Bestimmt bist auch du weit entfernt davon, der Gruppe um Prinz Reuß allzu viel Bedeutung beizumessen. Ich kann und möchte mir nicht vorstellen, dass Gegner der Demokratie sich aus Reichsbürgern-, Anti-Corona-Spinnern und Mitgliedern irgendeiner Gruppe von Gegnern der Demokratie etwas rekrutierten ließe, das der demokratischen Konstitution unseres Landes ernsthaft Schaden zufügen könnte.
Allerdings habe ich auch nicht daran geglaubt, dass Putin einen Krieg gegen die Ukraine beginnen würde …
Bekloppte Rechte als Reichsbürger
Da mögen sich ein paar Ex-Elite-Soldaten mit u.a. mit einer Ex-Abgeordneten der AfD unter seiner Hoheit des Prinzen „Weiß schon nicht mehr wie der hieß“ zusammengetan haben, die als Richterin an einem Landgericht ihr Unwesen treiben durfte.
Vielleicht haben diese Leute ja Ahnung von militärischem Zeugs und von den tragenden Funktionen großer Verwaltungsapparate; trotzdem, ich glaube nicht daran, dass unsere staatlichen Instanzen, mögen sie generell auch nicht im besten Zustand sein, sich von solchen Flitzpiepen ausgehebelt werden könnten.
Militante und gewaltbereite Gegner der Demokratie
Was andererseits aber nicht heißt, dass solche Gruppen nicht gefährlich wären und einigen Schaden anrichten könnten. Solche spinnerten Gruppen halten ihre abstrusen Verschwörungstheorien zusammen. Zusammengehalten werden diese Gruppen wohl in erster Linie durch einzelne Bürgerinnen und Bürger, die eine gefährliche Militanz und Gewaltbereitschaft entwickelt haben. Das geht durch das Internet leider ziemlich leicht.
Sollte Leute kommen im Laufe ihres weiteren Lebens vermutlich nicht zu neuen Erkenntnissen und bleiben insofern eine Gefahr für die Gesellschaft. Und zwar eine viel schlimmere, als Migranten oder Flüchtlinge, über die solche rechtsextremen Gruppen ständig meckern und schimpfen.
Die ständige Mäkelei ist nicht hilfreich
Unserer Gesellschaft scheint sich leider in eine Richtung zu entwickeln, die generell Anlass zur Sorge gibt. Ich sehe die ständige Mäkelei, die aus meiner Sicht von unseren Medien mitverursacht und geschürt wird, das Gestöhne von Überlastung und fehlender Wertschätzung als gefährliches Zeichen für unsere Zukunft. Ich erinnere mich, wie es losging. Damals war ich noch jung. Plötzlich war überall davon die Rede, wie stressig es im Job war. Später ersetzte man den Stress durch Begriffe wie Burn-out.
Jetzt ist die Krankenquote hoch wie nie und man hört von vielen Leuten, die erst mitten im Berufsleben stehen, sie hätten keinen Bock mehr. Nun, einerseits verstehe ich das. Ich habe mich auch nicht deshalb schon mit 63 Jahren in die Rente verzogen, weil mir die Arbeit noch Spaß gemacht hätte.
Andererseits waren die Zeiten einfach bessere. Einerseits bekam man auch damals nichts geschenkt, aber irgendwie lief es und wirklichen Grund zur Klage hatten die Wenigsten. Geändert hat sich das meines Erachtens erst im Laufe der 2000-er Jahre.
Faire Löhne für gute Arbeit
Die Schröder – Ära hat das Land sehr negativ verändert. Einerseits gab es die, die durch Glück oder Zufall gut zurechtgekommen sind, andererseits wuchs der Niedriglohnsektor durch die Agenda-Politik stark. Die Agenda half angeblich beim Abbau der Arbeitslosigkeit. Viele Menschen wurden aus halbwegs anständig bezahlten Jobs in den Niedriglohnsektor hineingefördert. Die Tarifbindungen, der Einfluss der Gewerkschaften ging stark zurück – auch durch eigene Fehler.
Bei vielen Menschen, im Osten mehr als hier im Westen, wuchs der Frust und interessiert hat das kaum jemand. Denn: Deutschland ging es gut. So sprach die CDU/CSU und ließ an diesem Tatbestand keinerlei Zweifel aufkommen.
Rücksichtsloser Egoismus (Hauptsache, wir können feiern)
Vergegenwärtigt man sich das Benehmen vieler Menschen, so ist es leider wohl kein Wunder, wenn auf verbale Ausfälle immer häufiger auch körperliche Angriffe folgen. Ich habe den Eindruck, dass es immer mehr Leute gibt, die vor nichts mehr Respekt haben.
Ob das die gleichen sind, die sich darüber beklagen, was im Land alles nicht mehr so richtig gut läuft? Denke ich an die sogenannten Karnevalsfeiern, die zum Sessionsbeginn in Köln abgelaufen sind, sind auch diese ein Beleg für ein vollkommen verantwortungsloses, egoistisches und respektloses Benehmen von immer mehr Leuten.
Aus Sicherheitsgründen waren Teile der „Feiernden“ auf Grünflächen der Stadt umgelenkt worden. Die Instandsetzungsarbeiten nach diesen unerhörten Exzessen sind, glaube ich, immer noch nicht beendet. Sogar der Boden musste zum Teil ausgetauscht werden. Die Flächen waren weitgehend abgesperrt worden, weil dort so viel zerbrochenes Glas (war Glas nicht verboten worden? Seht euch die Fotos im verlinkten Beitrag an) lag, dass insbesondere für Hunde und andere Tiere Verletzungsgefahr bestand.
Hilfe der USA gegen Demokratiefeinde?
Welche Entwicklungen der enorm aufgebaute Frust vieler Menschen zeitigt, sehen wir nicht nur an militanten Aktionen von rechts. Auch linke Gruppen spielen verrückt, sie wenden sich gegen Staat und Institutionen. Auch dies führt dazu, dass die Polarisierung im Land weiter voranschreitet. Zum Glück sind wir noch weit von den Zuständen in den USA entfernt. Dass uns die US-Regierung Hilfe gegen die Reichsbürger-Terroristen anbietet, geht hoffentlich auf Übertreibungen zurück. Oder wissen die Amis vielleicht mehr über den geplanten Reichsbürgerputsch?
Viele Menschen sind unzufrieden mit der Lage Deutschlands. Ob es um die Flüchtlingssituation, um Corona, um die Energiepreise, die Inflation an sich oder – nicht zuletzt – um den Klimawandel geht, existenzielle Sorgen, Unverständnis und Ärger gibts genug.
Dass Bürgerinnen und Bürger sich in zunehmender Weise radikalisieren und ihrem Ärger Luft machen, ist schon kein neues Phänomen mehr. Dass die Leute Ärzte, Rettungssanitäter oder Feuerwehrleute bei der Ausübung ihres Dienstes behindern und sich für jedes Argument komplett unzugänglich zeigen, muss besorgt machen.
Wir lesen, dass Feuerwehr, DLRG und andere Organisationen Nachwuchssorgen haben, könnte mit solchem Benehmen der Leute zu tun haben. Wer will für andere die Bresche springen und sich dafür von irgendwelchen dahergelaufenen Vollpfosten beschimpfen, nötigen oder sogar schlagen lassen?
Angestaubtes Ehrenamt? Warum gibt es Nachwuchssorgen?
Offenbar verändert sich die Lage nicht zum Guten. Immer wieder lesen wir Berichte von Angriffen auf BürgermeisterInnen und Rathauspersonal. Vor kurzem habe ich im TV einen Film gesehen, in dem einige Szenen unseres Heimatstädtchens Bedburg zu sehen waren. Eigentlich eine schöne Sache. Ich freue mich jedenfalls, wenn – was selten genug ist – mal was über Kaster, Alt-Kaster oder eben meine Geburtsstadt Bedburg im Fernsehen gezeigt wird.
Der Inhalt des Films (Anna Schudt spielt die Hauptrolle) zeigt eine Situation, die wir in unserem Ort zum Glück so nicht kennen. Natürlich gibt es auch hier Leute, die der AfD nahestehen und die ihre Vorbehalte gegen Flüchtlinge lautstark äußern. Sie wurden aber bisher prompt eingehegt von einer Bevölkerung, die sich solche Auswüchse wie im Film nicht bieten lässt. Darauf bin ich ein wenig stolz.
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