Deutschlands Finanzdilemma: Zwischen Schuldenbremse und Reformstau

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Die aktuelle politische und finanzielle Lage Deutschlands erfordert dringend Reformen, insbesondere im Bereich der Schuldenbremse und des Rentensystems, wobei Neuwahlen als möglicher Ausweg diskutiert werden.

Vielleicht wäre es eine gute Idee, jetzt Neuwahlen zu ermög­li­chen. So wie die Lage ist, kön­nen wir von die­ser Regierung nichts mehr erwar­ten. Um den Weg frei­zu­ma­chen, müss­ten die Ampel-Parteien über ihren Schatten sprin­gen und die Interessen des Landes vor die ihres Führungspersonals und ihrer Parteien stel­len. «Wie unrea­lis­tisch ist das denn?», wer­den sich vie­le fragen.

Es ist so, dass die meis­ten Experten in die­ser Lage für eine Veränderung der Schuldenbremse plä­die­ren (nicht für die Abschaffung!) und eine NEUE Regierung die so gewon­ne­nen Spielräume nicht für kon­sum­ti­ve, son­dern aus­schließ­lich für die Instandsetzung unse­rer brach­lie­gen­den Infrastruktur ein­set­zen wür­de, dürf­ten die meis­ten damit kei­ne Probleme haben, zumal die Ergebnisse der Neuwahlen links-grü­ne Politikansätze kaum noch berück­sich­ti­gen wird. Egal, ob es nun die SPD oder die Grünen sind, die Deutschland mit der Union regie­ren wer­den. Es wird einen radi­ka­len Wechsel geben (müs­sen). Der schließt das Schleifen des Sozialstaates mit ein. Zudem muss ein neu­er Ansatz im Hinblick auf die viel zu teu­re Alimentierung der hohen Anzahl von Migranten und Flüchtlingen gefun­den wer­den. Dänemark hat als ein­zi­ges Land der EU ver­stan­den, dass ein Sozialstaat auf Sicht zer­stört wird, wenn Menschen aus ande­ren Ländern bei­trags­frei ali­men­tiert wer­den. Das ist bru­tal aber wahr.

Sollte es aber dazu kom­men, dass die­se Koalition ihr Werk voll­endet und wir uns die­ses Affentheater bis zum Herbst 2025 wei­ter­hin zumu­ten las­sen, wird es für die not­wen­di­ge Zweitdrittelmehrheit im Bundestag, um die Schuldenbremse zu refor­mie­ren, kei­ne Spielräume geben. Ich erwar­te, dass AfD und BSW der Änderung allein schon des­halb nicht zustim­men, weil bei­de Parteien prin­zi­pi­ell dage­gen sind. Allein dar­aus – aus dem Dagegensein – bezie­hen sie ihre «Daseinsberechtigung». Leider erken­nen ins­be­son­de­re die Wähler im Osten die hoh­len Phrasen nicht. Andersherum fra­ge ich mich: Wie groß muss die Verzweiflung dort eigent­lich sein?

Es sind die Meister der Fake News, die zum Glück mit ihren Einlassungen fast nur noch in öster­rei­chi­schen oder spe­zi­el­len, rech­ten Formaten in Deutschland die Aufwertung rech­ter Narrative betreibt. In der Talkshow «Talk im Hangar 7» (ver­linkt) behaup­tet Tichy, die Grünen wür­den CO₂ redu­zie­ren, indem sie bewusst die Deindustrialisierung Deutschlands betrei­be. Das ist eine Tichy – Verschwörungstheorie der übels­ten Sorte. Aber sei­ne Leser sind das gewöhnt, sie zwei­feln nicht an den Worten ihres Meisters. Solche Lügen könn­ten Resultat einer intel­lek­tu­el­len Isolation sein, der sich Tichy seit Jahren durch sei­ne ein­sei­tig links-grün-feind­li­che Sicht auf Deutschland aus­ge­setzt sieht. 

Die Linken (Grüne sind ja seit eini­ger Zeit in den Augen aller Rechten auch wie­der nur noch Linke) kön­nen nicht mit Geld umge­hen. Der Blödsinn ist weder neu noch zutref­fend. Aber gut, las­sen wir den Rechten ihr bewähr­te bewähr­ten Geschichtchen. Wenn es aller­dings um die Schuldenbremse geht und um den fal­schen Umgang damit, fällt mir dazu aller­dings immer nur ein Name ein. Der ist: Christian Lindner. 

Tichy behaup­tet, dass sich in Deutschland die Steuereinnahmen seit Corona fast ver­dop­pelt hät­ten. Diese in mei­nen Augen fal­sche Aussage soll sei­ne Geschichte von der Geldverschwendung durch die (links­do­mi­nier­te) Ampel ver­stär­ken. Erweitert man den Zeitraum um – sagen wir – 10 Jahre, ist die Aussage aller­dings nicht falsch, jeden­falls wenn man die Steuereinnahmen seit Beginn der 2010er Jahre anschaut. 2010 lagen sie noch bei 530 Mrd. EUR, im Jahr 2023 betru­gen sie bei­na­he 916 Mrd. EUR. Warum rei­chen die­se gewal­ti­gen Beträge nicht, um ohne neue Schulden aus­zu­kom­men? Allein die­se ful­mi­nan­te Entwicklung der Steuereinnahmen hät­te nun wahr­haf­tig genü­gend Reserven für Infrastrukturmaßnahmen gebo­ten. Leider wur­de ab 2015 viel Geld für ganz ande­re Belange benö­tigt. Zudem haben wir erlebt, dass das Geld in ande­re Projekte geflos­sen ist. Mit Ausnahme eini­ger mehr oder weni­ger ein­fluss­ar­mer Ökonomen und Wirtschaftsjournalisten waren kri­ti­sche Bemerkungen zum Umgang mit den Staatsfinanzen kaum hör­bar. Es gab sie – sie waren jedoch viel zu leise.

Die Zuschüsse von Steuermitteln in die Rente wuch­sen von Jahr zu Jahr. Der Sozialetat wur­de nicht nur des­halb mas­siv aus­ge­wei­tet. Wir wis­sen, dass die Spielräume durch unse­re Sozialleistungen (einschl. Verpflichtungen der Renten- und Pensionskassen) gra­vie­rend redu­ziert wur­den. Die Infrastruktur ver­fiel mehr und mehr. Wir haben das durch­aus wahr­ge­nom­men, geme­ckert wur­de aber kaum. So sind wir – die Deutschen. Hoffentlich ist es jetzt, vor dem Hintergrund weit­rei­chen­der Veränderungen, für eine Aufholjagd nicht zu spät. 

Außerdem gab es ja die­se Projekte, an denen sich Opposition und Wirtschaftsjournalisten im Sinne einer kri­ti­schen Auseinandersetzung ergöt­zen konnten.

Die Rente mit 63, die Mütterrente sind Beispiele, die immer wie­der kri­tisch ange­führt wer­den. Im Jahr 2023 wur­den an die betref­fen­den Menschen (Rente mit 63) in Deutschland ca. 46,3 Mrd. EUR aus­ge­zahlt. Da die Betroffenen min­des­tens 45 Jahre in die Rentenkasse ein­ge­zahlt haben, sind ihre Altersgelder zudem auch noch beson­ders hoch. 

Meine Frau und ich sind Profiteure der Maßnahme.

Laut einer Studie der Prognos AG müs­sen die Beitragszahler allein bis 2035 fast 140 Milliarden Euro zusätz­lich für die Rente mit 63 bezah­len. Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft hat eine ande­re, schon älte­re Studie zum Thema Renten, kom­men­tiert. Danach wird die Finanzierungslücke bis zum Jahr 2040 83 Mrd. EUR betra­gen. Zum Zeitpunkt (2016) war die wirt­schaft­li­che Lage noch robust und gut. 

Vermutlich spie­gelt sich die neue Lage schon bald wider. Die Lücke wird sehr viel frü­her offen­sicht­lich, den­ke ich. Allerdings lese ich – wie zum Trotz -, dass die Renten auch im Jahr 2025 um 4,57 % stei­gen sol­len. Nun, wem das nicht plau­si­bel ist, der wird auch nicht ver­ste­hen, dass bei VW Massenentlassungen und Werksschließungen anste­hen, wäh­rend der dor­ti­ge Betriebsrat aktu­ell über eine 7%ige Lohnerhöhung für die «Überlebenden» fordert. 

Was soll man dazu noch sagen? 

Eine ordent­li­che Rentenreform schließt in mei­nen Augen die Bereitschaft zum Verzicht ein. 

Damit mei­ne ich nicht die Menschen, die heu­te schon nicht mit ihren Minirenten aus­kom­men, son­dern die vie­len Millionen (inkl. Beamte natür­lich), die ver­gleichs­wei­se kom­for­ta­bel leben kön­nen. Ich zäh­le mich dazu. Trotzdem habe ich mich geär­gert, als ich heu­te den kon­kre­ten Wert der Erhöhung mei­ner Zusatzbeiträge für die Krankenkasse erfah­ren habe. Über 60 % mehr. Das macht es in mei­nem Fall aus, wenn der bis­he­ri­ge Satz von 1,98 % auf nun­mehr 3,28 % erhöht wird. Das macht schlap­pe 18,23 EUR pro Monat mehr. Da hät­te ich mir die Pro-Version von Perplexcity wohl lie­ber ver­knif­fen! Das kommt davon…, wenn man die Daten sei­nes Haushalts aus den Augen verliert.

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8 Gedanken zu „Deutschlands Finanzdilemma: Zwischen Schuldenbremse und Reformstau“

  1. Also «Sozialstaat schlei­fen» wird wohl nicht kom­men, auch nicht mit einer nächs­ten Regierung! Denn «Sozialstaat» ist hier Staatsraison – ver­mut­lich weit mehr als die Solidarität mit Israel.
    Grade im DLF Argumente gegen «Neuwahlen jetzt» gehört: Bringt kei­ne Verbesserung in nächs­ter Zeit, son­dern Unruhe und Chaos in aktu­ell recht gefähr­li­chen Zeiten (rund um Wahl USA).
    Was da rund um VW läuft, ver­ste­he ich auch nicht! Da for­dert ein Ministerpräsident ein Konzept von VW, wie alles unter Werkserhalt und ohne Kündigungen wei­ter gehen könn­te – was ist denn DAS für eine Spinnerei! VW hat es ver­säumt, recht­zei­tig bezahl­ba­re E‑Autos anzu­bie­ten und will/​kann das auch jetzt nicht – also ist Gesundschrumpfen das ein­zi­ge, was bleibt! Mit Prämien und Subventionen den Status Quo erhal­ten zu wol­len, ist eine teu­re Verlängerung des Übels, kei­ne sinn­vol­le Zukunftsinvestition!

    Du auch Perplexity pro? Ich finds toll! 🙂 Da wun­dert mich auch nicht, dass OpenAI mit einer eige­nen Suchfunktion auf sich war­ten lässt – braucht man nicht, ist ja bereits per Perplexity vor­han­den und rich­tig gut. 

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