Alles eine Frage der Quantität. Selbstverständnis ist es das.

Horst Schulte

4 Minuten

In Deutschland gibt es nicht allzu viele Städte mit rund 500.000 Einwohnern. Im letzten Jahr haben wir ungefähr so viele neue Einwohner hinzubekommen.

Addiert man die Zahl der Erstanträge auf Asyl (ca. 351.000) mit der Zahl aus dem Familiennachzug im gleichen Jahr (ca. 130.000) liegen wir in der Nähe der Einwohnerzahl solcher Größenordnungen. Aber wir schaffen das…

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Wenn Außenministerin Annalena Baerbock kürzlich sinngemäß den Satz raus haut (die Rechten machen schon was daraus! X ist randvoll damit), dass es an manchen Stellen im Land eng geworden sei, dass es aber an anderen Stellen noch Platz gebe, ist das – na ja.

Die Migrationsgegner toben jedenfalls und die paar anderen reiben sich verwundert die Augen über so viel Ignoranz einer Bundesministerin. Aber sie ist ja nicht allein.

Manchmal mag ich es nicht glauben, wie abgeklärt die Sicht eines Außenstehenden angesichts solcher Dummheiten wirken kann. Journalist Bojan Pancevski vom Wall Street Journal erzählt bei „Markus Lanz“ in mageren Worten das Desaster Deutschlands. Ultragelassen. Eine Gelassenheit, die ich gern auch bei führenden hiesigen Oppositionspolitikern gern ein-, zweimal im Jahr sähe.

Transkript des Beitrages von Bojan Pancevski in der Lanz-Sendung (Dialog mit Markus Lanz)

Aber ich glaube, die Diskussion alleine ist verfehlt, weil es geht um die Menge.

Es geht um die Quantität letztes Jahr. Wir haben 350.000 Erstanträge von Asylbewerbern in Deutschland. Und dazu kamen, glaube ich, um die 150.000 Menschen, die mit dem Familiennachzug nach… Also halbe Million Menschen. Ungefähr. Das kann Deutschland nicht absorbieren.

Es gibt keine Kita-Plätze, es gibt keine Schulplätze. Es gibt beim Arztkrieg, man kann keine Termin, Wohnungen, wir können es auch nicht geben. Es geht um die Menge. Also das ist relativ einfach zu verstehen. Ob die arbeiten oder nicht, ist das auch relativ egal. Die Infrastruktur ist nicht vorhanden. Und kulturell werden sie sicherlich nicht integriert werden können. Und die 500.000 sind nur die Menschen, die über die Asylschiene gekommen sind.

Es gibt ja insgesamt über 2 Millionen Menschen, die dann gekommen sind, um hier zu arbeiten. Eheburger und andere. Und was für ein Kapazität hat das Land, um Menschen irgendwie zu assimilieren oder zu absorbieren? Oder einfach… Also das glaube ich nicht, das hat man überall gesehen. Und man muss sich auch fragen, warum kommen ja 350.000 Erstanträge in Deutschland oder nicht in Frankreich oder in Spanien? Warum kommen die Leute nach Deutschland? Wir sind ja das Land in Europa, das insbesondere das große Asyl- und Migrationsthema hat. Die große Migration hat. Es gibt mehrere sogenannten Pull-Factoren.

Also zu meinem gibt es hier schon Communities. Es gibt um 500.000 Afghans zum Beispiel, vielleicht auch noch mehr in Deutschland. Ungefähr eine halbe Million ist richtig. Ja, eine halbe Million. Und dann wenn man aus Afghanistan nach Europa kommen will, dann schaut man sich im Internet herum und findet man Freunde oder Bekannte und so weiter. Und so vor allem. Syrer gibt es über eine Million und so weiter. Nordafrikaner, Afrikaner und was weiß ich. Das ist das eine. Das andere ist, es ist einfach hierher zu kommen.

Man bekommt das Bürgegeld ist quasi bedienungslos. Ich glaube, von Oberwestern Gerichtshof ist das bestätigt worden. Dann bekommt man eine gratis Wohnung. Man bekommt die Regiekosten bezahlt. Das ist nicht viel Geld. Da kann man ja keine Luxusleben rausmachen. Aber das ist schon auch mehr, als man sonst wo bekommen kann. Und es gibt mehrere Faktoren. Man muss sich das systematisch angehen. Aber die Debatte ist immer ein bisschen, wie Sie ganz richtig gesagt haben, die ist immer so, das ist ein Mix von Fachkräften, Migrationen und Asylmigrationen. Das sind doch ja völlig verschiedene Dinge. Weil Asyl etwas ist, das Leute beantragen. Wenn wiederum Fachkräfte etwas ist, wo wir doch als Land klar definieren müssen, wen wir eigentlich wollen. Eben, ja. Also das sind zwar grundsätzlich unterschiedliche Dinge.


Aber hier ist alles ganz anders. Der Streit bei Illner von gestern Abend war selbst diese bekloppte Woche ein neuer Kulminationspunkt.

Die Uneinsichtigkeit der Grünen auf der einen und die totale Hysterie auf der anderen. Allein, dass Frau Lang (Grüne) wenigstens einmal kurz ansprach, dass doch schließlich in all diesen Diskussionen von Menschen die Rede wäre, war mir ein Trost. Die anderen zuckten angesichts solcher gelassen ausgesprochenen und für hiesige Verhältnisse unglaublichen Wahrheit von vielen wohl unbemerkt förmlich zusammen. Sogar Christdemokrat Linnemann.

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Horst Schulte
Herausgeber, Blogger, Autor und Hobby-Fotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 70 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt in Bedburg, nicht weit von Köln entfernt. Meine Themen sind Politik und ihre Auswirkungen auf unsere Gesellschaft und ein wenig mehr.

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