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America first, Deutschland zuerst

Dass wir zu wenig Impfstoff haben, ist ein zentrales Problem. Was sollen eigentlich die Menschen in den Ländern sagen, die nicht über die Macht und die Mittel verfügen, die die USA und auch Deutschland haben?

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Markus Lanz regt sich in seiner Sendung gern über die auf, die den Begriff: „Impfnationalismus“ verwenden. Wenn ich Bidens Aussagen zur Verteilung des Impfstoffes höre, fällt mir allerdings kein besseres Wort dazu ein. Auf der Welt herrscht ein Impfnationalismus und zwar im ganz großen Stil. Darüber wollen die Deutschen freilich nichts hören. Sie jammern und schimpfen, schimpfen und jammern, dass unsere dumme Regierung nicht rechtzeitig vorgesorgt hat…

Deutschland zuerst scheint für viele von uns eine solche Selbstverständlichkeit, dass sie Trumps und Bidens Aussagen zu Variationen von „America first“ durchaus als ganz normal ansehen.

Der frühere US-Präsident Donald Trump hatte einen Exportstopp für Coronaimpfstoffe verhängt, den sein Nachfolger Joe Biden bislang nicht aufgehoben hat. Biden kündigte lediglich an: »Falls wir einen Überschuss haben, dann teilen wir ihn mit dem Rest der Welt.«

Corona-Impfstoff: AstraZeneca reduziert Liefermenge noch weiter – DER SPIEGEL

Dass Österreichs Kanzler Kurz heute darüber klagt, dass sich einzelne EU-Länder an den EU-Regeln vorbei, große Mengen von Impfdosen „beschafft“ haben, passt ins Bild. Man kann sich darüber beklagen. Die, die das nicht tun, werden vielleicht diejenigen sein, die gemeint sind. Hatte ich nicht vor Monaten gelesen, dass Deutschland sich ein „Sonderkontingent“ gesichert hatte?

Man muss es nicht mögen, wenn Politiker und Journalisten so tun, als sei ihnen an einer gemeinsamen Beschaffungspolitik der EU gelegen aber gleichzeitig die verantwortlichen Politiker/innen dafür kritisieren, dass sie entweder zu wenig, zu spät, zu langsam bestellt haben oder wahlweise, dass sie – an diesen europäischen Regeln vorbei – „nur an sich“ gedacht und Kontingente egoistisch für ihr Land beschafft hätten.

Mir schwant, dass die 3. Welle langsam in Fahrt kommt. Gleichzeitig stoppen einige europäische Länder die Verimpfung des Vakzins von AstraZeneca, weil nach den Impfungen vermehrt Fälle von Blutgerinnseln aufgefallen sind. Im „Spiegel“ las ich heute, dass dies in 0,006 Fällen pro 1000 Menschen festgestellt wurde. Knapp 5 Mio. Menschen wurden lt. EMA mit dem Mittel geimpft. 30 Fälle von Blutgerinnseln wurden gemeldet. Was wollen wir wetten? Die Medien kochen das Thema nun wieder so lange hoch, bis die Impfbereitschaft dann – jedenfalls bei diesem Impfstoff – spürbar zurückgeht. Das hatten wir schließlich alles schon.

Somit dürften die Briten keine größeren Skrupel haben, die Liefermengen weiter zu kürzen. Nach dem Motto: Wenn die Europäer es doch nicht wollen… Ohnehin sollen 30 Mio. Dosen geliefert werden. Das wären laut „Spiegel“ 10 Mio. Dosen weniger als AstraZeneca für den laufenden Monat zugesagt hatte. Von „Johnson und Johnson“ gibts laut Spahn vor Mitte bis Ende April auch keine Lieferung. Um das zu verstehen, muss man nur die Aussagen Bidens nachlesen. Es gilt auch in der Pandemie: „America first“.

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Horst Schulte
Herausgeber, Blogger, Autor und Hobby-Fotograf
Seit 2004 blogge ich über Politik und Gesellschaft – also seit die meisten noch SMS statt Tweets geschrieben haben. Mit 70 Jahren lebe ich immer noch im schönen Bedburg, direkt vor den Toren Kölns, und schreibe über alles, was die Welt bewegt (oder mich zumindest vom Sofa aufstehen lässt).

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Artikelinformationen:

Gesellschaft

Biden, corona, Impfungen, Trump

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