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Das Geld nehmen wir

Man mag heftig darüber streiten, aber die Tagebaue des rheinischen Reviers haben sehr wohl auch positive Effekte hervorgebracht. Dass wir, die Anwohner dieser Region, auch viel verloren haben, ist jedoch auch nicht von der Hand zu weisen.

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Es gibt User-Gruppen in den sozialen Netzwerken, die sogar für mich als ausgesprochenem Gegner Sinn machen. Dort werden historische Fotoaufnahmen der Heimat gezeigt. Oft sind die Kommentare der Nutzer interessant und berührend zugleich.

In diesen Gruppen passiert es selten, dass Leute auftreten, die den schlechten Ruf der Netzwerke begründet haben. Meistens gehts dort sachlich zu. Es kommt nicht selten vor, dass sowohl die Fotos als auch der Gedankenaustausch zu einzelnen Objekte die Mitglieder auch emotional ansprechen.

Ich habe dieses alte Video gefunden, das sich aus Sicht des Jahres 1965 mit unserem rheinischen Braunkohleabbaugebiet beschäftigt.

Auch darin wird erkennbar, dass es damals durchaus nicht nur Zustimmung zu den in so vieler Hinsicht disruptiven Veränderungen gab. Die Jüngeren sahen eher ihre Chancen, die Älteren trauerten der Heimat, dem Gewohnten nach. Menschen halt.

Die im Beitrag besonders betonten positiven Veränderungen machen in meinen Augen deutlich, dass auch damals politische Vorstellungen via ÖRR favorisiert wurden. Mit anderen Worten: auch damals nutzten die Mächtigen die Manipulationsmacht der Medien. Viele Regionen haben vom Unternehmen Rheinbraun bzw. RWE und den riesigen Umwelteingriffen profitiert und die hier ansässigen Menschen in Form von gut bezahlten Jobs auch.

Es erschlossen sich damals Geldquellen für die Kommunen, die wohl nicht in jedem Fall in nachhaltige Projekte investiert wurden. Bürgerhallen und Hallenbäder waren entstanden, die heute schon längst wieder verschwunden sind. Unter anderem wohl auch deshalb, weil die Projekte nie einer echten Bedarfsprüfung standgehalten hätten. Das viele Geld hätten die Kommunen heute dringend nötig. Stattdessen steht manche Kommune unter Haushaltsvorbehalt. Rücklagen wurden leider nicht gebildet. Auch, weil die seltsam anmutende Budgetführung (Jahresetats) das vermutlich nicht ermöglicht hat. Das Geld, das da war, musste raus.

Heute hoffen die Menschen in unserer Region und auch in den ostdeutschen Kohlerevieren darauf, dass der Strukturwandel sich nicht so negativ auswirkt, wie manche es befürchten. Kürzlich las ich, dass unser Bürgermeister ein Großprojekt, das RWE und Land seit Jahrzehnten quasi als Anschlussverwendung für die real existierenden Grubenlöcher unserer Region geplant hatten, für eine schlechte Entscheidung hält.

Die Gruben sollten über Jahrzehnte mit Wasser gefüllt werden und in vielen, vielen Jahren den zweitgrößten See in Deutschland bilden. Aufgrund des Klimawandels ist schon jetzt wahrscheinlich, dass die Anzahl der Jahre, die für dieses Auffüllen mit Wasser gebraucht würde, deutlich höher sein wird, als vor Jahrzehnten angenommen.

Viele von uns werden das, wenn dieser Plan wirklich Realität würde, nicht mehr erleben. Was wir aber erlebt haben, sind Leistungen des Unternehmens RWE, über die heute für meinen Geschmack etwas zu wenig berichtet wird. Unsere Heimat verfügt heute leider nicht mehr über größere, zusammenhängende Waldgebiete. Das war früher anders. Stattdessen gibt es rekultivierte Gebiete, die unsere Gegend für verschiedenste Freizeitaktivitäten attraktiv gemacht haben. Inwieweit diese Leistungen wettmachen, dass ich wie viele andere meiner Generation die Orte der Kindheit nie mehr besuchen können, steht auf einem anderen Blatt.

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Horst Schulte
Herausgeber, Blogger, Autor und Hobby-Fotograf
Seit 2004 blogge ich über Politik und Gesellschaft – also seit die meisten noch SMS statt Tweets geschrieben haben. Mit 70 Jahren lebe ich immer noch im schönen Bedburg, direkt vor den Toren Kölns, und schreibe über alles, was die Welt bewegt (oder mich zumindest vom Sofa aufstehen lässt).

VOR
Artikelinformationen:

Bedburg

Braunkohle, RWE

Quelle Featured-Image: HorstSchulte.com...

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