Der Wirtschaftspolitik des Hauses Habeck wird in gewissen Kreisen (einschließlich Teilen der Union) im Prinzip fast zu 100 % die Schuld an der wirtschaftlichen Krise gegeben. Der von Russland angezettelte Krieg, seine Konsequenzen oder die Auswirkung der notwendigen grünen Transformation der deutschen Wirtschaft im Lichte der Klimakrise, stehen nicht nur nicht hoch im Kurs, die damit verbundenen und wohl auch unvermeidlichen Auswirkungen werden insbesondere den Grünen angelastet. Das ist ein Stück weit unfair, aber kaum noch zu beeinflussen.
Das Bruttoinlandsprodukt (kurz: BIP)
Die BIP-Statistiken (also nicht pro Kopf und kaufkraftbereinigt), sehen Deutschland (noch) auf Platz 3 des globalen Rankings. Diese Position haben wir erst in jüngster Vergangenheit von Japan übernommen.
Das BIP pro Kopf ist ein wirtschaftlicher Indikator, der als Maß für den durchschnittlichen Wohlstand einer Bevölkerung dient. Es wird berechnet, indem das BIP eines Landes durch dessen Einwohnerzahl dividiert wird.
Schlechte Zahlen
Die aktuellen Zahlen des DIW weisen für dieses Jahr nur mehr ein Wirtschaftswachstum von wenig über 0 % aus. Manche Institute prognostizieren ein negatives Wachstum. Daran ist (selbstredend) die Ampelregierung schuld, vor allem der grüne Wirtschaftsminister. Besonders kritische Stimmen verweisen darauf, dass wir dem von Japan „geklauten“ 3. Rang im BIP-Ranking nicht zu viel Bedeutung beimessen sollten. Das sehe ich persönlich auch so. Aber aus anderen Gründen. Man verweist auf eine andere Messgröße. Wohl auch aus Böswilligkeit. Im BIP-Pro-Kopf-Vergleich läge die Wahrheit, so die Behauptung. Und man geht noch weiter, man möchte diesen Wert dann auch bitte inflationsbereinigt!
Es gibt noch schlechtere Werte, die allerdings…
Das „Manager Magazin“ hat anhand neuer Daten des World Economic Outlook und des Internationalen Währungsfonds (IWF) – sie stammen, glaube ich, aus April d.Js.) festgestellt, dass unser Land in dieser reinsten aller BIP-Betrachtungen sich nicht mehr unter den Top 20 – Ländern befindet. Wir landen demnach auf dem 21. Rang. Huhu, ganz schlimm.
Mich erinnert die seltsame Diskussion ums BIP bzw. den anderen Arten ein wenig daran, wie das Buch der TAZ-Redakteurin Ulrike Hermann rezipiert wurde. Der Buchtitel lautet: „Das Ende des Kapitalismus„. Frau Hermann stellte die Frage, ob wir mit einem Lebensstandard von 1978 nicht auch gut leben könnten. Soweit sind wir bis jetzt nicht. Aber die Richtung stimmt, wie uns allen voran diese tolle Opposition täglich frisch auftischt. Alles gerät ins Rutschen und auch am Untergang der deutschen Autoindustrie ist die Ampel schuld. Schließlich steht sie federführend für das Verbrenneraus. Oder?
Da in einigen Tweets schon der Teufel an die Wand gemalt und zum Beweis auf den Artikel des „Manager Magazins“ rekurriert wird, habe ich mich gefragt, wie sich diese einzig wahren BIP-Pro-Kopf-Werte denn über einen etwas längeren Zeitraum entwickelt haben mögen.
… auch früher schon schlecht waren
Dazu habe ich die Daten aus der Wikipedia herangezogen und mir die Länderrankings für einen Teil von 1990 bis 2020 angesehen. Das Ergebnis lag im Falle Deutschlands wohl noch nie auch nur in der Nähe eines guten Wertes, sag ich mal.
Interessant sind die Sprünge von Irland oder Singapur. Aber das nur nebenbei. Google bietet sicher auch dafür Erklärungen.
Das deutsche Ranking bzw. die Veränderungen nahmen sich bescheiden aus. Sie lagen von 1990, Platz 18, 2000, Platz 20 und 2020 wieder Platz 18. Jetzt, in 2024 befinden wir uns auf Platz 21.
Wir sprechen lieber über das BIP in seiner „puren“ Form. Denn die Union hat ja schließlich auch in jüngster Vergangenheit noch mit dem Slogan: „Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“ für sich geworben. Aber das mit dem „WIR“ war immer schon so eine Sache.
Wie sollte das WIR von denen verstanden werden, die Schröders Agenda ertragen mussten und die das Lob der Merkel-Regierung für den Turbo des Kapitalismus hörten, der direkt hinein in einen riesigen Niedriglohnsektor führte?
Dann kam die Migrationskrise. Zuerst ließen sich die gewaltigen finanziellen Ausgaben anhand der wirtschaftlichen Lage, vor allem aber aufgrund der Niedrigzinspolitik der EZB, wegstecken. Es war allerdings nicht drin, dass es den Bürgern im Land so gut ging wie den Menschen in den Ländern, die in diesem – ich sage einmal – eher versteckten BIP-Ranking deutlich vorn lagen.
Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben?
Wenn viele Menschen im Niedriglohnsektor arbeiten und so viele staatlich alimentierte Ausländer im Wesentlichen durch staatliche Hilfe über die Runden kommen, hat das Auswirkungen auf das Pro-Kopf-BIP, zumal dann, wenn die Werte auch noch inflationsbereinigt sind.
Ein hohes BIP ist offenbar kein Nachweis von Wohlstand. Teile, die die Güte des Lebensstandards ausmachen, werden berücksichtigt. Deshalb ist es wichtig, die Daten inflationsbereinigt zu betrachten. Vermutlich ist der sogenannte Gini-Koeffizient an dieser Stelle aussagefähiger. Die Aussagen des BIP werden es vermutlich auch dann nicht bringen, wenn dieses pro Kopf und inflationsbereinigt dargestellt werden.
Ich gehe davon aus, dass die Zahl der Mindestlohnbezieher und Bürgergeldempfänger diese Statistikgrößen beeinflussen und sie deshalb nur dann aus der Tasche gezogen werden, wenn man der Bundesregierung damit einen weiteren Hieb versetzen kann. Und das zählt ja derzeit zum guten Ton.
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