Ich hal­te es für bemer­kens­wert, dass aus­ge­rech­net jemand von der taz schreibt: «Woher kommt der Drang, Men­schen mit ande­ren Mei­nun­gen nicht nur zu kri­ti­sie­ren, son­dern sie mora­lisch abzu­wer­ten? Lasst uns den Meinungs­korridor nicht so eng machen, das scha­det nicht nur der Debat­te, son­dern am Ende auch den Medi­en selbst.», denn die Grü­nen und ihre Anhän­ger sind in mei­nen Augen die­je­ni­gen, die die­se Unsit­te erfun­den bzw. ihr erst den «rich­ti­gen Schliff» gege­ben haben. 

Verengung des Meinungskorridors

Die schlimms­ten Mora­lis­ten sind Grü­ne. Wenn so gern von der Ver­en­gung unse­res Mei­nungs­kor­ri­dors gespro­chen wird, muss man inzwi­schen fest­stel­len, dass es für immer mehr Men­schen nicht damit getan ist, die Ent­wick­lung zu bekla­gen. Sie möch­ten, dass sich das ändert. 

Woher kommt der Drang, Men­schen mit ande­ren Mei­nun­gen nicht nur zu kri­ti­sie­ren, son­dern sie mora­lisch abzu­wer­ten? Lasst uns den Meinungs­korridor nicht so eng machen, das scha­det nicht nur der Debat­te, son­dern am Ende auch den Medi­en selbst.

TAZ, Ant­je Lang-Lendorff

Bei der Ver­gif­tung des Debat­ten­kli­mas spie­len natür­lich die Medi­en die größ­te Rol­le. Dass die kon­ser­va­ti­ven Gegen­parts die Metho­den der links-grü­nen Medi­en über­nom­men haben, macht die Situa­ti­on aus­sichts­los. Die Men­schen außer­halb die­ser Bla­sen (der poli­ti­schen Par­tei­en und ein­sei­ti­gen Medi­en) schau­en dem Trei­ben zu und nur eines wächst und gedeiht ange­sichts des zuneh­men­den Unver­ständ­nis­ses für ande­re Posi­tio­nen: Frust und schließ­lich auch die Ableh­nung eines Sys­tems, das aus sich selbst her­aus alles nur schlim­mer macht.

Unter den Nagel gerissen

Die poli­ti­schen Par­tei­en haben sich unser Land unter den Nagel geris­sen und die Medi­en, die dies gemein­sam bekämp­fen müss­ten, tun zu oft das Gegen­teil oder unter­stüt­zen aus poli­ti­scher Geneigt­heit Posi­tio­nen, die nicht im Inter­es­se unse­res Lan­des sind. 

Klarheit und Ablehnung

Wer sich mit sol­chen Plat­ti­tü­den zufrie­den­gibt, dass es in die­sem Land kei­ne Sprech- und Denk­ver­bo­te gebe, der wer­fe nur einen Blick auf die gro­ßen Pro­ble­me mit der Migra­ti­on oder der Hal­tung zum Angriffs­krieg Russ­lands gegen die Ukrai­ne. Bevöl­ke­rungs­mehr­hei­ten spie­len in den öffent­li­chen Debat­ten, so sie denn über­haupt geführt wer­den, kaum eine Rol­le. Wor­an das mei­ner Mei­nung nach liegt, habe ich ver­sucht, zu erklären. 

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Kategorie: Politik

Schlagworte: Deutschland Meinungen Russland

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8 Gedanken zu „Meinungskorridore in Deutschland“

  1. Juri Nello 470 15. Februar 2023 um 21:46

    Das Pro­blem ist doch, dass der Dis­kurs im nar­ziss­ti­sche Stil geführt wird. Ent­spre­chend fällt auch die Umrah­mung aus: «Wer nicht für mich mich ist, ist gegen mich!» 

    Sprich: Wenn Du gegen den Ukrai­ne­krieg bist, bist Du für Putin.
    Wenn Du gegen die Coro­na­imp­fung bist, bist Du Impfgegner.

    Das man durch­aus gegen den Krieg sein kann und bei­de Sei­ten nicht gera­de toll fin­det oder eben impro­vi­sier­te Imp­fun­gen, die kei­ne ste­ri­le Immu­ni­tät bie­ten kön­nen aus guten Grün­den nicht als Sol­che aner­kennt, kommt schlicht nicht vor. Es geht um das schnel­le Abur­tei­len mit anschlie­ßen­der Sicher­heits­ver­wah­rung. Gera­de auch wegen dem Schaueffekt.
    Da war man schon weiter.

  2. Genau­so ist es. Man könn­te ver­zwei­feln, nicht? Die Kri­sen wer­den immer bedrü­cken­der und statt zusam­men­zu­rü­cken, bricht die Gesell­schaft zusam­men. Vor allem auch, weil jedes Ver­trau­en ver­spielt wur­de. Wirk­sa­me Kon­zep­te schei­nen bei kei­ner der ueber­haupt ernst­zu­neh­men­den Par­tei­en zu exis­tie­ren. Es ist kei­ne Fra­ge blos­ser Kom­mu­ni­ka­ti­ons­män­gel. Es ist fun­da­men­ta­ler Frust auf­grund unschlüs­si­ger Aktio­nen und Vorträge.

  3. Ich bin etwas trau­rig, denn:
    Ich fin­de es ein biss­chen scha­de, dass du die beklag­te Spal­tung der Gesell­schaft eif­rig mit­be­treibst. Du hast inzwi­schen, das kann ich in den letz­ten Mona­teen beob­ach­ten, das rechts­kon­ser­va­ti­ve Nar­ra­tiv von der «links-grü­nen» Gefahr, die mitt­ler­wei­le über­all lau­ert und für fast alle Miss­stän­de ver­ant­wot­lich zeich­net, verinnerlicht.

    Die­se «links-grü­ne» Nar­ra­tiv, mit dem schließ­lich noch die soge­nann­ten Leit-Medi­en, die mei­nungs­füh­ren­den Medi­en, abge­ur­teilt wer­den – die tat­säch­lich das über­wie­gen­de Gegen­teil von links oder grün sind (nichts an ARD, ZDF, also Lanz, Maisch­ber­ger, Ill­ner und wie sie hei­ßen, ist links oder grün, von den füh­ren­den Druck­pres­se-Orga­nen ganz zu schwei­gen) – wird ger­ne in den ein­schlä­gi­gen Online­ka­nä­len betrie­ben. Nicht zuletzt von (rech­ten) Eife­rern wie Tichy, Bro­der, Gujer (NZZ) und ande­ren, gegen die du in der Ver­gan­gen­heit so ger­ne argu­men­ta­tiv ange­gan­gen bist.

    «Links-grün» ist inhalt­lich tat­säch­lich völ­lig leer, es ist vor allem ein rei­ner poli­ti­scher Kampf­be­griff, ver­brei­tet von der AFD (Gau­land u.a.) und dank­bar von vie­len ande­ren auf­ge­grif­fen. Heu­te wird er etwas geschlif­fe­ner gebraucht, das immer, in jedem Fall, mit­ge­dach­te «ver­sifft» wird nicht mehr so oft aus­ge­spro­chen (man will von die­ser Sei­te nicht mehr so offen­sicht­lich beleidigen).

    Es ist letz­ten Endes ein Kampf­be­griff der extre­men Rech­ten gegen alles, was ihrem sich inzwi­schen breit­ma­chen­den Welt­bild ent­ge­gen­steht. Er dient nicht zuletzt der geziel­ten gesell­schaft­li­chen Spal­tung. Der Keil der Spal­tung wird damit nur wei­ter ins Gehäu­se getrieben.

    Die auch, aber nicht nur damit vor­an­ge­trie­be­ne Des­avou­ie­rung des poli­ti­schen (und ver­meint­li­chen gesell­schaft­li­chen «Geg­ners») zemen­tiert also gera­de­zu das Bild des mora­lisch ver­werf­li­chen Andersenkenden. 

    Das mora­li­sie­ren­de Abqua­li­fi­zie­ren des Anders­den­ken­den, das du als ursäch­lich grün und «links-grün» bezeich­nest, ist wesent­li­cher poli­ti­scher Bestand­teil des poli­ti­schen Lebens seit spä­tes­tens den Sech­zi­ger- und Sieb­zi­ger­jah­ren. Größ­te Tei­le der öffent­li­chen poli­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zun­gen zwi­schen CDU, CSU und SPD bestan­den aus nichts ande­rem als dem mora­li­schen Ver­wer­fen des poli­ti­sche Gegners. 

    Nichts davon haben übri­gens die Grü­nen erfun­den, auch wenn sie heu­te (und schon damals in ihren Grün­dungs­jah­ren) die­sel­ben Metho­den poli­tisch-mora­li­scher Aus­ein­an­der­set­zung gewählt haben. Natür­lich haben sie das, sie sind auch nur (poli­ti­sche) Menschen.

    Heu­te aber wird, nicht zuletzt mit dem Ein­satz poli­ti­scher Kampf­be­grif­fe, mit lau­tem Gepö­bel in den ein­schlä­gi­gen Netz­ka­nä­len, mit undif­fe­ren­zier­ten all­ge­mei­nen Schuld­zu­wei­sun­gen, mit bil­li­ger Schwarz-weiß-Male­rei, ver­sucht, unse­re Gesell­schaft zu zer­set­zen, Demo­kra­tie und Mei­nungs­viel­falt mit Füßen zu tre­ten, Ärger und Wut zu forcieren. 

    Eine wirk­li­che Dis­kus­si­on um die vie­len anste­hen­den Pro­ble­me, vor und in denen wir uns befin­den, wird sol­cher­ma­ßen unmög­lich gemacht. 

    (Aber sei mal sicher: Ich wer­de bei dir natür­lich wei­ter­le­sen, denn das ist nicht der Punkt. Dein Blog ist mir nach wie vor das liebs­te Blog, in dem ich lese.)

  4. Juri Nello 470 17. Februar 2023 um 04:47

    Poli­tik will nicht gestal­ten, son­dern ver­wal­ten. Vie­le aus der sog. Gesell­schaft wol­len auch des­we­gen mit Poli­tik nix am Hut haben, gera­de auch, wenn es unbe­quem wird. 

    Für die Nor­ma­los ist das Rechts­links­sche­ma ohne­hin nicht mehr prak­ti­ka­bel, da sich kei­ner links und vie­le auch nicht rechts wäh­nen wür­den, obwohl es so sein könn­te. Es gibt sogar in Web Mög­lich­kei­ten. Seit Deka­den gibt es nun schon poli​ti​cal​com​pass​.org. Das eige­ne Ergeb­nis dabei zu reflek­tie­ren, kommt aber vie­len gar nicht in den Sinn. 

    Das ist nur wei­te­res Indiz für eine nar­ziss­ti­sche Gesell­schaft. Ein ande­res, ist es, das es nur noch um die GUI geht. 

    Ent­spre­chend sind auch alle wich­ti­gen Berei­che durch trans­at­lan­ti­sche, nar­ziss­ti­sche Sys­te­me orga­ni­siert. Scrum & Agi­le und ande­re lus­ti­ge Micro­ma­nage­ment­sys­te­me schaf­fen ihr ganz eige­nes Übel.

    Die Kin­der wer­den kon­trol­liert via Smart­Wat­ches und ange­droh­ten Stra­fen, die nicht halt­bar sind. «Wenn Du den Weg über den Wald abkürzt, gibt es drei Wochen Haus­ar­rest.» Das funk­tio­niert beson­ders gut, wenn Nami und Papi arbei­ten und falls sie doch zu Hau­se sein soll­ten mit Haus­ar­beit und dem Smart­phone beschäf­tigt sind.

    «Aber die sieht immer so toll in ihrem Kos­tüm aus, wenn sie was erzählt!»

    «Glotz mal da vor­ne! Ein drei­köp­fi­ger Affe!»

  5. Juri Nello 470 17. Februar 2023 um 17:28

    Zwi­schen selbst­be­wusst und selbst­ver­liebt gibt es ja auch einen bedeu­ten­den Unter­schied. Den Punkt stellt ganz gut das Schwei­gen der Läm­mer heraus.

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