1.5 Mio. Fachkräfte pro Jahr will die Wirtschaftsweise, Frau Schnitzer, nach Deutschland holen

400.000 Menschen pro Jahr soll­ten aus dem Ausland als Fachkräfte rekru­tiert wer­den, um unser demo­gra­fi­sches Problem zu lösen. Jetzt sind es 1,5 Mio. 

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Bisher hieß es, Deutschland brau­che jähr­lich 400.000 Zuwanderer, Migranten, Ausländer, um die demo­gra­fi­sche Lücke wenigs­tens halb­wegs zu schlie­ßen. Frau Monika Schnitzer, bekannt aus Funk und Fernsehen als Mitglied der Wirtschaftsweisen, redet plötz­lich davon, dass es die bis­her bekann­ten 400.000 Fachkräfte aus dem Ausland nicht rich­ten. Wir brau­chen 1.500.000 Menschen – und zwar jedes Jahr. 

Sie geht davon aus, dass dem Fachkräftemangel nur mit die­ser auf den ers­ten, zwei­ten und drit­ten Blick hor­ren­den Zahl von Zuwanderern zu begeg­nen sei. Sie argu­men­tiert u.a. mit der hohen Zahl von Abwanderungen aus unse­rem Land. Die Zahlen sind seit 2015 sehr stark ange­stie­gen. Angeblich hat sich die Zählweise der Statistiker im Jahr 2016 geändert. 

Im Jahr 2022 wur­den rund 1 462 000 mehr Zuzüge nach Deutschland als Fortzüge aus Deutschland erfasst. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) auf Grundlage der end­gül­ti­gen Ergebnisse für das Jahr 2022 wei­ter mit­teilt, fiel der Wanderungsüberschuss mehr als vier­mal so hoch aus wie im Vorjahr mit 329 000 mehr Zuzügen als Fortzügen. Damit zeigt die Statistik die höchs­te bis­her regis­trier­te Nettozuwanderung inner­halb eines Berichtsjahres seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1950. Insgesamt wur­den im Jahr 2022 rund 2 666 000 Zuzüge und 1 204 000 Fortzüge über die Grenzen Deutschlands erfasst. Im Vorjahr waren es noch rund 1 323 000 Zuzüge und 994 000 Fortzüge.

Quelle: Destatis

Ich dach­te, die­ser Tatsache sei der dras­ti­sche Aufwuchs der Abgewanderten geschul­det. Die Erläuterungen zur geän­der­ten Zählweise hel­fen nicht, die­sen nach­zu­voll­zie­hen. Meine Schlussfolgerung: Es wol­len immer weni­ger Leute in Deutschland blei­ben und zwar nicht nur poten­zi­el­le Migranten bzw. Ausländer. Am Ende bleibt der rie­si­ge Zuwachs bei der Zuwanderung. Ich weiß, das klingt furcht­bar. Jedoch sind vie­le die­ser Menschen, die auf­grund des Grundrechts auf Asyl und der Genfer Flüchtlingskonventionen hier lan­de­ten, auf unse­rem Arbeitsmarkt nicht ein­setz­bar. Angebot und Nachfrage pas­sen nicht zusammen! 

Rund die Hälfte der Syrer, die seit 2015 nach Deutschland kamen, haben einen Job. Interessant ist über­haupt, dass in der us-​amerikanischen Arbeitslosenstatistik Ausländer unter­re­prä­sen­tiert sind, bei uns in Deutschland ist es umge­kehrt. Aber das kann nur an Deutschland lie­gen, nicht an der feh­len­den Motivation der Zuwanderer. Andererseits spie­len die büro­kra­ti­schen Regeln, die trotz all der Nöte wei­ter­exis­tie­ren, eine Rolle. So durf­ten Asylbewerber lan­ge wäh­rend der sich zeit­lich zie­hen­den Verfahren, kei­ner Arbeit nach­ge­hen. Erst 2019 wur­den die Bedingungen etwas ver­än­dert. Aber:

FAQ: Dürfen Flüchtlinge arbei­ten? (Quelle: Anwalt​.org)

Dürfen Asylbewerber in Deutschland arbei­ten?
Je nach­dem, wel­chen Aufenthaltsstatus Flüchtlinge haben, gel­ten im Asylrecht ver­schie­de­ne Regelungen. Während der ers­ten drei Monate oder wenn Personen aus siche­ren Drittstaaten kom­men, besteht ein Arbeitsverbot.

Wann kann eine Arbeitserlaubnis erlangt wer­den?
Üblicherweise dür­fen Asylbewerber, wenn sie die Erstaufnahmeeinrichtung ver­las­sen, eine ein­ge­schränk­te Arbeitserlaubnis bean­tra­gen. Nach 15 Monaten ist übli­cher­wei­se eine vol­le Erlaubnis mög­lich, wenn die Voraussetzungen erfüllt sind. 
Mehr dazu lesen Sie hier.

Was ist bei einer Duldung zu beach­ten?
Besitzer Personen nur eine Aufenthaltsduldung, ist eine Arbeitserlaubnis unter Umständen nicht mög­lich. Allerdings kann eine Ausbildungs- oder even­tu­ell auch eine Beschäftigungsduldung bean­tragt wer­den. 

Weitere Informationen dazu erhal­ten Sie hier.

Asylbewerber, auch gedul­de­te Zuwanderer, deren Verfahren nega­tiv aus­gin­gen, kön­nen seit­her nach einer Sperrfrist von drei Monaten arbei­ten. Allerdings wer­den die Arbeitsbedingungen von den Behörden über­prüft. Der Hang zur Kontrolle und Bürokratie ist also wei­ter unüber­seh­bar. Solchen offi­zi­el­len Angaben ste­hen aller­dings ande­rer Erfahrungen nach wie vor entgegen.

Ich fin­de, die offi­zi­el­len Werte der von Zu- und Abzügen im Hinblick auf die Bedarfe an unse­rem Arbeitsmarkt, soll­ten trans­pa­ren­ter dar­ge­stellt wer­den. Unsere poli­ti­schen Parteien muni­tio­nie­ren sich für ihre jewei­li­ge poli­ti­sche Sicht auf das Thema. Die Zahl der Abwanderungen steigt also anschei­nend. Dass sich unter die­sen vie­len Menschen sicher auch sol­che befin­den, die inner­halb einer rela­tiv kur­zen Zeit ein- oder abwan­dern, lässt sich kaum sagen. 

1.500.000 neue Menschen jedes Jahr. Menschen, deren Befähigung nach ver­meint­lich ande­ren Kriterien als bis­her zumin­dest berück­sich­tigt wer­den sol­len. Parallel dazu stei­gen die Zahlen von Asylbewerbern wei­ter an. Jedenfalls ist das auf­grund der welt­weit stei­gen­den Zahl von Flüchtlingen (jetzt über 110 Mio. Menschen) zu erwar­ten. Die von der EU geplan­te und die aus mei­ner Sicht ledig­lich der Verschleierung der Öffentlichkeit ver­meint­lich nicht zuzu­mu­ten­der Bilder die­nen­den Maßnahmen an den EU-​Außengrenzen wird nicht erfolg­reich sein. 

Münchens Einwohnerzahl beträgt unge­fähr 1,5 Mio. Menschen. Wenn, wie Schnitzer meint, 1.500.000 neue Arbeitskräfte nach Deutschland kom­men sol­len, stellt sich natür­lich nicht nur die Frage nach dem Wohnraum für die­se Menschen. Was ist mit den Familien die­ser Menschen, den erfor­der­li­chen Kitas, Schulen, Ärzten, Krankenhäusern u.s.w. u.s.w. Ich fin­de es gru­se­lig und auch ein Stück ver­ant­wor­tungs­los, dass eine Person, die die­sem wich­ti­gen Gremium ange­hört, eine sol­che Beurteilung abgibt und ein Blatt wie der „Stern” ihr Petitum der deut­schen Öffentlichkeit in die­ser dürf­ti­gen Zusammenfassung über­gibt. Welche Diskussion wer­den bei die­sem zen­tra­len Thema in Gang gesetzt. Jedenfalls sol­che, die wir ange­sichts der bestehen­den Polarisierung unse­rer Gesellschaft zu Fragen der Migration über­haupt nicht gebrau­chen können. 

Schnitzer for­dert eine Willkommenskultur und spricht in die­sem Zusammenhang nahe­lie­gen­der­wei­se über Magdeburg. „Wenn Intel eine Fabrik in Magdeburg baut und dafür auch aus­län­di­sche Fachkräfte gewin­nen will, müs­sen die sich dort will­kom­men füh­len.” Die Frage der Subvention durch den Bundeswirtschaftsminister wur­de öffent­lich dis­ku­tiert. Jeder Arbeitsplatz wird mit drei Mio. Euro auf Kosten der Steuerzahler sub­ven­tio­niert. Das an sich ist schon der pure Wahnsinn. Und mit dem, was sich man­che unter Derisking vor­stel­len, ist die­se hohe Subvention auch nicht zu begrün­den. Die Amis wer­den unse­re Abnehmer im Fall der Fälle näm­lich nicht anders behan­deln als die Chinesen. Oder glaubt das echt jemand? Ausgerechnet am Standort der neu­en Gigafactory leben aber nun ein­mal genau die Menschen, die sich beson­ders kri­tisch zei­gen, wenn es um Neubürger geht. 

Solche Beiträge, wie die­ser von Frau Schnitzer, wer­den unser Land ver­mut­lich nicht nach vorn brin­gen. Das Dagegen-​Potenzial wird die mie­sen Argumente gegen das neue Fachkräftegesetz pro­vo­zie­ren. Reale Implikationen wer­den ange­sichts der bereits heu­te über­las­te­ten Kommunen jede Aussicht auf Realisierung zer­stö­ren. Am Ende wird viel­leicht nur das „Chancen-​Aufenthaltsrecht” funk­tio­nie­ren, das wir seit 31. Dezember letz­ten Jahres haben. Die Leute, die eigent­lich abge­scho­ben wer­den soll­ten, weil ihre Asylanträge abge­lehnt wur­den, sind nun schon ein­mal hier im Land und kön­nen womög­lich, ver­se­hen mit einem rie­sig gro­ßen Vielleicht, für die­sen Arbeitsmarkt gewon­nen werden. 


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5 Gedanken zu „1.5 Mio. Fachkräfte pro Jahr will die Wirtschaftsweise, Frau Schnitzer, nach Deutschland holen“

  1. Die Löhne sind halt nicht bil­lig genug, also tut man was dafür. Wer in Indien mit 300 aus­ge­kom­men ist, kann es hier mit 500 doch erst recht?

    Die Globalisierung fällt nun end­gül­tig jedem auf die Füße.

  2. Du glaubst wirk­lich an den Fachkräftemangel? Hattest Du bis­her Probleme beim Einkaufen? Nein? Kann die Müllabfuhr? Ja? Würde Dein Auto repa­riert? Ja?

    Diese Mähr wird nun schon so lang, wie ich lebe bemüht um Löhne zu drü­cken. Um nichts Anderes geht es dabei. 

    Das sich die Medien nicht ent­blö­den, sämt­li­chen Arbeitgeberverbänden dabei zur Seite zu ste­hen run­det das Bild ab. Zum Glück ist Professor Doktor Unsinn schon im Ruhestand, sonst wür­de der Immer noch aus jedem alten Medium blö­ken. Der alte Taxifahrer aus 48 BI. 

    Nee. Wir haben selbst im kleins­ten Kaff kaum noch Wohnraum für die Leute und da ist kein Facharbeiter dabei? Das sind wohl alles Frührentner?

    Nun ja Europa fällt, wie einst­mals Rom. Nur, dass es nicht mal einen Widukind braucht.

    Die hohen Damen, Herren und Diversys, wer­ben nicht die nächs­te Belegschaft von Intel, son­dern vom Alloheim an. Warum wohl?

🚪 Kommentiert gern – aber bitte mit Herz.

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