Einerseits und andererseits

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Hört man Clemens Fuest (IFO) zu, so kommt man zu ganz anderen Eindrücken als nach der Lektüre des einen oder anderen Artikels.

Wenn die SZ allerdings so tut, als sei die deutsche Autoindustrie, anders als zuvor, heute besonders umsatz- und renditeverdächtig, so muss man einfach mal nachsehen, wie das seit vielen Jahren in Deutschland läuft. Insofern scheint sich bisher wenig verändert zu haben.

Autoprämie – Wer springt für die Regierung ein?

Die deutsche Autoindustrie belegt schon lange die Top-Umsatz-Positionen innerhalb Deutschlands. Jetzt ist das nach Angabe der SZ auch bei der Rendite der Fall. Womit wir vielleicht die Erklärung dafür haben, warum „die“ Autokonzerne ihren E-Auto-Kunden die ausgefallene staatliche Prämie berappen wollen. Industrien, die Probleme haben, wären dazu bestimmt nicht in der Lage.

Es wird so viel geredet und vielleicht noch mehr geschrieben. Da weiß ein Rentner, der seinen Lebensabend noch ein paar Jahre genießen möchte; wenn möglich, in einem prosperierenden und funktionierenden Land, nicht mehr, woran er ist. Wer lügt und warum?

Boomer und Klimakämpfer

Das klingt danach, als hätten die jugendlichen Apologeten des Klimawandels recht, wenn sie sich kritisch zur Boomer-Generation äußern. Manche von ihnen sagen doch, die Alten ertrügen den Status quo gemäß dem Motto: nach mir die Sintflut.

Wie komme ich jetzt darauf? Ganz einfach: Es bleibt nun mal dabei, dass alles mit allem zusammenhängt. Die Inflation hat uns ärmer gemacht. Es ist nur nicht so, dass diese Tatsache auch alle gleich empfinden. Jeder gestiegene Preis, hauptsächlich sicher die, die Lebensmittel betreffen, sind für Menschen mit kleinerem Einkommen ein wesentlich größeres Problem.

An sich sollten wir durch unsere Erfahrung in der Handhabung des Sozialstaates längst soweit sein, dass wir die finanziellen Mittel wenigstens punktgenau adressieren können. Stattdessen verteilt Vater Staat die Mittel mit der Gießkanne. Das wird berechtigterweise immer wieder von vielen kritisiert.

Demokratie nicht mehr so gefragt?

Allerdings sind das eher die technischen Begleitumstände. Ich glaube, die emotionalen Lasten für viele Menschen sind gravierender, weil sie schlussendlich dazu führen, dass die Demokratie immer mehr unter Druck gerät. Nicht nur in Deutschland. Aber das kann kein Trost sein.

Wir mussten innerhalb kurzer Zeit lernen, welche großen Mängel in unserem Land existieren und wie umfassend diese Defizite unsere Zukunftschancen tangieren. Schaut man die Nachrichten an oder liest die ersten paar Seiten der Tageszeitungen, scheint es kaum mehr positive Meldungen zu geben. In der ZDF-Sendung »Album 2023 – Bilder eines Jahres« sagte der Sprecher, dass aufgrund der vielen Naturkatastrophen, die die Welt auch in diesem Jahr erlebt hat, ein eigenes Album produziert werden müsse. Das ist deprimierend und wahr.

Typisch deutsch

Andererseits könnte es sein, dass wir Deutsche tatsächlich einen Hang zur Sentimentalität und gleichzeitig zum Pessimismus haben. All das, was im letzten und mehr noch in diesem Jahr über uns hereinbrach, haben wir – auch dank eines besonders emsigen Teils unserer Medien und der ihnen zuarbeitenden rechts-konservativen Kräfte — nicht nur als schicksalhafte Kette von Ereignissen begriffen. Sondern sie wurden samt und sonders als Fehlleistungen der aktuellen Regierung aufgenommen. Das ist etwas schlicht, scheint aber vielen zu genügen. Denn — DIE (die Regierung) kann man schließlich loswerden.

Alles bleibt erst einmal wie es JETZT ist?

Der Krieg der Russen gegen die Ukraine wird nicht innerhalb von 24 Stunden beendet. Schließlich der Möchtegernpräsident Trump außer dummen, furchtbaren Sprüchen nichts anzubieten.

Der Klimawandel wird nicht abgesagt, nur weil es im Spätherbst in Deutschland viel Schnee gab.

Die Energiepreise werden auf hohem Niveau bleiben. Ich möchte wetten, dass der Strom auch dann teuer bleibt, wenn die Union das Regierungshandeln mit ruhiger Hand übernehmen wird und alle Vorstellungen eines modernen, fortschrittlichen Deutschlands gleichzeitig beerdigt wurden.

Die jetzt schmerzlichst vermissten Gelder früherer Jahre werden weiter fehlen, auch weil die Weltkonjunktur vielleicht für eine ganze Weile hinter dem Niveau bleibt, das sich manche wünschten.

Ein Blick nach China ist aufschlussreich. Übrigens ist die Jugendarbeitslosigkeit in diesem Staat besonders hoch. Die US-Amerikaner bescheren uns Umfragen, die Trump vorn sehen. Es könnte sein, dass dieser Mann erneut Präsident wird. Und das, obwohl dank Bidens Politik die Konjunktur in den USA gut läuft und eine gute Beschäftigungsquote vorzuweisen ist. Die Erwerbslosigkeit ist so niedrig, wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

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Schlagworte: Demokratie Deutschland IFO Klimakrise Trump

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7 Gedanken zu „Einerseits und andererseits“

  1. Juri Nello 470 29. Dez. 23 um 11:24

    Die Autoindustrie wurde nun schon deit mehreren Staatsformen vom Struerzahler gepampert. Bei so einer Marktverzerrung wäre es schon ein Wunder, als Konzern nicht erfolgreich zu sein. Auch wenn das Kerngeschäft nicht mehr so lukrativ ist, so reißen es die inkludierten Banken wieder raus (z. B. VW-Bank).

    Stell Dir mal vor, Malermeister Müller wäre das so beschert worden.

  2. Immerhin hatten die Bauern in diesem und letztem Jahr ein Allzeithoch in ihrem Einkommen – dank der erhöhten Lebensmittelpreise. Des einen Wohl, des Andere weh…
    Klar, die Weltlage ist beschissen, aber DAFÜR geht es uns doch noch ganz gut, sogar sehr gut im Weltvergleich. Im Lebensstandard stehen wir laut Nachrichtenportal yahoo.finance auf Platz 2 hinter den Schweizern, im Best Countries Ranking immerhin auf Platz 9!

  3. Es kommt wohl auf die Branche an. In der Automobilindustrie boomt das Geschäft, vor allem mit hochpreisigen Autos. Die Agrarindustrie hat gut verdient, den Kleinbauern geht es zunehmend schlechter.

    Die großen Unternehmen haben gut verdient, der Mittelstand eher nicht. Leider zeigt sich hier im negativen Sinne das, was die FDP in ihrem Stammbuch stehen hat. Der Markt wird es richten, allerdings bewahrt der Kapitalismus eher nicht die Vielfalt, sondern drängt den Mittelstand und die kleinen Firmen in die Insolvenz. Die Zahl der Insolvenzen ist 2023 deutlich gestiegen und das waren nicht die Großunternehmen.

    Und ja, es geht denen gut, die eine hohen Bildungsstand haben oder aber durch Erben reich geworden sind. Der Malocher im Dreischichtsystem wird sich erst gar nicht an einer Umfrage dazu beteiligen. Auch die Rentner und Rentnerinnen, die von einer „Durchschnittsrente“ leben müssen, sind wohl nicht die, denen man einen hohen Lebensstandard zugestehen würde. Ich weiß, wovon ich rede; viele meiner Kollegen kommen zu mir mit der Bitte, doch dafür zu sorgen, dass sie trotz Rente weiterarbeiten können.

    Krieg ist wieder legitimes Mittel der Politik und die Aufrüstung in Deutschland und weltweit kommt vor allem den Aktionären und Waffenherstellern zugute. Von denen liest man selbstredend nicht das meiste, der Umsatz indes dürfte sich in den letzten Jahren mindestens verdoppelt haben.

    Also ich sehe nicht so optimistisch ins neue Jahr, die Umverteilung von unten nach oben wird sich wohl noch verstärken. Trotzdem allen einen guten Rutsch!

  4. Juri Nello 470 29. Dez. 23 um 18:20

    Der Dax kennt nur noch eine Richtung: Nach oben!

    Ich kann mich noch erinnern, als 4000 Punkte als der absolute Wahnsinn gefeiert wurden. Warum das nicht mit Flensburg koppeln?

    Also, auf zum Zocken!
    Fröhliches neues Jahr!

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