren Flücht­lings­po­li­tik. Ich weiß, dass auch Merz mit der Flücht­lings­po­li­tik Mer­kels nicht zu viel am Hut hat, aber er hält sich dies­be­züg­lich noch zurück. 

Deutsch­land hat übri­gens auch in die­sem Jahr von Janu­ar bis Sep­tem­ber ca. 168.000 Flücht­lin­ge aus Syri­en, Irak etc. auf­ge­nom­men. Bestimmt ist vie­len Bun­des­bür­ge­rIn­nen die­se Zahl immer noch viel zu hoch. 

Natür­lich wird es des­halb auch ein domi­nie­ren­des The­ma blei­ben und Merz kann es des­halb nicht ein­fach ausklammern.

Mich wun­dert, dass sich vie­le Lin­ke so sehr (zum Teil unfair) an Merz abar­bei­ten. Dass dabei sein erwor­be­ner Wohl­stand und sein Enga­ge­ment beim größ­ten Ver­mö­gens­ver­wal­ter der Welt eine Rol­le spie­len, ist irgend­wie typisch deutsch. Statt froh dar­über zu sein, dass ein Mann mit gro­ßer wirt­schaft­li­cher Exper­ti­se zur Ver­fü­gung steht, steht im Vor­der­grund, dass der Sozi­al­staat ins Tru­deln gera­ten könn­te, wenn Merz erst das Zep­ter von Mer­kel über­nimmt. Ehr­lich, ich fin­de, das sind Albernheiten! 

Dabei liegt es auf der Hand, dass sei­ne und nur sei­ne Kan­di­da­tur die bes­ten Chan­cen dafür bie­tet, dass unse­re Demo­kra­tie sich von der jah­re­lan­gen Alter­na­tiv­lo­sig­keit (genann­te asym­me­tri­sche Mobi­li­sie­rung) der Ära Mer­kel erholt. 

Wir brau­chen geschärf­te Pro­fi­le. Bei unse­ren Par­tei­en und natür­lich auch bei ihren Vor­tur­nern. Die Grü­nen haben es vorgemacht.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: CDU JensSpahn Wahlkampf

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