Böswillig und unbegründet

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von Horst Schulte

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An die Hochzeitsgesellschaften, die unse­re Autobahnen nach Belieben blo­ckie­ren und dabei gern auch schon mal ein Schießeisen benut­zen, haben wir uns fast gewöhnt. Gerade in die­ser Woche war es wie­der so weit. 

Einfluss auf den Lehrplan?

Davon, dass es in unse­ren Schulen nicht ganz unge­fähr­lich zugeht, lesen wir wir ab und an was oder bekom­men sogar vom öffent­lich-recht­li­chen Fernsehen gan­ze Dokus gebo­ten, die die Lage an unse­ren Schulen ver­deut­li­chen soll­te. Passiert ist den­noch nichts. 

Nach dem grau­sa­men Mord an einem fran­zö­si­schen Lehrer traut sich der Lehrerverband in Deutschland auch mal ein Wort zu sagen. Dass wir von Menschen mit Migrationshintergrund sozu­sa­gen mit unse­rer Corona-Solidarität im Regen ste­hen gelas­sen wer­den, weil sie sich einen Scheiß um unse­re Regeln küm­mern, muss­ten wir in den letz­ten Wochen durch das Verhalten bei Hochzeitsfeierlichkeiten erfah­ren. Ein zwar sym­pa­thi­scher Anlass, der uns in sei­ner spe­zi­el­len Ausprägung jedoch eini­ger­ma­ßen fremd blieb. 

Wie sol­che Events einer natür­lich auch nicht homo­ge­nen Community in unse­rer Öffentlichkeit auf­ge­nom­men wer­den, zeugt ein Beitrag des WDR. Tenor war wie so oft: wir kön­nen den Türken doch nicht ver­bie­ten, ihre Traditionen aus­zu­le­ben.

Was mich zu der Behauptung treibt, dass wir uns nicht trau­en, im Sinne unse­rer urei­gens­ten Interessen, für uns selbst ein­zu­tre­ten. Und zwar vor allem des­halb, weil wir für den lin­ken Mainstream ja dann als aus­län­der­feind­lich gel­ten wür­den. Nein, ich fin­de nicht, dass das über­trie­ben wäre. 

Die, die das kri­tisch fin­den, fin­den sich nicht bloß im Lager der poli­ti­schen Extreme. Aber es ist zu offen­sicht­lich, dass wir uns den Einsichten, die wir längst gewon­nen haben soll­ten, nicht in nach­hal­ti­ger Art und Weise stel­len. Wir geben uns lie­ber wei­ter­hin unse­rer Gleichgültigkeit hin und wun­dern uns spä­ter. Wir zei­gen uns irgend­wann viel­leicht zer­knirscht dar­über, dass so vie­les aus dem Ruder gelau­fen ist. In Frankreich ist es viel schlim­mer. Dort hat man die­sen Punkt längst erreicht und schein­bar sieht man lang­sam ein, dass es so nicht wei­ter­geht. Und Marine Le Pen freut sich der­weil, weil die­se Entwicklung ihr und dem Rassemblement National dies in die Hände spielt.

Ihr könnt mir gar nix

Ich den­ke, es wird unter den hier woh­nen­den Türken vie­le geben, die die Anordnungen deut­scher Behörden befol­gen. Schließlich wird die Normalverteilung derer, denen zum Beispiel die Corona-Nachrichten ein Unbehagen berei­ten, in der tür­ki­schen Community nicht anders aus­se­hen. Dabei set­ze ich vor­aus, dass unse­re Nachrichten über­haupt sehen. 

Es ist schwer zu glau­ben, dass vor allem die Erdogan-Propaganda bei den Deutschtürken gut ver­fängt. Und zwar haupt­säch­lich des­halb, weil die­se haupt­säch­lich tür­ki­sches Fernsehen schau­en, tür­ki­sche Zeitungen lesen oder tür­ki­sche Online-Medien nut­zen. So viel zum Thema Integration im Jahre 2020. Ich habe hier bewusst die größ­te migran­ti­sche Community her­aus­ge­pickt. Ob vor allem die Migranten aus mus­li­mi­schen Ländern in ihrer Einstellung zu Staatsmacht soviel anders ticken, weiß ich nicht. Da machen sich die kul­tu­rel­len Unterschiede eben auch bemerk­bar und zwar (aus unse­rer Sicht) eben nicht posi­tiv.

Mich wun­dert, dass das alles so ver­gleichs­wei­se still von­stat­ten geht, obwohl der Ärger (Hamm ist kein Einzelfall) ange­sichts der ange­spann­ten Lage wegen Corona doch mit Händen zu grei­fen ist. Vielleicht kommt da auch zugu­te, dass mir die aso­zia­len Medien nicht mehr als Quell der Freude zur Verfügung stehen. 

Dass die deutsch­tür­ki­sche Staatssekretärin Serap Güler klar­stellt, dass die hohen Infektionszahlen kein Migrantenproblem sei­en, war wohl unver­meid­lich. Wenn auch nur ein Hauch von Kritik an Migranten, egal wel­cher Herkunft, geäu­ßert wird, wird dem unver­züg­lich ein Riegel vor­ge­scho­ben. Das gehört sich näm­lich nicht.

Polizeischutz

Dass wir seit Jahren vor jüdi­schen Einrichtungen Polizeischutz auf­bie­ten müs­sen, weil die­se Einrichtungen durch deut­sche Rechtsextreme bedroht wer­den, gehört zu den schreck­li­chen Wahrheiten unse­res Landes. Wenn jüdi­sche Menschen die Entwicklung kri­ti­sie­ren, wer­den sie für ihre angeb­li­che «Opferanspruchsideologie» atta­ckiert. Daran merkt man wie die Saat (Fliegenschiss) der AfD (Gauland) aufgeht. 

Es wäre wich­tig, klar­zu­stel­len, wel­che Rolle die stark gewach­se­ne Anzahl von Muslimen seit 2015 in Deutschland in die­sem Zusammenhang spielt. Dies aber pas­siert kaum. Jeder bekommt gleich eins auf die Mütze, wer die­ses Fass aufmacht. 

Es reicht nicht, nur in Richtung der Nazis zu schau­en, denn Muslime spie­len lei­der bei der wach­sen­den Bedrohung für jüdi­sche Mitbürgerinnen und Mitbürger eine Rolle. Und bit­te, jetzt kom­me mir kei­ner mit den übli­chen Binse, dass es im Nahen Osten nun ein­mal üblich sei, auf die Juden böse zu sein – oder so ähn­lich. Wie war das mit den kul­tu­rel­len Eigenarten bestimm­ter Völker?

Clans herr­schen nach ihrem Gusto

Was vie­le Linke und Grüne nicht wahr­ha­ben wol­len, ist, dass wir immer stär­ker auf­bre­chen­de struk­tu­rel­le Probleme im Land haben, derer wir nicht mehr so leicht Herr wer­den. Diesen rech­ne ich übri­gens natür­lich auch die zuneh­mend sicht­ba­re finan­zi­el­le Überforderung unse­res Landes hin­zu. Nicht aus­zu­den­ken, was hier los sein wird, wenn die nicht mehr gege­be­nen Spielräume so offen­sicht­lich wer­den, dass Kürzungen in allen Sozialetats unaus­weich­lich wer­den. Man möch­te dann kein Politiker sein!

Herr Reul, Innenminister in NRW, kann davon ein Lied sin­gen, wie ara­bi­sche Clans in den letz­ten Jahrzehnten im Land kri­mi­nel­le Imperien errich­tet haben. Sie schlie­ßen tau­sen­de von Personen ein Dass er sich end­lich erkenn­bar – nicht nur mit Worten – dar­um bemüht, dage­gen anzu­kämp­fen und das Gesicht eines wehr­haf­ten Staates zu zei­gen, war lan­ge überfällig. 

Es ist wohl so, dass die ver­fah­re­ne Entwicklung auch staat­li­chen Versäumnissen anzu­las­ten sind. Nicht zuletzt wir (das gesam­te Volk) war nicht bereit sich umein­an­der zu küm­mern. Insofern behaup­te ich, wir alle haben uns um die Menschen seit sie zu uns kamen, nie so geküm­mert, wie es für eine gelun­ge­ne Integration erfor­der­lich gewe­sen wäre. 

Allein von der Alimentierung des Staates lebt es sich nicht. Berufliche Perspektiven waren vie­len ver­baut, so dass sich kri­mi­nel­le Perspektiven gera­de­zu auf­dräng­ten. Dass vie­le sich in unse­rem Staat mit die­sem Hintergrund ein­ge­rich­tet haben und sich von unse­ren dafür zustän­di­gen Instanzen nichts sagen las­sen, ist inso­fern selbst verschuldet. 

Respekt und Ehre als ego­is­ti­sches Konzept

In mus­li­mi­schen Kreisen wird viel von Ehre und von Respekt gere­det. Merkwürdig, ja pro­vo­zie­rend, fin­de ich, dass das für die eige­ne Klientel zu gel­ten scheint, nicht jedoch für deut­sche Mitbürgerinnen und Mitbürger. Und schon gar nicht für die­je­ni­gen, die für uns alle einen schwe­ren Job machen – die Polizistinnen und Polizisten über­all im Land. 

Dass sich vie­le Migranten als wenig inte­gra­ti­ons­wil­lig erwei­sen, erle­ben wir ver­stärkt in die­sen Zeiten.

Ja mehr noch, sie demons­trie­ren durch ihr Verhalten, dass sie vor unse­ren Gesetzen und von den­je­ni­gen, die sie reprä­sen­tie­ren, kei­ne Achtung und schon gar kei­nen Respekt haben. Die Gesetze Allahs ste­hen an ers­ter Stelle, gefolgt von ein paar Dosen Erdogan. Und dann erst – viel­leicht – folgt die deut­schen Gesellschaft, der vie­le sich aus kaum nach­voll­zieh­ba­ren Gründen gar nicht zurech­nen las­sen will. Diese Gesellschaft hat sich aus mei­ner Sicht viel zu lan­ge zu nach­sich­tig gezeigt und war, was all die­se Menschen anlangt, zu wenig inter­es­siert. Was wir bei unse­rer gegen­sei­ti­gen Ignoranz aller­dings kaum bedacht haben dürf­ten, ist, dass man so kei­nen Staat machen kann.


Horst Schulte

Herausgeber, Blogger, Amateurfotograf

Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe auf dem Land.

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Artikelinformationen

Bereits 132 Mal gelesen2 heute

4 Gedanken zu „Böswillig und unbegründet“

  1. Du soll­test in die Politik gehen – fang in dei­nem Ort an.
    Mit so Artikeln erreichst du gar nichts.

  2. Hier mal ein dif­fe­ren­zie­ren­der Artikel zu Muslimen in Deutschland:

    https://www.sueddeutsche.de/panorama/islam-in-deutschland-was-studien-ueber-muslime-erzaehlen‑1.3925342

    Die Lage ist sehr gemischt – jeden­falls deut­lich durch­misch­ter als es die Berichterstattung über die Medien nahe legt.

    Dass Straftäter zu wenig ver­folgt wer­den, ver­ste­he ich auch nicht. Immerhin hat man ja in letz­ter Zeit mit ver­stärk­ten Repressalien angefangen.

    Hochzeitskorsos: Wie wäre es eigent­lich, wenn man die­se ganz legal anmel­den und durch­füh­ren könn­te? Hochzeiten wer­den ja lan­ge und auf­wen­dig geplant, das wäre von daher kein Problem. Die Polizei wür­de vor­aus und hin­ter­her fah­ren, wie bei einer Demo – und es wäre ange­kün­digt und käme in der Verkehrsdurchsage. Die Wahl der Strecke wäre ein­ge­schränkt bzw. müss­te abge­spro­chen werden.

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