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Blutiger Konflikt im „Ländle“ – Der unsichtbare Krieg der Banden in Baden-Württemberg

Im Großraum Stuttgart eskaliert seit Jahren ein brutaler Konflikt zwischen zwei Jugendbanden mit Migrationshintergrund. Parallel zeigen sich ähnliche Szenen im Ruhrgebiet und Berlin, in denen Clan-Strukturen öffentlich gewalttätig werden. Der Konflikt offenbart, wie tief gesellschaftliche Entfremdung greifen kann.

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Im südwestdeutschen Alltag, dort wo Autobahnen, Industrieanlagen und alte Wohnviertel sich begegnen, spielt sich ein Drama ($) ab, das unsere Gesellschaft erschüttern sollte. Aber auch dieses Thema wird beinahe, so scheint es mir, totgeschwiegen. Alle paar Monate hört man vielleicht mal wieder was von diesen schier unglaublichen „Ereignissen“, dann kehrt wieder Ruhe ein. Natürlich nur medial. Auch das Bild scheint nicht so recht in die heile Landschaft zu passen, die uns von den Antirassisten und anderen Wegsehern suggeriert wird.

Zwei rivalisierende Gruppen junger Männer mit starkem Migrationshintergrund liefern sich einen Bandenkrieg im Raum Stuttgart – ein Konflikt voller Gewalt, Schüsse, Handgranaten und einem schleichenden Verlust des Vertrauens in die öffentliche Ordnung. Wie konnte das passieren? Das kommt davon, wenn man über Probleme partout nicht reden will oder sie mit mehr oder weniger hoch entwickeltem Einfallsreichtum ins Reich der Legenden vertreibt. Erstaunlich, dass das immer noch Erfolg hat.

Die Ermittlungen der Polizei gleichen einem Labyrinth. Niemand redet. Freundschaften und Feindschaften verlaufen entlang unsichtbarer Linien, die tief in Familien, Musikszene und Nachbarschaften reichen. Die Täter werden jünger, die Gewalt brutaler. Die Polizei steht einer Welt gegenüber, die eigene Gesetze kennt und in der Schweigen Schutz bedeutet.

Parallel zu diesen Entwicklungen im Süden lässt sich ein Spiegelbild im Norden erkennen: Im Ruhrgebiet eskalierten im Juni 2023 blutige Auseinandersetzungen zwischen syrischen und türkisch-libanesischen Großfamilien – mit Messern, Macheten, Baseballschlägern und massiver Polizeipräsenz.  In Berlin wurden Mitglieder eines Clans verurteilt, weil sie „aus übersteigertem Geltungsbedürfnis“ mehrere gewalttätige Taten begingen. 

Es geht längst nicht mehr nur um Drogen oder Territorien. Es geht um Ehre, um Status, um das Gefühl, gesehen zu werden. Ein Sprecher des LKA nennt es einen „toxischen Ehrbegriff“. Er trifft damit den Kern – diese jungen Männer kämpfen nicht nur gegeneinander, sie kämpfen gegen das Gefühl, überflüssig zu sein.

Der Staat reagiert mit Sondereinheiten, neuen Strategien, mit harter Hand. Und doch bleibt das Gefühl, er kommt zu spät. Die Gesellschaft sieht zu, vielleicht auch weg. Zwischen Hochhausfassaden, Tankstellen und Schulhöfen verdichtet sich ein anderes Deutschland – eines, das auf keine Schlagzeile wartet, um endlich gehört zu werden.

Was passiert mit einer Gesellschaft, in der junge Menschen ihre Konflikte mit Waffen statt Worten austragen? Wo Zugehörigkeit nur noch in der Gruppe zählt und der Staat zur entfernten, abstrakten Macht geworden ist? Staatlichkeit braucht Präsenz – aber ebenso Verständnis, Geduld, Begegnung.

Wir müssen begreifen, warum diese Gruppen entstehen. Warum sie Anziehungskraft entfalten. Warum sie Identität versprechen, wo sonst nur Leere ist. Wenn wir weiter nur bestrafen, ohne zu verstehen, bleibt der Kreislauf ungebrochen.

Am Ende geht es um uns alle. Um die Stadtteile, die Straßen, das Vertrauen. Um die Frage, ob wir bereit sind, hinzusehen – nicht aus Angst, sondern aus Verantwortung.

Horst Schulte

Herausgeber, Blogger, Amateurfotograf

Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

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