Özdemir wäre ein guter Außenminister und Habeck ist eigentlich ein kluger Mann, manchmal auch ein guter Redner.

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Ich stand noch unter dem Schock, dass Anna­le­na Baer­bock tat­säch­lich Außen­mi­nis­te­rin wird. Cem Özd­emir hät­te ich mir gewünscht. Aber nicht des­halb, weil er ein Mann ist, son­dern ich ihn für qua­li­fi­zier­ter hal­te als Frau Baer­bock. Mit etwas Abstand sehe ich den Vor­teil, den Cem Özd­emirs Beru­fung zum Land­wirt­schafts­mi­nis­ter hat. Es wer­den weni­ger Bau­ern Selbst­mord begehen!

Robert Habecks Auf­tritt bei „Ill­ner“ hat bei mir Fremd­schä­men aus­ge­löst. Und zwar gera­de des­halb, weil ich von ihm schon vie­le gute Gedan­ken gehört oder gele­sen habe. Die Bilanz sei­ner mir bekann­ten Aus­sa­gen ist inzwi­schen eini­ger­ma­ßen durch­wach­sen. Mein Urteil ist ins Nega­ti­ve umge­schla­gen. Mei­ne Frau war damit frü­her als ich. Sie erkann­te frü­her als ich in Habeck einen Poli­ti­ker, der gegen die Spit­zen­po­li­ti­ker der ande­ren Par­tei­en über­wie­gend schlecht aussah. 

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Was gut gemeint ist, muss nicht zwangs­läu­fig auch gut gemacht sein. Dies ist eine alte Weis­heit. Habeck hat genau das ges­tern Abend auf dras­ti­sche Art und Wei­se vor­ge­führt. Er fand nicht die rich­ti­gen Wor­te und wur­de in den sozia­len Medi­en dar­auf­hin berech­tig­ter­wei­se kri­ti­siert. Dass die Kri­tik um ein paar Nuan­cen zu krass aus­ge­fal­len ist, hat sich lei­der längst als nor­mal etabliert. 

Frau Hoff­mann vom „Spie­gel“ traf mit ihrer unmit­tel­ba­ren Replik auf Habecks Fehl­leis­tung auf zustim­men­de Zuschauer:Innen, die zum Teil wohl auch regel­recht ent­setzt gewe­sen sein dürften. 

Auf mich wirk­te Habeck, als habe er die Anstren­gun­gen des Grü­nen Gezänks um den Pos­ten des Land­wirt­schafts­mi­nis­ters (Hof­bau­er vs. Özd­emir) noch nicht ver­ar­bei­tet. Viel­leicht war er es, der in der betref­fen­den Sit­zung, die erst am frü­hen Abend ein Ergeb­nis brach­te, schaff­te, eine Eini­gung her­bei­zu­füh­ren. Sowas kos­tet Kraft. Und ja, er wirk­te bei „Ill­ner“ ziem­lich kraft­los. Das war kein ver­hei­ßungs­vol­ler Auf­takt eines Superministers!

Es ist die­ser Tage äußerst popu­lär, der Poli­tik (je nach Sym­pa­thie der alten oder Regie­rung in spe) vor­zu­hal­ten, dem Rat der Wis­sen­schaft nicht gefolgt zu sein. Lei­der stimmt das. Das Scher­ben­ge­richt wird noch sehr hef­tig, wenn die Vor­aus­sa­gen ein­tref­fen und sehr vie­le Coro­na-Tote zu bekla­gen sein werden. 

Aber eines möch­te ich erneut zu beden­ken geben: Die Ver­ant­wor­tung unse­rer Medi­en (gell, Frau Hoff­mann) kommt wei­ter viel zu kurz. Unse­re Medi­en haben sich in den letz­ten Mona­ten wie immer ver­hal­ten. Als die Coro­na-Lage ent­spannt war – selbst als die Zah­len wie­der ange­stie­gen sind -, wur­de in sehr mas­si­ver Form (nicht nur von Bild oder Bild TV) die Rück­nah­men der Maß­nah­men durch die Poli­tik gefor­dert. Hät­te die Poli­tik in die­ser Situa­ti­on die Zügel nicht gelo­ckert, son­dern ange­zo­gen, ich kann mir vor­stel­len, was in die­sem Fall im Land los gewe­sen wäre. Dass der Wahl­kampf zudem dazu führ­te, dass ande­re Prio­ri­tä­ten wahr­ge­nom­men wur­den, ist eben­so eine Tat­sa­che. Aber die Medi­en (wie die Gesell­schaft ins­ge­samt) sind mit­ver­ant­wort­lich für das, was Poli­tik ein­mal mehr unter­las­sen hat.

Nun wis­sen es wie­der alle bes­ser und ver­tei­len – wie gewöhn­lich – ihre kri­ti­schen Vor­be­hal­te an die Adres­se der Poli­tik. Mich erin­nert das an die immer wie­der auf­pop­pen­den Debat­ten dar­über, dass Poli­tik dazu neigt, auf Sicht zu fah­ren und kei­ne lang­fris­ti­gen Plä­ne zu ver­fol­gen. Der Vor­wurf ist natür­lich berech­tigt. Nur muss man sich immer an die eige­ne Nase fas­sen und sich die Fra­ge kri­tisch vor­le­gen, wie man dar­über denkt, wenn etwa Ren­ten­bei­trä­ge erhöht wer­den sol­len oder Ren­ten an sich gekürzt wer­den, um ein Sys­tem zukunfts­si­cher zu machen. Oder wie wir dar­über den­ken, dass Dis­kus­sio­nen um die Ren­te mit 67 unter real­po­li­ti­schen (also demo­gra­fi­schen) Gesichts­punk­ten gewiss nicht das Ende sein kön­nen. Ich habe mich hier ges­tern dar­über beschwert, dass u.U. die nächs­te Ren­ten­er­hö­hung deut­lich gerin­ger sein könn­te als von der Vor­gän­ger­re­gie­rung ver­kün­det. Wel­chen Grund haben die Über­le­gun­gen der Ampel-Koali­ti­on? Ist es dann plötz­lich wie­der ver­werf­lich, wenn Poli­ti­ker län­ger­fris­ti­ge Pla­nun­gen mit uner­wünsch­ten Neben­wir­kun­gen in die Dis­kus­si­on bringen? 

Dass weder Wis­sing (FDP) noch Habeck (Grü­ne) sich kon­kret dazu ein­las­sen woll­ten, ob der nächs­te Lock­down bevor­steht, war kei­ne Über­ra­schung. Dass Habeck für die­sen Fall über­zeugt die Ansicht ver­trat, dass staat­li­che Finanz­hil­fen wie seit Beginn der Pan­de­mie zur Ver­fü­gung gestellt wür­den, fand ich per­sön­lich fahr­läs­sig. Mir klin­gen die Wor­te ande­rer Poli­ti­ker im Ohr, dass uns für die­se Even­tua­li­tä­ten nicht mehr die nöti­gen finan­zi­el­len Mit­tel zur Ver­fü­gung stün­den. Aber das Geld fällt in die­sem Land und für die­se Koali­ti­on offen­bar wie Man­na vom Himmel. 

Also – alles wie immer!

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Baerbock Corona Habeck Maßnahmen Politik Verantwortung Wahlkampf

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2 Gedanken zu „Özdemir wäre ein guter Außenminister und Habeck ist eigentlich ein kluger Mann, manchmal auch ein guter Redner.“

  1. Gerhard 246 26. November 2021 um 22:42

    Habeck war auf­ge­rie­ben und hat­te wenig entgegenzusetzen.
    Dei­ne Kri­tik der Medi­en fin­de ich in Ordnung.
    Die­ser polit­don­ners­tag­abend hat mir jeden­falls eini­ge Zäh­ne gezogen.
    Tris­ter ging es kaum.

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