Gegen den aufgezwungenen Kuss konnte sie nichts tun – und was sonst noch alles falsch läuft im Fußball

Wenn der Kuss dich den Job kos­tet. Oder: Das dicke Ende der Frauenfussballweltmeisterschaft.

4 Minute/n


Merken

4

Im Land­kreis Beckum, NRW, wird aus Pro­test gegen die zuneh­men­de Gewalt auf unse­ren Fuß­ball­plät­zen ein Spiel­tag aus­ge­setzt. Davon sind zahl­rei­che Ver­ei­ne betrof­fen, dar­un­ter natür­lich auch sol­che, in denen die bekla­gens­wer­ten Ereig­nis­se nicht statt­ge­fun­den haben. Ich kann die Reak­ti­on der Ver­ant­wort­li­chen verstehen. 

Im WDR-Fern­se­hen wur­den heu­te Abend Sze­nen einer Mas­sen­kei­le­rei anläss­lich eines ver­meint­lich zu Unrecht gege­be­nen Elf­me­ters gezeigt. Die­ser Vor­fall ist KEINE Aus­nah­me. Man fragt sich, was mit den Leu­ten pas­siert ist, denn die Gewalt auf Fuß­ball­plät­zen in Deutsch­land nimmt stark zu. Inso­fern ist das, was wir vor und nach Bun­des­li­ga­spie­len zum Teil mit­be­kom­men, lei­der also nur die Spit­ze eines Eisberges.

Wenn Schieds­rich­ter sich auf dem Spiel­feld drei­mal über­le­gen müs­sen, ob sie die­sen Elf­me­ter geben oder nicht, ist das Spiel im Eimer. So kann man das nicht wei­ter­lau­fen las­sen und der Pro­test im Land­kreis Beckum mag ein Zei­chen sein. Mehr ist es nicht, es soll­ten viel här­te­re Maß­nah­men ein­ge­führt wer­den. So soll­ten Ver­ei­ne für ihre Spie­ler und Fans Ver­ant­wor­tung übernehmen. 

Dazu zäh­le ich auch die Kos­ten für die längst zum nor­ma­len Stadt­bild zäh­len­den Ein­sät­ze einer hohen Anzahl von Poli­zis­ten bei Bun­des­li­ga­spie­len. Wie­so kann die Poli­tik sich auch in die­sem Fall gegen die Inter­es­sen der Bun­des­li­ga­clubs nicht durch­set­zen und bür­det die­se Kos­ten, die so bei allen Steu­er­zah­lern hän­gen blei­ben, nicht den Ver­ei­nen auf? 

Ist man als ech­ter Fuß­ball­fan nicht in der Lage, die Din­ge von ihrer inne­ren Logik her zu betrach­ten bzw. lässt sich statt­des­sen durch die Ver­ant­wort­li­chen der Clubs ein­wi­ckeln? Ich wür­de der Gewalt ein Ende berei­ten, in dem die Ver­ant­wort­li­chen (und das sind nun ein­mal Clubs und deren Fans) für sol­che Kos­ten her­an­ge­zo­gen wer­den. Nur so könn­ten auch die soge­nann­ten Fans, als die­je­ni­gen, von der die Gewalt aus­geht, wenigs­tens teil­wei­se mit zur Ver­ant­wor­tung gezo­gen wer­den. Aber nein, man bür­det die­se Kos­ten lie­ber den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern des Lan­des auf. Die hal­ten schon still.

Ich glau­be, im Umfeld von Spie­len im Frau­en­fuß­ball gibt es sol­che Exzes­se bis­her nicht. Wenn ich aller­dings die Femi­nis­ten (männ­lich wie weib­lich) ihre Kom­men­ta­re wegen eines „Über­griffs“ des spa­ni­schen Ver­bands­prä­si­den­ten nach dem gewon­ne­nen Fina­le her­un­ter­be­ten höre, könn­te es viel­leicht sein, dass die Wir­kung sol­cher völ­lig über­trie­be­nen Reak­tio­nen sich in Ver­hal­ten nie­der­schlägt. Krum­me Logik. Sehe ich ein. Und wenn, sind es (natür­lich) wie­der NUR Män­ner. Wenn aber der Frau­en­fuß­ball, wovon ich aus­ge­he, künf­tig ein immer grö­ße­res Publi­kum erreicht, wer­den wir sehen, was sich im Hin­blick auf Gewalt tun wird. Dafür sor­gen die Män­ner schon. Wenn Väter ihre Jun­gens und Mäd­chen zu ihren Spie­len beglei­ten, soll das auch schon vor­ge­kom­men sein.

Ein Exper­te erklär­te in der WDR5-Sen­dung (ein Kuss war 45 Minu­ten DAS The­ma) heu­te, dass sich Spa­ni­ens Fuß­ball­ver­bands­prä­si­dent so ver­hal­ten habe, als gehör­ten die Fuß­ball­frau­en ihm und er mit ihnen machen kön­ne, was er wol­le. Eine Num­mer klei­ner für einen Kuss auf den Mund geht’s eben nicht. Und das ver­mut­lich auch nur, damit sich ein ver­mut­lich radi­ka­ler Femi­nist in den Augen sei­ner weib­li­chen „Kol­le­gin­nen“ nur kei­ne Blö­ße gibt. Der Vor­fall über­schat­tet im Nach­hin­ein die Frau­en­fuß­ball­welt­meis­ter­schaft, sagt Mode­ra­tor Erden­ber­ger. In der Tages­schau war es heu­te schon wie­der The­ma. Wir haben echt kei­ne ande­ren Pro­ble­me, könn­te man meinen. 

Nun, die geküss­te Spie­le­rin sag­te, ihr hät­te das nicht gefal­len. Da wäre wohl jetzt eine Gefäng­nis­stra­fe oder min­des­tens ein Rück­tritt fäl­lig – oder?! MeToo hat die Sen­si­bi­li­tät ins Beklopp­te und Zer­stö­re­ri­sche gestei­gert. Kevin Spacey sagt Danke. 

Ein Anru­fer erklär­te ihn als unfä­hig für die­sen Pos­ten. Er müs­se zum Rück­tritt gezwun­gen wer­den. Sein Ver­hal­ten sprä­che für sich. Sie offen­ba­re eine Hal­tung. Er kön­ne Frau­en so benut­zen, wie er möch­te… Unglaub­lich, wel­che Aus­wir­kun­gen so ein (erzwun­ge­ner) Kuss auf den Mund in die­sen voll­kom­men beklopp­ten Zei­ten haben kann. Ein Kuss scheint nur einen Mil­li­me­ter vor der Ver­ge­wal­ti­gung zu ran­gie­ren. Hof­fent­lich greift der Wahn­sinn nicht auch beim köl­schen Kar­ne­val über. Da soll es ja auch schon Küs­se auf den Mund gege­ben haben, die nicht so wirk­lich lecker waren. 

Die Sache lief vor lau­fen­den Kame­ras. Wäre es der deut­sche Ver­bands­prä­si­dent. Auweia. Der wäre jetzt so etwas von geliefert. 

Diesen Beitrag teilen:
0CDD5CFF 182F 485A 82C6 412F91E492D0
Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Frauenfußball Fußball Sport

Quelle Featured-Image: Standardbild...

Letztes Update:

Anzahl Wörter im Beitrag: 726
Aufgerufen gesamt: 39 mal
Aufgerufen letzte 7 Tage: 10 mal
Aufgerufen heute: 1 mal

4 Gedanken zu „Gegen den aufgezwungenen Kuss konnte sie nichts tun – und was sonst noch alles falsch läuft im Fußball“

  1. Jessica 1 23. August 2023 um 07:23

    > „Ein Exper­te erklär­te in der WDR5-Sen­dung (ein Kuss war 45 Minu­ten DAS The­ma) heu­te, dass sich Spa­ni­ens Fuß­ball­ver­bands­prä­si­dent **so ver­hal­ten habe, als gehör­ten die Fuß­ball­frau­en ihm und er mit ihnen machen kön­ne, was er wolle.“**

    Ich habe ganz am Ran­de die Dis­kus­si­on über den „Rech­te­streit“ zwi­schen Infan­ti­no und der ARD mit­be­kom­men. Wenn man mal ehr­lich ist, hat sich Infan­ti­no auch nicht viel anders oder bes­ser verhalten.

    Mein ers­ter Gedan­ke war: „Mann, ist die­ser Infan­ti­no ver­lo­gen. Ich fress’ einen Besen, wenn es dem wirk­lich auch um die Frau­en und nicht zu 100 % um’s Geldschef­feln geht. Der ist doch nur so drauf, weil er den Kauf sei­nen zehn­ten Por­sches stor­nie­ren müss­te, wenn die ARD nicht genug bietet.“

  2. Da der Fuß­ball sich welt­weit seit Jah­ren unab­läs­sig selbst eska­liert, in nahe­zu jeder denk­ba­ren Rich­tung, muss man sich nicht wun­dern, wenn selbst Mini­mal­skan­da­le von allen drum­her­um Neben-Betei­lig­ten eben­falls eska­liert wer­den. Media­le Groß-Auf­merk­sam­keit ist ihnen sicher. Zumin­dest für ein paar Tage.

    Bis die nächs­te unbe­deu­ten­de Fuß­balls­au durchs Dorf getrie­ben wird und sich für die gera­de noch aktu­el­le (Sau) kein Schwein mehr interessiert.

    Da ich mei­nen inzwi­schen eher spo­ra­disch gewor­de­nen Fuß­ball­kon­sum auf die rei­nen Spiel­be­rich­te beschrän­ke und alle zuge­hö­ri­gen Rand­er­eig­nis­se (auch Pokal­über­rei­chun­gen etc.) abschal­te, habe ich die betref­fen­de „Kuss-Sze­ne“ bis heu­te nicht gese­hen. Ist auch gut so.

Lass deinen Gedanken freien Lauf


Hier im Blog werden bei Abgabe von Kommentaren keine IP-Adressen gespeichert! Deine E-Mail-Adresse wird NIE veröffentlicht! Du kannst anonym kommentieren. Dein Name und Deine E-Mail-Adresse müssen nicht eingegeben werden.


✅ Beitrag gemerkt! Favoriten anzeigen
0
Share to...
Your Mastodon Instance