Heute schlagen die Schüler die Lehrer, nicht andersherum

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Wäh­rend mei­ner Schul­zeit, die 1960 begann, war es zu Anfang noch üblich, dass die eine oder ande­re Fle­gel­haf­tig­keit, mit einer Back­pfei­fe und manch­mal auch Hand­greif­lich­kei­ten der här­ten Art bestraft wurde.

Man­che Leh­rer benutz­ten sogar Stö­cke, wenn irgend­was nicht in ihrem Sin­ne ablief.

Belei­di­gun­gen, Mob­bing und kör­per­li­che Angrif­fe sind laut einer Umfra­ge der Leh­rergewerk­schaft VBE an vie­len Schu­len an der Tages­ord­nung. Auch Gewalt gegen Lehr­kräf­te neh­me zu.

Quel­le: Tages​schau​.de

Erinnerung an die eigene Schulzeit

Ich käme nicht auf die Idee, mit denen in ein Horn zu sto­ßen, die in der „rich­ti­gen Umge­bung“ heu­te noch sagen: Gescha­det hat es ja nicht. Ich mute mir ein sol­ches Urteil nicht zu. 

Gera­de, wenn ich an die Prü­gel den­ke, die Jun­gens vor allem aus der sozia­len Unter­schicht mit­un­ter ein­ste­cken muss­ten. An Aller­hei­li­gen haben mei­ne Frau und ich ein paar Fried­hö­fe im Stadt­ge­biet besucht. 

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Ich ent­deck­te dort das Grab eines schon wäh­rend mei­ner ers­ten Schul­jah­re sehr alten Leh­rers, der Ende mei­ner Schul­zeit, also Ende der 1960-er Jah­re ver­stor­ben ist. Wenn ich es rich­tig erin­ne­re, war er damals noch im Dienst, obwohl sein Alter über dem nor­ma­len Pen­si­ons­al­ter lag. Wahr­schein­lich gabs schon damals zwi­schen­durch mal Leh­rerman­gel.

Prügelstrafe für harmlose Verfehlungen

Er gehör­te zu den Leh­rern, bei denen sich die­je­ni­gen, sich sozu­sa­gen warm anzie­hen muss­te, die etwas aus­ge­fres­sen hat­ten. Ein Freund, erin­ne­re ich mich noch gut, hat­te sich Micky-Maus-Hef­te in die Hosen gesteckt, damit die erwar­te­te Atta­cke nicht zu vie­le Strie­men ver­ur­sach­te und es nicht so weh tat. Er hats gemerkt. Die Vor­sichts­maß­nah­me mach­te nichts besser!

Ich selbst bin nur ein­mal von einem Leh­rer geschla­gen wor­den. Mit der fla­chen Hand ins Gesicht – aber vol­le Pul­le. Der Abdruck sei­nes Ehe­rin­ges war gut auf mei­ner Backe zu erken­nen. Das war im 1. Schul­jahr, gleich zu Anfang. Ich war über­haupt nicht begeis­tert von Schu­le, weil sie mich hin­der­te, die wirk­lich wich­ti­gen Din­ge zu tun. Es war wohl so, dass ich aus dem Fens­ter gese­hen hat­te und von ihm erwischt wur­de, weil ich nicht bei der Sache war. 

Die Sache hat­te ein Nach­spiel. Weni­ge Jah­re spä­ter hat sich die­ser Leh­rer beim Tur­nen am Reck einen Arm gebro­chen. Seit­dem wuss­te ich, was Scha­den­freu­de war.

Gut, dass sich das geändert hat

Es ist gut, dass unse­re Kin­der vor kör­per­li­chen Atta­cken sol­cher Art geschützt sind. Nicht gut ist, dass es immer mehr Leh­rer im Land gibt, die ihre Jobs nicht mehr gern aus­üben und sich auch öffent­lich dazu äußern. Ich las, dass jeden Tag Leh­rer und Leh­rerinnen in Deutsch­land von „ihren“ Schü­lern kör­per­lich ange­grif­fen wer­den. Lei­der sind sol­che Ereig­nis­se nicht so neu, wie ich zuerst gedacht hat­te. Die Zah­len stei­gen und die Kla­gen wer­den ver­ständ­li­cher­wei­se lauter. 

Jetzt läufts anders herum 

Wenn es nicht so trau­rig wäre, müss­te man ange­sichts der Umkeh­rung der Ver­hält­nis­se an der Schu­le bei die­sem Sach­ver­hal­te lachen. Heu­te schla­gen die Schü­ler also die Leh­rer. Nun, man darf sich aus­su­chen, was man schlim­mer fin­det. Aber Gewalt ist Gewalt und die soll­te in unse­rer Gesell­schaft nicht den Raum ein­neh­men, den sie lei­der auf­grund feh­len­den Respekts vor­ein­an­der immer mehr gewinnt. 

Schön gefeiert an der Zülpicher Straße

P.S.: Ges­tern war der 11.11. Die Kar­ne­vals­ses­si­on wur­de eröff­net. An der Zül­pi­cher Stra­ße war der Teu­fel los. Die Fotos und Berich­te von den dicht gedräng­ten Men­schen­mas­sen sind atem­be­rau­bend. Wie sich die jun­gen (oft min­der­jäh­ri­gen) Leu­te, die dort die abso­lu­te Mehr­heit bil­de­ten, heut­zu­ta­ge auf­füh­ren, spot­tet jeder Beschreibung. 

Die sau­fen sich zu und pöbeln her­um, als gäbe es kein Mor­gen mehr. Eine tol­le Vor­stel­lung von Kar­ne­val haben die­se Idio­ten. Das Schlim­me ist, dass sich die Poli­tik nicht auf die abseh­ba­ren Exzes­se vor­be­rei­tet hat und die War­nun­gen von orts­an­säs­si­gen Wir­ten, Geschäfts­leu­ten und Anwoh­nern fahr­läs­sig in den Wind geschla­gen hat. Die Lösung wäre aller­dings auch hart gewe­sen für all die fei­er­lau­ni­gen und coro­na­ge­schä­dig­ten armen Menschen. 

Nun weiß ich nicht, ob die ver­nünf­tigs­te Lösung nicht nur dar­in bestan­den hät­te, die gan­ze Fei­er an die­ser Ört­lich­keit zu ver­bie­ten und irgend­wie aus­zu­la­gern. Es hät­te ver­mut­lich weni­ger Besof­fe­ne und Aus­wüch­se gege­ben. Aber wer wünscht sich das schon? Schließ­lich haben Zehn­tau­sen­de ges­tern ihre Fei­er­lau­ne aus­ge­lebt und auf die Inter­es­sen ande­rer mal wie­der drei­mal geschis­sen. In Köln ist das ja nicht ganz unüb­lich.

OB ohne Traute und Verantwortung

Die Ober­bür­ger­meis­te­rin hat sich übri­gens heu­te vor einem Inter­view mit dem WDR gedrückt. Sie müs­se sich erst ein­mal einen Über­blick ver­schaf­fen. Hät­te sie ihre Ver­ant­wor­tung wahr­ge­nom­men, wäre ihr dies jetzt erspart geblieben!

Live­blog von t‑online. Wäh­rend ein Teil der Pres­se kri­tisch berich­tet, sehen man­che Jour­na­lis­ten die gan­ze Sache auch gewohnt locker. Mal sehen, wie schnell die kri­ti­schen Stim­men unter den Jour­na­lis­ten ein­ge­hegt wer­den. Für man­che scheint die­ser Mist ja in ganz akzep­ta­blen Rah­men statt­ge­fun­den zu haben, ande­re flip­pen aus. Das ist nicht nur was für den Bou­le­vard.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

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2 Gedanken zu „Heute schlagen die Schüler die Lehrer, nicht andersherum“

  1. Gerhard 245 12. November 2022 um 22:31

    Horst, da könn­te ich schreck­li­ches aus mei­ner Kind­heit erzäh­len, tue es aber nicht. Die betr. Lehr­per­son ging ohne Stra­fe aus all dem raus.

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