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Schuldenbremse, Bürokratie und die fatalen Narrative einer verantwortungslosen Unionspolitik: Wer führt hier wirklich und mit welchem Ziel?

Medien und Politiker beein­flus­sen die Wahrnehmung der Wirtschaftslage, wäh­rend grund­le­gen­de Entscheidungen blo­ckiert bleiben.

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Shit! Jetzt ist es pas­siert. Die Stimmung sei – so die freie Wirtschaftsjournalistin Weidenfeld bei Phoenix – angeb­lich bes­ser als die Lage. Von die­ser Dame durf­te ich aber nichts ande­res erwarten. 

Auf dem Wutzettel aller neo­li­be­ra­len Kämpfer steht jede Form lin­ker oder grü­ner Politik an der Top-​Position. In den ver­gan­ge­nen Wochen hat­ten wir das in unse­ren Medien noch anders­her­um geflüs­tert bekom­men. Nun ist es also rich­tig schlimm. Wenige Wochen gin­gen seit­her ins Land. So schnell ändert sich alles!

Experten erre­gen sich dar­über, dass in unse­ren Amtsstuben noch immer gefaxt wird. Ja, furcht­bar. Man ergeht sich im Wehklagen über eine über­bor­den­de Bürokratie. Das ist ein so belieb­tes Thema, weil jeder sei­nen Beitrag leis­ten und wil­de Schimpfkanonaden star­ten kann.

Dabei geht es um Entscheidungen, die in der Ampel nicht getrof­fen wer­den kön­nen, weil die Union, die u.U. schon bald die Amtsgeschäfte über­neh­men wird, nicht dazu bereit ist, die drin­gend nöti­gen Mittel für Infrastrukturmaßnahmen durch eine Anpassung der Schuldenbremse zu erlau­ben. Dabei darf man sicher sein, dass eine der ers­ten Maßnahmen der dann uni­ons­ge­führ­ten Regierung dar­in bestehen wird, die Schuldenbremse zu ver­än­dern. Halten sie das Verhalten der Union wie ich für unse­ri­ös oder möch­ten Sie gegen mei­ne Aussage wetten?

Die Wirtschaft – ver­zei­hen Sie mir, dass ich das hier so unver­blümt schrei­be – wit­tert in die­sen Zeiten Morgenluft. Ich fin­de, man kann das auch am Grundrauschen die­ser mas­si­ven Unzufriedenheit erken­nen, die viel zu kate­go­risch auf die Nichtleistung der aktu­el­len Bundesregierung reflek­tiert, um für mich glaub­wür­dig zu sein. Man kann eben nie genug kla­gen. Manche haben es dabei zur Meisterschaft gebracht. Ich fin­de die Bereitschaft unse­rer Bevölkerung, die ein­sei­ti­gen Narrative ohne Wenn und Aber zu über­neh­men, beschämend.

Deutschland ist bekannt für sei­ne wett­be­werbs­fä­hi­ge und hoch­ent­wi­ckel­te Industrie, ins­be­son­de­re in den Bereichen Maschinenbau, Automobilbau, Chemie und Elektronik. Diese Sektoren haben glo­bal eine star­ke Nachfrage. Der Status quo war bedingt durch posi­ti­ve Erfahrungen der Kunden die­ser Sektoren. 

Man hört, die schlech­te Lage unse­rer Wirtschaft hät­te vor allem damit zu tun, dass der Industrieanteil im Vergleich zu ande­ren euro­päi­schen Ländern so hoch ist. Der Anteil der deut­schen Industrie betrug in guten Zeiten ca. 24 % des BIP.

»Made in Germany« galt etwas. Innerhalb weni­ger Jahre (es sol­len die letz­ten 3 unter der Ampel-​Regierung gewe­sen sein) hat sich das – glaubt man den Protagonisten unse­rer Expertenzirkel und Zurufen aus der Wirtschaft – fun­da­men­tal ver­än­dert. Entscheidungen gegen den Standort Deutschland sind inzwi­schen an der Tagesordnung. Zeitungsberichte über Entlassungen und Werkschließungen und Verlagerungen wer­den im Internet geteilt, um die Unfähigkeit die­ser Bundesregierung zu bele­gen. Nichts ist den Protagonisten der Union, der AfD und des BSW zu bil­lig, die ange­sichts der Lage ihr poli­ti­sche Giftsuppe kochen.

Bei allen Betrachtungen spielt kei­ne Rolle mehr, was wir vor weni­gen Jahren noch als Erklärung für die Überlegenheit der deut­schen Wirtschaft mit bei­na­he bedau­ern­dem Unterton aus Politik und Wirtschaft zu hören beka­men. Es ging um die hohen Exportüberschüsse, die die deut­sche Wirtschaft pri­mär auf­grund der nied­ri­gen Zinsen erzie­len konnte.

Nach der Finanzkrise 2008 pro­fi­tier­te Deutschland stark von der Zinspolitik der EZB. 

Die nied­ri­gen Zinsen, die durch die expan­si­ve Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) unter­stützt wur­den, ermög­lich­ten es deut­schen Unternehmen, güns­ti­ge Kredite auf­zu­neh­men. Dadurch konn­ten sie Investitionen in neue Produktionsanlagen, Technologien und Exportkapazitäten täti­gen, was ihre inter­na­tio­na­le Wettbewerbsfähigkeit stärk­te und ihre Exportzahlen för­der­te. Dieser Vorzug wur­de im Ausland nicht son­der­lich geschätzt. Man emp­fand die­se Lage als unfair.

Durch die Niedrigzinspolitik blieb der Euro im Vergleich zu ande­ren Währungen, wie dem US-​Dollar, rela­tiv schwach. Ein schwä­che­rer Euro ver­bil­lig­te deut­sche Exporte für Länder außer­halb der Eurozone, da deren Produkte in ande­ren Währungen güns­ti­ger wur­den. Das hat die Nachfrage nach deut­schen Waren welt­weit verstärkt.

Die nied­ri­gen Zinsen in vie­len Industrieländern führ­ten zu einer Lockerung der Geldpolitik und tru­gen so zu einer wirt­schaft­li­chen Erholung nach der Finanzkrise bei. Diese Erholung stärk­te die Nachfrage nach deut­schen Exportgütern, da Länder wie die USA, China und ande­re wich­ti­ge Handelspartner in der Lage waren, mehr zu importieren.

Das Niedrigzinsumfeld in ande­ren Ländern führ­te dazu, dass Kapitalanleger aus dem Ausland in deut­sche Vermögenswerte inves­tier­ten, weil Deutschland als siche­rer Hafen galt. Dies hat den Kapitalzufluss erhöht, was die inlän­di­sche Wirtschaft gestärkt hat und somit indi­rekt die Exportwirtschaft unterstützt.

Der Höhepunkt der Handelsbilanzüberschüsse fand in den Jahren 2015 bis 2017 statt. Schon in den 2010er Jahren gab es aber bereits hohe Exportüberschüsse.

Der Einfluss geo­po­li­ti­scher Veränderungen wird eben­so nicht in dem Maße in den Diskussionen berück­sich­tigt, wie das ver­mut­lich sein soll­te. Die Spannungen zwi­schen den USA und China spie­len eine Rolle, aber lei­der auch die für Deutschland sehr rele­van­ten Zolldebatten um euro­päi­sche Importe aus China.

Der Euro hat den Handel inner­halb der EU erleich­tert. Dass die Währung schwach ist, führ­te auch in den Wirtschaftsbeziehungen mit ande­ren Ländern zu Vorteilen. 

Ich bin kein Anhänger der für mich viel zu posi­ti­ven Sicht auf »die Erfolge« der Schröder-​Agenda. Dieses Land hat sich durch die von der Wirtschaft bis heu­te beju­bel­te Agenda nega­tiv ver­än­dert. Dabei erzählt man uns immer wie­der das Gegenteil. Nach den 2010er Jahren gab es über lan­ge Zeit einen erheb­li­chen Lohnverzicht der Arbeitnehmerschaft in Deutschland. Der Niedriglohnbereich hat auch Auswirkungen auf das all­seits beklag­te deut­sche Rentenniveau. Auf die­ser Entwicklung beru­hen ande­rer­seits hohe Gewinne der Wirtschaft über vie­le Jahre. 

Der Binnenkonsum wird von der Stimmung im Land beein­träch­tigt. Insofern muss ich davon aus­ge­hen, dass die Stimmung schlecht ist. Ist das eine Überraschung? Nee, die Stimmung war bis­her ja bes­ser als die Lage. Wir ler­nen: Es kann schlim­mer wer­den. Man muss nur mit »dem rich­ti­gen Blick« auf die Lage im Land schau­en. Dieser Blick wird gelenkt von Union, AfD und BSW. Willige Helfer sind Springer und alle Medien, die kei­ner­lei Verantwortungsgefühl besit­zen. Natürlich nur, solan­ge die Union noch nicht an der Macht ist.

Meine Gedanken habe ich des­halb auf­ge­schrie­ben, weil in den Betrachtungen der aktu­el­len Lage unse­res Landes bestimm­te Sachverhalte kaum Erwähnung fin­den. Dazu zählt nicht bloß die ver­teu­er­te Energie und struk­tu­rel­le Nachteile, die natür­lich nicht nur die deut­sche Industrie tref­fen. Der Staat hat Lücken zu schlie­ßen, die über vie­le Jahre des­halb nicht ent­stan­den waren, weil auf­grund der nied­ri­gen Zinsen u.a. die Schulden trotz Ausweitung des Sozialstaates im Griff gehal­ten wer­den konn­ten. Jetzt muss der Finanzminister plötz­lich wie­der Milliarden von EUR für den Schuldendienst auf­brin­gen. Die CDU/​SPD-​Merkel-​Regierung hat die Spielräume durch ihr Handeln dra­ma­tisch verengt.

Hat der Kanzler denn nicht recht?
Olaf Scholz und die Übellaunigkeit in Deutschland: Ach, immer nur meckern! – Kolumne – DER SPIEGEL ($)

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4 Gedanken zu „Schuldenbremse, Bürokratie und die fatalen Narrative einer verantwortungslosen Unionspolitik: Wer führt hier wirklich und mit welchem Ziel?“

  1. Heute ein „Off Topic” Kommentar von mir. Du hast das Aussehen dei­ner Website geän­dert. Das machst du ja öfters. Das jet­zi­ge Aussehen ist aller­dings außer­ge­wöhn­lich. Solch schma­le Inhaltsspalte sieht man, außer bei Rich Tabor und Anders Noren sonst nicht. Sieht aber gut aus. Auch wenn ich mir mei­ne Seite so nicht vor­stel­len kann.

  2. Bestenfalls schrump­fen wir uns auf­grund des Fachkräftemangels und feh­len­der Aufträge gesund 🙂
    Nein, Im Ernst, ih den­ke auch nicht, dass der Ampel ein Alleinverschulden der Wirtschaftskrise vor­zu­wer­fen ist. Zwei Dinge sind jedoch exis­ten­zi­ell für ein Wirtschaftswachstum. Das ist zum einen bil­li­ge Energie, die­se Zeiten sind spä­tes­tens mit Sprengung von Nord-​Stream (böse Zunge behaup­ten, die USA hät­ten durch die Abkopplung vom bil­li­gen Gas letzt­end­lich das erreicht was sie errei­chen woll­ten) vor­bei und Verlässlichkeit in den Handlungen. Da aller­dings sehe ich tat­säch­lich ein Teil der Schuld beim Wirtschaftsminister. Die Verlässlichkeit for­dern Unternehmen und Verbraucher ein. Dabei ist ein Rückzug auch nicht immer poli­tisch bedingt, nichts­des­to­trotz sind es poli­ti­sche Fehler, die dazu führen. 

    Thyssen Krupp zieht ver­mut­lich sei­nen Green Deal zurück, hat aber trotz­dem 2 Milliarden an Steuergeldern kas­siert, um damit jetzt ver­mut­lich Sozialpläne zu bezah­len. Das hät­te nicht pas­sie­ren dürfen. 

    Die Liste ver­schwen­de­ter Steuergelder lie­ße sich fort­set­zen. Meyer Werft, Energieunternehmen und Banken, gepam­pert durch die Regierung.

    Schuld trägt aber auch die Opposition. Merz ver­kün­det laut­stark alle Gesetze nach sei­ner Inthronisierung im nächs­ten Jahr rück­gän­gig machen zu wol­len. Vermutlich wer­den sich also Unternehmen und Verbraucher in Investitionen noch mehr zurück­hal­ten und das lässt auch für das nächs­te Jahr nichts Gutes hoffen.

🫶 Freundlichkeit ist Revolution im Kleinen.

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