Zerstören die «alten wei­ßen Männer» unse­re Zukunft?

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von Horst Schulte

Lesezeit: 3 Min.

Während man­che die Ursache für Verstimmungen der deut­schen Seele auf die bei­den gro­ßen Fraktionen (liberale/​illiberale Flüchtlingspolitik) zurück­füh­ren, hal­te ich das für zu kurz gegrif­fen. Schließlich erle­ben wir ähn­li­che Entwicklungen auch in ande­ren Ländern.

Damit wären die Gründe für die fort­schrei­ten­de gesell­schaft­li­che Spaltung nicht erfasst.

Nach einer klei­nen These, von der ich heu­te im Kölner Stadt-Anzeiger las, soll die demo­gra­fi­sche Entwicklung unse­res Landes ver­ant­wort­lich sein. Mit ande­ren Worten, die Babyboomer sol­len das auf dem Kerbholz haben.

Gut, das wür­de ver­mut­lich auch für ande­re euro­päi­sche Ländern pas­sen. Wieso aber fär­ben die so unver­ein­bar mit­ein­an­der kon­kur­rie­ren­den Standpunkte auf jun­ge Menschen ab? Oder spie­geln sich die Streitigkeiten inner­halb unse­rer Gesellschaft nur in der «älte­ren» Generation wider?

Der Autor der Stadt-Anzeiger-Artikels stellt fest, dass Lage und Stimmung nicht zusam­men­pas­sen wür­den. Das ist eine Bestandsaufnahme, die ich schon ein­mal für falsch hal­te. Ich glau­be, die­sen Fehler machen Regierung und Medien gern.

Aber es gibt zu vie­le Menschen, denen es heu­te bereits schlech­ter geht als dem Durchschnitt. Was auch immer der nun wie­der­um sein soll. Doch, ich weiß schon, was Statistik ist…

Es kommt mir schon so vor, als wür­den die Menschen, die sich noch im sozio­lo­gi­schen Konstrukt der so genann­ten Mittelschicht glau­ben, auf­grund zu vie­ler nega­ti­ver Zukunftsvisionen dif­fu­se Abstiegsängste ent­wi­ckeln. Einfach gesagt, es gibt zu vie­le Fragen und zu weni­ge Antworten. Jedenfalls zu weni­ge, die halb­wegs über­zeu­gen könnten.

Hauptursache Internet

Dazu kommt, dass die unglaub­lich hohe Zahl von mas­si­ven, mir zugleich aber häu­fig ziem­lich sub­stanz­los schei­nen­den Schimpftiraden die Leute schier ver­rückt macht. Diskussionen wer­den immer schwie­ri­ger. Selbst dann, wenn Linke oder Rechte ihre jeweils fix – ste­hen­den poli­ti­schen Haltungen auf­ge­ben bzw. auf­zu­ge­ben schei­nen, gerät man ins Fadenkreuz der jewei­li­gen «Gegenseite».

In den sozia­len Netzwerken ent­wi­ckelt sich eine Stimmung, die nur in eine Richtung geht. Ich betrach­te sie als glatt demo­kra­tie­feind­lich. Und das, obwohl wir doch zu Beginn dach­ten, das Internet wür­de die Demokratie erst kom­plett machen. 

Ganz egal, wofür man steht. Position und Gegenposition wer­den immer häu­fi­ger nicht mehr von Argumentationen getra­gen, die­se wer­den ersetzt von gegen­sei­ti­gen Bezichtigungen und Beleidigungen.

Wenn ich mir vor­stel­le, wie es sein muss, sich selbst zum Beispiel in einer mei­nungs­tech­nisch eng­ge­fass­ten Filterbubble zu befin­den, kann ich mir gut vor­stel­len, wie sich der per­sön­li­che Blick auf das Leben sehr rasch dun­kel­grau ein­fär­ben wird.

Jedesmal, wenn man Facebook öff­net, wür­de man mit schlech­ten Nachrichten emp­fan­gen. Man ist dafür gewis­ser­ma­ßen schon kon­di­tio­niert. Insofern ist nicht wich­tig, ob die «Nachricht» zutref­fend sind oder nicht.

Die Welt ist grau. Merkel und alle, die was ande­res den­ken als ich, sind schuld an die­sem Dilemma. Damit stellt sich die Wirkung auf die Befindlichkeit der LeserInnen unmit­tel­bar ein.

Wie soll das fol­gen­los blei­ben? Nicht nur für den ein­zel­nen Menschen, son­dern für die Gesellschaft als Ganzes.


Horst Schulte

Herausgeber, Blogger, Amateurfotograf

Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe auf dem Land.

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