Populismus in Talkshows: Ein Beitrag zur Politikverdrossenheit?

Popu­lis­ten nei­gen dazu, kom­ple­xe gesell­schaft­li­che und poli­ti­sche Pro­ble­me stark zu ver­ein­fa­chen und ein­fa­che Lösun­gen anzu­bie­ten, die oft unrea­lis­tisch sind.

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Kei­ne Ahnung, wie stark die Quo­ten fal­len müs­sen, um die Pro­gramm­ver­ant­wort­li­chen der ARD wenigs­tens zur Abset­zung des Mode­ra­tors zu bewegen.

Der FAZ-Autor hat mit­ge­lit­ten und kommt zu einem Schluss, der nicht nur für die­se Talk­show tref­fend ist:

Aus­ge­rech­net der Jour­na­list Repin­ski sekun­dier­te dem Mode­ra­tor und stell­te sei­ne Empö­rung über die AfD zur Schau, anstatt mit prä­zi­sen Nach­fra­gen in die Bre­sche zu sprin­gen. Damit trug er zu dem Ein­druck bei, dass Holm unter lau­ter Auf­ge­reg­ten fast beson­nen wirk­te. Auch eine Leis­tung.

Quel­le

Sol­che Ver­an­stal­tun­gen erfül­len die Kri­te­ri­en dafür, dass Popu­lis­mus nega­tiv kon­no­tiert ist. Eigen­ar­tig ist, dass mehr oder weni­ger alle Par­tei­en ohne ihn nicht aus­zu­kom­men scheinen. 

Dass auch in die­ser Sen­dung Politiker*innen, deren Mitstreiter*innen sich erst kürz­lich wegen gewalt­tä­ti­ger Affek­te gegen ande­re Kolleg*innen noch maxi­mal besorgt äußer­ten, nun voll auf­ein­an­der los­gin­gen, passt ins nega­ti­ve Gesamt­bild, das sich immer mehr Men­schen von Poli­ti­kern machen. Das ist trau­rig und ange­sichts der gro­ßen Pro­ble­me kontraproduktiv.

Es ist Wahl­kampf! Aber das Ver­hal­ten der Politiker*innen in die­ser Brüll­show ver­grö­ßert in mei­nen Augen nur die Ver­dros­sen­heit ganz vie­ler Leu­te bei (bei man­chen ist es mehr als das). Die­se Par­tei­en­ver­tre­ter dür­fen sich des­halb nicht dar­über wun­dern, wenn die Wahl­be­tei­li­gung in Deutsch­land bei der Euro­pa­wahl in der nächs­ten Woche mies ausfällt.

Ich den­ke, Popu­lis­mus lässt sich gar nicht ganz ver­mei­den. Schließ­lich spült er per defi­ni­tio­nem die Pro­ble­me an die Ober­flä­che, die vie­le Men­schen umtrei­ben. Es wären dem­nach genau die Punk­te, auf die Poli­ti­ker reagie­ren soll­ten. Wir sehen, dass mei­ne ein wenig schlich­te Vor­stel­lung schon auf­grund des ver­wen­de­ten und gleich­zei­tig ver­brann­ten Begriffs über­holt ist. 

Wir erle­ben, obwohl man nicht popu­lis­tisch sein will, dass nicht fak­ten- und daten­ori­en­tiert dis­ku­tiert wird, son­dern an den Aspek­ten ent­lang, die erwart­ba­re Emo­tio­nen und Reak­tio­nen aus­lö­sen und vor allem, die ande­re Denk­wei­sen dis­kre­di­tie­ren. Das gilt tra­gi­scher­wei­se für alle poli­ti­schen Richtungen.

Wozu wäh­len wir eigent­lich unse­re Bes­ten in die Par­la­men­te, wenn die sich so wenig im Griff haben, wie das die­se Talk­show wie­der ein­mal gezeigt hat. Und nein, es wird nicht bes­ser davon, dass Sie oder ich nicht mehr ein­schal­ten. Es blei­ben immer noch genug Leu­te übrig, die die­sen klu­gen Rat nicht beher­zi­gen und sich mög­li­cher­wei­se ja auch sehr ger­ne emo­tio­nal anspre­chen lassen.

Popu­lis­mus stellt eine poten­zi­el­le Gefahr für demo­kra­ti­sche Gesell­schaf­ten dar, weil er zu einer Pola­ri­sie­rung der Bevöl­ke­rung füh­ren und das Ver­trau­en in demo­kra­ti­sche Insti­tu­tio­nen und Pro­zes­se unter­gra­ben kann. 

Wenn popu­lis­ti­sche Bewe­gun­gen an die Macht kom­men (wie an so vie­len Stel­len in Euro­pa bereits gese­hen), besteht die Gefahr, dass sie auto­ri­tä­re Maß­nah­men ergrei­fen, um ihre Macht zu sichern. Dass dies die Demo­kra­tie selbst gefähr­det, muss uns klar sein. Wei­ter­hin kann die stän­di­ge Infra­ge­stel­lung von Eli­ten und Insti­tu­tio­nen zu einer all­ge­mei­nen Dele­gi­ti­mie­rung der poli­ti­schen Ord­nung füh­ren, was lang­fris­tig zur Insta­bi­li­tät und gesell­schaft­li­chem Zer­fall bei­tra­gen kann. 

Lei­der muss ich sagen, dass ich uns auf dem Weg in die­se Rich­tung sehe.

Hof­fent­lich gehen vie­le Men­schen zur Wahl und die PR-Kam­pa­gnen der Poli­tik und eini­ger Medi­en zah­len sich aus. 

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Politikverdrossenheit Populismus Talkshows Wahlkampf

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