Alles eine Frage der Tinte

stroke="currentColor" stroke-width="1.5" stroke-linejoin="round" stroke-linecap="round" /> 5 Kommentare

Standardbild

Der Vorsprung, den sich Olaf Scholz (SPD) gegen­über der Grünen Kanzlerkandidatin, Annalena Baerbock, aber auch gegen­über Armin Laschet (CDU) inzwi­schen erar­bei­tet hat, beun­ru­higt man­che Anhänger und Strategen jen­seits der SPD. Schließlich sind es nur noch eini­ge Wochen, bis der Souverän sein Recht an der Urne wahr­neh­men wird. 

Es ist beacht­lich, wie Scholz aus dun­kels­ten Tiefen auf­steigt und den bis­he­ri­gen Platzhirschen, oder denen, die sich dafür hiel­ten, nach und nach auf die Pelle rückt. Was Medien und poli­ti­sche Konkurrenz gegen den Mann ver­zwei­felt ins Spiel zu brin­gen ver­su­chen, spie­gelt einer­seits einen Grad an Verzweiflung wider, den vor ein paar Monaten noch kei­ner vor­aus­zu­sa­gen gewagt hät­te, ande­rer­seits bestä­tigt er den uns Deutschen nach­ge­sag­ten Hang zur Selbstkasteiung. Am liebs­ten wür­de sich jeder sei­ne Kandidaten backen. Alle ande­ren sind nicht genehm, ihr Image ist unter dem öffent­li­chen Brennglas ver­raucht. So schreck­lich war Wahlkampf noch nie. 

Sven Giegold spricht in sei­nem Tweet vom Zusammenbruch von Scholz’ Verteidigungslinie. Dicker kann man die Backen nicht auf­bla­sen! Dabei han­delt es sich um nicht mehr als ein Indiz. 

Allen Ernstes geht es nun um grü­ne Tinte. Mit die­ser hat­te der dama­li­ge Finanzsenator und heu­ti­ge Bürgermeister Tschentscher einen Vermerk auf einem Schreiben der Warburg-​Bank ange­bracht. Er bat „um Information zum Sachstand”. So ist im Kopf die­ses Briefes zu lesen. Na, wenn das mal kein kla­rer Beweis für die Verstrickungen der SPD-​Vorderen in Hamburg in das mie­se Cum ex-​Geschäft ist… 

In einem ande­ren Brief spiel­te eben­falls grü­ne Tinte eine Rolle. Sie hat­te aller­dings eine ande­re Tönung. 

Damit wur­den Passagen unter­stri­chen, die laut „Spiegel” und „Manager Magazin” als zen­tra­le Argumente der Bank gegen die Rückzahlung des Millionenbetrages zu ver­ste­hen wären. Damit, so behaup­ten es Grüne- und CDU- Abgeordnete, die ord­re du muf­ti ver­bun­den. Grüne Unterstriche als Handlungsanweisung für nach­ge­ord­ne­te Behörden. Pipi Langstrumpf hat auch so gearbeitet.

Angeblich sei­en die­se unter­stri­che­nen Stellen Grundlage für die Entscheidung der Finanzbehörde gewe­sen. Das sagen nicht nur „Spiegel” und „Manager Magazin”, son­dern – was Wunder – auch die grü­ne und schwar­ze Opposition in Hamburg.

Es ist ein durch­sich­ti­ges und erbärm­li­ches Zusammenspiel von Medien (Spiegel, Manager Magazin und geg­ne­ri­schen poli­ti­schen Parteien) mit dem Ziel, Olaf Scholz’ über­ra­schen­den Umfrageerfolgen erfolg­reich bei­zu­kom­men. Das widert mich an!

Erst vor Kurzem gab es die Aussage einer hohen Beamtin der Finanzbehörde in Hamburg. Demnach habe die Hamburger Politik, also Olaf Scholz, kei­nen Einfluss auf die Behörde genom­men. Ich dach­te, Scholz wäre damit von die­sen Vorwürfen entlastet. 

Ich hat­te mei­ne Rechnung ohne die Medien gemacht. 

Nun blieb nur ein letz­tes halb­wegs taug­li­ches „Kampfmittel” im Wahlkampf, mit dem man dem Ruf des Bundesfinanzministers und Kanzlerkandidaten eine im Wahlkampf erfolg­reich aus­zu­beu­ten­de Delle ver­pas­sen wollte. 

Medien und Opposition stell­ten in den letz­ten Tagen öffent­lich noch Überlegungen dahin gehend an, ob die guten Umfragewerte für Scholz auf die Vergesslichkeit der Wählerinnen zurück­zu­füh­ren wäre oder dar­auf, dass die kom­pli­zier­te Cum-​Ex-​Thematik zu schwer zu durch­drin­gen und zu bewer­ten sei. Bei Wirecard könn­te es eben­so sein. Das soll­te wohl nichts ande­res hei­ßen, als dass man nach­hel­fen müs­se, wenn man bei­de Themen noch mit größt­mög­li­chem Schaden für Scholz nut­zen wolle. 

Schließlich kann der Abstand der Kandidaten so nicht blei­ben. Und den Medien, so den­ke ich manch­mal, wäre ohne­hin nie jemand Recht. Egal, wel­cher Partei sie oder er auch ange­hör­ten. Hauptsache, man sorgt für ordent­lich Krach und Verdruss. 

Wenn bald Schluss ist mit der Demokratie und alle sehen sich betrof­fen an, begreift man­cher viel­leicht end­lich, das man auch das Kind mit dem Bade aus­schüt­ten kann.

Wenn sie nicht mehr haben als zwei unter­schied­li­che Grüntöne, soll­ten sich Journalisten und Grüne fra­gen, ob sie noch ganz dicht sind. 

Es bleibt der Vorwurf einer ver­sa­gen­den Finanzaufsicht, die sich im Wirecard-​Fall gezeigt hat. Auch die­ses kann man gegen Scholz anfüh­ren. Und ja, es gab auch noch den G20-​Gipfel. Auch der scheint ver­ges­sen und ist somit als wirk­sa­me Basis für eine Schmutzkampagne gegen Scholz nicht geeignet. 

Hier kli­cken, um den Inhalt von X anzuzeigen. 
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von X.

Ich bin nicht glück­lich über die Kanzlerkandidaten. Wenn ich mir das Personaltableau der infra­ge kom­men­den Parteien anschaue, wäre für mich Robert Habeck der geeig­nets­te Kandidat für eine Kanzlerschaft. Gerade in die­sen Zeiten braucht es eine Person, die über die nöti­ge Integrität und die Fähigkeit ver­fügt, die aus­ge­tre­te­nen Bahnen und Rituale deut­scher Politik zu ver­las­sen und etwas Neues zu machen. Etwas, das unse­rem Land eine gute zukunfts­ori­en­tier­te Richtung gibt.

Wieder ein­mal war es so, dass der Wahl-​O-​Mat mir die Grünen als Wahlempfehlung nahe­legt. Das war schon mehr­fach in der Vergangenheit der Fall. Es bleibt dabei: Ich gehe nicht mehr zur Wahl!


Entdecke mehr von Horst Schulte

Melde dich für ein Abonnement an, um die neu­es­ten Beiträge per E‑Mail zu erhalten.

Diesen Beitrag teilen:

Lass deinen Gedanken freien Lauf


Hier im Blog werden bei Abgabe von Kommentaren keine IP-Adressen gespeichert! Deine E-Mail-Adresse wird NIE veröffentlicht! Du kannst anonym kommentieren. Dein Name und Deine E-Mail-Adresse müssen nicht eingegeben werden.


5 Gedanken zu „Alles eine Frage der Tinte“

  1. Ich habe Habecks Buch gele­sen, ihn live in Würzburg erlebt – und er wirkt integer.
    Dem gan­zen Politsprech ist er nicht so zuge­neigt wie alle anderen.
    Dieser Politsprech in Talkshows oder Interviews ist im übri­gen wie Leistungssport, man mag gar nicht mehr zuse­hen, wie die Kanditaten und ihre Unterstützer auf dring­li­che Fragen aus­wei­chend, weg­füh­rend oder über­haupt nicht antworten.

🐞 Auch kleine Gesten zählen.

Entdecke mehr von Horst Schulte

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen

Share to...
Your Mastodon Instance