Corona-Pandemie: Alles töfte

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Rechtfertigt das aktuelle Impfranking (5.2.2021) die Hysterie, die von den Medien in Sachen Corona-Impfungen geschürt wird?

Deutschland liegt hier an achter Stelle (wenn man die EU im Ranking nicht mitzählt). Das Impfdashbord zeichnet ein Bild, das auf mich nicht so katastrophal wirkt, wie die Medien es darstellen. Haben sie nach all dem Frust über die Folgen der Virus-Pandemie ein dankbares Ziel gefunden? Die Art und Weise, in der viele Journalisten aktuell mit Politikern umgehen, dürfte sehr nach dem Geschmack der AfD und ihrer Anhänger sein.

Kritik zur rechten Zeit?

Mein Einwurf bedeutet nicht, dass ich kein Verständnis für Kritik an den Verantwortlichen hätte. Aber ist das nicht zu viel und vor allem, wem soll das helfen? Außer denen, die auf dem Rücken der Pandemie ihr Süppchen kochen und schamlos jede vermeintliche Schwäche „des Systems“ ausnutzen. Man braucht nur diese elenden Blogs zu besuchen, um den Grad an Hass und Hetze gegen die Demokratie und ihre Repräsentanten zu erleben. Ob „Epoche Times“, Rtdeutsch, Sputnik oder die „herausragenden“ Blogs rechtsradikaler Demokratieabwickler à la PI-News und viele andere mehr. Von Corona-Leugnern muss man da gar nicht erst anfangen. Solchen Leuten kommt die von Journalisten wie Jan Fleischhauer, Sascha Lobo, Markus Feldenkirchen und anderen vorgetragene maßlose Kritik an der Arbeit unserer Regierung zustatten.

Wem nutzt es, wenn Demokratie bzw. ihre Institutionen schwächeln?

Auf der anderen Seite will ich nicht behaupten, die Anhäufung von Ungereimtheiten und Fehlern könnte gerade mal beiseite gelassen werden. Ich würde auch nicht empfehlen, den Diskurs darüber auf später zu verschieben. Erfahrungsgemäß ist es dann dafür zu spät. Es wäre Mäßigung angezeigt!

Konsequenzen müssen aber gezogen werden. Solche Einsichten könnten aber leider nicht vorauszusetzen werden. Es hat in der jüngeren Vergangenheit Beispiele gegeben, die uns gezeigt haben, dass Politiker nicht von ihren Ämtern zurücktreten. Auch nicht, wenn sie schwere Fehler gemacht hätten. Sie stehen nicht dazu und lassen sich selbst von Untersuchungsausschüssen nicht in die Bredouille bringen.

Hat Merkel recht, wenn sie sagt, dass im Großen und Ganzen nichts schiefgelaufen sei? Wir liegen hinter den USA, China und Brasilien, deren Bevölkerungen allerdings auch viel größer sind. Ist ein achter Platz in diesem ach so wichtigen Ranking so katastrophal für Deutschland wie uns die Medien sagen?

Merkels kommunikative Fähigkeiten sind auch nach 15 Jahren nicht besser ausgeprägt

Merkel hätte das geschickter ausdrücken können. Die kommunikativen Stärken Merkels bleiben unterentwickelt. Wäre sie auf die Vorwürfe eingegangen und hätte Kritikfähigkeit bewiesen, alles wäre jetzt nicht so völlig aus dem Ruder gelaufen. Von der Leyen hat sich angeblich jede Kritik verbeten. Das passt zum Erscheinungsbild, das die EU in dieser Krise zeigt.

EU, Europäischer Rat, deutscher Ratsvorsitz – Pleiten, Pech und Pannen

Darüber, dass die Pharma-Konzerne Pfizer und AstraZeneca durch die übertrieben kritische Regierungs- und EU-Berichterstattung der Medien in eine komfortable Position manövriert wurden, mag keiner sehen. Auf der anderen Seite ist der inzwischen offengelegte, leider in großen Teilen geschwärzten Vertrag mit AstraZeneca, in der Hinsicht wohl eindeutig, dass die EU keine verbindlichen Absprachen bezüglich Mengen und Terminen getroffen hat.

Höchst interessant fand ich, dass die EU nicht, wie zunächst behauptet wurde, auf die Haftung des Herstellers bestanden hat. Dies wurde stets als ein Grund für spätere Lieferungen genannt. Vielmehr ließen nicht nur die Briten (USA?) Haftungsfragen außen vor, sondern auch die EU.

§15 des Vertrages

15. Release; Limitation of Liability for claims other than third party indemnification; Disclaimer of Warranties.
15.1. Release. The Commission and each of the Participating Member States each within their respective competencies, on behalf of itself, waive and release any claim against AstraZeneca arising out of or relating to: (a) lack of safety or efficacy of the Vaccine, subject to compliance by AstraZeneca with applicable EU regulatory requirements for a pandemic product, limited to manufacture by AstraZeneca of the Vaccine in accordance with Good Manufacturing Practices; (b) use or administration of the Vaccine under pandemic conditions.

Da viele Passagen geschwärzt sind (siehe verlinkter Vertrag) – diese aber nicht -, darf man wohl davon ausgehen, dass dieser Passus in anderen EU-Verträgen (also auch z.B. dem mit Pfizer) ähnlich lautet.

Haftungsfragen – nur was für Weicheier? Aber – nicht nur Trump und Johnson haben die Haftung der Pharmaindustrie bei den Vakzinen ausgeklammert!

Der bisher als zentral geltender Punkt der Haftungsfrage, die die deutsche Regierung zur Begründung zeitlicher Verzögerungen immer wieder nannte, wäre demnach hinfällig bzw. widerlegt. Was bleibt übrig, um die knausrige Einkaufspolitik von EU zu begründen? „Nur“ das ordentliche Genehmigungsverfahren durch die EMA, die im Vergleich zu den Notfallzulassungen in anderen Ländern Zeit gekostet hat.

Es gibt eine weitere Geschichte zum Impfstoff, deren Pointe, kaum zu überbieten ist.

Die Verträge nicht richtig geprüft?

Irgendwann fiel auf, dass der Inhalt der Vakzin-Ampullen von Pfizer nicht nur für 5, sondern (im Idealfall) auch für 6 Dosen reicht. Jeder konnte den Medien entnehmen, dass das zum einen abhängig ist von der Geschicklichkeit der Impfärzt*innen und zum anderen von den verwendeten Spritzen, die nicht überall eingesetzt werden bzw. nicht überall zur Verfügung stehen. Das RKI und die EMA wurden um Überprüfung gebeten. Die Freigabe wurde erteilt. Deshalb standen uns ab diesem Zeitpunkt (je nachdem) nicht 5, sondern 6 Impfdosen zur Verfügung.

„Wir halten unsere Lieferverpflichtungen gegenüber den Staaten ein“, teilte Pfizer mit. Die Bestellungen hätten „immer auf einer Gesamtzahl von Dosen beruht und nicht von Ampullen“.

Corona-Impfstoff: Pfizer liefert weniger Ampullen | tagesschau.de

Wie viele Juristen hat die EU und wie gut oder schlecht sind sie?

Damit traten die Juristen auf den Plan. Im Vertrag war „zum Glück“ von Pfizer von Dosen und nicht von Ampullen die Rede. Damit war Pfizer in der Lage, die Liefermengen anhand des Vertragstextes anzupassen. Ob Pfizer die 6. Dosis nur per Quote (also statistisch) ermittelt, oder ob jede Ampulle mit 6 Dosen veranschlagt wird, entzieht sich meiner Kenntnis. Tatsache ist, dass wir nicht mehr Impfstoff zur Verfügung haben. Vielleicht sogar weniger. Wenn Pfizer nämlich von 6 Dosen je Ampulle ausgeht und wir diese (Geschick der Impfärzte und spezielle Spritzen) nicht tatsächlich zur Verfügung haben, hätten wir mit Zitronen gehandelt.

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2 Gedanken zu „Corona-Pandemie: Alles töfte“

  1. Hallo Horst,
    da Journalismus immer mehr zum schlimmsten Click-Baiting verkommt, und die Bild nur hetzen kann, tue ich mir das gar nicht mehr an über diese Dinge nachzudenken. Man ist seitens der Regierung dran, es dauert so lange wie es dauert und so lange bleibe ich mit dem Popo in der Bude.
    Ich habe den Fernseher mittlerweile nur noch an, um Filme über meine NAS zu schauen – alte Serien, ab und zu mal eine Kochsendung (bevorzugt mit Björn Freitag auf dem dritten) – das war’s Nachrichten oder Talk-Shows mit den ganzen um ihre 15 Minuten Ruhm kämpfenden und nur Polemik verbreitende „Experten“? Da zapp ich direkt weg. Ich habe festgestellt, dass solche Dinge mir nur schlechte Laune bescheren – also versuch ich soviel wie möglich davon gar nicht erst an mich ran zu lassen..
    CU
    Peter

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  2. Hi Peter, das 3. gucken wir auch viel. WDR, unseren Haussender. 🙂 Der Björn Freitag macht das echt gut. Sehr sympathisch. Aber so ganz kann ich halt auf „die bösen Medien“ auch nicht verzichten. Man will ja wissen, was der Feind so treibt 🙂 Aber schlechte Laune verbreiten die wahrlich genug.

    AntwortenAntworten

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