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Wie wäre der Effekt gewesen, wäre Karneval ausgefallen?

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Im gestrigen NRD-Podcast hat Professor Drosten von der Charité noch einmal erklärt, weshalb die Idee, Karneval zu verbieten, nicht den durchschlagenden Erfolg gebracht hätte, den sich manche seiner lauten Kollegen davon versprochen haben wollen. Mir scheint Drostens Argumentation erneut schlüssig und vor allem nicht daran orientiert zu sein, öffentlichen Beifall zu erheischen.

Wenn jetzt auch einige Leute im Nachhinein sagen, man hätte Karneval ausfallen lassen müssen –ich finde, das ist ein bisschen einfach gesagt. Es gab ja gar keine Fälle. Und natürlich ist das so, dass man, wenn man Fälle hat, wissen kann oder wissen sollte, dass es eine Dunkelziffer gibt von Fällen, die höher ist. Aber wenn wir null mit etwas multiplizieren, dann kommt da immer noch null raus.

Und wir wissen gar nicht genau, ob jetzt nur das Verteilen von bis dahin unbekannten Infektionen zu diesen Ausbrüchen zwei Wochen nach Karneval geführt hat. Oder ob das die Karnevalsflucht und die Reisetätigkeit zu der Zeit war: Als ehemaliger Rheinländer, ich habe da zehn Jahre gelebt, weiß ich, dass sich die Bevölkerung dort in zwei Lager spaltet. Nämlich die Karnevalisten und die Karnevalsflüchter. Und die machen zu der Zeit gern einen kurzen Urlaub, gerade gerne auch in Italien und sonst wo in Südeuropa. Also das ist alles zu einfach.

Und man muss doch wirklich sagen, was soll denn diese Rechthaberei im Nachhinein? Damit ist niemandem geholfen.

Ich glaube wirklich nicht, dass irgendjemand da einen Fehler gemacht hat. Ich glaube übrigens auch nicht, dass Warner, die zu der ganz frühen Zeit gesagt haben, jetzt muss alles umgestellt werden, das auf einer richtigen Datenbasis gemacht haben. Es gab doch keine Fälle. Und natürlich war es klar, irgendwann geht es dann los. Aber zu dem Zeitpunkt damals war es nun mal noch nicht losgegangen. Und jetzt müssen wir, glaube ich, einfach mal nach vorne denken und uns wirklich auch wieder rückbesinnen. Darauf, dass wir hier in einen richtigen und fairen Beratungsprozess einsteigen müssen.

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Horst Schulte
Herausgeber, Blogger, Autor und Hobby-Fotograf
Seit 2004 blogge ich über Politik und Gesellschaft – also seit die meisten noch SMS statt Tweets geschrieben haben. Mit 70 Jahren lebe ich immer noch im schönen Bedburg, direkt vor den Toren Kölns, und schreibe über alles, was die Welt bewegt (oder mich zumindest vom Sofa aufstehen lässt).

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Artikelinformationen:

Gesellschaft

corona, Vorwürfe

Quelle Featured-Image: HorstSchulte.com...

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8 Gedanken zu „Wie wäre der Effekt gewesen, wäre Karneval ausgefallen?“

  1. Ich kann dem eigentlich nichts hinzufügen.

    Außer vielleicht, dass es diese fingerzeigenden Besserwisser immer und nach jeder größeren Entscheidungssituation gibt. „Wir hätten dies und das machen müssen, dann wäre dieses und jenes nicht passiert!“
    Dazu sage ich immer: Nö, falsch.

    Was-wäre-gewesen-wenn-Szenarien sind immer rein fiktiv, das ist schlicht logisch so. Man kann rein logisch nicht aus einer nicht eingetretenen Folge auf die Gültigkeit einer nicht gegebenen Ursache rückschließen.

    Das bekannteste Beispiel für einen solchen unzulässigen Rückschluss ist die Behauptung, dass die gegenseitige atomare Abschreckung der 60er und 70er Jahre den dritten Weltkrieg verhindert hätte: Nö, hat sie nicht*). Wir wissen ganz einfach gar nicht, was passiert wäre, wenn man auf die atomare Abschreckung verzichtet hätte. Die Ursache „keine atomare Abschreckung“ gab es ja nie. Also hatte sie auch keine Wirkungen bzw. Folgen.

    *) Wir können nicht mehr sagen, als dass die Gesamtheit aller Ereignisse dieser Zeit zu der Welt geführt haben, in der wir heute leben.

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  2. Drostens Statement finde ich gut.
    In diesem Zusammenhang möchte ich an eine bekannte Statistik erinnern, daß nach 2001 viele Amerikaner aufs Fluguzeug verzichteten und stattdessen für die längeren Strecken das Auto benutzten. Das resultierte in einer grösseren Anzahl von Verkehrstoten.

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  3. Viele Maßnahmen, die getroffen werden könnten, haben halt an anderer Stelle Auswirkungen. So ist das zum Beispiel bei den umstrittenen Schulschließungen. Gegen diese hatte Drosten sich zunächst ausgesprochen und sich später korrigiert. Und zwar nicht ohne seinen Bewusstseinswandel nachvollziehbar zu erläutern. Sowas erzeugt Glaubwürdigkeit, glaube ich.

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  4. Drosten ist natürlich nicht dagegen gefeit, zitiert zu werden. Bei Lanz sagte er: „Das muss ich akzeptieren lernen, dass man sagt, daß ich dieses und jenes gesagt hätte“.
    Diese exponierte Position bringt das natürlich mit.

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  5. Durch seine Erläuterungen an einem Abend neulich habe ich erst verstanden, um was es bei all den Maßnahmen wirklich geht.

    Was man ihm anmerkt, ist, dass er kein Pressesprecher oder „Öffentlichkeitsarbeiter“ ist, sondern Wissenschaftler, der sich um die Sache selbst kümmert.

    Gerade dass er nicht so geschliffen und phrasenhaft daherkommt, dient der Glaubwürdigkeit.

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