Der Demokratie Genüge getan

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Susan­ne Gasch­kes Loya­li­tä­ten haben eine begrenz­te Halb­werts­zeit. Ich mache das auch an man­chem Kom­men­tar fest, den sie bei Welt Online so raushaut.

Es ist fast wit­zig, das im Hea­der ihres heu­ti­gen Arti­kels über die Fehl­leis­tun­gen der Bun­des­re­gie­rung, ein­schließ­lich aller Minis­ter­prä­si­den­ten, Hen­dryk M. Bro­der, auf­taucht. Ja, das passt: Frus­trier­te Jour­na­lis­ten die sich gegen­sei­tig in ihrem Frust unterstützen.

Gasch­ke unter­stützt die­je­ni­gen, die par­tout fin­den, dass sich die Deut­schen in ihrer über­wie­gen­den Mehr­heit obrig­keits­hö­rig beneh­men. Sie kommt gar nicht drauf, dass vie­le Men­schen Ver­trau­en in die han­deln­den Akteu­re auf Bun­des- und Lan­des­ebe­ne haben könnten. 

Dass es in die­sen beson­de­ren Zei­ten, für die übri­gens das Grund­ge­setz gar kei­ne Rege­lun­gen kennt, noch kei­ner­lei Erfah­run­gen gibt, auf die man heu­te zurück­grei­fen könn­te, inter­es­siert die Dame nicht. Es gibt halt unver­ständ­li­cher­wei­se nicht für alles Regeln, was uns Deut­schen im Leben so pas­sie­ren kann. Das soll­te Frau Gasch­ke in ihrem Alter eigent­lich gelernt haben. 

Es ist eine Lita­nei, die sie in ihrem kur­zen Bei­trag (viel­leicht ist er als Sati­re gemeint?) ana­log aller Vor­hal­tun­gen deut­scher Oppo­si­ti­ons­par­tien vor­hält. Eine Stand­pau­ke. Zwei­mal kommt das Obrig­keits­den­ken vor, von dem Gasch­ke offen­bar aus­geht, dass wir Deut­sche die­ses immer noch nicht abge­streift hät­ten. Gasch­ke sitzt schon im ers­ten Absatz einem Feh­ler auf. Es ist näm­lich nicht die ori­gi­nä­re Auf­ga­be des Bun­des­ta­ges, die Regeln im Umgang mit einer Pan­de­mie zu bestim­men. Das obliegt den Län­dern bzw. den Län­der­par­la­men­ten. Jeden­falls ganz überwiegend.

Dem­nach hät­ten wir 16 Debat­ten plus EINE (ein­schließ­lich dem Abge­ord­ne­ten­haus von Ber­lin, der Bre­mi­schen Bür­ger­schaft sowie der Ham­bur­gi­schen Bür­ger­schaft) zu füh­ren gehabt und ein wenig Zeit wäre ins Land gegan­gen, um sol­chen Leu­ten wie Gasch­ke, Lind­ner, Gau­land und den ande­ren Oppo­si­ti­ons­red­nern von heu­te den Gefal­len zu tun, alle Par­la­men­te auf urde­mo­kra­ti­sche­wei­se in den Pro­zess einzubeziehen.

Gasch­ke scheut sich auch nicht, in die­sem Kon­text Begrif­fe wie „Framing“ zu ver­wen­den, die bei ihrer über­wie­gend Rechts gepräg­ten Leser­schaft sicher­lich sehr gut ankom­men wer­den. Sie wun­dert sich dar­über, dass die Bun­des­re­gie­rung das Defi­zit bei den Pfle­ge­kräf­ten in den Som­mer­mo­na­ten nicht beho­ben hat. Ist die Frau noch bei Trost? Wie lan­ge reden wir inzwi­schen über den Pfle­ge­not­stand. Und die glaubt, das innert eini­ge Mona­te lösen zu kön­nen? Mit sol­chen Bei­trä­gen macht man die Leu­te nur zusätz­lich kirre.

Die Kom­bi­na­ti­on aus öffent­li­cher Indif­fe­renz, Par­la­ments­miss­ach­tung der Exe­ku­ti­ve und Wurs­tig­keit der CDU in Sachen inner­par­tei­li­cher Demo­kra­tie ist Grund für ein expo­nen­ti­el­les Wachs­tum der Sor­ge um die Demo­kra­tie insgesamt.

Coro­na-Maß­nah­men: Sor­ge um die Demo­kra­tie wächst expo­nen­ti­ell – WELT /​Susan­ne Gasch­ke am Ende ihres Artikels.

Das gleich­gül­ti­ge Ver­hal­ten der Bevöl­ke­rung soll also ver­ant­wort­lich für das sein, was sie und die gan­zen Wich­tig­tu­er und Bes­ser­wis­ser jetzt ein­zu­kla­gen versuchen.

Die Füh­rung der Redak­ti­on soll­te Gasch­ke eine klei­ne Pau­se ver­ord­nen. Die braucht sie offensichtlich.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Corona Demokratie Parlamente

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2 Gedanken zu „Der Demokratie Genüge getan“

  1. Mal ganz abge­se­hen von Coro­na-Maß­nah­men: es gibt durch­aus ein ver­schie­den­ar­ti­ges Kol­lek­tiv­ver­hal­ten gegen­über der jewei­li­gen Regie­rung in den EU-Län­dern. In Frank­reich und Ita­li­en herrscht eher die Hal­tung: was von oben kommt, ist immer kri­tisch zu sehen – im Zwei­fel fol­gen wir nicht, unter­lau­fen das. 

    Bei uns ist das – nor­ma­ler­wei­se – anders – und ich fin­de das gut so! Aus mei­ner Sicht liegt es am föde­ra­len Sys­tem, das der­zeit ger­ne geschol­ten wird. Die dar­aus resul­tie­ren­de Tei­lung der Macht ist grund­sätz­lich för­der­lich für die Teil­ha­be der Bür­ger, die Lan­des­re­gie­run­gen sind näher dran an den jewei­li­gen Umstän­den – und auch Städ­te und Gemein­den haben noch eini­ges selbst zu bestimmen.

    Auch mei­ne per­sön­li­che Lebens­er­fah­rung hat dazu geführt, dass ich die­ses Land kei­nes­wegs als „blind und auto­kra­tisch von oben regiert“ wahr­neh­me. Wäh­rend ich mich bis 25 für Poli­tik nur am Ran­de inter­es­sier­te, stand ich ab 1981 für ein paar Jah­re mit­ten drin: In Ber­lin stan­den tau­sen­de Häu­ser leer, wäh­rend man bei der Woh­nungs­su­che in lan­gen Schlan­gen anste­hen und vie­le Tau­sen­de Abstand zah­len muss­te. Kras­se Bau­skan­da­le wur­den öffent­lich und ich betei­lig­te mich an den Haus­be­set­zun­gen, die damals von einer brei­ten Bevöl­ke­rung als rich­tig ange­se­hen und unter­stützt wur­den. Der Senat trat zurück, die neue Regie­rung muss­te die Woh­nungs­po­li­tik dras­tisch ändern, die AL (Vor­läu­fer GRÜNE) kam erst­ma­lig ins Abgeordnetenhaus. 

    Jah­re lang war ich Akti­vis­tin in Wohn‑, Miet‑, und Stadt­ge­stal­tungs­po­li­tik. Bezahl­ba­re Instand­set­zung der maro­den Häu­ser, kein Abriss mehr und kei­ne „Luxus­mo­der­ni­sie­run­gen“, Schutz vor Umwand­lung in Eigen­tums­woh­nun­gen, Siche­rung sozia­ler und kul­tu­rel­ler Pro­jek­te, Ver­kehrs­be­ru­hi­gung und Stadt­be­grü­nung – über­all ging es vor­an. Ber­lin sähe heu­te ziem­lich anders aus, hät­te es „uns“ nicht gegeben!
    So erleb­te ich, dass man sehr wohl etwas bewir­ken kann, wenn man sich enga­giert. In der Rück­schau war die­se Zeit mei­ne „bür­ger­li­che Geburt“, die mich die­ses Land als „mein Land“ und nicht nur als zufäl­li­gen Geburts­ort wahneh­men ließ.

    Auch dass das Par­tei­en­sys­tem hier­zu­lan­de das gan­ze poli­ti­sche Spek­trum umfasst (und nicht so binär aus­ge­rich­tet ist wie in USA und GB), spielt eine Rol­le für die Hal­tung zum Staat: man sieht, dass mit­tel­fris­tig jede poli­ti­sche Strö­mung, die eine gewis­se Grö­ße erreischt, im Par­la­ment lan­det. Das galt für die Grü­nen und eben­so für die AFD. (Die LINKE ist ein Eini­gungs­er­geb­nis und inso­fern Son­der­fall, aber eben­so berechtigt). 

    Es stimmt also ein­fach nicht, dass man hier nur „alle 4 Jah­re ein Kreuz machen“ kann – man kann sehr viel mehr tun und auch bewir­ken. Es ist auch kaum zu über­se­hen, dass die Regie­ren­den sehr wohl auf die Ent­wick­lung von Umfra­gen ach­ten und (nicht in jedem Fall, aber oft) dar­auf reagie­ren – auch ein Aspekt, der mit hin­ein spielt ins all­ge­mei­ne „Staats­ge­fühl“.

    Die Schel­te „Obrig­keits­hö­rig“ ist für mich ein­fach ein Aus­druck der Unzu­frie­den­heit, weil jemand es nicht ver­ste­hen kann, dass die Mehr­heit nicht seiner/​ihrer Mei­nung ist – mehr nicht!

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