Warum die Ausgrenzungsriten der AfD funktionieren

Weni­ger Migran­ten erhö­hen das Bil­dungs­ni­veau in deut­schen Schu­len, meint die AfD. Müs­sen wir also gan­ze Klas­sen schlie­ßen, wenn es, wie die AfD behaup­tet, Fäl­le gibt, in denen 90 – 100% Kin­der von Migran­ten sind?

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Die Dis­kus­si­on bei Face­book & Co. läuft immer gleich ab.

Auf der einen Sei­te ste­hen die­je­ni­gen, die sich von Mer­kels Satz: „Wir schaf­fen das“ schon immer pro­vo­ziert gefühlt haben. Sie sahen spä­tes­tens seit 2015 für Deutsch­land eine ech­te Gefahr in der libe­ra­len Flücht­lings­po­li­tik. Die Grün­de dafür, dass Deutsch­land unter zuge­ge­be­ner­ma­ßen schlecht vor­be­rei­te­ten Vor­aus­set­zun­gen von einer wah­ren Migra­ti­ons­flut getrof­fen wur­de, sind dabei nur noch am Ran­de Thema.

Die­se Grup­pe von Migra­ti­ons­skep­ti­kern hat sich in der öffent­li­chen Debat­te mehr und mehr ver­mischt mit den­je­ni­gen, die ohne­hin frem­den­feind­lich und natio­na­lis­tisch ein­ge­stellt sind.

Die­se Men­schen will die Zahl der Migran­ten mög­lichst schnell und in nen­nens­wer­tem Umfang redu­zie­ren, weil sie nur die Pro­ble­me sehen – und natür­lich, weil 99% der Migran­ten angeb­lich gar nicht hier sein dürf­ten! Die­ser Wert schwankt in den Dis­kus­sio­nen zwi­schen 95 und 99%. Gibt es für die­se Aus­sa­ge seriö­se Quel­len? Wenn über­haupt, dann jeden­falls kei­ne, denen man glau­ben soll­te! Wenn es eng wird, behaup­tet man, dass Deutsch­land (vul­go: Ange­la Mer­kel) per­ma­nent die Dub­li­ner Kri­te­ri­en ver­letzt hät­te, so dass unter die­ser Prä­mis­se ja eigent­lich fast kein Migrant mehr recht­mä­ßig im Land wäre. Bin­go! Dar­über gibts aller­dings auch zwei Mei­nun­gen.

Die Buchhalter von Rechts

Jedes Ereig­nis, das der Migra­ti­on zuzu­ord­nen ist, wird sorg­sam regis­triert und als „Argu­ment“ in den sozia­len Netz­wer­ken zig­tau­send­fach geteilt. Kri­ti­sche Zei­tungs­bei­trä­ge wer­den als gene­rel­ler Beweis für eine geschei­ter­te Poli­tik ange­führt. Dif­fe­ren­zie­rung und Sorg­falt in der Bewer­tung sol­cher Bei­spie­le spie­len dabei kei­ne Rolle.

Was in die­sem Zusam­men­hang lei­der immer wie­der betont wer­den muss, ist, dass nie­mand rechts­freie Zonen im Land will und dass dem Recht mit allen rechts­staat­li­chen Mit­teln Nach­druck ver­lie­hen wer­den muss.

Gutmenschen

Die ande­re, schein­bar schrump­fen­de Grup­pe, unter­stützt eine libe­ra­le Flüchtlingspolitik.

Sie geriet im Lauf der Zeit, vor allem in bestimm­ten Tei­len unse­res Lan­des, argu­men­ta­tiv immer mehr unter Druck. Der Blick von „der ande­ren Sei­te“ rich­te­te sich mehr und mehr auf die­se begriffs­stut­zi­gen Gut­men­schen, die nicht ver­ste­hen kön­nen oder wol­len, was Mer­kels Migra­ti­ons­po­li­tik die­sem Land antut.

Viel­zahl und Schwe­re der Pro­ble­me, die anschei­nend ja völ­lig über­ra­schend durch die Mas­sen­mi­gra­ti­on ent­stan­den sind, wer­den für alle immer deutlicher.

Hat irgend­wann jemand behaup­tet, dass die­se Auf­ga­be leicht sein wür­de und das die Kos­ten für Migra­ti­on qua­si aus der Por­to­kas­se bezahlt wer­den könn­ten? Um die Abwä­gun­gen prak­ti­scher Aus­wir­kun­gen geht es schon lan­ge nicht mehr. Die Dem­ago­gen sind am Zug!

Wir haben es ver­stan­den, sich die durch das Inter­net nor­mal gewor­de­ne Empö­rungs­kul­tur zunut­ze zu machen.

Migran­ten beläs­ti­gen und ver­ge­wal­ti­gen Frau­en, Migran­ten kos­ten unser Geld, unter ande­rem auch, weil sie ihre Fami­lie (inklu­si­ve Zweit- und Dritt­frau) nach Deutsch­land holen und die Migran­ten­kin­der blo­ckier­ten die Lern­be­reit­schaft ein­hei­mi­scher Kin­der im Unter­richt an unse­ren Schu­len, so dass die dort ohne­hin ver­zeich­ne­ten Män­gel mehr und mehr die Zukunfts­chan­cen deut­scher Kin­der beeinträchtigen.

Viel­leicht gibt es ande­re Punk­te, die sie in die­sem Zusam­men­hang mit Fami­lie und Freun­den dis­ku­tiert haben?

Gelungene Migration

Wahr­schein­lich gibt es kei­ne Sta­tis­tik über gelun­ge­ne Migra­ti­on. Ken­nen Sie nicht auch per­sön­lich Men­schen (mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund), deren Bio­gra­fie Sie als gelun­ge­nes Bei­spiel betrach­ten? Aber das kommt höchst sel­ten in den Dis­kus­sio­nen vor.

Statt­des­sen heißt es: Mul­ti­kul­ti ist geschei­tert. Beweist die Real­tität nicht das genaue Gegen­teil? Mul­ti­kul­ti ist seit Jah­ren inte­gra­ler Bestand­teil die­ser Gesellschaft.

Wenn sich Men­schen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund etwas kri­tisch zur Migra­ti­on­be­reit­schaft der Bio-Deut­schen äußern, sind wir all­zu schnell belei­digt. Reflex­ar­tig kommt die Aus­sa­ge: „Die müs­sen sich inte­grie­ren und nicht umge­kehrt“. Gewiss. Aber was, wenn die Gemein­schaft der Bio­deut­schen damit ein Pro­blem hat?

Ich unter­stel­le die­sem AfD – Antrag kei­ne guten Absichten.

Auf mich wirkt der Antrag so, als wür­den „Lösun­gen“ dar­in bestehen, Kin­der nicht zu inte­grie­ren, son­dern dass sie dem gro­ßen Gan­zen zulie­be, des­in­te­griert wer­den soll­ten. Hät­te man nicht genau­so gleich for­dern kön­nen, dass die aus sprach­li­chen Grün­den nicht in die Klas­sen inte­grier­ba­ren Kin­der mit ihren Fami­li­en abge­scho­ben wer­den. Ich habe im AfD – Antrag zwar was von 90 bis 100% gele­sen aber nichts dar­über, was mit den Kin­dern, die noch kein Deutsch kön­nen, pas­sie­ren soll. Ist die­se Unter­schei­dung mit dem Grund­ge­setz vereinbar?

Zur Lösung die­ser Pro­ble­me, das wis­sen wahr­schein­lich die meis­ten, braucht es mehr Per­so­nal und damit sind wir vor allem bei den finan­zi­el­len Mit­teln, die für eine sach­ge­rech­te Lösung bereit­ge­stellt wer­den müssten.

Es hat aber nicht den Anschein, dass die Poli­tik die­sem Ansatz fol­gen woll­te. Viel­leicht hat das gute Gründe?

Außer­dem haben wir das Pro­blem, nicht genü­gend Per­so­nal für die­se Auf­ga­ben zur Ver­fü­gung zu haben. Das liegt aber nicht nur dar­an, dass die Finanz­mit­tel feh­len, son­dern dass es nicht genug Lehrer*Innen gibt.

Viel­leicht kann man die­se Pro­ble­me dadurch mil­dern, dass man Lai­en­leh­rer oder pen­sio­nier­te Lehrer/​innen beschäf­tigt? Ich weiß, dass das auch schon gemacht wird. Mög­li­cher­wei­se müs­sen die­se Bemü­hun­gen wei­ter ver­stärkt werden.

Unterm Strich sehe ich, dass die AfD mit ihrem „Antrag“ nichts Gutes im Schil­de führt. Sie errei­chen damit die Ver­stär­kung die­ses destruk­ti­ven WIR und DIE. Es geht die­ser Par­tei nicht um Pro­blem­lö­sun­gen. Sie instru­men­ta­li­sie­ren Pro­ble­me und sie tun es lei­der nicht ohne Erfolg.

Viel­leicht lie­ge ich mit mei­ner Bewer­tung falsch. Nur gibt es mit die­sen Leu­ten zu vie­le nega­ti­ve Erfah­run­gen, um kon­struk­ti­ve Ansät­ze zu erkennen.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Demokratiefeinde

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1 Gedanke zu „Warum die Ausgrenzungsriten der AfD funktionieren“

  1. Na, sol­che Aus­sa­gen und Anträ­ge die­ser Popu­lis­ten wun­dern mich gar nicht mehr.
    Mul­ti­kul­ti habe ich als Begriff und als Pro­gramm immer mit Skep­sis betrach­tet. Denn die­ses Schlag­wort ist viel zu sehr von Leu­ten, die die wah­ren Pro­ble­me ledig­lich aus dem Kre­ta-Urlaub kann­ten als eine Art der Uto­pie ver­wen­det worden.
    Trotz­dem ist nicht Mul­ti­kul­ti geschei­tert, son­dern die Sozia­le Markt­wirt­schaft, sozia­le Sys­te­me und Schulpolitik.
    Und die AfD macht nichts ande­res, als all die Loser und Unzu­frie­de­nen um sich zu sammeln.
    LG Sabienes

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