Dass ein SPD-Ex-Minister des Kabinetts Kraft sich in seiner Eigenschaft als Rundfunkrat dazu ermutigt fühlt, die angeblich gar nicht existente „Cancel Culture“ im Land nachzuweisen, ist ein elender Befund.
Die Verantwortung für diesen schaurigen Tatbestand tragen die Medien. Der ständige Alarmismus und die penetranten Übertreibungen mögen die Kassen füllen, für unsere Demokratie sind sie toxisch. Viele Leute zeigen sich zusehends überfordert!
Karl Lauterbach (auch SPD) findet angesichts der heftigen Diskussionen die richtigen Worte. „Daher: jetzt kein Hass. Davon haben wir genug.“
Es scheint so, dass vor allem die konservativen Medien ihre Freude an dieser zugespitzten Diskussion haben.
Wenn sich zudem Leute wie Hans-Georg Maaßen, Prof. Homburg bis hin zur AfD und … Sarah Wagenknecht so positionieren, ist das nichts, worüber ich mich freuen könnte.
Noch mehr ärgere ich mich über Äußerungen eines SPD-Ex-Ministers, der zu allem Überfluss auch noch im Rundfunkrat sitzt. Immerhin hat der für diese dusselige Äußerung gleich mal einen ordentlichen Shitstorm kassiert. Seine „Wortmeldung“ beweist, dass ein Hang zur „Cancel Culture“ real existiert. Natürlich gibt es nicht nur Ablehnung, sondern in den Tiefen der asozialen Medien Zustimmung, selbst für dieses total bekloppte Ansinnen.
Es stört mich zwar sehr, dass die Aktion von Corona-Leugnern und AfD-Leuten und ihren Anhängern benutzt wird. Nur – was können wir in dieser Ausnahmesituation anderes erwarten?
Schriftsteller und Journalist Sebastian Fitzek hat es gestern Abend in der Talk-Show „3nach9“ für mich nachvollziehbar erklärt. Er sagte, ihm gehe es auch so, dass er morgens die eine und nachmittags die andere Meinung zu Corona hätte. Ehrlich, wer hat denn keine Zweifel, wer hat nicht schon geschimpft über die Maßnahmen der Politik? Das drückt nichts weiter aus als die große Verunsicherung, mit der wir in diesen Zeiten leben und umgehen müssen.
Dass die Zerrissenheit der Leute auch um die Aufregung über die Aktion der Künstler so deutlich wurde, ist letztendlich vielleicht sogar ein Segen. Wir sind nicht allein mit unserer Verunsicherung, unseren Sorgen und Nöten.
Weder die meinen, alles Scheiße finden zu müssen, noch die, die folgsam ihren Beitrag zur Verhinderung der Ausbreitung des Virus leisten. Vielleicht ist es auch so, dass morgen manche die Seiten wechseln, weil sie mit dem Leidensdruck und der Ohnmacht nicht mehr umgehen können. Wir müssen einfach zusammenhalten.