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Die AfD muss ran und zeigen, ob sie etwas kann oder…

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Mich ärgert nicht, dass die CDU in Thüringen der Realität ins Auge sieht bzw. ihr Rechnung trägt, son­dern wie da her­um­ge­hüh­nert wird. Als wäre nicht längst klar, dass die Ausgrenzungsbemühungen der Etablierten geschei­tert sind.

Keine Wahl

Der 1. Parlamentarische Geschäftsführer der Union, Herr Frey, erklärt die Leute für doof, in dem er den Vorgang in der Öffentlichkeit so dar­stellt, als kön­ne sei­ne Partei nicht ver­hin­dern, dass ihr Vorschlag von ande­ren Parteien unter­stützt werde. 

Die Wahrheit ist: Ohne AfD und FDP hät­te die Vorlage (Grunderwerbssteuer-​Senkung) kei­ne Mehrheit gefun­den. Ich glau­be, ich hät­te auch dafür gestimmt, obwohl ich mich nicht mit dem Gedanken eines Grunderwerbs trage 🥹

AfD kommt gut voran

Angesichts der Umfrageergebnisse wer­den uns in den ost­deut­schen Bundesländern ganz ande­re Formen einer AfD – Beteiligung begeg­nen. Wie gna­den­los die Strategie der Ausgrenzung auf den poli­ti­schen Ebenen trotz star­kem Engagement der Medien und vie­ler Bürgerinnen und Bürger geschei­tert ist, müss­te uns zu den­ken geben. 

Trotzdem befas­sen sich eini­ge Zeitgenossen nach wie vor mit dem Gedanken, die AfD als Partei zu ver­bie­ten. Gut, die­se Idee ist zum Glück chan­cen­los. Nichts wür­de dem Ziel, die Faschisten aus den Parlamenten und unse­rem demo­kra­ti­schen Spektrum zu ver­drän­gen, mehr schaden. 

Sosehr es vie­le schmerzt (mich auch) – wir kom­men nicht umhin, die AfD als poli­ti­sche Kraft anzu­er­ken­nen und uns auf einer ratio­na­le­ren Ebene mit die­sem nicht auf Deutschland begrenz­ten Phänomen in einer neu­en Art und Weise auseinanderzusetzen. 

Miese Atmosphäre nutzt der AfD

Dass das Klima zwi­schen AfD Parteigrößen, ihren Wählern und Sympathisanten mies ist, ist nicht allein der AfD zuzu­schrei­ben. Die Art und Weise, wie wir in Deutschland mit dem ja nun über­haupt nicht neu­en Phänomen des Aufstiegs popu­lis­ti­scher und rechts­extre­mer Parteien in Europa und welt­weit umge­gan­gen sind, war erfolglos. 

Viele von uns wis­sen, nicht zuletzt, weil wir Teil einer selbst­zer­stö­re­ri­schen Kampagne wur­den, wor­auf das hin­aus­lau­fen kann. Es wirkt, als sei die­ses Deutschland das schlech­tes­te, das wir uns vor­stel­len kön­nen. Wenns dem Esel zu wohl ist, geht er aufs Glatteis. Das sag­te unser Rektor, wenn wir Rowdys wie­der ein­mal Anlass zur Kritik gaben. 

Sicherheit und Vertrauen fehlt

Wir haben eine Regierung, die uns nicht die Sicherheit ver­spricht, die wir uns vor allem wün­schen. Es ist eine Zeit umfas­sen­der Unsicherheit. Wenn das stimmt, könn­te man ver­ste­hen, wie schwer es der Politik (die­ser Regierung) fällt, mit ihren Entscheidungen durch­zu­drin­gen und Unterstützung zu gewin­nen. Denn sie muss die Dinge anders machen. Es kann nicht wei­ter­ge­hen wie bis­her. Sie sieht sich als Regierung des Fortschritts. 

Das Problem ist nur, dass Deutschland mehr­heit­lich eher kon­ser­va­tiv und nicht fort­schritt­lich ori­en­tiert ist und wir lie­ber am Bestehenden fest­hal­ten möch­ten (Demoskopie). Viele nei­gen nicht dazu, ihre Komfortzone auch nur für einen Moment zu ver­las­sen. Ich glau­be manch­mal sogar, sie fürch­ten sich davor. Wenn außer­halb die­ser Zone gar der (von man­chen Politikern doch tat­säch­lich ange­spro­che­ne) Wohlstandsverlust lau­ert, umso weni­ger. Jedenfalls mögen vie­le es nicht, wenn sich die Dinge so schnell und umfas­send ändern, dass deren gutes Ende nicht ein­mal als Licht im Tunnel zu sehen ist.

Integration ins demokratische System

Deutschlands Parteien brau­chen kei­nen Weg zu suchen, die AfD als Partei in das demo­kra­ti­sche System zu inte­grie­ren. Das geschieht mit­hil­fe einer beacht­li­chen Zahl von Menschen, wie wir zur Kenntnis zu neh­men haben. Obwohl die AfD von 70 bis 80 % der Wählerinnen und Wähler nicht gewählt wer­den. Die Partei und ihre Repräsentanten sind bei vie­len immer noch sehr unbe­liebt. Immerhin haben aber >20 bis >30 % der Menschen kein Problem mit dem men­schen­ver­ach­ten­den Rotz, den die Partei absondert. 

Das drückt sich jeden­falls in Umfragen aus. Ob die Befragten tat­säch­lich die AfD wäh­len, steht für mich noch auf einem ande­ren Blatt. „Weil der Murks der Regierung einem kei­ne ande­re Wahl lässt”, ist ein gern genom­me­nes Argument. Die Leute sind von den kul­mi­nie­ren Herausforderungen gera­de in Deutschland aufs Vortrefflichste „moti­viert”. Hatten es popu­lis­ti­sche Parteien je so leicht, ein poli­ti­sches System umzu­krem­peln? In Italien „gelang” es, in Spanien fast und wie es in Frankreich wer­den wird, weiß man nicht. 

Paradigmenwechsel

Gegen einen Paradigmenwechsel beim Thema Migration stem­men sich Ampel und Linkspartei. Dabei gibt es sogar in den Ländern Skandinaviens, die ansons­ten gern als mus­ter­gül­ti­ge Vorbilder betrach­tet wer­den, in die­ser Frage ein Umdenken. Die Ampel (vor allem Grüne und SPD) zie­hen es vor, einen Politikwechsel nicht ein­mal im Ansatz erken­nen zu las­sen. Glauben die Politikerinnen und Politiker der Ampel, sie könn­ten das gegen Länder und Kommunen durchhalten?

Wahrscheinlich gab es nach dem 2. Weltkrieg kein bes­se­res Agitationsfeld für Querulanten und Opportunisten als das heu­ti­ge Deutschland. Das idea­le Umfeld für den Aufstieg von Rechtspopulisten wur­de erschaffen. 

Wenn das Vertrauen in staat­li­ches Handeln ero­diert, kann alles ins Rutschen gera­ten. Leider kann man das jetzt nicht mehr durch laut­star­ke Proteste gegen Rechts ver­hin­dern. Dieser Moment ist vorbei.

Union und Democrazia Cristiana

Die AfD hat das Ziel, die Union in die Bedeutungslosigkeit zu beför­dern. In einem Interview mit dem AfD-​Spitzenkandidaten für die Europawahl, Dr. Maximilian Krah, hat die­ser den Niedergang der ita­lie­ni­schen Christdemokraten als Zielmarke defi­niert. Deshalb habe ich Verständnis dafür, wenn sich in der CDU man­che vehe­ment gegen eine Zusammenarbeit mit der AfD sträu­ben. Aber die­se Verweigerung ist zum Scheitern ver­ur­teilt. Es braucht eine Strategie, die nicht auf Ausgrenzung und schlech­te Nachrede beschränkt ist.

Wenn die AfD sich als bür­ger­li­che Partei bezeich­net und man­che ihrer zuge­neig­ten Wählerinnen und Wähler das tat­säch­lich auch so sehen, zeugt das nicht von poli­ti­schem Bewusstsein. Dafür jedoch für viel Frust. Leider ändert es aber auch nichts an den Gründen, den die­se Menschen haben, ihr die Stimme zu geben. Was macht es mit einem Land, in dem eine poli­ti­sche Kraft, die von Millionen Menschen gewählt wird, auf Teufel komm raus aus­ge­grenzt wird? Es wäre mög­lich, dass eini­ge den Fehler erken­nen. Jetzt, ange­sichts einer nie dage­we­se­nen Häufung von Krisen, die für Populisten Tür und Tor öff­nen, ist es nicht mehr mög­lich, die alten und erfolg­lo­sen Reflexe wei­ter­hin zu bedie­nen. Wer sich des­halb an das Ende von Weimar erin­nert, ist nicht geschichts­ver­ges­sen, er igno­riert, dass unse­re Demokratie viel stär­ker und von einer gro­ßen Mehrheit getra­gen wird. 

Politische Kämpfe gehören zur Demokratie

Politische Gegner dür­fen bekämpft wer­den. Das gehört zum demo­kra­ti­schen Geschäft. Voraussetzung dafür, dass die­se Kämpfe gewinn­brin­gend fürs Ganze sind, wäre, dass sie auf Augenhöhe geführt wer­den. Wenn eta­blier­te Parteien die AfD dar­an hin­dern, geschäfts­ord­nungs­mä­ßi­ge Positionen ein­zu­neh­men, mag das für man­che lus­tig oder rich­tig gewe­sen sein, ich fand auch das immer falsch.

Idealerweise wäre es IMHO in einer Demokratie so, dass alle gewähl­ten Abgeordneten glei­che Rechte genie­ßen und sich weder Linke, Grüne noch Rechte, per­ma­nent mit der Abwehr von Angriffe pau­scha­ler Natur zur Wehr set­zen müs­sen. Es bringt die Demokratie und das Land nicht vor­an, der AfD den Alterspräsidenten zu ver­weh­ren, weil man sich im Recht fühlt oder in soli­da­ri­scher Einheit mit wem auch immer glaubt. 

Was kann die AfD? Würde sie wiedergewählt?

Die Arbeit poli­ti­scher Parteien wird vom Souverän bewer­tet. Sollten die AfD-​Leute also bald in Thüringen und Sachsen über­neh­men oder Bestandteil dor­ti­ger Regierungen wer­den, so ist das etwas, was mich bestür­zen und mir miss­fal­len wür­de. Ich ver­traue auf die Wählerinnen und Wähler. Vielleicht wird die Stimmung in den ost­deut­schen Ländern die AfD-​Umfragewerte wei­ter­hin hoch­jazzen und die Partei wird der gro­ße Gewinner bei den kom­men­den Wahlen. 

Ansehensverlust für die AfD

Nichts wird die AfD davor bewah­ren, die poli­ti­schen Hosen her­un­ter­zu­las­sen und ihr ech­tes Problemlösungsvermögen zu demons­trie­ren. Dann jedoch in einem poli­ti­schen Alltag, in dem sich nicht nur der Umgang mit den übri­gen demo­kra­ti­schen Parteien for­mi­da­bel üben lässt, son­dern am Ende der nächs­ten Legislatur die Wählerinnen und Wähler erneut ihr Urteil über die Arbeit der gewähl­ten Volksvertreter abge­ben. Wir wer­den sehen, ob die Damen und Herren der AfD dann noch ihr brei­tes Grinsen über die poli­ti­sche Lage zei­gen können.

Ich kann die Verzweiflung ver­ste­hen. (Danke für den Link, Juri)


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9 Gedanken zu „Die AfD muss ran und zeigen, ob sie etwas kann oder…“

  1. Parteien sind nur Teil des Problems. Das Erste, was eine Partei tut, nach­dem sie ein­ge­zo­gen ist, ist eine Stiftung zu grün­den, um den Staat um die Steuern zu bescheißen. 

    Es müss­ten also grund­sätz­li­che Reformen her, nur wäre dabei halt die Marge gering. Bei der Budgetverwaltung geht es dar­um, so viel Kohle, wie mög­lich selbst abzu­stau­ben. Frag doch mal den Dobrindt, den Scheuer oder den Söder. 

    Nur Heimathorst hat sich damit schwer getan, aber der hat­te schon vor­her alles in tro­cke­nen Tüchern. 

    Nicht, dass man da nicht auch ande­re Namen nen­nen könn­te, natür­lich auch aus ande­ren Parteien, aber so pla­ka­tiv Amigowirtschaft her­aus­zu­stel­len, klappt fast immer mit der CSU, Strauß sei Dank.

  2. Du hast es mit einem Wort auf den Punkt gebracht, Horst. Die Deutschen fürch­ten nichts so sehr, wie den Wohlstandverlust und das zu Recht. Ein Großteil der Boomer-​Generaton hat ihr Leben lang malocht, vie­le in zwei – oder drei Schichten, neben­her viel­leicht Kinder groß­ge­zo­gen oder ein Häuschen gebaut. 

    Die Generation kann­te das nicht anders, es war ihr von den Eltern sozu­sa­gen in die Wiege gelegt – arbei­ten, essen schla­fen. Die Kehrseite war das auch der Arbeiter sich etwas auf­bau­en konn­te und bis zur Ära Schröder und der Rentenkürzung die letz­ten Jahre das genie­ßen, was Jahrzehnte vor­her erwirt­schaf­tet wor­den war. Unter dem Sozialdemokrat Schröder gab es dann die größ­te Rentenkürzung in der Geschichte der Bundesrepublik und die Förderung pre­kä­rer Arbeitsplätze. Man schrieb das spä­ter dem Brioni-​Kanzler Schröder zu und nicht so sehr den Sozialdemokraten; trotz­dem hat­te die SPD bis heu­te eine Menge Vertrauen in der Bevölkerung verloren.

    Bürgerinnen und Bürgers sehen heu­te eine Regierung, von der sich vor­nehm­lich die „Arbeiterklasse“ nicht ver­tre­ten fühlt. Die Opposition macht ers­te gar kei­nen Hehl dar­aus, die­se Schicht nicht zu ver­tre­ten – im Gegenteil- Friedrich Merz posaunt aus einem sei­ner zwei Privatjets her­aus, dass wir uns in Zukunft eini­ges nicht mehr leis­ten kön­nen, wäh­rend die Außenministerin Steuergelder für Make-​up- und Haarstylisten in einer Höhe eines 8 Jahre Einkommens einer Frisörin ausgibt. 

    Die AFD braucht nichts machen, außer abzu­war­ten. Jede Verfehlung der Politik heizt die Wut zuneh­mend an und ist eine Stimme mehr für die AFD. Leider lesen die meis­ten AFD-​Sympathisanten nicht, was in den Parteipogrammen der Rechtsausleger steht. 

    Die AFD mag eine rechts­po­pu­lis­ti­sche, in Teilen rechts­extre­me Partei sein, ihre wirt­schafts­po­li­ti­sche Ausrichtung ist jedoch zutiefst neo­kon­ser­va­tiv. Ausgerechnet die­je­ni­gen, die sich ver­meint­lich durch die AFD ver­tre­ten füh­len, wären bei einer Regierungsbeteiligung dann die gro­ßen Verlierer.

🌸 Seid freundlich zueinander.

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