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„Bild“ und die schwedische Kernkraftnutzung

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Schweden deckt mit 6 Reaktoren in 3 Atomkraftwerken ca. 30 % seines gegenwärtigen Strombedarfs. In internationalen Medien wurde die deutsche Regierung (vornweg die Grünen) scharf dafür kritisiert, dass sie den Ausstieg endgültig gemacht hat bzw. daran festhielt.

Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob es aufgrund der Situation nicht klüger gewesen wäre, die drei Atomkraftwerke am Netz zu lassen. Man kann weder denen trauen, die strikt dagegen wettern, noch denen, die sich (vielleicht ein wenig zu vehement) für die weitere Nutzung einsetzen.

In beiden Fällen ist Ideologie im Spiel. Keinesfalls nur bei den Grünen, die Union und AfD immer so gern behaupten. Es herrscht so viel Unklarheit, dass man als unbeleckter Bürger Probleme bekommt, den politischen Protagonisten zu folgen. Bei Expertenaussagen ist es nicht besser. Auch hier scheint die politische Gesinnung so gut wie immer durch.

„BILD“ beruft sich auf eine schwedische EU-Abgeordnete, die ihrerseits der deutschen Regierungen Vorhaltungen bezüglich ihrer Atomabstinenz macht. Bei dieser Gelegenheit fiel mir die Diskussion der vergangenen Monate zum Thema wieder ein. Ich nickte unwillkürlich.

Allerdings gibt eine merkwürdige Wendung im Fall der schwedischen Atomenergiepläne.

Das US-Blatt „The Telegraph“ berichtet nämlich davon, dass das ursprüngliche Vorhaben – zu dem „BILD“ schrieb -, nämlich in Schweden 10 neue Atomkraftwerke (oder sind es Reaktoren?) zu errichten, heute nicht mehr auf der Website der schwedischen Regierung zu finden ist. Man hat das, so „The Telegraph“ «stillschweigend zurückgenommen».

The Swedish government has quietly walked back an announcement that it would build at least 10 nuclear reactors by 2040 as part of its plan to ditch fossil fuels.

Quelle: The Telegraph

Im Juni wurde von der schwedischen Mitte-rechts-Regierung verlautbart, dass 100 % des Strombedarfs fossilfrei gedeckt werde. Zuvor war die Rede von „erneuerbarem Strom“. Das betrachtete man damals als Startschuss für den Ausbau des Atomstroms.

Schweden deckt heute bereits 98 % des Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen und mit Atomstrom. Die in Betrieb befindlichen 6 Reaktoren haben einen Anteil von 30 % am Strombedarf.

Die „Berliner Zeitung“ schrieb im Juli, dass in Deutschland 100 Atomkraftwerke benötigt würden, um ein Äquivalent zum schwedischen Versorgungsanteil darzustellen.

Möchte Deutschland, ähnlich wie Schweden, die Hälfte seines Gesamtenergiebedarfs durch die Kernenergie decken, bräuchten wir jetzt etwa 100 neue Kernkraftwerke. Der Primärenergieverbrauch in Schweden liegt bei gut einem Sechstel des deutschen Verbrauchs, und trotzdem würde das Land eine große Zahl an Kernkraftwerken benötigen. „Diese müssten in den nächsten 15 Jahren ans Netz gehen: Eine reine Illusion.“

Quelle: Berliner Zeitung

Wenn die „BILD“ – Zeitung erneut parteipolitisch gefärbten Unsinn vom Stapel lässt, ist das angesichts der komplexen Zusammenhänge sehr fragwürdig.

Es wirkt, als würden „BILD“-Journalisten Aussagen von ausländischen Politikern breittreten, bloß um Stimmung gegen die Ampel zu machen. Substanz hat dieser Artikel wenig. Die Autoren haben nicht einmal unterschieden zwischen Atomkraftwerken und Reaktoren. Das sollte Profis nicht passieren.

Fritze Merz hat in einem Interview mit „BILD am Sonntag“ gesagt: „Ja zur Kernkraft„. Aber NEIN zu Cannabis. Dabei könnte auch ihm helfen, etwas entspannter rüberzukommen.

Ernst nehmen kann ich den Mann nicht mehr als Olaf Scholz. Was wirklich schlimm genug ist. Aber wenn Merz allen Ernstes die Gesetze der Ampel (auch das Heizungsgesetz) zurücknehmen will, klingt er für mich sehr nach Trump. Dieser Mann bringt so etwas fertig. Merz wird in Deutschland dafür allerdings kaum Mehrheiten finden. Es fehlt Substanz, eigene Konzepte oder Gedanken. Allein mit solchen flachen Ankündigungen wird die Union weiter in den Umfragewerten im Abstiegsbereich bleiben.

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Quelle Featured-Image: HorstSchulte.com

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