Ich habe mir den Tag über vorgestellt, wie es aussehen würde, wenn meine Schwiegermutter (wird am 7.10. 97 Jahre alt) sich vor den deutschen Strafverfolgungsbehörden in Sicherheit bringen müsste.
Eine gleichaltrige Dame tauchte heute einige Stunden unter, in dem sie sich, wie es hieß, von ihrem Seniorenheim in unbekannte Richtung entfernte. Sie wollte sich einem dieser aus meiner Sicht so sinnlosen NS-Prozess entziehen, mit denen die deutsche Justiz sich sinnloserweise nach über 70 Jahren in den 20-er Jahren dieses neuen Jahrhunderts befasst. Gnade ist nicht – egal wie alt man ist. Nazi bleibt Nazi, Mörder bleibt Mörder. Man mag das richtig finden. Ich habe Einwände. Allerdings aus Gründen der Menschlichkeit, nicht weil ich diese Leute in Schutz nehmen möchte.
Der 96-jährigen Frau wird zur Last gelegt, im Alter von 18 bis 20 Jahren Beihilfe an der Ermordung von über 10.000 Menschen in einem deutschen KZ geleistet zu haben. Sie war als Sekretärin des Lagerkommandanten tätig und wird nun zusätzlich der Beihilfe zum versuchten Mord in einigen Fällen angeklagt.
Ich weiß, es geht ums Grundsätzliche. Keiner der Nazi-Schergen sollte einfach davonkommen. Manche Angehörigen der Opfer werden es der deutschen Justiz und Bürokratie danken.
Dass man solche Helfershelfer der Nazis und die damals in vielen hohen Ämtern weiter wirkenden überzeugten Nationalsozialisten nicht gleich nach dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches mit dem nötigen Druck ausfindig machte und bestraft hat, ist eine Tatsache, mit der ich mich schwertue.
Andererseits werden in der Gegenwart Prozesse zu schwersten Straftaten mit Urteilen beendet, die ich völlig unbefriedigend finde und die bestimmt auch viele andere Menschen an der Urteilsfähigkeit mancher RichterInnen zweifeln lassen.
Dass unter solchen Voraussetzungen nach so vielen Jahrzehnten in diesem Land immer noch Menschen kurz vor ihrem Lebensende für ihre Beteiligung an den Massenmorden der Nazis vor ein Gericht gestellt und verurteilt werden, finde ich falsch. Das hat mir dieser seltsame Fall einer Jagd nach dieser 96-jährigen Frau wieder in Erinnerung gebracht. Mit einer solchen Aussage macht man sich in dieser liberalen und überkorrekten Republik keine Freunde.
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