Wenn „die“ Russen und ihre Freunde in Frankfurt demonstrieren und ihre Fahnen schwingen

Alles hat sei­ne Gren­zen. Jeden­falls dann, wenn es um die Rus­sen geht.

4 Minute/n


Merken

0

Die deut­sche Ver­fas­sung und Recht­spre­chung hält für vie­le immer mal wie­der Über­ra­schun­gen bereit. Wie ist es mög­lich, dass am 9. Mai auf deut­schen Stra­ßen pro­rus­si­sche Demos statt­fin­den? Konn­te man das nicht ver­hin­dern? Allein schon wegen der Auf­re­gung, die die­se bei Twit­ter aus­lö­sen würden?

Nicht weni­ge äußern sich ent­setzt und ver­är­gert dar­über, dass es in Frank­furt heu­te sol­che Demons­tra­tio­nen für das Land gibt, das unter sei­nem ver­bre­che­ri­schen Prä­si­den­ten, einen völ­ker­rechts­wid­ri­gen Krieg gegen das Nach­bar­land Ukrai­ne führt?

Immer wieder provozierende Beispiele

Ich ver­ste­he das Ent­set­zen. Mir fehlt das Ver­ständ­nis dafür, dass wahr­schein­lich auch bei die­ser Demo wie­der vie­le Russ­land­deut­sche mit­lau­fen und damit demons­trie­ren, wem ihre Ver­bun­den­heit gilt. Deutsch­land ist es nicht! So viel ist klar. 

Nor­ma­ler­wei­se schau­en wir dar­über hin­weg, wenn für die Anlie­gen frem­der Län­der, gera­de dann, wenn es sich nicht um freund­schaft­lich-gesinn­te han­delt, auf deut­schen Stra­ßen pro­tes­tiert wird. Wenn die Tür­ken für die AKP demons­trie­ren und in unse­rem Land Dro­hun­gen gegen Anders­den­ken­de aus­ge­sto­ßen wer­den, neh­men wir das hin. Aller öffent­li­chen Auf­re­gung zum Trotz. 

Iran, Türkei, Palästinenser

Wenn Ira­ner in Deutsch­land ihre Anlie­gen zu unse­ren machen wol­len, neh­men wir das nicht nur hin, vie­le soli­da­ri­sie­ren sich mit den Men­schen, die von ihrem Regime in der Hei­mat nichts Gutes erwar­ten kön­nen. Sogar die von isra­el­feind­li­chen Grup­pen ver­an­stal­te­ten Demos sto­ßen nicht grund­sätz­lich auf Ableh­nung, son­dern die Demos wer­den mit­un­ter von Men­schen mit­ge­tra­gen, von denen man das eigent­lich nicht erwar­ten sollte. 

Ihr Wer­te­kor­sett, das sie ansons­ten eng geschnürt immer an sich tra­gen, müss­te plat­zen, den­ke ich manchmal.

Wertekorsett zu eng

Ich schät­ze, mor­gen ist die Auf­re­gung, von der heu­te die Rede ist und die ins­be­son­de­re in den dafür geschaf­fe­nen aso­zia­len Medi­en auf­bran­det, wie­der ver­flo­gen. Die Gesin­nung der Russ­land­freund­li­chen (ob sie frü­her mal Rus­sen waren oder nicht) ist auf den Stra­ßen nicht mehr zu sehen und es kehrt Ruhe ein. Die Ruhe, die der Deut­sche nun ein­mal so unglaub­lich hoch schätzt.

Putin könn­te Spaß an dem Zin­no­ber haben. „Das habt ihr nun von eurer Demo­kra­tie…“ oder so ähn­lich könn­te sein Gedan­ken­gang sein. 

Es ist kaum zu glau­ben, wie distan­ziert man­cher Zeit­ge­nos­se heu­te auf die demo­kra­ti­schen Errun­gen­schaf­ten ers­ter Güte schau­en, wenn etwas mit ihren mora­li­schen Ansprü­chen kol­li­diert. Dabei ist das Grund­ge­setz in die­ser Hin­sicht zum Glück doch so eindeutig.

Paradox

Ein His­to­ri­ker namens Ilko-Sascha Kowal­c­zuk kom­men­tier­te das Gesche­hen so:

„Eine offe­ne Gesell­schaft muss vie­les aus­hal­ten und ertra­gen – hier aber greift eigent­lich Pop­pers Tole­ranz­pa­ra­do­xon: Das ist ein mili­tan­ter Angriff auf die frei­heit­li­che Ord­nung und müss­te unter­bun­den werden“

Kowal­c­zuk

Ja, das Tole­ranz­pa­ra­do­xon. Demos, die einem nicht pas­sen, sind ein Angriff auf die frei­heit­li­che Ord­nung und müss­ten unter­bun­den wer­den. Das ist strikt und hof­fent­lich auch im Rah­men des Grund­ge­set­zes haar­scharf vor­bei formuliert.

Erinnerungskultur

Die in Deutsch­land leben­de Ukrai­ne­rin Nata Dru­hak hat her­aus­ge­fun­den, dass unse­re deut­sche Demo­kra­tie und Erin­ne­rungs­kul­tur ver­sagt haben. Klei­ner gehts nicht. Ich habe Ver­ständ­nis für die Auf­re­gung von Frau Dru­hak. Das sind kei­ne schö­nen Bil­der, weil die­se ganz vie­le Men­schen in unse­rem Land pro­vo­zie­ren, was wie­der­um Putin erfreu­en dürfte.

Ich fra­ge mich so ganz neben­bei und für vie­le sicher über­flüs­si­ger­wei­se, wie es denn um die Erin­ne­rungs­kul­tur der Ukrai­ner bestellt ist. Sol­che Ver­glei­che soll­te ich lassen. 

Andere Beispiele

Dass es in Köln kürz­lich eine Demo von 100 Russ­land­freund­li­chen gab und dies eine Gegen­de­mo von 400 Men­schen gab, soll­te die Auf­re­gung für mei­ne Begrif­fe etwas mil­dern. Man nennt das alles Demo­kra­tie. Scha­de, dass man­che Zeit­ge­nos­sen dazu nei­gen, die­se doch im Grund leicht ver­ständ­li­chen, manch­mal lei­der aller­dings schwer ver­dau­li­chen Reak­tio­nen und Gegen­re­ak­tio­nen hin­zu­neh­men wie ein Demokrat.

Diesen Beitrag teilen:
0CDD5CFF 182F 485A 82C6 412F91E492D0
Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Demos Russland

Quelle Featured-Image: Standardbild...

Letztes Update:

Anzahl Wörter im Beitrag: 617
Aufgerufen gesamt: 48 mal
Aufgerufen letzte 7 Tage: 6 mal
Aufgerufen heute: 1 mal

Lass deinen Gedanken freien Lauf


Hier im Blog werden bei Abgabe von Kommentaren keine IP-Adressen gespeichert! Deine E-Mail-Adresse wird NIE veröffentlicht! Du kannst anonym kommentieren. Dein Name und Deine E-Mail-Adresse müssen nicht eingegeben werden.


✅ Beitrag gemerkt! Favoriten anzeigen
0
Share to...
Your Mastodon Instance