Die Meinungsfreiheit ist eine der zentralen Säulen unserer Demokratie. Sie erlaubt es jedem Einzelnen, Gedanken, Überzeugungen und Kritik frei zu äußern – eine Voraussetzung, ohne die demokratische Prozesse kaum vorstellbar wären. Doch in der Praxis erleben wir, dass dieses Recht oft missverstanden wird. Beleidigungen, Verleumdungen und die Verbreitung von Lügen sind keine Ausdrucksformen der Meinungsfreiheit, sondern Angriffe auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Besonders deutlich wird dies im Kontext von Social Media, wo Grenzen oft verschwimmen.
Von Leserbriefen zu Social Media: Die Evolution der Meinungsäußerung
Die Gelegenheit, sich allen Frust (wie selten sind wir dabei konstruktiv?) von der Seele zu schreiben, nutzen Millionen von Menschen. Früher ™ waren die Instrumente limitiert. Es gab Leserbriefe und eher intime Gespräche an den Stammtischen der Republik. Wir empfinden es heute als normal, dass wir nicht mehr nur Empfänger sind, sondern zum Sender avanciert sind. Die Nutzung von Blogs und Social Media hat im Vergleich Stammtischtiraden einen hohen Einfluss auf unser Miteinander. Dass viele das nicht wahrhaben möchten, kann sehr unterschiedliche Ursachen haben. Unter anderem sicherlich die, dass keiner mehr auf diese Möglichkeiten verzichten möchte. Dabei sind manchem Zeitgenossen über die massive Veränderung der Kommunikationsmöglichkeiten Hören und Sehen vergangen.
Politiker und Verbalinjurien: Wenn die Justiz einschreiten muss
Wir wissen, dass Politiker inzwischen zu rigorosen Methoden des Umganges mit diesem Phänomen greifen. Neben Habeck und Baerbock von den Grünen gehört Strack-Zimmermann (FDP) zu den Politikern, die nach Medienberichten die meisten Anzeigen gegen Verbalinjurien aller Art gestellt haben oder haben stellen lassen. Es gibt in unserem Land Start-ups, die mithilfe von KI dem Treiben übereifriger Bürger Einhalt gebieten.
Die Grenzen des Rechtswegs: Nachhaltige Lösungen gesucht
Die Methode mag die Organe der Rechtspflege erfreuen, ich dachte immer, die Gerichte wären ohnehin seit Jahren mit anderen Aufgaben schon stark überlastet. Aber das habe ich sicher wieder missverstanden.
Egal, ob wir die offenen Flanken unserer Demokratie nun dadurch schützen wollen, dass wir Polizei, Staatsanwaltschaften und Richter mit Klagen überziehen und diese im Rahmen ihrer Möglichkeiten ihren Job vereinzelt übertreiben, die Methode an sich scheint auch keine nachhaltige Lösung zu sein. Jedenfalls fördern Fachleute immer wieder bedenkenswertes zutage.
Medienkompetenz statt dickes Fell?
Ob wir langfristig wieder zu einem netteren Umgang miteinander kommen, der auf höhere Medienkompetenz basiert, steht zu bezweifeln. Ich glaube eher auch, dass der stetige Umgang mit Social Media mehr bewirken könnte. Am Ende gewöhnen wir uns ja sogar daran oder halten es für doof, uns gegenseitig zu beschimpfen.
Wir brauchen ein dickeres Fell. Das riet mir mein Vater immer wieder, wenn ich als Junge allzu schnell beleidigt gewesen bin. Da habe ich allerdings schlechte Nachrichten. Ich glaube nämlich, dass ich heute noch empfindlicher bin als in meiner Jugendzeit. Es gibt zu viele Zeitgenossen, die einem das einfach machen. Zu viele Bekloppte. Das Komische ist aber, dass die so etwas Ähnliches auch über mich denken.
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