Spotify und die Seele der Musik: Ein persönlicher Blick

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Es han­delt sich bei mei­ner Leseempfehlung um einen lan­gen, inter­es­san­ten Artikel über eine Entwicklung von dem, was wir einst unter dem weit­läu­fi­gen, so viel ver­schie­de­nes umfas­sen­den Begriff „Musik” kennenlernten. 

Die Reporterin Liz Pelly recher­chiert zu den frag­wür­di­gen Methoden des Unternehmens Spotify. So sol­len die belieb­tes­ten Playlists mit Stock-Musik befüllt wor­den sein, die pseud­ony­men Musikern zuge­schrie­ben wird – auch Ghost- oder Fake-Künstler genannt –, ver­mut­lich in dem Bemühen, Lizenzgebühren zu sen­ken. Die Autorin geht unter ande­rem der Frage noch, ob Spotify die Titel mög­li­cher­wei­se selbst erstellt.
The Ghosts in the Machine (har​pers​.org, Englisch)

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Ich nut­ze „Spotify” exzes­siv. Ich fra­ge mich, wie stark die Nutzung des Streamingdienstes für mich selbst schon die Seele des­sen, was ich als Musik ken­nen und lie­ben lern­te, ver­än­dert hat. Vielleicht so, wie es die Techniken, die im Artikel beschrie­ben wer­den, nahelegen?

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Selbstverständlich nut­ze ich Playlists. Viele davon habe ich aller­dings selbst erstellt. Ich bin kein Freund kura­tier­ter Playlists. Da müss­te ich zu viel aussortieren. 

Meine längs­te umfasst deut­lich mehr als 1000 Songs. Sollten sich dar­in Titel befin­den, die zur Beschreibung Liz Pellys pas­sen? Ich fra­ge das des­halb, weil ich die Werke und Künstler, die ich da fin­de, unter Lieblingssongs abge­spei­chert habe. Kann man über­haupt so vie­le Lieblingssongs haben? Macht das etwa einen Teil „des Problems” aus?

Neige ich etwa inzwi­schen dazu, mei­ne Musik nicht mehr bewusst nach den „frü­her” übli­chen Regeln aus­zu­wäh­len (zu schät­zen und zu lie­ben) und sie inzwi­schen ein­fach nur noch zu kon­su­mie­ren? Ich erken­ne jeden­falls das hier auf­ge­zeig­te Risiko. 

Würde ich die Verfügbarkeitsvorteile, die mir ein sol­cher Streamingdienst bie­tet, gegen ein Bewusstsein ein­tau­schen, die Lebensgrundlage von Künstlern und den pro­fun­den Wert ihrer Arbeit für mich als Individuum als auch für unse­re mensch­li­che Kultur auf­ge­ben? Ich fürch­te, ich muss die­se Frage mit NEIN beantworten.


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4 Gedanken zu „Spotify und die Seele der Musik: Ein persönlicher Blick“

  1. Ich habe den ver­link­ten Artikel neu­lich schon gele­sen. Im Grunde beschreibt er die Konsequenz einer Entwicklung, die schon irgend­wann vor ein paar Jahrzehnten begon­nen hat: die umfas­sen­de Industrialisierung des­sen, was einst Musik war. Die end­gül­ti­ge Verramschung von Kultur als x‑beliebige Ware.

    Es ging ja Spotify nie um Musik, den ande­ren Steamingdiensten eben­so­we­nig. Wenn es mög­lich UND vor allem güns­ti­ger wäre, mit der­sel­ben Internettechnologie benutz­te Babywindeln zur sel­ben Zielgruppe zu „strea­men”, dann wür­den all die­se Konzerne noch heu­te Abend umstei­gen auf die neu­en „Inhalte”. Musik und Musiker spie­len in die­sem Geschäft über­haupt kei­ne Rolle, sie sind bes­ten­falls läs­ti­ger Beifang.

    Ich strea­me im Übrigen kei­ne Playlisten, son­der nur Alben (oder auch mal Einzelstücke) von Musikern. Und da ich mich bei Neuentdeckungen immer sofort über die Musiker infor­mie­re, und zwar bei glaub­wür­di­gen Quellen, weil mich deren wei­te­res Schaffen inter­es­sie­ren könn­te, dürf­te ich auch wenig in Gefahr sein, irgend­wel­chen musik­in­dus­tri­el­len Fakes auf­zu­sit­zen und den zuge­hö­ri­gen wert­lo­sen Müll zu konsumieren. 

  2. Als wert­lo­sen Müll – im Gegensatz zu Musik – mei­ne ich künst­lich (KI) gene­rier­te … … musik­ähn­li­che Produkte. Musik, die von Menschen (Musikern) für Menschen gemacht wird, wür­de ich nicht wert­lo­sen Müll nen­nen. Auch dann nicht, wenn sie mir über­haupt nicht gefällt. 

    Gerade eben einen fri­schen Artikel bei Heise gele­sen zum – nicht nur – Spotify-Problem, dass die Algorithmen die­ser Streamingdienste dafür sor­gen, dass die Hörer der Playlisten immer mehr nur noch das­sel­be hören, weil sich die­se Listen natür­lich an den Hörgeschmack anpas­sen. Altes bekann­tes Problem. Man fin­det nix Neues mehr, weil man nur immer mehr vom Selben vor­ge­setzt bekommt.

    Ich mei­ne, ok, ich höre ja auch oft das­sel­be bzw. ähn­li­che Musik zu der, die ich schon ken­ne. Aber ich wäh­le die Musik, die ich höre, immer manu­ell selbst aus und ent­de­cke des­we­gen ganz bewusst neue Sachen.

    Das ein­zi­ge, was ich bei Amazon habe, was sowas ähn­li­ches wie Playlisten sind, sind kom­plet­te Alben, die ich qua­si als Playliste unter ihrem ori­gi­na­len Namen abspei­che­re. Als Favoriten sozu­sa­gen. Das heist dann z.B. „Jethro Tull – Living in the Past” und ist ein­fach das kom­plet­te Album.

    Ich hät­te neu­lich bei­na­he eine Playliste ange­legt mit mei­nen per­sön­li­chen Top-Songs von Porcupine Tree und von Steven Wilson. Hab es aber doch nicht getan, und zwar aus dem Grund, dass ich dann genau in die Gefahr rein­lau­fe, nur noch mei­ne Highlights zu hören und den Rest der jewei­li­gen Alben abseits lie­gen zu las­sen. Was scha­de um die gute Musik wäre, die ich dann nicht mehr hören würde.

    Was die Entwicklung der Musik angeht, glau­be ich, dass sich da nicht mehr viel tut. Irgendetwas sti­lis­tisch wirk­lich Neues, Stilpägendes, ist mir lan­ge nicht mehr begeg­net. Wenn ich mir die ver­schie­de­nen Genres zur Auswahl bei diver­sen Diensten anse­he, sehe ich eigent­lich nichts, was nicht min­des­tens zwan­zig Jahre alt ist. Im Jazz scheint es aller­dings ähn­lich zu sein, auch da fin­de ich seit zahl­rei­chen Jahren nichts gen­re­mä­ßig Neues mehr.

    Die Zeiten, in denen es noch musi­ka­li­sche Aufbrüche zu neu­en Ufern gab, sind min­des­tens seit drei­ßig Jahren vor­bei. Irgendwann war die völ­li­ge Kommerzialisierung durch, es wur­de nur noch Ware pro­du­ziert und Geld ver­dient. Die Musikindustrie hat krea­ti­ve Experimente, das Entdecken von musi­ka­li­schem Neuland abge­würgt, weil es Risiko bedeu­tet. Und Risiko ist (zuerst immer) das Gegenteil von Umsatz. Dazu gehört Mut. Mut ist eben­falls das Gegenteil von Umsatz.

    Und dann kom­men unwei­ger­lich irgend­wann kei­ne krea­ti­ven Talente mehr nach. Weil sie kei­ne Verträge mehr für ihr muti­ges Erforschen neu­er musi­ka­li­scher Wege bekommen.

    Das ist die Konsequenz, mit der wir heu­te lei­der leben müs­sen. Zum Glück gibt es einen uner­mess­li­chen Schatz guter Musik aus vie­len Jahrzehnten der Vergangenheit. 

🪁 Wir sind alle auf derselben Reise.

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