Das Kino hatte schon bessere Zeiten. Im Moment steht den Leuten kaum der Sinn nach Kinobesuchen. Das stellt so kurz nach der Corona-Pandemie viele Kinos vor existenzielle Probleme. Nun hat sich eine Initiative ein Kinofest ausgedacht, das morgen und übermorgen stattfindet. Der Eintrittspreis für jeden während der Tage gezeigten Film beträgt NUR 5 Euro!
Als Hardcorenutzer der Streamingdienste bekomme ich angesichts solcher Meldungen ein etwas schlechtes Gewissen. Selbst, wenn wir den Bewegungsspielraum für den einen oder anderen Kinobesuch hätten, wüsste ich ehrlich gesagt nicht, ob bei meiner Frau und mir noch der auslösende Funke für Kinobesuche zustande käme. Und das, obwohl der Preis nun wirklich attraktiv ist und Kino früher ™ immer was besonders war.
Programmdichte
Ich weiß nicht, wie oft ich als Kind, Jugendlicher und junger Erwachsener im Kino war. Wenn unser offizielles Programm (Disco) sonntags gegen 10.00 Uhr beendet war und meine Frau den letzten Bus in ihr Heimatdorf genommen hatte, ging ich noch in die Spätvorstellung. Meine Freunde machten das nicht mit. Ich absolvierte solche Vorstellungen allein. Es waren keine Sexfilme! Ich weiß noch, dass zu dieser Zeit bei mir Kung-Fu – Filme sehr populär waren. Und so einer beklagt sich über die vielen Superhelden-Filme, könnte man jetzt sagen. Für diesen Mist kann ich mich (68) überhaupt nicht erwärmen…
Ach, war das früher ™ schön. Als meine Freunde und ich so zwischen 10 und 16 Jahre alt waren, gingen wir sehr regelmäßig ins Kino. In unserem kleinen Bedburg gab es damals zwei schön Kinos. Der Eintritt kostete um 15.00 Uhr eine Mark und um 17.00 Uhr zwei Mark fünfzig. Von meinem Taschengeld blieben, wenn nicht gerade Kirmes war und sich das Portemonnaie meines Vaters etwas großzügiger zeigte, gerade mal eine Mark fünfzig übrig. Damit startete ich normalerweise in die neue Woche. Allerdings gab es einen Gruppenzwang, der meine Geldreserve oft genug noch am selben Abend aufzehrte.
Legger Hähnchen
Einer von uns kam immer auf die Idee, in der Bedburger „Hähnchenstube“ noch zu Abend zu essen (Die „Hähnchenstube“ gab es über 50 Jahre. In diesem Jahr wurde sie endgültig geschlossen). Ein Currywürstchen war noch drin im Budget. Ich war schon damals ein großer Hähnchen-Fan. Aber ein halbes Hähnchen ohne Pommes Frites mit Majo fand ich nicht so verlockend. Das Gericht kostete damals komplett zwei Mark fünfzig. Das ging also deutlich über meine finanziellen Möglichkeiten.
Essen auf Pump
Aber wozu hat man Freunde? Ich pumpte zwei von ihnen ziemlich regelmäßig an, um mein Defizit auszugleichen bzw. mich nicht vor der Zeit von unserer Truppe verabschieden zu müssen. Dass dies für mich für die kommende Woche und das nächste Wochenende Kino- und „Hähnchenstuben“-Abstinenz bedeutete, nahm ich lakonisch zur Kenntnis. Wer wusste schließlich, welche finanziellen Spielräume sich über die Woche noch auftun würden? Wenn es Sommer und ich fast täglich in der „Badeanstalt“ (so hießen Freibäder früher mal) war, habe ich mich mit Schnorchel und Tauchermaske im Wasser unter dem Sprungturm, den es damals noch gab, auf die Lauer gelegt und das eine oder andere Zwei- oder Fünf-Mark-Stück aus dem fünf Meter tiefen Wasser herausgefischt.
Welche Assoziationen es doch erzeugt, wenn man von den großen Problemen unserer Kinos hört.